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3+ |
Das Konzert
Vor dreißig Jahren fiel Andrei, der
Dirigent des Bolschoi-Orchesters, beim kommunistischen Regime in
Ungnade, wurde Alkoholiker und arbeitet nun als Putzmann in seinem
ehemaligen Theater. Als eines Tages die Einladung zu einem Gastspiel
in Paris eintrifft, fängt er sie ab, um zusammen mit seinen alten
Weggefährten die Reise an die Seine anzutreten …
Auf den ersten Blick ein klassische
Cheerie-Movie à la Ganz oder
gar nicht, erzählt der Film auf einer privaten Ebene auch noch
die anrührende Geschichte der Violinistin Anne-Marie, die auf der
Suche nach ihren Eltern ist, sowie in vielen kleinen Episoden, was
mit den Musikern passiert, wenn sie in Paris sind. So entsteht ein
buntes Konglomerat von Szenen, die bald lustig, bald grotesk oder
auch sehr emotional sind. Obwohl er kaum ein Klischee auslässt, kann
man dem Film nicht böse sein, denn er unterhält einen dank seiner
guten Darsteller vorzüglich und überrascht immer wieder mit kleinen,
amüsanten Begebenheiten.
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4 |
The Social
Network
Die Geschichte von Facebook, wie man
sie bislang nicht kannte: Mark (Jesse Eisenberg) soll eigentlich für
zwei snobistische Kommilitonen eine Website entwerfen, auf der
Harvardstudenten den passenden (elitären) Partner fürs Leben finden,
aber er hat eine eigene Idee für ein Social Network, die er dann mit
seinem Freund Eduardo umsetzt. Prompt wird er verklagt…
Die erste Szene ist köstlich,
ungemein witzig und gleichzeitig entlarvend, zeigt sie Mark als
eigenwilligen Nerd mit hohem IQ, beziehungsunfähig, sogar sozial
inkompetent, arrogant bis zur Halskrause und nachtragend. Es ist die
beste Szene des gesamten Films. Schon bald darauf tauchen die ersten
Anwälte auf, und in der Rahmenhandlung, die einige Jahre später
spielt, werden die beiden Prozesse abgewickelt, denen Mark sich
ausgesetzt sieht. Einmal geht es um den Diebstahl geistigen
Eigentums, dann um das trickreiche Ausbooten seines besten (und
einzigen) Freundes Eduardo. David Fincher beweist einmal mehr, dass
er ein Händchen für einen tollen, manchmal aufregenden Look hat, die
Bilder sind superb, der Schnitt beispielhaft, doch leider ist das
Drehbuch äußerst schwach. Die Hauptfigur ist hassenswert, die
übrigen Figuren meistens auch, von Eduardo abgesehen, der sich am
Ende noch am ehesten als Sympathieträger erweist. In der zweiten
Hälfte der langweiligen Story, in der sich viel zu viele Szenen
gleichen und Mark ein ums andere Mal seine eloquente Arroganz zur
Schau stellt (die zum Teil bissigen Dialoge sind eindeutig das Beste
am Skript), verschwindet die antriebslose, viel zu passive
Hauptfigur auch noch fast völlig aus dem Fokus. Leider liefert
Fincher nicht das eingängige Psychogramm eines hochbegabten
Sonderlings ab, wie man es sich erhoffen konnte, und als Lehrstunde
über Kapitalismus und die Dotcom-Branche funktioniert der Film auch
eher nicht. Es geht nicht um Emotionen oder Beziehungen und nur zum
Teil um den Aufstieg eines studentischen Projektes zu einer
milliardenschweren Internetfirma. Die einzige Botschaft, die man am
Ende ein wenig ratlos mitnimmt, lautet: Traue niemandem, am
wenigsten einem Nerd. Dass Facebook ein Unternehmen mit
zweifelhaften Praktiken ist, wusste man auch schon vorher aus
diversen Veröffentlichungen, nun weiß man, von wessen Geist die
Firma beseelt ist. Wer jetzt dort noch Mitglied ist, ist also selber
schuld.
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4- |
Salt
CIA-Agentin Evelyn Salt (Angelina
Jolie) wird von einem russischen Überläufer beschuldigt, eine
sowjetische Schläferagentin zu sein. Da niemand ihren
Unschuldsbeteuerungen glaubt, ist sie bald auf der Flucht…
Der Anfang ist viel versprechend, und
in der ersten Stunde funktioniert der Film als solider
Actionkracher: eine Frau muss sich gegen die Übermacht von Staat und
Geheimdienst wehren, das ist zwar nicht neu, aber sehr unterhaltsam.
