MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND 2009 |
1. Woche, 2. Woche,
3. Woche, 4. Woche,
5. Woche,
6. Woche
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Sonntag 20. September |
Kayenta - Gooseneck - Natural Bridges - Cortez
240 Meilen
Mark G. |
Pi-Jay |
Noch
einmal ging es vorbei am Monument Valley (diesmal im
Morgengrauen)...
zum
Gooseneck State Park (einer meiner liebsten Spots bei einem
früheren Besuch Anfang der 90er Jahre) - leider diesmal unter
einer Wolkendecke...
...über einen endlos hohen ungeteerten Bergpass weiter zum
Natural Bridges National Monument mit drei natürlichen Brücken
(vom Regen ausgespült im Gegensatz zu "Natural Arches" die durch
Erosion entstanden sind) inkl. knapp drei Stunden ungeplanter
Wanderungen...
...weiter nach Cortez in unser bislang
schäbigstes Hotel (aber unser günstigstes)... |
Wenn Engel reisen
... Wieder einmal starteten wir bei bewölktem Himmel und
erlebten auch unseren ersten Zwischenstopp bei Goosenecks Grau
in Grau. Dennoch ist es ein beeindruckender Anblick, wie sich
der San Juan Fluss einen vielfach gewundenen Weg - der an die
namengebenden Gänsehälse erinnert - in den Fels gegraben hat.
Von dort aus wollten wir ursprünglich einen Abstecher in das
Valley of the Gods machen, das auch als der kleine Bruder des
Monument Valleys bekannt ist, doch der Himmel zog sich immer
mehr zu, und die Straße war eine Katastrophe. Wir waren zwar
gewarnt worden, dass die Strecke nicht geteert sein würde, aber
wir hatten nicht damit gerechnet, auf der Schotterstraße so
kräftig durchgeschüttelt zu werden (ich hatte schon Angst, meine
Zahnfüllungen würden herausfallen). Außerdem geriet der Wagen
immer wieder ins Rutschen, weshalb wir schon nach kurzer Zeit
umkehrten und uns über eine nicht ganz so schlechte
Schotterpiste in wahnsinnig engen Serpentinen einen ungeheuer
steilen Berg hinaufquälten.
Von oben konnten wir wenigstens einen Blick auf
das geheimnisvolle Tag der Götter werfen, das uns jedoch nicht
sonderlich spektakulär erschien. Wider Willen wurden wir von
einer Gruppe deutscher Motorradfahrer (rund 15 Maschinen und
drei, vier Begleitfahrzeuge), denen wir schon bei Goosenecks
begegnet waren, als Fotografen rekrutiert. Wegen der schlechten
Straßenverhältnisse und der verhangenen Sicht ließen wir einen
weiteren Aussichtspunkt links liegen und fuhren weiter zum
National Bridges National Monument - wo es dann prompt zu regnen
anfing.
Keiner unserer Reiseführer hat uns darauf
hingewiesen, dass man die drei Felsbrücken des Parks nicht nur
von einem Rundweg aus bewundern, sondern sogar zu ihnen
hinabsteigen kann. Gerade als wir uns entschlossen hatten, wegen
des Regens darauf zu verzichten, kam - wie extra für uns
bestellt - die Sonne heraus. Also mussten wir wohl oder übel ran
- und wurden schon bei der ersten Brücke belohnt, denn das zarte
Felsgebilde wirkt von oben weit weniger beeindruckend als wenn
man direkt darunter steht. Der Abstieg zur Sipapu-Brücke ist
jedoch nicht ohne und geht ziemlich steil bergab, teilweise
sogar über wackelige Holzleitern und glatte Felsen, wobei man
wenigstens hin und wieder ein Geländer zum Festhalten hat. Aber
ein bisschen abenteuerlich sollte ein Urlaub ja schon sein,
oder?
