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MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND 2010

1. Woche, 2. Woche, 3. Woche, 4. Woche

Sonntag 12. September

Kanab - Page (119 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Pi-Jay und ich entschieden uns, dieses Mal nur den Lower Antelope Canyon zu besuchen, schließlich ist unsere letzte Sichtung gerade mal zwölf Monate her. Paul G. & Bee G. bekamen allerdings die doppelte Dosis zu sehen...

Ansonsten war nicht viel Programm angesagt, schließlich war heute auch Waschtag...

    
Nach einem ordentlichen Frühstück unter dem strengen Blick von John Wayne ging es weiter nach Page, das uns ebenfalls noch vom letzten Jahr bekannt ist, mir heuer aber netter erschien. Gleich acht Kirchen säumen die Straße am Ortseingang, der Rest der Stadt ist ähnlich überschaubar. Unser Hotel lag wunderschön am Rand, mit Blick auf den Glen Canyon Staudamm, den man vor allem vom Swimmingpool aus genießen konnte. Was wir auch am späten Nachmittag getan haben.

Zuvor ging es aber nach Antelope Canyon. Da wir die beiden Touren bereits 2009 gemacht hatten, entschieden Mark G. und ich uns, nur in die Zauberwelt des Lower Canyons hinabzusteigen. Ein deutscher Tourist in unserer Gruppe stöhnte angesichts der schmalen Felsspalte, durch die man sich zwängen muss: "Mein Gott, ich hätte in den letzten Tage nicht so viel fressen sollen." Konnten wir direkt nachempfinden. Auch beim zweiten Mal war es wieder ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis - und wir haben mehr Fotos gemacht als gedacht.

    

Beim Aussichtspunkt auf den Staudamm, den wir danach angefahren haben, sahen wir einen wunderschönen Kolibri, der lange um einen Busch herumschwirrte, sich aber leider nicht so recht fotografieren lassen wollte. Ich habe einige Bilder vom Busch und dem Himmel gemacht, auf denen noch kurz zuvor ein Vogel war...

Den restlichen Tag nutzten wir, um auszuspannen, Wäsche zu waschen und - den Vegetariern unter uns zuliebe - wieder einmal mexikanisch Essen zu gehen. War erneut sehr gut, aber ohne kulinarische Highlights.

Montag 13. September

Page - Tucson (424 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Einem letzten Blick auf den Colorado am Horseshoe Bend folgte eine lange Fahrt nach Tucson, nur unterbrochen von kurzen Stopps an Montezumas Castle und der Mission San Xavier bei Tucson.




Nach nur sechs Stunden Schlaf ging es sehr früh zum Horseshoe Bend, einer Flußbiegung in Form eines Hufeisens. Das beste Licht zum Fotografieren hat man tatsächlich am Morgen - allerdings hätten wir noch eine Stunde warten sollen, bis die Sonne die ganze Biegung beleuchtet. Doch leider mussten wir weiter. Wer hierher kommt, erhält zudem eine gute Gelegenheit, etwas farbigen Sand mit nach Hause zu nehmen - er braucht dazu nur seine Schuhe auszuschütteln.



Unterwegs nach Tucson hielten wir an einer Trading Post, um originale indianische Handwerkskunst zu bewundern und zu ersteigern. Dass auf manchen textilen Erzeugnissen allerdings "made in china" stand, hat uns dann doch ein wenig ernüchtert. Nächster Zwischenstopp war Montezumas Castle, eine indianische Ruine, die man leider nur von außen besichtigen kann, die aber dennoch recht imposant ist. Leider ist die Beschilderung wieder einmal völlig unzureichend, was dazu führte, dass wir uns zwei Mal verfuhren und geschlagene zwei Minuten in einem Kreisverkehr rotierten, weil wir nicht wussten, welche Straße wir nehmen mussten.

