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MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND 2010

1. Woche, 2. Woche, 3. Woche, 4. Woche

Samstag 18. September

Big Bend National Park (75 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Auch heute fuhren wir wieder über 100km im Big Bend NP und unternahmen ein paar kleinere Wanderungen, vor allem in der Nähe des Rio Grande, der aufgrund der ergiebigen Regenfälle der letzten Zeit auch tatsächlich etwas grander war. Ein Teil der Wanderwege waren sogar überflutet...


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Werbung am Rio Grande
Der Tag begann wieder mit dem tollen Frühstück in unserer Lodge und mehreren Vogelspinnen, die uns über den Weg liefen. Inzwischen habe ich meinen Frieden mit ihnen geschlossen: Ich ignoriere sie und sie mich. Unsere Hotelanlage liegt wirklich sehr hübsch in dem malerischen Tal zwischen den Chisos Mountains, und die Lodge verfügt auch über einen netten, kleinen Laden sowie einen Souvenirshop, in dem man bereits einen Weihnachtsbaum bewundern konnte. Entweder sind sie hier einfach nur etwas früh dran oder man sollte animiert werden, ihren Christbaumschmuck zu kaufen, der überwiegend aus riesigen Kruzifixen bestand.

Zum Abschluss standen nur ein paar kleinere Wanderungen zum Rio Grande auf dem Programm, der aufgrund der vielen Regenfälle ziemlich viel Wasser führte. Dennoch überquerten einige Mexikaner in Booten den Fluss, um auf unserer Seite selbstgebastelte Souvenirs in Form von Spinnen und Skorpionen aus Kupferdraht und Glasperlen aufzustellen. Das Geld dafür musste man in Gläsern deponieren, und durchs Fernglas beobachteten sie dann, wer was kauft. Auch die Grenzpolizei hat dabei ein wachsames Auge auf diese (illegalen) Transaktionen, um die Touristen später abzufangen und ihnen ein saftiges Strafgeld aufs Auge zu drücken. Am Rio Grande stand dann - auf der gegenüber liegenden Seite - ein Mexikaner, der lauthals gesungen hat, für Geld, versteht sich. Leider war er nicht besonders gut, was das Vergnügen ebenso getrübt hat wie die Tatsache, dass er nur ein einziges Lied beherrschte. Das nächste Mal sollten wir ihm vielleicht ein Buch mit mexikanischen Volksliedern mitbringen.

Kurz nach Mittag erreichten wir wieder unser Hotel. Während die anderen sich ausgeruht oder an InsideKino gearbeitet haben, trotzte ich allein noch einmal den Bären, Löwen und Spinnen und unternahm eine Wanderung durch unser idyllisches Tal. Am Abend gingen wir zum letzten Mal essen. Die Küche des Restaurants ist ganz gut, die Portionen aber übersichtlich. Zum Dessert hatten wir Pfirsich- und Brombeer-Cobbler, eine Art warmer Kuchen im Glas mit Vanilleeis. Für amerikanische Verhältnisse ganz okay.

Nachdem wir den Sonnenuntergang beobachtet hatten, unternahmen wir noch eine kleine Nachtwanderung, um den spektakulären Sternenhimmel zu beobachten und den Tausenden von Grillen zu lauschen, die uns schon in den Nächten zuvor mit ihrer Musik fast am Einschlafen gehindert hatten.

Sonntag 19. September

Big Bend National Park - Houston (635 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Mit der (langen) Fahrt nach Houston endete "offiziell" unsere Rundreise. Zehn Nationalparks, drei Monster-Wanderungen und 3.980 abgefahrene Meilen (6.405 Kilometer) später freue ich mich, dass die letzten Tage unseres US-Aufenthalts von nun an eher städtisch geprägt sind...