Auf dieser ersten Strecke zeigte Mark G. wieder
sein Talent zum Expresswandern. Um mitzuhalten hatte ich nicht
viel Gelegenheit, die Landschaft zu bewundern, aber schon bei
unserem zweiten Abstieg (bzw. dem anschließenden Aufstieg) wurde
er langsamer, und auf dem dritten Weg war er mir dann fast
zu langsam. Die Sonne meinte es aber auch zu gut mit uns, so
dass es schon bald sehr heiß wurde, aber beklagen durften wir
uns nicht, schließlich hatten wir uns ja besseres Wetter
gewünscht. Die zweite Brücke mit dem klangvollen Namen Kachina
lohnt den anspruchsvollen Weg nicht unbedingt, ist von oben
allerdings auch nicht besonders gut zu sehen.
Es war immerhin klug von den Betreibern
des Parks, den Rundweg so anzulegen, dass man die anstrengendste
Wanderung zuerst und die leichteste zuletzt unternimmt. Nachdem
wir jeweils eine Stunde für die ersten beiden Strecken
gebraucht hatten, war die letzte mit 30 Minuten beinahe ein Spaziergang
- oder wäre es gewesen, wenn wir zu diesem Zeitpunkt nicht
bereits so erledigt gewesen wären. Sonnenmilch und jede Menge
Wasser sollte man auf jeden Fall mit sich führen, eventuell
sogar ein paar T-Shirts zum Wechseln. Die letzte Brücke (Owachomo)
ist vielleicht die zauberhafteste der drei, und wer einigermaßen
gut zu Fuß ist, sollte sie sich nicht entgehen lassen.
Kaum hatten wir die letzte Wanderung hinter uns
gebracht, zog sich der Himmel zu, und als wir den Park
verließen, fielen die ersten Regentropfen. Bis Cortez regnete es
ununterbrochen, manchmal schüttete es sogar, und am Horizont
tobte ein Gewitter. Irgendwie sah es plötzlich mehr nach dem
schottischen Hochland aus als nach dem amerikanischen Südwesten,
wenn denn die vielen Ölfördertürme nicht gewesen wären. Unterwegs
haben wir auch einige Exemplare der heimischen Tierwelt
entdecken können, Vögel vor allem, ein Stinktier und etwas, das
wie eine Wildkatze aussah (vielleicht aber auch nur ein ziemlich
großer Stubentiger war), die allesamt tot am Straßenrand lagen.
Schon in Kayenta waren uns zuerst ein überfahrener Hund und dann
eine Kuh aufgefallen, die alle Viere in die Luft streckte.
Obwohl sie beinahe mitten in der Kleinstadt lagen, wurden die
Kadaver nicht entsorgt, es sei denn, die Krähen und Hunde sollten
dafür Sorge tragen. Appetitlich war das nicht. Aber das ist eben
das Land, unterwegs trafen wir auch etliche Kühe, die sich auf
dem Highway tummelten, aber immerhin klug genug waren, unserem Wagen
auszuweichen.
In Blanding legten wir noch einen kleinen Stopp
zum Tanken und Essen ein, wobei die Auswahl nicht allzu groß
war, denn die Stadt ist klein und am Sonntag fast alles
geschlossen. In einem Supermarkt gab es einen leicht
schmuddeligen Fast-Food-Laden, dessen Gerichte gar nicht mal
schlecht waren. Es war aber auch das einzige offene Lokal, das
wir finden konnten. Kaum hatten wir unser Ziel Cortez erreicht,
kam natürlich die Sonne wieder heraus.
Wenn Engel reisen ... landen sie manchmal an
wenig himmlischen Orten. Nachdem wir in den letzten Städten großes Glück
mit unseren Hotels und Motels gehabt hatten, waren wir von
diesem Etablissement ein wenig verstört. Das Zimmer, das in den
nächsten zwei Tagen unser Heim sein wird, riecht sehr merkwürdig
(als wäre kürzlich jemand hier gestorben), ist zwar einigermaßen sauber, aber auch ziemlich heruntergekommen. Als wir uns die
Emmy-Verleihung im Fernsehen ansahen und nebenbei die Fotos des
Tages luden, stand plötzlich ein Fremder vor uns, der am Empfang
ebenfalls einen Schlüssel für dieses Zimmer erhalten hat. Mal
sehen, welche Überraschungen noch auf uns warten ... |
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Montag 21. September |
Cortez 76 Meilen
Mark G. |
Pi-Jay |
Der
heutige Tag stand ganz im Zeichen von unzähligen Pueblos im Mesa
Verde National Park inkl. vieler kleiner Wanderungen. Bei etwa
600 Ruinen allein im Nationalpark ist es unmöglich, Fotos von
allen zu machen, und nach gewisser Zeit auch ein bisschen
ermüdend - trotzdem ein schöner Tag...