Inzwischen war es Mittag und wir bekamen Hunger. Mark G. roch den Wendy's bereits zwei Meilen, bevor das Schild in Sicht kam, und so bekamen wir Carnevoren doch noch unser Fleisch auf den Teller. Meines lag jedoch auf einem großen Alibisalat mit Äpfeln, Cranberrys, Blauschimmelkäse und gerösteten Pekannüssen, dazu gab es eine Granatapfel-Vinaigrette. Da schimpfe noch mal jemand über Fast Food...

Rechtzeitig erreichten wir unser letztes Ziel: die Mission San Xavier mit ihrer wunderschönen Kirche inmitten von Kakteen. Der Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist absolut sehenswert, leider schließt die Kirche bereits um 17 Uhr. Am Abend entdeckten wir direkt neben unserem Hotel - ein Wendy's. Also gab es erneut Salat mit Hühnchen und die obligatorische, weil leckere Kartoffel. Das hatten wir uns dann aber auch verdient, denn zuvor hatten wir noch einige Runden im Pool gedreht. Muss ja auch mal sein.

Dienstag 14. September

Tucson - Chiricahua National Monument - Las Cruces (355 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Heute ging es zum ersten Mal auf dieser Reise in einen Nationalpark, in dem ich noch nie zu Besuch war. Das Chiricahua National Monument erinnert mit seinen vulkanischen Überresten ein wenig an eine Mischung aus Bryce Canyon und den Figuren der Osterinseln. Die 6 1/2 Stunden Wanderung war mal wieder recht anstrengend (inkl. Gewitter), aber auch voller unzähliger Fotomotive... In diesen 6 1/2 Stunden begegneten wir gerade mal 9 Touristen - der Park, der 40 Meilen (eine Richtung) von der Interstate 10 entfernt ist, ist mit gerade mal 50.000 Besuchern im Jahr sicherlich ein Geheimtipp...

    




Neben unserem Hotel gab es außerdem noch ein Waffle House, was zu einem Frühstück zu nachtschlafender Zeit einlud. Das Ganze war sehr amerikanisch (Kartoffeln, Eier und natürlich Waffeln statt Pancakes), wurde, da alles auf einmal serviert wurde, kalt, bevor wir es verzehrt hatten, und ließ einen neuen Trend erkennen: die gute, alte Bratwurst gibt's nicht mehr. Stattdessen wird das Brät nun flach geklopft als eine Art Bulette präsentiert, schmeckt wie eine Nürnberger Bratwurst, sieht aber seltsam aus. Selbstverständlich kannten sie keinen grünen Tee (mein Tee- und Schlafdefizit wird tägllich größer, so dass ich im Auto immer wieder in ein Koma falle), aber in den Hotels gibt es zum Glück Mikrowellen, so dass ich wenigstens hin und wieder etwas zubereiten kann, was an Tee erinnert.

Weiter ging es durch den Süden der USA zum Chiricahua (sprich Che-re-kawa) National Monument. An einer Tankstelle konnten wir eine weitere Neuheit entdecken: eine sprechende Zapfsäule. Irgendwie gruselig, und natürlich wurde man nur mit Werbesprüchen zugetextet. Durch eine hübsche, sanft gewellte Hügellandschaft fuhren wir schließlich zum Visitor Center, wo uns eine unheimlich nette Rancherin über die Gefahren im Park aufgeklärt hat: Der Trail ist bisweilen schlecht zu erkennen, weil sie die Markierungen in Ocker auf ockerfarbenem Grund aufgemalt haben ("das war keine so gute Idee", meinte Christy lakonisch). Neben Berglöwen und Schwarzbären würden uns jede Menge Klapperschlangen erwarten, von denen wir "wahrscheinlich" einige sehen würden. Außerdem gab es auf dem Weg noch einen Bienenstock. Von den Taranteln, Skorpionen und anderen Krabbeltieren mal ganz zu schweigen. Am liebsten wäre ich sofort wieder umgekehrt...



