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Corner vom Dezember 2011

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Februar 2012

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12. Februar 2012

 

1-

Sinn und Sinnlichkeit

Nach dem Tod ihres Vaters (Tom Wilkinson) müssen Elinor (Emma Thompson), Marianne (Kate Winslet), ihre kleine Schwester und ihre Mutter (Gemma Jones) ihr prachtvolles Haus verlassen und in ein kleines Cottage ziehen. Ihre finanzielle Situation ist angespannt, eine Mitgift nicht vorhanden, dennoch bemühen sich gleich mehrere Gentlemen um die schönen Dashwood-Töchter: Edward (Hugh Grant) bemüht sich um die pragmatische, stets vernunftbetonte Elinor, die jedoch entdeckt, dass er bereits anderweitig verpflichtet ist, während die heißblütige Marianne vom schüchternen Oberst Brandon (Alan Rickman) und dem schneidigen, aber unehrlichen Willoughby umschwärmt wird.

Die Romane Jane Austens versprechen nicht nur romantische Verwicklungen und amüsante Begebenheiten, sondern immer auch scharfzüngige Dialoge, genaue psychologische Beobachtungen und eine Spur Gesellschaftskritik. Kein Wunder, dass sie von Kritikern wie Publikum gleichermaßen geliebt werden. Sinn und Sinnlichkeit trägt noch den alten, irreführenden Romantitel (der in neueren Ausgaben in Verstand und Gefühl geändert wurde), hat Drehbuchautorin Emma Thompson den Oscar beschert und ist die erste, amerikanische Regiearbeit von Ang Lee. Es ist vielleicht nicht die originalgetreueste Umsetzung, aber dank seines gut aufgelegten Ensembles (abgesehen von einem Hugh Grant, der sich sichtlich deplatziert fühlt) dennoch äußerst gelungen, voller Witz und Charme und auch Romantik. Der ideale Film zum Wohlfühlen an kalten Winterabenden.

3+

Good Woman – ein Sommer in Amalfi

Das Erscheinen der skandalösen Mrs Erlynne (Helen Hunt) wirbelt die vornehmlich britische Gesellschaft durcheinander, die den Sommer in Italien vertrödelt. Bald machen Gerüchte von einer Affäre mit Robert Windemere (Mark Umbers) die Runde, während seine Frau (Scarlett Johanson) den Avancen des leichtlebigen Lord Darlington (Stephen Campbell Moore) zu erliegen droht. Ein Skandal und gesellschaftliche Ächtung drohen der jungen Frau, die überraschend selbstlosen Beistand von Mrs Erlynne erhält.

Bei einem Stück von Oscar Wilde kann man zumindest immer pointierte Dialoge erwarten, und in dieser Hinsicht enttäuscht der Film keineswegs. Die Handlung wurde allerdings in die 1930er Jahre verlegt, was die Skandale leider etwas weniger skandalös erscheinen lässt. Die Handlung ist lange Zeit vorhersehbar, plätschert auf angenehme und unaufgeregte Weise dahin wie man es von geschliffenen Gesellschaftskomödien erwartet, überrascht aber dann doch mit einem Ende, das man nicht hat kommen sehen. Zwar werden für den Zuschauer alle Rätsel gelöst, nicht jedoch für die Figuren, was der Story eine gewisse Tiefe verleiht, die sie angenehm von anderen Filmen dieser Art abhebt und ihr eine gewisse Ernsthaftigkeit verleiht. Mehr Tempo und mehr Schärfe hätten dem Film gut getan, aber diese Schwächen macht die Begegnung mit der wundervollen Helen Hunt wieder wett, und auch Tom Wilkinson glänzt einmal mehr in einer Nebenrolle.