Im Morgengrauen waren wir wieder auf der Straße und wichen den lebensmüden Kaninchen und Wildschweinen aus, die sich dort tummelten. Texas hat uns auch diesmal wieder überrascht - statt der gleißenden Sonne, die man aus den Western kennt, hatten wir immer wieder und sehr ausgiebig Regen. Und natürlich ist alles so grün wie bei uns zu Hause. Vielleicht haben sich früher deshalb so viele deutsche Auswanderer hier niedergelassen, denn wir kamen an Orten mit so heimisch klingenden Namen wie Fredericksburg, Weimar oder New Berlin vorbei.

In Kerrville (berühmt für seine Oldtimer-Ausstellung, die wir leider auslassen mussten) machten wir Halt, um zu Mittag zu essen. Vermutlich zum letzten Mal mexikanisch, wenn auch nicht so gut wie zuvor. Dafür waren der Wirt und seine Kellner ausgesprochen zuvorkommend. Nach elf Stunden kamen wir endlich in Houston an. Unser Hotel ist so riesig, dass man vom einen Ende des Flurs kaum noch das andere erkennen kann, dafür sind die Zimmer klein und die Bäder winzig. Der Innenausstatter war vermutlich gleichzeitig der Buchhalter der Firma, denn in jedem Zimmer hängen exakt die gleichen Bilder - und in jedem Zimmer sogar gleich zwei Stück davon, einmal in groß, dann etwas kleiner. Da hat wohl jemand einen Mengenrabatt abgestaubt. Leider hatten wir wieder einmal Pech mit den Matratzen, die so weich sind, dass wir alle seit zwei Wochen schlecht geschlafen haben und nur noch gekrümmt durch die Gegend laufen. Da freut man sich (fast) schon wieder auf zu Hause...


Montag 20. September

Houston (56 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen meiner in Houston ansässigen Verwandten - immerhin meine nächsten Verwandten väterlicherseits. Ohne sie wäre ich sicherlich nicht schon zum fünften oder sechsten Mal in diesem schwülen Teil Texas'... Heute stand ein reiner Familientag auf dem Programm. Mark G., Paul G. und Bee G. besuchten (mit mir im Schlepptau) zuerst ihre Tante M., die seit vielen Jahren in Houston wohnt und sich wie ihre britische Freundin, die noch länger hier lebt, unermüdlich über das fürchterliche Klima beschwert. Tatsächlich ist es ziemlich schwül, auch wenn es nicht ganz so unangenehm ist, wie ich aufgrund von Mark G.s Warnungen befürchtet hatte, aber wir haben ja auch schon fast Herbst.

Nach dem Lunch holte uns Tante M.s argentinischer Schwiegersohn zu einer Stadtrundfahrt ab, bei der es die meiste Zeit über geregnet hat. So konnten wir zwar nicht aussteigen und uns umschauen, erfuhren aber dennoch eine Menge interessanter Dinge über Houston. Die Stadt ist ähnlich wie L.A. in viele, eigenständige Städte und Gemeinden unterteilt, die jeweils ihre eigene Polizei, Feuerwehr und Verwaltung haben. Öffentlicher Nahverkehr ist praktisch nicht existent, weil man an dem Vorurteil festhält, dass nur arme Menschen Busse und Züge benutzen, und man sie mit dem Bau derselben nicht ermutigen will, nach Houston zu ziehen. Auch eine Art von Logik. Als wir durch eines von mehreren Geschäftszentren fuhren, konnten wir einen Blick auf die vielen Wolkenkratzer werfen, die in nahezu menschenleeren Straßen standen. Klar, bei dem Regen schickt man keinen Hund vor die Tür, aber dennoch kam es uns seltsam vor. Bis wir erfuhren, dass wegen der Hitze und Schwüle alle Häuser durch gigantische, unterirdische Einkaufpassagen verbunden sind, die sich über viele Blocks erstrecken. Schade, dass wir keine Zeit hatten, sie zu besuchen. Faszinierend war auch, dass es ein Viertel gibt, in dem sich ein Krankenhaus an das andere reiht, riesige Hochhäuser voller Kliniken, Forschungslabore und Hospitäler, so groß wie eine Kleinstadt in Deutschland. Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, wo man gute Chancen hat, nach einem Autounfall schnell und perfekt versorgt zu werden, dann hier. Solange sich die Krankenhäuser nicht darum streiten, wer einen behandeln darf...