Cliff Palace (oben) und Square Tower House
(unten).
Da uns in der Zwischenzeit die Überdosis an
Burgern und Pommes so langsam zum Halse raushängt, entschieden
wir uns diesmal für Chinesisch (á la Americana)... |
Wenn man sich die Einträge
der letzten Tage ansieht, bekommt man fast den Eindruck, als
seien wir besessen vom Wetter. Nun, heute war jedenfalls ein
wunderschöner Tag, ohne Wolken, warm, aber ziemlich windig - und
verdammt kalt am Morgen. Aber genug davon (oder vom
Wetterbericht, der eine herannahende Kaltfront prognostiziert
hat ...). Um uns für den Tag zu stärken, suchten wir "Jack und
Janelle's Restaurant" auf, ein typisch amerikanisches Lokal, das
ein ordentliches Frühstück serviert.
In Mesa Verde lebten vor 700 Jahren die Anasazi
(d. h. in der Sprache der Navajos "die Alten"), die zuerst im
Tal, später dann in Siedlungen unter der überhängenden Klippen
wohnten. Insgesamt mehrere Tausend Ruinen aus allen Epochen gibt
es, davon 600, die in schwindelerregender Höhe wie
Schwalbennester an der Wänden kleben. Drei davon haben wir
besichtigt. Zwei davon sind nicht leicht zu erreichen, wir
mussten endlose Treppenstufen hinab- (und später wieder
heraufsteigen), steile Leitern erklimmen und einmal sogar durch
einen schmalen, vier Meter langen Tunnel kriechen, aber es hat
sich gelohnt. Die Ruinen sind teilweise sehr gut erhalten, und
die Rancher, die uns begleitet haben, konnten uns einiges über
die Lebensweise der Indianer erzählen.
Die "grüne Tafel", wie die Spanier die bewaldete
Hochebene nannten, befindet sich in rund zweieinhalbtausend
Metern Höhe, und das viele Klettern in der dünnen Luft war
ziemlich anstrengend. Zudem mussten wir auf unserer Fahrt durch
den Park immer wieder anhalten, um weitere Aussichtspunkte oder
Ruinen zu besuchen, und schließlich waren wir schon außer Puste,
wenn wir nur aus dem Auto steigen mussten.
Nach all den anstrengenden Besichtigungen und
einem Abstecher ins Museum, suchten wir eines der hiesigen
chinesischen Restaurants auf. Das Essen war ganz okay,
allerdings auch ein klein wenig anders als der
Durchschnittschinese in Deutschland. Am seltsamsten war die
Sauce von meinem Hühnchen süß-sauer, die so grellrot war, dass
sie bestimmt im Dunkeln leuchtet ...
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Dienstag 22. September |
Cortez - Moab (inkl. Arches NP) 224 Meilen
Mark G. |
Pi-Jay |
Eigentlich war heute ein reiner Fahrtag mit zwei kleineren
Abstechern (Newspaper Rock und Needles Overlook) geplant, aber
wir kamen so früh in Moab an, dass wir noch einen Ausflug in den
Arches National Park mit seinen über 2.000 Felsbögen unternahmen
- aber keine Angst, wir haben nur einen Bruchteil der Arches
fotografiert (ein paar schöne Felsformationen wurden natürlich
auch abgelichtet)...
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Als wir am Morgen in Kayenta starteten (oder
vielmehr aus unserem Stinkezimmer flüchteten), hatte uns die im
Fernsehen angekündigte Kaltfront buchstäblich kalt erwischt:
magere zwei Grad sind definitiv nicht mehr angenehm. Dabei
konnten wir uns noch glücklich schätzen, denn nördlich und
südlich von uns hatte es bereits geschneit!
Zum Glück ging es nun nach Westen, fort aus dem
Eiskeller namens Colorado und hinein ins wohl temperierte Utah.