3+

Out of Time

Sheriff Whitlock (Denzel Washington) ist Polizeichef einer kleinen Gemeinde in Florida. Er unterhält ein Verhältnis mit Ann (Sanaa Lathan), die ihren brutalen Ehemann (Dean Cain) verlassen will. Als Ann an Krebs erkrankt und Geld für eine alternative Behandlung braucht, stiehlt Whitlock beschlagnahmte Drogengelder. In der Nacht brennt Anns Haus ab, sie und ihr Mann sterben – und Whitlock gerät in den Fokus der ermittelnden Kommissarin (Eva Mendes), die gleichzeitig seine Ex ist…

Thriller wie diese sieht man heutzutage kaum noch: Der Held begeht wider besseren Wissens einen schweren Fehler, gerät in Verdacht, ein Verbrechen begangen zu haben, und verstrickt sich immer tiefer bei dem Versuch, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die Story lebt von überraschenden Wendungen, Geheimnissen und einem spannenden Showdown, und in diesen Punkten kann Out of Time ganz gut punkten. Hier und da erscheint zwar etwas nicht ganz logisch und wird auch am Ende nicht richtig aufgeklärt, und die erste Hälfte ist ein wenig zu langsam erzählt, aber insgesamt kommt der Liebhaber klassischer Thriller auf seine Kosten. Ganz wunderbar ist der witzige John Billingsley als rotziger Pathologe.

3

Die letzte Festung

Der hochdekorierte General Irwin (Robert Redford) wird wegen Befehlsverweigerung zu einer Haftstrafe verurteilt und in ein Militärgefängnis überstellt. Schnell erlangt er den Respekt seiner Mithäftlinge und legt sich mit dem tyrannischen Kommandeur Winter (James Gandolfini) an. Zwischen dem ehrgeizigen, aber nur mäßig talentierten Winter und dem genialen Strategen kommt es zu einem erbitterten Duell, das schließlich in einer Revolte gipfelt.

Die Geschichte versucht den Spagat zwischen Gefängnis- und Militärdrama, erzählt von einem fiesen Kommandeur, der seine Gefangenen quält, bis diese sich gegen ihn erheben, wie man es schon einige Male gesehen hat, berichtet aber auch von der Kameraderie und dem Heldentum, wie man sie aus Kriegsfilmen kennt. Die übliche Schwarzweißmalerei fällt dabei erfreulich gering aus, Gandolfini verleiht seinem Schurken menschliche, zivilisierte Züge, er ist zwar gemein, aber er hat auch Stil, und Redford ist keineswegs der strahlende Held, sondern besitzt auch ein paar dunkle Flecken auf seiner ansonsten weißen Weste. Das Tempo ist leider etwas gemächlich, und die Geschichte könnte auch etwas spannender erzählt werden, ist aber dennoch befriedigend. Nur das Ende hätte etwas weniger pathetisch ausfallen können.

4-

Ein verlockendes Spiel

1925 fristet der Profi-Football in den USA ein Mauerblümchen-Dasein, während sich die College-Mannschaft riesiger Beliebtheit erfreuen. Um seinen Verein vor dem Aus zu bewahren, engagiert Dodge Connelly (George Clooney) den Star einer College-Mannschaft: Carter „The Bullet“ Rutherford (John Krasinski), der noch immer als Kriegsheld verehrt wird. Doch etwas an seiner Heldentat im Schützengraben scheint faul zu sein, und die ehrgeizige Reporterin Lexie Littleton (Renée Zellweger) will herausfinden, was der Held verbirgt.

Der Film will ein historisches Sportdrama sein und Romantische Komödie mit Anleihen an den berühmten Screwball Comedies aus Hollywoods Glanzzeit wie His Girl Friday. Das sind große Fußstapfen, in die George Clooney als Regisseur tritt, und er scheitert dabei auf ganzer Linie. Hier und da entwickelt das Drehbuch einen gewissen Charme und punktet mit ein, zwei geglückten Dialogen, ohne jemals den Biss und das Tempo jener Filme zu erreichen, denen er nachzueifern sucht. Die Chemie zwischen Clooney und Zellweger, die noch dazu oft äußerst unvorteilhaft in Szene gesetzt wird (hoffentlich nicht mit Absicht), stimmt einfach nicht, und auch als Sportdrama wirkt das Ganze reichlich bemüht. Die Spielszenen sind nicht packend inszeniert, der Witz ist kaum vorhanden, und die Geschichte um einen Kriegshelden, der eigentlich keiner ist, interessiert niemanden. Immerhin Musik, Ausstattung und Kamera verleihen dem Ganzen noch einen gewissen Charme.

