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Corner vom November 2010

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Dezember 2010

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12. Dezember 2010

 

3+

Einfach zu haben

Weil Olive (Emma Stone) nicht zugeben will, dass sie ein langweiliges Wochenende zu Hause verbracht hat, erzählt sie ihrer besten Freundin, dass sie eine heiße Affäre mit einem College-Studenten hatte. Bald macht das Gerücht an der High School die Runde, und Olive steht als Flittchen da. Schlagfertig wie sie ist wird sie locker damit fertig, auch mit der christlichen Fanatikerin Mariane. Doch dann bittet sie ihr schwuler Freund Brandon (Dan Byrd), allen zu erzählen, dass sie Sex hatten, und aus Mitleid geht sie darauf ein. Bald stehen noch andere Außenseiter auf ihrer Matte, und in kurzer Zeit ist Olive die Schlampe vom Dienst …

Zugegeben, der Aufhänger kann nicht ganz überzeugen – selbst an einer puritanischen High School ist die Nachricht, dass eine Halbwüchsige keine Jungfrau mehr ist, nicht eine solche Sensation. Doch die Story entwickelt sich nach diesem etwas holperigen Start ungemein rasant und kultiviert dabei einen scharfzüngigen Witz, wie man ihn zuletzt bei Juno gesehen hat. Das bleibt zwar nicht klischeefrei (Stichwort Bibelfreaks), manche Figuren wie Olives übertrieben liberale Eltern (toll gespielt von Stanley Tucci und Patricia Clarkson) nerven auf Dauer auch ganz schön, und in der zweiten Hälfte geht dem Film ein wenig die Puste aus, ist aber von der ersten bis zur letzten Minute charmant, frech und ungeheuer lustig. Ein schöner, gelungener Teeniefilm.

3

Fair Game

Valerie Plame (Naomi Watts) arbeitet als Geheimagentin für die CIA und wird Ende 2001 beauftragt herauszufinden, ob der Irak tatsächlich an einer Atombombe baut. Schon bald reifen die Erkenntnisse, dass dem nicht so ist. Ihr Mann Joe Wilson (Sean Penn), ein ehemaliger Botschafter und Afrikakenner, reist nach Niger, um den illegalen Verkauf von uranhaltigem Material an den Irak zu recherchieren, und auch er findet keine heiße Spur. Doch Präsident Bush behauptet später das Gegenteil, und die USA ziehen in den Krieg. Wilson schreibt einen Artikel für die Times, in dem er die Bush-Regierung der Lüge bezichtigt. Das Weiße Haus rächt sich, indem durch ein „zufälliges“ Informationsleck Valeries Agententätigkeit publik wird – mit tödlichen Folgen…

Manchmal ist die Wirklichkeit spannender als ein Krimi. Die wahre Geschichte der enttarnten Agentin ging Anfang des Jahrtausends um die Welt, und jetzt bietet Doug Limans Film die Möglichkeit, die Hintergründe kennen zu lernen. Brav werden hier die Fakten aufgezählt, sogar die Bösewichter – Karl Rove und Scooter Libby, die für Vizepräsident Cheney gearbeitet haben – namentlich genannt. Das alles hat einen gewissen dokumentarischen Charakter, zu dem auch die Parkinson-Kamera einigermaßen passt (obwohl Liman sich hoffentlich bald von diesem nervigen Stilmittel verabschiedet, denn sein Talent als Kameramann ist doch eher begrenzt). Doch leider gehorcht die Wirklichkeit nicht den dramaturgischen Spielregeln des Genres, weshalb die Geschichte mehr eine filmische Nacherzählung als eine dramatische Aufarbeitung der Ereignisse ist. Die erste Hälfte des Films ist dabei wesentlich langatmiger und zäher geraten als die zweite, in der es nach der Enttarnung auch um handfeste Eheprobleme geht. Das Spiel von Watts und Penn bleibt dabei fein austariert, wobei sich gegen Ende ihr Konflikt leider zu schnell in Wohlgefallen auflöst.