Unterwegs unternahmen wir zwei Abstecher, zunächst zum Newspaper
Rock, einem großen Felsen mit schwarzer Oberfläche, in die die
Indianer seit rund zweitausend Jahren Symbole und Zeichnungen
geritzt haben. Niemand weiß, was sie genau bedeuten, und
vielleicht sind sie ja wirklich wie eine prähistorische Zeitung
(vielmehr ein Schwarzes Brett) mit praktischen Hinweisen, wo man
einen fetten Hirsch erlegen oder die saftigsten Beeren pflücken
kann. Danach ging es zum Needles Overlook, einem Aussichtspunkt
hoch oben auf einem Berg, von dem aus man einen phantastischen
Blick auf Canyonlands hat, den Park, den wir in einigen Tagen
besichtigen werden. Gegen Mittag erreichten wir schließlich Moab.
Die Schlagzeilen der letzten zweitausend Jahre
...
Moab ist ein entzückendes kleines Städtchen mit
vielen Restaurants, Geschäften und einer tollen Bibliothek (mit
kostenlosem Internetzugang), das zur Urlaubszeit sicherlich von
mehr Touristen als Einheimischen bevölkert wird. Grund dafür ist
die Nähe zu gleich zwei Nationalparks: Canyonlands und Arches.
Letzterem statteten wir am Nachmittag gleich einen Besuch ab -
und waren sofort überwältigt. Die Landschaft ist einfach großartig, die
unzähligen Felsen leuchten in allen nur erdenklichen Schattierungen
von Rot, Orange und Ocker und sind so delikat geformt, dass sie
unsere Phantasie herausfordern, in ihnen Tiere, Gesichter oder
Gegenstände zu erkennen. An allen Ecken waren Wale, Ozeandampfer
oder Elefanten zu finden, aber das heitere Felsenraten machte
schon bald
keinen Spaß mehr, da Mark G. in jedem zweiten Felsen den Kopf von King Kong sah ...
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Mittwoch 23. September |
Moab (Arches NP) 49 Meilen
Mark G. |
Pi-Jay |
Heute
verbrachten wir den ganzen Tag mit Wandern im Arches National
Park, der fortan zu meinen Lieblingsparks gehört. Zwei sehr
anstrengende Wanderungen plus viele kleinere Spaziergänge
führten uns zu den Highlights des Parks. Dementsprechend k.o.
waren wir denn auch...
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Für
heute hatten wir uns einiges vorgenommen und starteten deshalb
mit einem üppigen Frühstück im Pancakes Haus, wo es Omeletts und
Bananen-Walnuss-Pfannkuchen gab. Wer den Arches National Park
erkunden will, muss wandern, denn nur so gelangt man zu den
schönsten und spektakulärsten Felsbögen. Und keine Angst vor den
Berglöwen, vor denen man gewarnt wird, der Park ist so
überlaufen, dass sie garantiert schon ausgewandert sind. Leider
ist die große Besucherzahl schlecht für die Fotos, die man
schießen will, denn irgendjemand latscht einem garantiert ins
Bild.
Auf
unserer ersten Wanderung - durch den "Garten des Teufels" -
sahen wir gleich sieben wunderschöne Arches und legten ca. 11,5
km zurück. Und das in praller Mittagssonne (und moderaten 25
Grad), wenig Schatten und auf einem Weg, der abwechselnd aus
lockerem Sand und unebenem Fels besteht, sich mal
schwindelerregend in die Höhe schraubt und dann wieder in ein
tiefes Tal hinabführt. Bergziegengleich sind wir an Abgründen
entlang balanciert und musste einmal einen nahezu glatten
Felsrücken über einem kleinen Tümpel überqueren, was nur dank
der freundlichen Unterstützung anderer Wanderer gelang. Aber der
Weg, in seinem entlegendsten Teil sogar relativ menschenleer,
hat sich gelohnt, denn die Gegend ist absolut faszinierend und
bietet alle paar Meter wieder neue Eindrücke.