4-

Public Enemies

Anfang der 1930er Jahre ist John Dillinger (Johnny Depp) der Staatsfeind Nummer Eins, ein gefürchteter Bankräuber, der mit seiner Bande nicht einmal vor der Erstürmung eines Gefängnisses zurückschreckt, um dort einsitzende Freunde zu befreien. J. Edgar Hoover (Billy Crudup) setzt daraufhin Agent Melvin Purvis (Christian Bale) auf Dillinger an, der mit neuartigen Ermittlungsversuchen große Erfolge verbuchen konnte. Am Ende kommen sie dem Gangster durch seine Liebe zu Billie Frechette (Marion Cottillard) auf die Spur…

Große Gangster mit klangvollen Namen, Überfälle, Verfolgungsjagden, eine große Liebe – der Stoff hat alles, was das Herz begehrt. Michael Mann inszeniert die Geschichte in moderner Optik (sprich: Parkinson-Kamera) und Pastelltönen, verliert seine Figuren dabei aber völlig aus den Augen. Johnny Depp gelingt es nicht, seinen Dillinger auch nur ansatzweise sympathisch erscheinen zu lassen, er wirkt blass und ein bisschen gelangweilt. Immerhin lässt er in seinen Liebesszenen noch ein wenig Leidenschaft durchblicken. Die Story ist im Grunde nur eine einfallslose Aneinanderreihung verschiedener Begebenheiten aus Dillingers letzten Monaten, in denen es von Figuren wimmelt, die man nicht zuordnen kann, und von Verfolgsjagden, die mehr oder weniger nach demselben Muster ablaufen. Mit der Rivalität zwischen Dillinger und Purvis versucht Mann, an seinen Erfolg Heat anzuknüpfen, schafft es aber nicht, die Dynamik dieser Gangster-Cop-Beziehung einzufangen oder diesem Handlungsstrang Tiefe zu verleihen.

Nach zähen zwei Stunden stolpert der Film endlich in den lange vorhergesehenen Showdown, der dank Marion Cottillards Schauspielkunst tatsächlich einen berührenden Moment aufweist.

 

19. Februar 2012

 

3+

Ziemlich beste Freunde

Der schwerreiche, gelähmte Philippe (Francois Cluzet) sucht einen neuen Pfleger. Driss (Omar Sy) braucht einen Job, glaubt aber nicht, dass ein Schwarzer aus einem sozialen Pariser Brennpunkt überhaupt eine Chance hat. Doch er punktet mit Witz und Chuzpe und bringt bald nicht nur Philippes Leben, sondern auch das seiner Tochter und seiner übrigen Angestellten durcheinander.

Warum gerade diese nette, aber doch völlig durchschnittliche Geschichte die Massen europaweit ins Kino lockt, werde ich wohl nie ganz verstehen können. Immerhin lebt sie von ihrem charmanten, extrem spielfreudigen Hauptdarsteller Omar Sy und der Chemie zwischen ihm und Francois Cluzet. Eine weitere Erklärung für den immensen Erfolg ist sicherlich die Ehrlichkeit und Authentizität, die dieser Film gegenüber den hochgezüchteten, effektvoll inszenierten und daher immer auch etwas gekünstelt wirkenden Hollywood-Produktionen besitzt. Die Handlung plätschert allerdings ein bisschen zu gemächlich dahin, auch besitzt der Film keinen dramatischen Höhepunkt und ist nach zwei Dritteln seiner Laufzeit eigentlich schon zu Ende. Immerhin kann man oft schmunzeln, manchmal sogar lachen, auch wenn einige Gags etwas unpassend sind. Ein netter Film zum Wohlfühlen und Genießen.