Dienstag 21. September

Houston - Niagara Falls

Mark G.

Pi-Jay

Dieser lange Tag begann schon um 03.30 Uhr. Denn unser Flug nach Buffalo (mit Umsteigen in Charlotte) war für 07.10 Uhr angesetzt, davor musste ja auch noch Moby Dick an der Mietwagenstation abgegeben werden... Ein heftiges Gewitter vereinfachte die Dinge auch nicht gerade...

Nach der Ankunft in Buffalo musste noch die Fahrt nach Niagara Falls (ein Muss für das Silberhochzeit feiernde Paar Paul G. & Bee G.) organisiert werden, aber schon gegen 15.00 Uhr konnten wir einen ersten Blick auf die Wassermassen werfen (mein zweiter nach 32 Jahren)...




Als wir kurz vor fünf Uhr früh aufbrachen, hatten wir immer noch 25 Grad Celsius - und heftigen Regen, der dem Ausläufer eines Hurrikans zu verdanken ist. Schwül war es natürlich ebenfalls, ein bisschen wie in einem Botanischen Garten während er bewässert wird. Auf dem Weg zum Flughafen mussten wir noch einmal tanken, und wieder einmal passierte es, dass der Automat an der Zapfsäule meine Postleitzahl zur Identifizierung nicht akzeptierte. Also raus in den Regen zu einem Nachtschalter, um mit dem Tankwart zu reden. Aus verschiedenen Gründen, die mit der (selten dämlichen) Politik der Betreiberkette zu tun haben, dauerte das etwa fünf Minuten. Und es gab kein Regendach.

Bis auf die Haut durchnässt, ging es weiter zum Flughafen. Kurz bevor wir ihn erreichten, hörte der sintflutartige Regen natürlich auf. Unsere beiden Flüge verliefen reibungslos, waren aber ziemlich langweilig. In Charlotte musste wir umsteigen und brauchten eine Viertelstunde, um von einem Gate zum anderen zu gelangen, was von den Planern ungemein gut durchdacht ist, denn so kann man sein tägliches Fitnessprogramm gleich mit erledigen. Unser zweiter Flieger war allerdings winzig, so klein, dass man ihn eigentlich nicht ohne Begleitung einer größeren Maschine fliegen lassen sollte, und es bedurfte schon einiger Überredung, mich da hinein zu bekommen. Am Ende ging alles gut, auch wenn es ziemlich geschaukelt hat.

Den Nachmittag über hatten wir dann Zeit, uns die Niagarafälle anzusehen und sie in einem Fass zu erkunden. Nach den Turbulenzen in der Luft war uns aber nicht mehr nach weiteren Abenteuern, weshalb wir uns mit einem Blick auf sie begnügten. Wirklich ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel, auf der Aussichtsplattform ist es allerdings auch sehr windig, so dass wir allesamt neue Frisuren verpasst bekamen. Anschließend gingen wir - als Hommage an Las Vegas - in ein Kasino und stärkten uns an einem Büffet mit solider amerikanischer Kost.

Am Abend gab es, quasi zum Dessert, noch ein paar kleine Häppchen TV-Kost (Glee und die Pilotfolge einer bösen, aber witzigen Sitcom namens Raising Hope).


Mittwoch 22. September

Niagara Falls - New York

Mark G.

Pi-Jay

Eine weitere Premiere für mich: Zum ersten Mal benutzte ich (in den USA) einen Zug als Fortbewegungsmittel. Die malerische Reise von Niagara Falls zur Penn Station in New York (immerhin 460 Meilen) dauerte zwar 9 1/2 Stunden, aber da die Erste Klasse Tickets nur $28 mehr kosteten, gönnten wir uns diese Mehrausgabe von $2,95 pro Stunde. Und tatsächlich waren die (fast schon Liege)Sessel äußerst bequem, die Beinfreiheit sensationell und die Getränke frei Haus. Trotz der recht rumpeligen Reise kann ich dieses Fortbewegungsart - zumindest probeweise - durchaus weiter empfehlen...