Nach
einer kurzen Pause und einem weniger schweißtreibenden Abstecher
ging es am Nachmittag zum wohl schönsten Felsbogen des Parks,
dem Delicate Arch. Leider findet man ihn nicht mal eben um die
Ecke, sondern muss zuvor fünf Kilometer wandern, d.h. einen sehr
hohen Berg besteigen - und gemeinerweise kann man von unten
bereits einen Gutteil des beschwerlichen Pfades erkennen. Aber
wenn man dann am Ende um die letzte Ecke biegt und von der
vollen Wucht des Windes getroffen wird, der hier über die
Bergspitzen jagt, liegt er plötzlich in seiner einzigartigen
Schönheit vor einem: Am Ende eines abfallenden Plateaus ragt
dieser elegante, riesige Bogen aus rot-goldenem Gestein in den
sattblauen Nachmittagshimmel wie das Tor zu einer anderen Welt.
Wäre der schneidende Wind nicht, man könnte ewig dort verweilen
...
Auf
dem Rückweg spürten wir dann nicht nur unsere bleischweren
Beine, sondern auch einen leichten Sonnenbrand auf den Waden und
Oberarmen, denn die Luft hier oben ist dünn und die Sonne
gefährlich. Nach insgesamt über zwanzig Wanderkilometern sehnten
wir uns nur noch nach Dusche und Bett. |
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Donnerstag 24. September |
Moab (Canyonlands NP) 104 Meilen
Mark G. |
Pi-Jay |
Ein
neuer Tag, ein neuer Nationalpark...
Diesmal ging es zum Canyonlands Nationalpark, der wie eine
kleinere Version des Grand Canyon erscheint - kein Wunder, hatte
doch auch hier der Colorado seine Hände im Spiel...
Mesa Arch
Ein vertrockneter Salzsee oder ein
Meteoreinschlag? (rechts)
Über den linken Felsen haben sich Thelma &
Louise... (mehr verrate ich nicht wegen Spoiler-Gefahr) |
Die
Strapazen des gestrigen Tages haben ihre Spuren hinterlassen:
Unsere Beine sind müde und schwer und verweigern beinahe ihren
Dienst. Doch ein weiterer Nationalpark warteten darauf, von uns
entdeckt zu werden, und in Canyonlands gibt es eine Menge zu
entdecken. Durch den Zusammenfluss von Colorado und Green River
entstanden, teilt sich der Park in drei Bereiche auf über 1360
Quadratkilometern. Da man unmöglich alle an einem Tag
besichtigen kann, entschieden wir uns für jenen Teil, der den
klangvollen Namen "Insel im Himmel" trägt. So könnte allerdings
auch ein Gericht in einem chinesischen Restaurant heißen ...
Tatsächlich hat man schon bei der Anfahrt das Gefühl, in den
Himmel zu fahren, denn es geht immer höher und höher hinauf (bis
auf knapp 2000 Meter). Entsprechend schwer fiel das Atmen, was
vielleicht auch daran lag, dass wir ziemlich groggy waren.
Insgesamt gibt es sicherlich mehrere hundert Kilometer
Wanderwege, aber wir unternahmen lediglich jene, die maximal
eine Stunde dauern sollten. Aber sowohl diese als auch die
Zwischenstopps entlang der Panoramastraße vermitteln dem
Besucher ein umfassendes Bild.
Im
Gegensatz zu Arches verfügt Canyonlands nicht über spektakuläre
Felsformationen und auch nur über sehr wenige kühn geschwungene
Bögen, dennoch ist die Landschaft einfach zauberhaft und
grandios, irgendwie unwirklich. Rund 300 Meter fällt an manchen
Stellen die Hochebene ab, öffnen sich vor dem Betrachter jähe
Abgründe mit schroffen Felsklippen und scharfen Kanten, schieben
sich grün schimmernde Berge aus dem Boden. Und auch diese tief
liegende, sich weit hin erstreckende Ebene wird wiederum von bis
zu 300 Meter tiefen Schluchten aufgebrochen wie eine
Ofenkartoffel, auf deren Grund sich ein träger, schlammiger
Fluss dahinwälzt. Ein wunderschönes Panorama, das jedoch eher
für das menschliche Auge als die Linse einer Kamera gemacht ist.
Man muss es schon in natura sehen, um seine monumentale
Schönheit zu erfassen ...