In erster Linie geht es Liman aber um die Ungerechtigkeit, die das Paar hinnehmen muss, um den Kampf des Einzelnen gegen staatliche Willkür. In seinen stärksten Momenten macht die Geschichte einen richtig wütend, und die Szene, in der Joe Wilson mehr Zivilcourage fordert und seine Zuhörer auffordert, sich politisch zu engagieren, auch wenn man damit den Regierenden auf die Füße tritt, gehört zu den besten des Films.

  3+

 Gefahr und Begierde

Während des Zweiten Weltkriegs leidet China stark unter der japanischen Besatzung. Wang Jiazhi schließt sich einer studentischen Widerstandgruppe an, die sich verschworen hat, den Kollaborateur Yee (Tony Leung) umzubringen, doch dann verliebt sich Wang Jiazhi in ihr Opfer…

Die Grundidee ist faszinierend und weckt große Erwartungen an die Geschichte, die das Buch leider nicht ganz erfüllen kann. Gelungen ist die Darstellung einer verzweifelten, von Anfang an verbotenen und zum Scheitern verurteilten Liebe, doch leider verliert Ang Lee durch die einseitige Konzentration auf diese (Bett)Geschichte den Blick fürs große Ganze. Die Inszenierung ist elegant und leicht, die Darstellung von Gewalt und Sex teilweise sehr drastisch, aber auch von großer Intensität, und die Schauspieler agieren vorzüglich. Vor allem Tony Leung als sensibler, von Ängsten geplagter und skrupelloser Erfüllungsgehilfe der Japaner spielt großartig. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass mit einer detailreicheren, raffinierteren Geschichte ein wesentlich besserer Film herausgekommen wäre. So ist die Gefahr zwar vorhanden, aber es stellt sich keine Spannung ein, die Begierde wird spürbar, nur die Emotionen bleiben weitgehend auf der Strecke. Aus diesem Grund berührt einen auch das tragische Ende nicht übermäßig, was wirklich bedauerlich ist.

 

19. Dezember 2010

 

  3

Antarctica - Gefangen im Eis

Hundeführer Jerry (Paul Walker) begleitet Polar-Forscher McClaren (Bruce Greenwood) auf einer Expedition ins ewige Eis, rettet ihm dabei sogar gemeinsam mit seinen Hunden das Leben. Als ein schwerer Sturm losbricht, wird die Station evakuiert, wobei Jerrys Hunde zurückbleiben müssen. Er will sie später nachholen, aber das Wetter und der hereinbrechende Winter vereiteln seine Pläne, und die Hunde sind ganz allein auf sich gestellt…

Der Anfang dieses Abenteuerfilms, der auf einer wahren Begebenheit aus den 1950er Jahren sowie einem japanischen Film basiert, ist ziemlich spannend inszeniert. Leider ist die packende Dramatik damit weitgehend erschöpft, und die zweite Hälfte des Films stellt den Überlebenskampf der Hunde in den Mittelpunkt. Das ist nur gelegentlich mitreißend, wartet aber mit netten Tierbildern auf, wie man sie aus den alten Hochglanzdokus von Disney kennt. Realistisch wirkt das alles nicht und ist zudem auch viel zu putzig in Szene gesetzt. Nach einigen Längen wird man jedoch am Ende doch noch emotional berührt.

  3-

Die Liebe in den Zeiten der Cholera

Florentino (Jarvier Bardem) verliebt sich auf den ersten Blick in die schöne Fermina (Giovanna Mezzogiorno), die seine Gefühle auch erwidert. Doch ihr Vater (John Leguizamo) wünscht sich eine bessere Partie für seine Tochter und bringt sie aufs Land. Nach einem Jahr ist Florentino immer noch verrückt nach Fermina, aber sie hat den Glauben an ihre Liebe verloren und heiratet den erfolgreichen Arzt Dr. Urbino (Benjamin Bratt). Florentino verspricht, auf sie zu warten, und vergnügt sich derweil mit zahllosen Geliebten. Erst nach über 50 Jahren bekommt ihre Liebe eine zweite Chance…