Während ich in den 90er Jahren fast jährlich in N.Y. weilte, ist es nun schon neun Jahre her, dass ich den Big Apple besuchte. Es hat sich nichts am Gestank, Lärm, Dreck in der Stadt und an der Ruppigkeit der Bewohner geändert, dennoch finde ich es toll, wieder hier zu sein...

Am Abend gab es noch einen kleinen Abstecher zum Times Square, bevor uns ein Gewitter zum schnellen Rückzug zwang, der wiederum durch viele Polizeisperren aufgrund der UN-Vollversammlung und dem Besuch von Präsident Obama behindert wurde...


Man hatte uns gewarnt, den Zug zu benutzen, aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass es wohl eines der letzten Abenteuer ist, die man in den zivilisierten USA noch erleben kann, abgesehen vielleicht von einer Nacht im Gefängnis oder von einer Klapperschlange gebissen zu werden, wenn das nächste Krankenhaus mehr als hundert Meilen entfernt ist - aber hey, so abenteuerlich sind wir nun doch nicht. Und die Sitze in der Ersten Klasse sind wirklich außerordentlich bequem. Ich hab fast zwei Stunden geschlafen, und Bee G. meinte sogar, sie sind bequemer als jede Matratze, auf der sie in den letzten Wochen geruht hat. Man hatte viel Platz, bekam kostenlose (nicht alkoholische) Drinks und die New York Times zum Schmökern. Da kann die Bahn bei uns einpacken. Okay, es rumpelt ziemlich, aber es fühlt sich ungefähr so an, als würde man von der Nanny etwas unsanft in den Schlaf gewiegt. Der größte Schwachpunkt ist allerdings die Geschwindigkeit, oder besser gesagt, der Mangel an einer nennenswerten Geschwindigkeit. Die Fernzüge hierzulande sind allerhöchstens so schnell wie bei uns eine Lokalbahn (und damit meine ich keinen Regionalexpress). Dafür kann man von seinem bequemen Platz aus wunderbar die Blätter an den vorbeiziehenden Bäumen zählen, die immer herbstlichere Farben annehmen.

Am Nachmittag erreichten wir New York City und wurden von den Ufern des gemächlich dahinplätschernden Hudson direkt in den reißenden Verkehrsstrom des Big Apple geworfen. Überall drängelten und schubsten uns die Leute, Autos hupten, Sirenen schrillten. Es war einfach nur LAUT und schrecklich schwül. Verglichen mit Houston, das zwar unpersönlich und steril wirkt, aber furchtbar aufgeräumt ist, ist New York das reinste Drecksloch: nicht abgeholter Müll stapelt sich auf den Bürgersteigen, von den Mülltonnen der Restaurant weht leichter Verwesungsgeruch herüber, und die U-Bahn müffelt genauso widerlich wie in München oder Wien. New York, so hatten wir immer wieder gehört, ist nicht wie der Rest der USA, ich bin mir nicht einmal sicher, ob es wie irgendein Ort auf diesem Planeten ist.

Immerhin haben wir mit unserem Hotel einen richtigen Glücksgriff getan. Es liegt mitten in Manhattan, Grand Central Station ist quasi in Spuckweite und der Times Square in wenigen Fußminuten erreichbar. Außerdem haben wir uns eine Suite gegönnt, das heißt, wir haben ein nettes, kleines Wohnzimmer mit Kochnische zusätzlich. Nur das Bad gehört eher in eine Puppenstube, aber dafür kann man von seinem Fenster die Spitze des Empire State Building sehen. Aber wir sind ja schließlich nicht hier, um viel Zeit im Hotel zu verbringen. Nach einem Zwischenstopp in einem Diner tummelten wir uns noch eine Weile auf dem Times Square und genossen die schwüle Wärme. Überall konnte man Polizisten sehen, was uns einerseits das beruhigende Gefühl von Sicherheit vermittelte, aber irgendwie auch Gedanken an George Orwell aufkommen ließen. Erst später erfuhren wir, dass dies der Anwesenheit des Präsidenten geschuldet war. Mit den ersten Tropfen kehrten wir zu unserem Hotel zurück, wurden auf den letzten Metern aber doch noch nass. An den Niagara Fällen wäre das nicht passiert.