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Freitag 25. September |
Moab 23 Meilen
Mark G. |
Pi-Jay |
Heute
war schon seit Planung der Reise eigentlich ein Ruhetag
vorgesehen. Aber es kam wieder anders...
Ohne
Wanderschuhe (schließlich war ja ein Ruhetag geplant) machten
wir uns auf den Weg zu einem weiteren Arch, der weder durch
einen State noch einen National Park geschützt wird. Um zu
diesem Felsbogen und wieder zurück zu gelangen, gab es also
wieder eine fette 3h-Wanderung bei 28 Grad Celsius durch einen
Dschungel, über einen reißenden Fluss (und das gleich 14x), über
glatte Felswände und knöcheltiefen Treibsand - aber schön war es
schon...
Nach
zwei Wochen Dauerwandern und Dauerschwitzen (auch an den
Kaltfronttagen) war es an der Zeit, mal Wäsche zu waschen, und
so begab ich mich in einen Laundromat mit zwei Säcken Wäsche und
meinem Laptop in den Händen. Ich hatte noch nie einen Waschsalon
betreten, kannte solche Etablissements aber aus Film und
Fernsehen. Und ich glaube, dass alle Klischees, die es über
diese Reinemachetreffpunkte gibt, stimmen... Denn während ich da
so vor mich hintippe, beschwert sich ein ca. 25Jähriger darüber,
dass ein anderer Herr gleichen Alters zu sehr seine Freundin
mustert (obwohl der Beschuldigte mit seiner eigenen Freundin da
war - die mir allerdings leicht "slutty" vorkam) und fordert ihn
mit Nachdruck auf, diesen Vorfall vor der Tür zu klären - und
das gerade mal 1m von mir und meinem Puter entfernt... Gott sei
Dank schien der Beschuldigte an einem Kampf nicht interessiert
zu sein ("I don't do this anymore") und letztendlich löste die
übergewichtige Chefin die Meute auf, während eine defekte
Waschmaschine plötzlich den halben Salon überschwemmte... |
Nach all den
anstrengenden Wanderungen der letzten Tage hatten wir uns nun
wirklich einen Ruhetag verdient. Trotzdem konnten wir es nicht
lassen, wenigstens einen klitzekleinen Ausflug zu unternehmen.
In einigen wenigen Reiseführern wird eine Felsbrücke in der Nähe
von Moab erwähnt, die mit 70 Metern Länge die sechstlängste in
den USA ist, und obwohl wir in den vergangenen Tagen genügend
ähnliche Formationen gesehen haben, siegte dann doch unsere
Neugier. Hey, die sechstlängste Felsbrücke in Nordamerika!
Leider stand nirgends geschrieben, wie lange wir
bis zu diesem versteckten Ort in einem Seitental des Negro Bill
Canyon brauchen würden. Vielleicht eine halbe Stunde? 45
Minuten? Gut gelaunt machten wir uns auf dem Weg, leider ohne
Wanderschuhe, die wir im Hotel vergessen hatten (schließlich
sollte ja heute unser "freier" Tag sein). Zum Glück wurde
diesmal weder vor Berglöwen noch Schlangen gewarnt, dafür vor
Giftefeu, der einen aber immerhin nicht hinterrücks anzufallen
pflegt. Anfangs führte uns der Pfad an einem lauschigen, kleinen
Bach entlang, gesäumt von vielen Büschen, kleinen Bäumen,
Kakteen und saftigen Wiesen. Einfach idyllisch. Eine halbe
Stunde später waren wir gezwungen, den zügig dahineilenden Bach
auf einigen rutschigen Steinen zu überqueren, dann einige Felsen
hinaufzuklettern und uns durch dichtes Gebüsch zu schlagen.
Dummerweise hatten wir nicht nur die passenden Schuhe, sondern
auch unsere Macheten vergessen. Und überall konnten der gemeine
Giftefeu lauern ...
Anderthalb Stunden und sechs weitere
Bachüberquerungen später hatten wir endlich diese, zugegeben,
wunderschöne Brücke erreicht, deren majestätische Größe leider
unter der Nähe zu einer Felswand leidet. Und dann mussten wir
den ganzen Weg auch wieder zurückgehen.