Der Park ist atemberaubend schön, voller grotesker Felsformationen, die man vor allem am Anfang und am Ende der langen Wanderstrecke (über 15 km) sehen kann. Dazwischen liegt ein Tal, das durchwandert werden muss, was eine äußerst schweißtreibende Angelegenheit war (hier zahlt es sich aus, falls man unter Gemsen aufgewachsen ist). Jedes Rascheln im Gebüsch ließ uns hysterisch zusammenzucken, doch eine Klapperschlange haben wir dann doch nicht gesehen, nur einmal gehört. Vielleicht. Dafür erwischte uns ein Gewitter (es gab eine 20 %-ige Regenwahrscheinlichkeit, und Christy meinte, das habe nicht viel zu sagen) - ausgerechnet im schönsten und höchst gelegenen Teil des Parks. Im sanften Regen machten wir uns auf den Rückweg. Zum Glück ließ der Regen schnell wieder nach, dafür kamen dann die Mücken. Ein Rancher meinte vor einigen Tagen, dass Wanderer, die einem entgegen kommen und winken, nicht besonders freundlich sind, sondern lediglich die Mücken verjagen. So sahen wir auch aus, was aber niemand gesehen haben dürfte, da wir den ganzen Tag lang nur eine Handvoll Touristen getroffen haben, die meisten deutschsprachig. Nach sechseinhalb Stunden (eigentlich hätten wir nur fünf unterwegs sein sollen) kamen wir wieder am Parkplatz an, völlig erschöpft, aber auch total begeistert von der bizarren Berglandschaft.



Mittwoch 15. September

Las Cruces - White Sands National Monument - Roswell - Carlsbad (339 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Nach kurzer Fahrt ging es früh am Morgen in die Sanddünen des White Sands National Monuments. Danach erfüllte ich mir zwei meiner lang gehegten Träume: Zum einen ein Besuch in Roswell, New Mexico - zum anderen der Auszug Hunderttausender Fledermäuse aus den Carlsbad Höhlen - ein phantastisches Schauspiel im Abendhimmel...



    


White Sands liegt inmitten eines militärischen Testgeländes, das für Raketentest benutzt wird und auf dem 1945 auch Atombomben gezündet wurden. Einige Meilen vor dem Eingang mussten wir daher einen Kontrollpunkt passieren und wurden von vier schwer bewaffneten Soldaten und einem Wachhund kritisch beäugt. Nachdem sie eingehend unsere Pässe studiert hatten, ging es weiter. Um acht Uhr früh war es zwar "nur" 20 Grad Celsius warm, aber da das Licht vom blendend weißen Sand reflektiert wurde, brach uns schon bald der Schweiß aus. Die Beschilderung vor Ort stimmte natürlich wieder einmal nicht mit den Informationen aus dem Internet überein, dennoch konnten wir auf der kleinen Wanderung und einem weiteren Zwischenstopp einen guten Überblick gewinnen. Wir haben zwar keinen Wüstenfuchs gesehen, aber dafür einen Stinkekäfer, der jeden, der ihm zu nahe kommt, mit einem widerlich riechenden Sekret besprüht. Bei den Fotos blieben wir daher wohlweislich auf Distanz.

    

Von der Wüste ging es durch endlose Weiten öder Weiden weiter nach Roswell. Die Stadt lebt allein von dem Mythos, dass hier vor 60 Jahren angeblich ein UFO abgestürzt ist. Kleine grüne Männchen zieren die Bürgersteige in der Nähe des UFO-Museums, die Laternen erinnern entfernt an Aliengesichter, und sogar eine Bank hat ein UFO im Logo. Nach dem Besuch der Ausstellung waren wir zwar keinen Deut schlauer, was damals wirklich passiert ist, aber dafür hungrig. Unser Reiseführer empfahl uns ein mexikanisches Restaurant mit authentischer Küche: Tia Juana's Grille & Cantina. Das Lokal ist kitschig-rustikal eingetrichtet, mit Chili-Leuchtgirlanden und Kakteenlampen, aber das Essen ist wirklich ausgezeichnet. Vor allem die Tequitas auf unserer Vorspeisenplatte hatten es mir angetan. Und sogar Paul G., dem sonst keine Salsa zu scharf ist, fand hier seinen Chili-Meister. Auf dem Weg aus der Stadt wurde deutlich, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Vor dem Rathaus steht eine ausgediente Flak, und es gibt sogar Waffenläden-Discounter. Falls sich noch einmal ein Alien hierher verirren sollte, ist man jedenfalls gut gerüstet.