Donnerstag 23. September

New York

Mark G.

Pi-Jay

Der erste Tag seit Las Vegas, an dem man ausschlafen konnte...
Aber die Erholung war auch nötig, schließlich "wanderten" wir ca. 10h durch Downtown New York. Die kostenlose Fahrt mit der Fähre nach Staten Island hat sich auch wieder gelohnt, allerdings kann ich mich nicht an die Skyline ohne Twin Towers gewöhnen...
Trotz meiner vielen Aufenthalte hier, bin ich noch nie über die Brooklyn Bridge gelaufen, dies war also auch für mich eine Premiere...





    
Nach gut acht Stunden Schlaf starteten wir einigermaßen ausgeruht in den neuen Tag. Mit der U-Bahn ging es zuerst zum Rathaus, von dem man allerdings nicht so viel zu sehen bekommt wegen der strengen Sicherheitsvorschriften, dann weiter zur St. Paul's Chapel, die nach den Anschlägen vom 11. September bekannt geworden ist. Die Baustelle beim Ground Zero wird noch über Jahre hinweg eine bleiben, auch wenn manche Wolkenkratzer inzwischen Gestalt annehmen. Ein Foto von dem berühmten Bullen im Finanzbezirk machen zu wollen, ist angesichts der vielen Touristen ein Ding der Unmöglichkeit - irgendein Depp rennt einem garantiert ins Bild. Anschließend fuhren wir mit der Fähre raus nach Staten Island, um uns unterwegs die Freiheitsstatue und die Skyline der Stadt anzusehen. In den Finanzbezirk zurückgekehrt, brauchten wir erst einmal eine kleine Stärkung. Der Thailänder, den wir aufsuchten, war ziemlich gut, der Wirt witzig, und wir waren anschließend bereit für den letzten Teil des Weges: eine Wanderung über die Brooklyn Bridge. Anschließend ging es per U-Bahn zurück ins Hotel, wo wir todmüde in die Betten fielen. Nach knapp zehn Stunden ist das wohl nicht verwunderlich.

Nach dem ersten Tag in New York kann ich nicht sagen, ob ich die Stadt mag oder nicht. Die Vielfalt ist schon beeindruckend, auch die Möglichkeiten, die sich hier einem bieten, sind unglaublich (zahlreiche Museen, für die wir wohl leider keine Zeit haben werden, tolle Restaurants und Kaufhäuser), und dass man vieles zu Fuß erkunden kann, ist auch nicht schlecht. Aber der permanente Lärm ist fürchterlich, der Gestank, auf den man hier und da stößt, unerfreulich, und der New Yorker... na ja. Billy Wilder sagte einmal über Wien: "Tolle Kulisse, aber miese Besetzung", und das kann man teilweise auch auf New York anwenden. Verglichen mit den entspannten, wahnsinnig freundlichen Kaliforniern sind die Leute hier bestenfalls gleichgültig, fast immer gestresst und gelegentlich rüde. Aber die Stadt gewinnt. Und das, obwohl mir am Abend ein Vogel auf den Kopf gesch... hat.

Bee G. dagegen hat sich bereits in eine waschechte New Yorkerin verwandelt, die über jede rote Ampel rennt (natürlich nur, wenn gerade kein Auto kommt). Mir fehlt dazu noch der Mut, oder ich bin einfach nur ...äh... europäisch zurückhaltend.

    

Freitag 24. September

New York

Mark G.

Pi-Jay

Heute erwanderten wir das Gebiet zwischen Midtown und Downtown, also unter anderem Greenwich Village, Little Italy und Chinatown. Der Tag begann neblig, später wurde es aber wieder sehr warm...

