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MARK G.'s MÖCHTEGERN-RUNDUMSCHLAG 2013

Leserbriefe
 

 

Es hat inzwischen Tradition, dass ich - bevor sich die deutsche Kinobranche wieder in München zur Filmwoche trifft - zu einem Rundumschlag aushole, um die Missstände, die es in unserer Branche gibt, anzuprangern. 2013 ist dies etwas anders, ich konzentriere mich voll und ganz auf die Eintrittspreise und deren Folgen auf den Kinobesuch. Zudem hat Pi-Jay einen exzellenten Artikel über die Schieflage in der deutschen Filmproduktion geschrieben.

 

Keine Frage, 2012 war ein ordentliches Kinojahr - es ist schon mal ein großer Erfolg, ein paar Prozente in einem Fußball-EM-Jahr zuzulegen. Die endgültigen Zahlen liefert die FFA zwar erst im Februar, dennoch sollte ein Ergebnis um die 135 Mio. Besucher-Marke herausspringen (gegenüber 129,6 Mio. in 2011 und 126,6 Mio. in 2010).

 

Doch dieses Plus darf über zwei Dinge nicht hinwegtäuschen: 2012 liegt damit noch immer etwa 43 Mio. Besucher oder 24 % unter dem "modernen" Rekordhoch von 2001 (177,9 Mio.), und wie das 2012er Ergebnis zustande kam, ist äußerst bedenklich und ungesund für unsere Branche:

 

Vier in 2012 gestartete Überblockbuster (= 6 Mio. Besucher und mehr) - namentlich Ziemlich beste Freunde, Skyfall, Ice Age 4 und Der Hobbit sind der Motor für den Erfolg, während die Mittelware einen dramatischen Rückgang verbuchen musste. Gerade einmal 25 Filme hatten mehr als eine Million Besucher - sollten Pitch Perfect und Die Vampirschwestern diese Hürde noch nehmen, dann sind es 27 Stück.

 

27 Millionäre in 2012 bedeuten die niedrigste Anzahl seit der Wiedervereinigung! Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2001 waren es 45 Millionäre (darunter ebenso vier Überblockbuster) - ein Minus von 40 %!

 

Übersetzt heißt dies: Die Besucher waren bereit, ihr schwer verdientes Geld nur für die Filme auszugeben, die in aller Munde waren, doch für Filme ohne größtmöglichen Hype überlegten sie es sich zweimal, ob sie ein Ticket lösen.

 

Ich will jetzt gar nicht auf den allgemein hohen Eintrittspreisen herumreiten - insbesondere für 3D (es sollte aber nachdenklich stimmen, wenn die zwei erfolgreichsten Filme des Jahres 2D-Filme sind) - aber ich muss einfach darauf hinweisen, was sich seit dem Rekordjahr 2001 geändert hat:

 

Laut FFA stiegen die durchschnittlichen Preise im I. Halbjahr 2012 (€7,42) um 34 % seit dem 1. Halbjahr 2001 (€5,53). Zum Vergleich: Die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten stiegen von 2001-2012 um 19,5 %. Die wesentlich höhere Teuerungsrate im Kino ist natürlich hauptsächlich dem 3D geschuldet und gehört eigentlich längst korrigiert - zumal viele Kinos sicherlich ihre Digitalisierungskosten schon wieder eingefahren haben (immerhin war das ja mal die offizielle Begründung für den 3D-Zuschlag).

 

Aber die höhere Teuerungsrate ergibt immer noch kein vollständiges Bild. Schaut man sich nämlich die Preissteigerungen genauer an, dann ergibt sich folgendes Szenario: Während die Eintrittspreise insgesamt also um 34 % stiegen, gingen sie am Freitag, Samstag & Sonntag "nur" um etwa 30 % rauf, am Montag und Mittwoch wurden die Tickets um ca. 40 % teurer, am Donnerstag um etwa 50 % und am Dienstag sogar um ca. 60 %!

 

Mit anderen Worten: Die großen Ketten haben die ermäßigten Kinotage weitgehend abgeschafft (heute ist der durchschnittliche Eintrittspreis am Donnerstag nahezu identisch mit dem vom Sonntag) und so dem Zuschauer die Gelegenheit genommen, Mittelware zu günstigeren Konditionen zu sehen.

 

Die großen Kinoketten und einige andere Kinobetreiber erliegen dem Irrglauben, dass höhere Eintrittspreise höhere Einnahmen bedeuten, obwohl sie Woche für Woche eines Besseren belehrt werden. Selbst jetzt noch ist der Dienstag mit seinen Minimalstvergünstigungen nicht nur der besucherstärkste, sondern auch der umsatzstärkste Wochentag (Mo.-Do.). Einhergehend mit den überproportionalen Preiserhöhungen sind natürlich die Besucherzahlen seit 2001 am Dienstag und Donnerstag im Verhältnis leider um ca. 20 % bzw. ca. 10 % gesunken.

 

In anderen Ländern funktioniert das Box Office ähnlich: In Nordamerika gibt es am Dienstag kräftige Preisermäßigungen, und regelmäßig wie ein Uhrwerk sind die Einnahmen am Dienstag höher als am Montag, Mittwoch oder Donnerstag. Ebenso in Großbritannien, wo es den "Orange Wednesday" gibt - natürlich wird am Mittwoch mit seinen "2 for 1" Tickets mehr Box Office generiert als am Montag, Dienstag oder Donnerstag.

 

Wieviele Beweise braucht es denn noch, um zu erkennen, dass günstige Eintrittspreise gut fürs Geschäft sind?

 

Und so bleibt mir nur noch zu fordern, dass sich die Branche wieder auf (mindestens) einen ermäßigten Tag der Woche einigt, der auch den Namen verdient (50 Cent oder €1 weniger kann es nicht sein). Da die Begriffe "Kinotag" und "Half Price Day" (letztgenannter kann bei diesen Preisen sowieso schon lange nicht mehr benutzt werden) inzwischen ihren guten Ruf verloren haben, schlage ich vor, das britische System zu übernehmen:

 

"2 for 1" Tickets haben den Vorteil, dass tatsächlich zusätzliche Besucher generiert werden (ein einzelner Besucher hat ja nichts von der Ermäßigung), und die Wahrscheinlichkeit ist doppelt so hoch, dass zwei Besucher eher Hunger und Durst haben als nur ein Besucher und somit den Thekenumsatz ankurbeln (nebenbei bemerkt gilt die Sache mit den zu hohen Preisen natürlich auch für die Theke!).

 

Wir brauchen günstige Alternativen, um mehr Besucher, mehr Umsatz und mehr Besuchermillionäre zu generieren. Eine gesunde Branche kann sich nicht nur auf die größten Blockbuster des Jahres konzentrieren. Wir brauchen die Vielfalt des Mittelfelds, hier werden neue Ideen (und Sequels) und neue Stars geboren!

 

 

 

Aus Liebe zum Kino!

Mark G.

 

PS: Wie immer sind Leserbriefe zum Thema herzlich willkommen, außerdem kann hier im Forum diskutiert werden!

 

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