Viel zu sehen gibt es auf dem Weg nicht, nur noch mehr plattes Land, Prärie soweit das Auge reicht, hier und da einige Büsche und Bäume, Gefängnisse, heruntergekommene Häuser und ganze Orte, die sich gerade in Geisterstädte verwandeln, und eine Straße, die schnurgeradeaus führt, bis sie flirrend mit dem Horizont und den Wolken verschmilzt.

Am späten Nachmittag erreichten wir Carlsbad, das vor allem für seine Höhlen berühmt ist. Gegen Sonnenuntergang fuhren wir zum National Park, um uns dort ein ganz besonderes Schauspiel anzusehen: den Auszug der Fledermäuse. Wir saßen in einem Amphitheater, das gegenüber dem riesigen Höhleneingang gebaut ist, und über uns spannte sich der blaßblaue Abendhimmel, in dem purpur-goldene Wolken hingen. Plötzlich rauschten die ersten Fledermäuse aus der Tiefe und schraubten sich in die Höhe. Ganze Schwärme stiegen spiralförmig auf, bildeten ein langgezogenes Band im Himmel, bevor sie sich in vereinzelte Wolken auflösten. Begleitet wurde das Ausspiel vom ehrfürchten Schweigen der Zuschauer und dem leisen Flapp-Flapp unendlich vieler Flügel. Eine knappe Stunde lang verfolgten wir den Auszug der Fledermäuse, aber es wurden nicht weniger. Ungefähr 200.000-400.000 Stück sollen angeblich jede Nacht die Höhlen verlassen, bevor sie sich dann im Herbst wieder auf den Heimweg nach Mexiko machen. Ein wirklich einmaliges Schauspiel.

Donnerstag 16. September

Carlsbad - Big Bend National Park (334 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Ich gebe es zu - Höhlen langweilen mich irgendwie - dennoch sind die Carlsbad Höhlen allein aufgrund ihrer schieren Größe nach zwanzig Jahren einen zweiten Besuch wert...

Danach ging es in den Big Bend National Park, dem wohl abgeschiedensten Nationalpark der USA (und damit auch für mich neues Territorium). Der texanische Nationalpark ist 100 Meilen von der nächsten größeren Stadt entfernt und diese nächste größere Stadt (Alpine) hat nicht einmal 6.000 Einwohner...

    


Dass in den USA alles ein bisschen überdimensioniert ist, haben wir ja schon mehrfach festgestellt, und anscheinend gilt das auch für die hiesigen Naturwunder. In Deutschland gibt es auch einige Tropfsteinhöhlen (mit der Dechenhöhle sogar eine besonders schöne in meiner Heimatstadt), aber die Carlsbadhöhlen stellen in punkto Größe wirklich alles in den Schatten. Durch den riesigen Eingang, den die Fledermäuse benutzen, ging es in die dunklen Tiefen, und gerade am Anfang musste man sich wegen des durchdringenden Guano-Gestanks die Nase zuhalten. Insgesamt 230 m wandert man nach unten, in endlosen Serpentinen, vorbei an dem einen oder anderen Stalamiten. Und wenn man das Gefühl hat, endlich unten zu sein, stellt man fest, dass man nur die Hälfte der Strecke geschafft hat. Nach einer Stunde dann erreicht man endlich die eigentliche Höhle, die so riesig ist, dass man locker mehrere Jumbos darin parken könnte. Was die Schönheit der Felsformationen angeht, brauchen sich unsere hiesigen Höhlen allerdings nicht zu verstecken.