    

Die Stadt schlaucht. Mehr als neun Stunden Schlaf waren nötig, um fit genug zu sein für eine weitere Runde in New York. Die Straßen waren ab einem gewissen Stockwerk in dichten Nebel gehüllt, was irgendwie etwas Romantisches hatte, aber leider beim Fotografieren nervte. Wir wanderten zuerst zum Empire State Building, dann zum Flatiron Building und weiter nach Greenwich Village. Hier wurde es zum Glück wesentlich ruhiger, so dass man in einem "europäischeren" Tempo durch die Straßen flanieren konnte. Verglichen mit Großstädten wie Rom oder Wien hat New York deutlich weniger hübsche Winkel und Sehenswürdigkeiten zu bieten, aber die Stadt an sich ist schon sehenswert, und auch das Gewimmel der vielen Nationalitäten ist beeindruckend. Zur Zeit findet das Fest zu Ehren San Gennaros statt, und Little Italy hat sich in einen einzigen Jahrmarkt verwandelt (mit irrwitzigen Preisen). Chinatown, direkt nebenan gelegen, ist vermutlich das ganze Jahr über quirlig. An den Ständen findet sich mehr Obst und Gemüse, als ich benennen könnte, und das rein vegetarische Restaurant, in dem wir waren, brachte einen Großteil davon auch auf den Tisch. Die Portionen waren so riesig, dass ich mir die Hälfte davon noch fürs Abendessen einpacken ließ. Anschließend ging es zurück zum Empire State Building, das sich endlich fotogen im Sonnenlicht präsentierte. Als Letztes suchten wir dann noch das angeblich größte Kaufhaus der Welt auf, das definitiv über zu wenige Toiletten verfügt (zwei Herrentoiletten auf acht Stockwerken ist meiner Meinung nach zu wenig).

Wenn man eine Weile in den USA unterwegs ist, gewöhnt man sich daran, dass es hier kaum noch Raucher gibt. In New York dagegen kommt es einem so vor, als würden alle rauchenden Amerikaner hierher gezogen sein, und irgendwie wirkt es befremdlich. So ändern sich die Zeiten. Nach dem zweiten Tag in der Stadt gefällt es mir schon etwas besser, aber ich könnte mir wohl trotzdem nicht vorstellen, hier zu leben. Vielleicht mit ganz viel Geld, aber sonst... (Wenn man weniger Geld hat, empfiehlt es sich, eine Visitor Card bei Macy's zu beantragen, das geht völlig problemlos mit Pass, Führerschein oder Personalausweis und bringt eine Ermäßigung auf alles von 10%).


Samstag 25. September

New York

Mark G.

Pi-Jay

Der heutige Monstermarsch galt Midtown Manhattan, begonnen haben wir beim Guggenheim Museum. Da wir wussten, dass heute die Steuben Parade stattfinden sollte, fanden wir uns rechtzeitig an der Fifth Avenue ein, um die Parade mit Dr. Ruth Westheimer und dem Chef des Münchner Hofbräuhauses als Ehrengäste zumindest eine Zeitlang zu verfolgen.
Während wir auf den Beginn der Parade warteten, kam plötzlich ein Dutzend junger Männer im Anzug vorbei, die sich bei genauerem Hinsehen als Leibwächter entpuppten. Da sie nur zwei Meter an mir vorbeigingen, konnte ich einen guten Blick auf den Beschützten werfen, und der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak musterte mich ebenfalls für wenige Sekunden - die UN-Vollversammlung lässt nach wie vor grüßen...





Heute stand noch ein letzter Spaziergang auf dem Programm. Unterwegs trafen wir wieder etliche Leute mit I-love-NY-T-Shirt, das ein Markenzeichen der Touristen zu sein scheint. Entweder ein Ausdruck ihrer spontanen Zuneigung zu dieser Stadt oder ein Mantra, mit dem sie sich davon überzeugen wollen, dass sie New York lieben, obwohl sie eigentlich ganz anders fühlen. Zuerst gingen wir zur UNO, die aber für Besucher geschlossen ist, weil gerade die Vollversammlung tagt. Die deutsche Fahne machte einen reichlich zerknitterten Eindruck, da sollte mal jemand mit dem Bügeleisen drüber gehen. Dass unserer Kanzlerin das nicht aufgefallen ist...