2-

Der große Crash - Margin Call

Als eine Bank in Schwierigkeiten gerät, werden etliche ihrer Mitarbeiter entlassen, darunter auch Eric Dale (Stanley Tucci), der schon seit Jahren dabei ist und gerade eine extrem wichtige Entdeckung gemacht hat, die die Zukunft des gesamten Instituts in Frage stellt. Aus Sympathie überlässt er die Information seinem jungen Kollegen Peter Sullivan (Zachary Quinto), der damit seinen Chef (Kevin Spacey) beeindruckt. Der Vorstand wird mitten in der Nacht einberufen, und es ist dessen Vorsitzender John Tuld (Jeremy Irons), der äußerst skrupellos die Bank rettet – und damit den gesamten Markt ins Chaos stürzt.

Der Film zur großen Finanz- und Bankenkrise von 2008 protzt nicht mit bahnbrechenden Effekten oder grandiosen Bildern. Es ist ein Kammerspiel, hervorragend besetzt und solide inszeniert. Es handelt von Karrieristen und eiskalten Abwicklern, ist sehr spannend, obwohl nur wenig passiert, und liefert einen kleinen Einblick in die zynische Welt der Geldinstitute, die die Weltwirtschaft zum Absturz gebracht haben, um ihre Bilanzen zu retten, und jetzt so tun, als wäre nichts gewesen. Vor allem Jeremy Irons läuft wieder einmal zu ganz großer Form auf. Insgesamt hätte man sich mehr Drama, mehr Auseinandersetzungen gewünscht, vielleicht noch den unbefangenen Blick eines Außenstehenden, denn im Grunde stehen alle Protagonisten auf derselben Seite.

2-

Adam - Eine Geschichte über zwei Fremde. Einer etwas merkwürdiger als der andere

Adam (Hugh Dancy) leidet am Asperger Syndrom, einer Form des Autismus, die sich oft in einer einseitigen Begabung äußert und in einem problematischen Symptom: Er kann nicht nachvollziehen, was andere Menschen empfinden, und projiziert daher oft seine eigenen Gefühle auf sie. Ist schon eine „normale“ Liebesgeschichte für die Beteiligten oftmals schwierig, tauchen für Adam geradezu unüberwindliche Hürden auf, als er sich in seine Nachbarin Beth (Rose Byrne) verguckt.

Lässt man sich vom blöden deutschen Untertitel nicht abschrecken, kann man hier eine wunderbare, leicht schräge Liebeskomödie entdecken, die von ihren warmherzigen Charakteren lebt. Hugh Dancy verkörpert Adam in einer faszinierenden Mischung aus spröder Zurückhaltung und tollpatschiger Liebeswürdigkeit und erweist sich einmal mehr als vielschichtiger Darsteller. Ein schöner, kleiner Film, der völlig unspektakulär bleibt, den man aber dennoch nicht wieder vergisst.

3+

Wasser für die Elefanten

Nach dem Unfalltod seiner Eltern bricht der Veterinärmedizinstudent Jacob (Robert Pattinson) sein Studium ab und heuert bei einem fahrenden Zirkus an. Schon bald verliebt er sich in Marlena (Reese Witherspoon), die Frau des Direktors August (Christoph Waltz), der ein ziemlich aufbrausender, gewalttätiger Mann sein kann.

Zirkus-Filme sind irgendwie aus der Mode geraten, was schade ist, denn sie vereinen exotische Kulissen, artistische Glanznummern und viel Potenzial für Dramen, die zwangsläufig entstehen, wenn so viele verschiedene Charaktere und Ethnien auf engstem Raum zusammenleben. Wie der Roman von Sara Gruen konzentriert sich der Film aber vor allem auf die verhängnisvolle Liebe zwischen Jacob und Marlena, die von ihrem gewalttätigen Ehemann bedroht ist. Leider will es zwischen Witherspoon und Pattinson nicht so recht funken, und auch Christoph Waltz wird der Ambivalenz seines Charakters, der einerseits sehr charmant, andererseits fast schon dämonisch sein soll, nicht gerecht. Das ist aber nicht unbedingt seine Schuld, sondern liegt in erster Linie am Roman selbst, der die Liebesgeschichte quasi mit angezogener Handbremse erzählt und über weite Strecken einfach nicht in Fahrt kommt. Drehbuchautor Richard LaGravanese hätte sich hier ruhig weiter von der Vorlage entfernen dürfen, wie er es in anderen Bereichen auch getan hat. Regisseur Francis Lawrence ist immerhin ein wunderschön bebilderter Film über eine romantisierte Welt gelungen, der zum Träumen einlädt und dessen Ende ans Herz rührt.