Trotzdem hat es sich gelohnt, auch wenn wir
genauso müde und verschwitzt von unserem Ausflug zurückkehrten
wie an jedem anderen Tag ...
Colorado River |
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Samstag 26. September |
Moab - Capitol Reef NP - Torrey 176 Meilen
Versteckter Wasserfall im Hidden Falls Motel in Torrey
Mark G. |
Pi-Jay |
Und
noch'n National Park, diesmal Capitol Reef, der sich von vielen
verschiedenen Seiten zeigt...
Auf diesem Felsen haben sich Butch Cassidy und
the Sundance Kid versteckt...
Im
Gegensatz zu Pi-Jay war ich mit unserem Abendessen sehr
zufrieden - mein Honey Fried Chicken war das beste Fried
Chicken, dass ich je gegessen habe... |
Heute hieß es Abschied nehmen von dem
entzückenden kleinen Städtchen Moab. Ungefähr drei Stunden und
einen köstlichen Schoko-Kokos-Butterscotch-Muffin später
erreichten
wir den Capitol Reef National Park, so benannt, weil die
Gebirgskette Ähnlichkeiten mit einem Riff, ihre Bergspitzen mit
der Kuppel des Kapitols in Washington hat. Von Osten kommend
macht der Park zunächst keinen überwältigenden Eindruck, denn
die zerklüfteten Felsen schimmernd allesamt in einem milchigen
Grau-Gelb, durchzogen von vereinzelten rot marmorierten Flächen.
Leider lag das Besucherzentrum am entgegengesetzten Ende des
Parks, so dass wir nur wenige Informationen über die Wanderwege
hatten.
Die gute, alte Zeit: Das Schulhaus der Mormonen.
Unser erster Weg führte uns über drei Meilen
durch ein enges Tal, das von imposanten Felswänden gesäumt wird
und ein bisschen wie die Gegend in den Winnetou-Filmen aussieht.
Am Ende sollte irgendwo der Cassidy-Arch liegen, benannt nach
dem bekannten Outlaw (leicht zu verwechseln mit Robert Redford).
Doch als wir dort ankamen, stellte sich heraus, dass wir, um
diesen Bogen sehen zu können, noch knapp 1000 Fuß (über 300
Meter) in die Höhe klettern und weitere 1,5 Meilen zurücklegen
müssen. Das war dann doch zu viel des Guten, zumal wir in den
letzten Tagen schon den einen oder anderen Felsbogen gesehen
hatten.
Auch die nächste Wanderung hatte es in sich: Rund
eine Stunde (inklusive Rückweg) dauerte der anstrengende Weg
hinauf in die Berge zur Hickman-Bridge. Da stellt sich wieder
einmal die Frage, wer diese Naturwunder immer findet. Was machen
die Leute nur in schwindelerregender Höhe im Gebirge -
Eichhörnchen jagen, nach verschollenen Ziegen suchen?
Nach einem Abstecher über die Panoramastraße ging
es zuletzt zu zwei interessanten Punkten mit Fernblick.
Inzwischen hatte der Park sein Gesicht weitgehend verändert. Die
zerklüfteten Felsformationen glühten mittlerweile in allen
erdenklichen Schattierungen von Rot, Ocker, Beige, Purpur, Braun
und Grün - ein herrlicher Anblick, der uns so sehr verzauberte,
dass wir eine ganze Weile andächtig auf einem Felsen saßen und
das Panorama auf uns wirken ließen.
Bis zu unserem Hotel waren es dann nur noch
wenige Meilen. Es heißt Hidden Falls Hotel und besitzt - nomen
est omen - einen geheimen Wasserfall, der so gut versteckt ist,
dass wir ihn trotz Wegbeschreibung nur mit Mühe finden konnten.
Einfach nur schön.
Weniger begeistert war ich von unserem Abendessen
in einem benachbarten Hotel, das unser Reiseführer empfohlen
hatte. Mein Schweinefleisch nach Art des Südwestens, das
mariniert, gegrillt und mit einer scharf-süßen Soße serviert
werden sollte, war allenfalls gebacken oder gekocht und viel zu
süß, aber die Beilagen waren sehr lecker und es gab immerhin ein
Salatbüffet! |
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MARK G. & PI-JAY IN LA-LA-LAND |