Mit der U-Bahn ging es weiter nach Midtown, wo wir im Central Park saßen und einen Muffin aßen, während um uns herum die New Yorker joggten wie die Blöden. Für mich die einzige Art, Sport zu genießen. Im Guggenheim Museum wurde gerade eine neue Ausstellung vorbereitet, so dass wir nur kurz blieben, um die Architektur des Gebäudes zu würdigen. Auf der Fifth Avenue fand an diesem Morgen die Steuben-Parade statt, und natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, daran teilzunehmen - als Zuschauer, versteht sich. Das Ganze war lustig, ein bisschen wie beim heimischen Schützenfest mit den vielen Marschkapellen. Es hat mich erstaunt, wie viele plattdeutsche Vereine es in New York gibt, und einige Teilnehmer besaßen sogar noch ihre Trachten. Insgesamt dauerte die Parade sehr viel länger als gedacht, aber nach der zehnte Kapelle sind wir dann weitergezogen. Es schien mir auch, dass es mehr Teilnehmer als Zuschauer gab, aber bei dem Wetter haben die New Yorker es wohl vorgezogen, durch den Central Park zu schlendern, denn dort war es ziemlich voll. Nach einem Besuch beim Dakota Building und dem Gedenkplatz für John Lennon ging es weiter zu FAO Schwarz. Wie viele andere Gebäude und Geschäfte ist der bekannteste Spielzeugladen der Stadt schon in verschiedenen Filmen zu sehen gewesen - und kam mir viel kleiner vor. Anschließend unternahmen wir noch einen Abstecher zu Bloomingdales und Tiffany's, die beide aber kaum den Besuch lohnen. Vielleicht waren wir auch nicht in Shoppinglaune. Mir geht inzwischen das endlose Gedränge und Geschiebe, gerade in den Läden, auf die Nerven, das Einkaufen in L.A. oder Las Vegas ist einfach unendlich viel entspannter, die Leute netter, und man bekommt ja ohnehin überall denselben Kram.

Wie vieles (nein, eigentlich alles) in dieser Stadt, ist auch die Aussicht vom Empire State Building oder Rockefeller Center viel zu überteuert: 21 Dollar für eine Fahrt aufs Dach, also wirklich... Aber es lohnt sich. Wenn man zuerst die PR-Attacke überstanden hat, vom ewigen Schlangestehen ganz zu schweigen, und im Fahrstuhl nicht nach oben sieht, weil die Decke durchsichtig ist und man pfeilschnell in die Dunkelheit katapultiert wird, was weiche Knie verursacht, dann erwartet einem auf Top of the Rock ein atemberaubender Blick. Wir blieben zwei Stunden dort, bis es dunkel war, hingerissen von der Aussicht. Das Empire State Building leuchtete in dieser Nacht zu Ehren der deutsch-amerikanischen Freundschaft sogar in Schwarz-Rot-Gold (von dem Schwarz war allerdings nicht viel zu sehen), was ein netter Gruß war.



Hungrig ging es wieder zurück. Unterwegs kehrten wir in einem brasilianischen Restaurant ein, dessen 20-jährige Tradition uns davon überzeugt hat, dass es nicht so schlecht sein kann. War es auch nicht. Sogar die schwarzen Bohnen waren lecker (und ich hasse Bohnen, genauso wie Oliven, aber sogar die haben geschmeckt), von meinen in Kokosmilch gekochten Shrimps, die in einer Kokosnussschale serviert wurden, ganz zu schweigen. Der perfekte Abschluss.

Sonntag 26. September

New York

Mark G.