3

Mission Impossible: Phantom Protokoll

Auf den Kreml wird ein Bombenanschlag verübt, die Schuld daran wird dem IMF in die Schuhe geschoben. Ethan Hunt (Tom Cruise) und seinem Team (Jeremy Renner, Simon Pegg und Paula Patton) bleiben nur wenige Tage, um ihre Unschuld zu beweisen und den Schurken Kurt Hendricks (Michael Nyqvist) zur Strecke zu bringen.

Wie die Bourne-Filme sind auch die unmöglichen Missionen eine Antwort auf James Bond, die schon immer reichlich gelackt und jenseits unserer Realität angesiedelt waren. Der erste Film war dabei der unterhaltsamste, dessen Niveau dieser vierte Teil nun beinahe wieder erreicht. Die Geschichte selbst ist dabei wie immer schnell vergessen, gleicht sie doch vielen anderen Plotmustern des Genres, aber ein, zwei Szenen – besonders jene, in der Cruise an der Fassade des höchsten Gebäudes der Welt hochklettert – bleiben in Erinnerung. Der Film ist zum Glück sehr schnell inszeniert, denn die Story lässt es doch sehr an Spannung mangeln, und Michael Nyqvist ist ein extrem blasser und langweiliger Bösewicht. Immerhin sorgt Simon Pegg für den dringend notwendigen Humor, der jedoch ein wenig zu sparsam dosiert ist.

3-

Wall Street – Geld schläft nicht

Nach einigen Jahren im Gefängnis kommt Gordon Gekko (Michael Douglas) wieder auf freien Fuß und scheint geläutert zu sein. Der einstige Finanzhai warnt nun vor den Folgen ungezügelten Kapitalismus und hemmungsloser Gier. Seine Tochter Winnie (Carey Mulligan) will dennoch nichts von ihm wissen, hat er sich doch stets als herzlos erwiesen und seine Familie vernachlässigt. Inzwischen ist sie mit Jake Moore (Shia LaBeouf) liiert, der wie ihr Vater an der Wall Street sein Geld verdient, dabei aber immerhin grüne Technologien fördert. Jake ist von Gekko fasziniert, will ihn unbedingt kennenlernen – und erliegt prompt seinem Charme.

Gekko ist eine der faszinierendsten Filmfiguren der 80er, ein charismatischer Bösewicht, der von Michael Douglas kongenial verkörpert wurde. Oliver Stones Film rechnete damals gnadenlos mit den Exzessen jener Ära ab, die jedoch, verglichen mit den heutigen Ereignissen, beinahe wie ein Zeitalter der Bescheidenheit anmutet. Es geht eben immer noch schlimmer. Die Finanzkrise, die seit 2008 die Welt in Atem hält, ist der perfekte Hintergrund für einen erneuten Auftritt dieser schillernden Figur, dessen Wandlung vom Saulus zum Paulus man nicht wirklich glauben möchte. Tatsächlich hat Gekko noch so einige schmutzige Tricks in petto, die hier nicht verraten werden sollen. So vielversprechend die Ansätze sind, so enttäuschend ist das Resultat. Oliver Stone erzählt seine Fortsetzung reichlich unentschlossen, Shia LaBeouf bleibt blass, ist einerseits ein gewiefter Banker, andererseits hat er ein (grünes) Herz. Der Film will Banken- und Kapitalismuskritik üben, zugleich aber auch ein Familiendrama sein – und wird am Ende beidem nicht gerecht. Ein paar tolle Seitenhiebe auf die Finanzbranche und die Krise von 2008 sind Stone gelungen, aber es ist bei weitem nicht der große Wurf, den man erwartet hat.