Inwieweit die Verfilmung dem Bestseller von Gabriel García Márquez Rechnung trägt, kann ich leider nicht beantworten, doch es lässt sich erahnen, dass viele Handlungsstränge arg verknappt wurden und der Roman noch zahlreiche spannende Details beinhaltet. Der Film selbst gleitet so unaufgeregt und gemächlich dahin wie der Flussdampfer, auf den Florentino am Ende seine Geliebte entführt. Der Liebesgeschichte fehlt es an Dramatik, Leidenschaft und großen Gefühlen, was vielleicht auch daran liegen mag, dass mit Mike Newell ein Engländer Regie geführt hat. Wäre da nicht die großartige Leistung Jarvier Bardems, der den schüchternen, schwärmerischen Florentino mit einer so bezaubernden, tapsigen Anmut spielt, wäre der Film nicht weiter der Rede wert.

  4

Der perfekte Mann

Holly (Hilary Duff) ist es leid, jedes Mal umziehen zu müssen, wenn ihre Mutter (Heather Locklear) wieder einmal an den falschen Mann geraten ist. Weil sie dem Geschmack ihrer Mutter bei der Auswahl ihrer Männer nicht traut, erfindet sie kurzerhand einen einfühlsamen, romantischen Verehrer, für den der reale Ben (Chris Noth) Pate steht…

Die Story erinnert leider viel zu sehr an Meerjungfrauen küssen besser, und die Idee, dass eine Tochter ihrer Mutter einen heimlichen Verehrer vorgaukelt, ist auch nicht gerade neu. Nein, der Film erfindet das Genre keineswegs neu, aber die Darsteller agieren erfrischend und sympathisch, so dass man trotz aller Schwächen einigermaßen auf seine Kosten kommt.

  4-

Wie überleben wir Weihnachten?

Drew (Ben Affleck) ist ein überaus erfolgreicher Mann, aber auch ziemlich einsam. Als seine Freundin es ablehnt, mit ihm über Weihnachten zu verreisen, und ihn verlässt, kehrt er an den Ort seiner Kindheit zurück. Im Vorgarten des Hauses, in dem er aufwuchs, will er über seinen Groll hinwegkommen – und wird vom neuen Besitzer Tom (James Gandolfini) prompt niedergeschlagen. Trotzdem will Drew Weihnachten mit dieser Familie verbringen und bietet ihnen eine Viertelmillion. Tom nimmt an, aber da die Familie ihre eigenen Probleme hat, ist es schwer Harmonie vorzugaukeln. Als Tochter Alicia (Christina Applegate) auftaucht, ist sie von dem Arrangement nicht gerade begeistert – und langsam nimmt auch das Chaos seinen Lauf…

Es braucht schon eine Menge guten Willen, um die absurde Idee zu akzeptieren, aber wenn man es einmal getan hat, funktioniert die Geschichte einigermaßen gut. Natürlich ist es vorhersehbar, dass das Weihnachtsfest sich nicht so harmonisch anlässt, wie Drew das gerne hätte, dass es zum Streit zwischen den einzelnen Familienmitgliedern kommt und – natürlich – dass Drew und Alicia sich ineinander vergucken. Nur leider ist die Umsetzung reichlich misslungen, Ben Affleck agiert wie ein hysterisches Aufziehspielzeug, das außer Kontrolle geraten ist, was in erster Linie nicht an seinen begrenzten schauspielerischen Fähigkeiten, sondern an seiner Figur liegt. Drew ist ein fürchterlicher, unglaubwürdiger Charakter, der in allem so hemmungslos übertreibt wie es kein vernünftiger Mensch tun würde und der dabei so viel Geld ausgibt, als würde er es selber drucken. Witziger wird der Film dadurch leider nicht, eher im Gegenteil. Erst in den letzten Minuten bekommen die Figuren eine gewisse Ernsthaftigkeit, die sie erden und die dringend nötig ist, und da erkennt man, dass aus dieser lächerlichen Idee doch noch ein netter Film hätte werden können, wenn die (zu vielen) Drehbuchautoren ihre Charaktere ernster genommen hätten.

 

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