Nachdem wir anderthalb Stunden bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit und 13 Grad Celsius durch die Unterwelt gestapft waren, machten wir uns wieder an den Aufstieg. Diesmal allerdings mit einem Fahrstuhl. Einen Andenkenladen mit Toiletten und Snackbar gibt es unter der Erde übrigens auch - typisch amerikanisch eben.

Den Rest des Tages verbrachten wir im Auto auf dem Weg nach Texas, dem Bundesstaat - neben Kalifornien - mit den meisten Klischeevorstellungen. Texas, das ist endlose Prärie, eine heiße, staubige Wüste mit grimmigen Sheriffs und Cowboys, die in den Sonnenuntergang reiten. Unser Texas ist hellgrün - und verregnet. In diesem Sommer hat es so viele Niederschläge gegeben, dass die Wüste nicht braun ist wie sonst, sondern üppig grün. Verkehrte Welt.

Auf dem Weg in den Big Bend National Park kamen wir wieder durch trostlose Käffer mit vernagelten Häusern und Industrieruinen. Inzwischen hatten wir Hunger, aber überall, wo wir hätten halten können, sah es aus wie in einem Horrorfilm, wo unschuldige Reisende von kannibalischen Einheimischen massakriert werden. Am Ende kamen wir nach Alpine, einem 6000-Seelen-Örtchen, die einzige Stadt weit und breit. Auch hier regnete es, die Straßen waren überschwemmt, so dass man an manchen Stellen ein Amphibienfahrzeug hätte brauchen können. Wie unvorbereitet die Leute hier sind, zeigte sich vor dem örtlichen Supermarkt, wo man in die gigantische Pfütze Schilder mit der Aufschrift  "Vorsicht, nasser Boden" aufgestellte...

Auf unsere schüchterne Frage, ob es hier auch ein Restaurant gebe, wo wir mit zwei Vegetariern hingehen könnten, hieß es nur grinsend: "This is cow country" - wahrscheinlich haben sie Angst, die Vegetarier essen ihren Kühen das Grünzeug weg. Am Ende landeten wir in einem chinesischen Restaurant mit einem Büffet, das eine interessante Erfahrung war. Die meisten Speisen waren ganz o.k., auch wenn die chinesische, rote Soße sich als Ketchup entpuppte, in die ich eine frittierte Vorspeise tunkte, nur um festzustellen, dass sie nicht, wie ich es aus Deutschland kenne, Hühnerfleisch enthielt, sondern Vanillepudding. Die Suppe schmeckte mehr nach Chlor als nach etwas anderem, und mein Grüntee war eher heißes Wasser, da die Kellnerin einen Teebeutel in einen knappen Dreiviertelliter Wasser hängte. Am Ende - nach einer halben Stunde Ziehzeit - kam dann tatsächlich ein Hauch von Jasmin durch - und ich hasse Jasmintee. Direkt neben dem Lokal lagen zudem die Gleise, und als ein Zug durchfuhr, hatte man das Gefühl, auf dem Bahnsteig zu speisen. Wir haben sehr viel gelacht. Dass das Restaurant allen Ernstes an einer Wahl der 100 besten chinesischen Restaurants der USA teilnehmen will, zeugt entweder von sehr viel Mut und Selbstbewusstsein oder ist einfach nur traurig.

Am Abend erreichten wir dann den National Park und bekamen gleich einen Vorgeschmack auf die Attraktionen der nächsten Tage, als uns eine fette Tarantel über den Weg lief. Das kleine Dorf mit unserer Lodge ist aber sehr hübsch und liegt idyllisch im Tal der Chisos Mountains. Man darf nur nicht vor die Tür gehen...