 

26. Februar 2012

 

2+

Drive

Der Held (Ryan Gosling) ist ein verdammt guter Stuntfahrer und verdient sich etwas nebenbei, indem er sich als Fahrer von Fluchtwagen verdingt. Als er sich in seine Nachbarin (Carey Mulligan) verliebt und sie wegen ihres kriminellen Mannes in Schwierigkeiten gerät, legt er sich mit einigen üblen Gangstern an…

Die Story an sich ist nichts Besonderes, wartet aber mit einigen originellen und unerwarteten Wendungen auf. Was den Film einzigartig macht, sind Atmosphäre und Inszenierung: Dem dänischen Regisseur Nicolas Winding Refn ist es gelungen, dem Film eine starke Sogwirkung zu verleihen, der man sich einfach nicht entziehen kann. Manche Szenen sind vielleicht ein wenig zu langsam erzählt, und ein Manko ist es sicherlich auch, dass man über den namenlosen Helden weniger erfährt als über die Nebenfiguren, aber insgesamt funktioniert der Film wie ein guter Popsong: Man möchte ihn am liebsten immer wieder genießen. Auf jeden Fall einer der besten und aufregendsten Filme des Jahres.

2-

Emma

Emma (Gwyneth Paltrow) hat ihre Erzieherin Mrs. Weston (Greta Scacchi) gerade glücklich verkuppelt und Geschmack daran gefunden. Deshalb versucht sie, ihre Freundin Harriet Smith (Toni Collette) mit dem örtlichen Pfarrer (Alan Cumming) zusammenzubringen, doch der missversteht ihre Andeutungen und verfällt Emma selbst.

Jane Austens Roman zählt neben dem noch häufiger verfilmten Stolz und Vorurteil zu den Prototypen der romantischen Komödie und lebt von seinen genau beobachteten Charakteren und pointierten Dialogen. Gwyneth Paltrow gibt eine hinreißende, etwas zu süße Emma ab, und Alan Cumming ist köstlich in seiner Rolle. Leider bleibt Jeremy Northam als Mr. Knightly etwas blass, wie auch Toni Collette ein wenig unbedarft wirkt. Es ist nicht die beste Verfilmung des Stoffes, aber höchst amüsant – und Hugh Laurie darf in einer kleinen Nebenrolle so herrlich grummeln wie sonst nur als Dr. House.

3

Mad Money

Bridget (Diane Keaton) lebte bislang ein sorgloses Leben an der Seite ihres Mannes (Ted Danson) – bis dieser mit Ende Fünfzig seinen Job verlor. Nun sind sie pleite, und Bridget sucht einen Job. Wegen mangelnder Erfahrungen und ihres Alters landet sie schließlich als Putzfrau in der Landesbank von Kansas. Dort werden auch ausrangierte Geldscheine vernichtet, was Bridget auf die Idee bringt, dieses bereits aus dem Verkehr gezogene Kapital zu entwenden – eine „Art Recycling“. Zusammen mit Jackie (Katie Holmes) und Nina (Queen Latifah) setzt sie erfolgreich ihren Plan um…

Es ist mal ein Heist-Movie der etwas anderen Art, denn wie Bankräuber sehen die drei Damen nicht gerade aus. Obwohl die Grundidee sehr schön ist, die Figuren gut besetzt, und auch ein bisschen Sozial- und Gesellschaftskritik einfließt, bleibt der Film insgesamt doch leider unter seinen Möglichkeiten. Mehr Witz, mehr Schärfe, mehr Spannung wären vonnöten gewesen, um den Stoff über das Mittelmaß hinauszuheben. Unterhaltsam ist der Streifen dennoch.