Klar, einige Actionszenen sind hemmungslos übertrieben und
unglaubwürdig, aber wann waren sie das in diesem Genre nicht? Leider
versucht der Autor, von dem, man wundert sich kaum, auch
Law Abiding Citizen,
Ultraviolet oder
Sphere stammen, im
letzten Drittel mit einigen faustdicken Überraschungen und
originellen Wendungen aufzuwarten – und schießt wieder einmal weit
übers Ziel hinaus. Am Ende passt nichts mehr wirklich zusammen, die
Geschichte ist völlig unlogisch, reißerisch erzählt und durch und
durch ärgerlich.
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3- |
Coco Chanel
- Der Beginn einer Leidenschaft
Vom ungeliebten Vater in ein
Waisenhaus abgeschoben, schlägt sich Gabrielle „Coco“ Chanel (Audrey
Tautou) mit ihrer Schwester als Sängerin in schäbigen Kneipen sowie
als Näherin durch. Eher halbherzig beginnt sie eine Affäre mit dem
schwerreichen Balsan, durch den sie Kontakt zur lebenslustigen Elite
der Gesellschaft erhält. Doch erst als sie den Briten Boy Chapel
kennen lernt, erfährt sie, was wahre Liebe ist.
Wer auf ein glamouröses Biopic über
die vielleicht berühmteste Modeschöpferin aller Zeiten hofft, sollte
den deutschen Untertitel nicht außer acht lassen. In dem
französischen Film geht es vor allem um den Beginn (ihrer Karriere),
weniger um die Leidenschaft, am wenigsten allerdings um die Frage,
wie aus einem armen Waisenmädchen eine märchenhafte Modekönigin
wurde. Das ist zunächst einmal ernüchternd, aber dank der guten
Darsteller recht unterhaltsam. Die erste Hälfte zieht sich leider
ziemlich in die Länge, da Coco nicht weiß, was sie will, und die
Geschichte ziellos verplätschert. Erst mit Auftauchen ihrer großen
Liebe, gespielt von Alessandro Nivola, wird die Story interessanter,
aber dann ist sie auch schon beinahe wieder vorbei. Schade, aber
vielleicht gibt es ja mal einen zweiten Teil…
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4 |
Verliebt in
die Braut
Tom (Patrick Dempsey) ist ein
Casanova wie er im Buche steht, nur zu einer Frau hat er ein rein
freundschaftliches Verhältnis: Hannah (Michelle Monaghan). Als sie
von einer Schottlandreise einen Verlobten (Kevin McKidd) mitbringt,
erkennt Tom, dass er sie sogar liebt…
Der Weg ist das Ziel. Es gibt wohl
kaum ein Genre, das vorhersehbarere Geschichten liefert als das der
RomCom. Im Grunde geht es immer wieder um dieselbe alte Story, aber
die sollte wenigstens unverwechselbar, möglichst witzig und mit
etlichen originellen Einfällen gespickt erzählt werden. Das ist bei
diesem Film, der stark an Die
Hochzeit meines besten Freundes erinnert, nicht der Fall.
Immerhin, die Darsteller sind sympathisch, und zwei, drei Mal kann
man sogar lachen. Verliebt in
die Braut ist das, was ich gerne einen „Bügelfilm“ nenne,
insgesamt zwar recht nett, aber so belanglos, dass nebenbei
wunderbar einige Dinge erledigen kann, die schon lange liegen
geblieben sind …
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5+ |
Die nackte
Wahrheit
Abby (Katherine Heigl) produziert
eine TV-Morgenshow, die bald Zuwachs erhält in Gestalt von Mike
(Gerard Butler), einem chauvinistischen Frauenhelden, der mit
zotigen Sprüchen für Quote sorgt. Da Abby ständig Pech mit den
Männern hat, die ihren zu hohen Ansprüchen nicht genügen, greift
Mike ihr unter die Arme, um ihr zu helfen, ihren sexy Nachbarn Colin
zu verführen.
Auch wenn es nicht überraschend ist,
dass Abby und Mike sich am Ende bekommen, sollte man doch wenigstens
so viel Glaubwürdigkeit von der Geschichte erwarten können, dass man
diese Wendung nachvollziehen kann. Leider sind die beiden Charaktere
so unsympathisch (die snobistische Zicke auf der einen Seite und der
großmäulige Macho auf der anderen) und lassen zudem keinerlei
Wandlung erkennen, dass man sich fragt, ob ihre Zuneigung wirklich
echt ist. Aber eigentlich ist es einem auch egal, denn die Irrungen
und Wirrungen der beiden Figuren interessieren einen ohnehin nicht,
und lustig ist das Ganze ebenfalls nicht, im Gegenteil, manche
Szenen sind einfach nur peinlich. Katherine Heigl agiert so schlecht
wie nie und scheint wildes Grimassieren und albernes Herumgezappel
für eine Form der Komik zu halten.
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