Freitag 17. September

Big Bend National Park (102 Meilen)

Mark G.

Pi-Jay

Der sehr weitläufige Big Bend NP weist drei grundverschiedene Landschaftsbilder auf: Da wären die Schluchten des Rio Grande, die Chisos Berge (erinnern an eine Mischung aus Canyon de Chelly & Zion) und ganz normale Wüste, die aufgrund der vielen Regenfälle der letzten Tage/Wochen erstaunlich grün war...

Bei unserer Wanderung zu "The Window" (1. Foto) begegneten wir keinen einzigen Touristen, einer unglaublich hohen Anzahl der unterschiedlichsten Tiere, inkl. einen Bären, der mir aus 6 Meter Entfernung beim Einsprühen mit Antimücken-Spray zusah, und einer Tarantel, die sehr zum Schrecken von Pi-Jay unseren Rückweg belagerte...




Zur Lodge gehört auch ein kleines Restaurant mit einer fantastischen Aussicht über das Tal, wo wir ein exzellentes Frühstück zu uns nahmen: zwei Vollkorn-Karotten-Muffins mit frischem Obst, Vanillejoghurt und Unmengen an Walnüssen und getrockneten Cranberrys. Göttlich.

Über die Panoramastraße ging es dann nach Westen in den Santa Elena Canyon, wo wir ein paar kleine Wanderungen unternahmen. Ein Ausflug am Ufer des Rio Grande fiel leider buchstäblich ins Wasser, da ein Teil überflutet war. Dafür unternahmen wir eine Wanderung in unserem Tal zum Window, einem beliebten Aussichtspunkt. Der Park ist unheimlich weitläufig (wie die 100 Meilen, die wir heute allein mit dem Auto zurückgelegt haben, beweisen) und besticht durch seine imposanten Berge und seine vielfältige Tierwelt. Wir haben jede Menge Heuschrecken gesehen, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken, im Flug aber knallrot oder tiefblau leuchten, manche sind auch total bunt, haben gelbe Punkte oder Streifen, die Käfer leuchtend gold-rote Flügel. Auf Schildern wurde eindringlich vor Berglöwen und Schwarzbären gewarnt, und ein Rancher meinte, dass die jungen Bären gerne in den Bäumen sitzen. Es ist an sich schon schwer genug, den Pfad zu finden, auf dem unebenen Boden nicht auszurutschen, nach geeigneten Fotomotiven Ausschau zu halten und gleichzeitig das Unterholz nach Klapperschlangen abzusuchen - da fällt es schon schwer, auch noch die Bäume im Blick zu behalten. Nach einiger Zeit ließ unsere Konzentration daher nach, und die gefährlichsten Tiere, denen wir begegneten, waren die Mücken. Gerade als wir halt machten, um uns mit Mückenspray einzunebeln, und ein kleines Schwätzchen zu halten, rief Bee G. plötzlich: "Ein Bär, ein Bär!". Tatsächlich - nur fünf bis sechs Meter von uns entfernt stand ein junger Schwarzbär und musterte uns neugierig (oder hungrig?). Alle Verhaltensregeln waren mit einem Schlag vergessen. Blöde Touris, die wir sind, zückten wir unsere Fotoapparate und knipsten erst mal drauf los, bevor wir uns aus dem Staub machten. Meister Petz blieb von uns jedoch völlig unbeeindruckt (vielleicht war er auch satt). Kurz darauf kreuzte dann noch ein Reh unseren Weg, und wenn wir noch eine Klapperschlange oder einen Berglöwen gesehen hätten, wäre Paul G. restlos glücklich gewesen. So blieben ihm nur die vielen Käfer und Heuschrecken, einige rote Schlangen (meistens überfahren und daher harmlos), zwei Geier (die toten Schlangen mampfend), ein selbstmordgefährdeter, weil viel zu langsamer Roadrunner sowie eine Tarantel, die mich praktisch angesprungen hat. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag...


MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND

 

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