3

Lakeview Terrace

Chris (Patrick Wilson) und seine Frau Kerry (Lisa Mattson) ziehen in ein schönes Haus in den Bergen von L.A., doch es kann der Friedlichste bekanntlich nicht in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt: Streifenpolizist Abel (Samuel L. Jackson) stört sich an dem gemischtrassigen Paar und setzt mit zunächst subtilen, dann immer drastischeren Mitteln alles daran, sie zu vertreiben. Irgendwann eskaliert die Situation…

Der Film von Neil LaBute nimmt sich viel Zeit für seine Charaktere, was an sich ja löblich ist, aber den Handlungsfluss hemmt und leider nicht sehr tiefschürfend ausgefallen ist. Samuel L. Jackson verleiht seinem Abel einige dämonische Abgründe, ohne dabei seine Menschlichkeit und Verletzlichkeit aus den Augen zu verlieren, er spielt einen Mann, der nach persönlichen Verlusten und beruflichen Problemen mühsam bemüht ist, die Kontrolle über sein Leben zu behalten und dabei weit übers Ziel hinaus schießt, weil er seinen Kontrollzwang dabei auch auf das Leben anderer ausdehnt. Am Ende – während die Siedlung von einem verheerenden Buschbrand bedroht ist – kommt es zum genreüblichen Zweikampf der beteiligten Parteien, und hier übertreibt um des schieren Effektes willen LaBute doch sehr. So wird das Finale zwar spannender, aber auch unglaubwürdiger.

3-

Der Adler der neunten Legion

Jahre nachdem sein Vater in Schottland eine Schlacht, sein Leben und den Adler seiner Legion verloren hat, wird Marcus Aquila (Channing Tatum) als Kommandant an die nördlichste Grenze des römischen Imperiums gesandt. Er träumt von einem Ziel: den Adler wiederzubeschaffen und die Ehre seines Vaters wieder herzustellen. Dazu macht er sich zusammen mit seinem Sklaven Esca (Jamie Bell) auf in die Wildnis jenseits des Hadrian Walls.

Seit Gladiator hat es ja keinen wirklich guten Sandalenfilm mehr gegeben, und so waren die Erwartungen an diese Romanverfilmung relativ groß. Leider werden sie nicht erfüllt, denn der Story mangelt es an Tempo, Spannung und Einfallsreichtum. Marcus und Esca wandern weitgehend unbehelligt durch ein verregnetes Schottland, kabbeln sich mit den blaubemalten Eingeborenen und erfüllen am Ende ihre Mission. Eine kleinere Schlacht, ein paar Schwertkämpfe, aber das war’s auch schon, keine großen Emotionen, dafür ein bisschen zu viel Pathos am Schluss und zwei Schauspieler, die ein wenig gelangweilt wirken. Immerhin ist das Ganze schön bebildert und einigermaßen unterhaltsam inszeniert.

3-

Wahnsinnig verliebt

Angélique (Audrey Tautou) liebt Loїc (Samuel le Bihan), der aber verheiratet ist und demnächst Vater wird. Mit allen Mitteln kämpft sie um ihn und verzweifelt an der Liebe…

Die Geschichte lebt von einem interessanten Twist in der Mitte des Films, der hier natürlich nicht verraten werden soll, der aber die gesamte erste Hälfte in einem anderen Licht erscheinen lässt. Das ist gut ausgedacht, aber leider verliert die Story danach an Fahrt, da das bereits Bekannte nun in aller Ausführlichkeit aus einer anderen Perspektive neu erzählt wird. Außerdem gerät die entzückende Audrey Tautou, die hier einmal in einer abgründigeren Rolle zu sehen ist und damit versucht, ihrem Süßes-Mädchen-von-nebenan-Image aus Die fabelhafte Welt der Amélie zu entkommen, aus dem Fokus und wird vom eher langweiligen Samuel le Bihan ersetzt. Insgesamt mangelt es dem Film leider an Spannung und Dramatik, dafür ist er schön bebildert und wartet noch mit einem ganz ansprechenden Ende auf.

 

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