Pi-Jay

Viel zu früh ging es heute wieder zurück nach Deutschland. Zuvor gab es noch ein gemeinsames Mittagessen mit meiner Kusine L., die in der Nähe von New York wohnt. Wir speisten in einem überteuerten vegetarischen Restaurant, das mit Portionen aufwartete, die Loriot als "sehr übersichtlich" bezeichnen würde. Kaum hatten wir das Restaurant verlassen, ließen wir uns bei einem Italiener nieder und aßen erst einmal was "Richtiges" (Pasta, Salat und Käsekuchen)...

Die vier Wochen gingen verdammt schnell zu Ende - kein Wunder, dass Programm hatte es in sich, damit die Hochzeitsreisenden möglichst viel zu sehen bekamen. Mein nächster US-Aufenthalt wird sicherlich wieder gemächlicher ablaufen - denn La-La-Land 2010 war auf keinen Fall ein Erholungsurlaub - und nur einen einzigen Kinobesuch hat es auch noch nie gegeben...
Endlich habe ich mich an diese laute, stinkende Stadt gewöhnt und mich eingelebt, da geht es wieder nach Hause. Die Zeit ging viel zu schnell vorüber, und wir haben nicht ein Museum besichtigt, nicht ein Stück am Broadway gesehen, aber so bleibt wenigstens genug für das nächste Mal. Zum Abschied gingen wir mit Mark G.s Cousine L. essen. Das vegetarische Restaurant, das wir schon in Deutschland ausgesucht hatten, machte einen noblen Eindruck. Um die Wartezeit zu verkürzen, besuchten wir noch ein Straßenfest in der Nähe, wo die vielen Gerüche uns Appetit machten. Ahnend, dass die Portionen eher übersichtlich sein würden, aßen wir an einem Stand noch einen Joghurt. Wir hätten mal besser noch ein paar Hot Dogs nachschieben sollen, denn die Portionen waren total mickerig. Die Suppe schmeckte immerhin gut, auch der Salat war lecker, aber satt werden konnte man davon nicht. Anschließend musste ich mich beherrschen, die winzige Kugel Eiscreme (für sage und schreibe neun Dollar) nicht auf einmal zu verschlingen. Insgesamt sehr enttäuschend, denn abgesehen von den Preisen war hier nichts überdurchschnittlich. Außerdem war der Service langsam, die Kellner verwirrt (ständig brachten sie die falschen Speisen), und zwei Mal musste ich dreckiges Geschirr zurückgehen lassen. Nach diesem Erlebnis ging es zurück zum Hotel, wo wir noch einen kleinen Spaziergang unternahmen - und direkt ins nächste Restaurant marschierten. Nach einer ordentlichen Portion Nudeln mit Salat sah die Welt wieder anders aus. Und endlich konnte ich auch den berühmte New Yorker Käsekuchen probieren...

Am späten Abend hieß es dann, das Flugzeug besteigen. Es wurde ein Horrorflug. Links und rechts von mir saßen Leute, mein Vordermann lag mir praktisch auf dem Schoß, und mein Sitz war kaputt, so dass ich die Lehne nicht zurückklappen konnte. Wie eine Sardine in der Büchse wartete ich schlaflos auf die Ankunft in London. Immerhin weiß ich nun, dass ich klaustrophobisch bin...

Am frühen Abend trafen wir wieder in Augsburg ein. Es waren vier Wochen voller Gegensätze: Wir waren am Pazifik und am Atlantik, an der Grenze zu Mexiko und der zu Kanada, wir waren in direkter Nähe zum höchsten Punkt (außerhalb Alaskas) und am tiefsten Punkt der USA, auf den Bergen, unter der Erde, in riesigen Wäldern und in der Wüste. Wir sind Tausende Meilen gefahren, Hunderte Meilen gewandert (zumindest gefühlte) und haben einige Pfunde zugenommen (anscheinend sind wir nicht genug gewandert). Es war grandios, anstrengend, und am liebsten hätte ich jetzt zwei Wochen Urlaub, um mich zu erholen...

MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND

 

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