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Corner vom August 2010

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Oktober 2010

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10. Oktober 2010

 

3+

Das Konzert

Vor dreißig Jahren fiel Andrei, der Dirigent des Bolschoi-Orchesters, beim kommunistischen Regime in Ungnade, wurde Alkoholiker und arbeitet nun als Putzmann in seinem ehemaligen Theater. Als eines Tages die Einladung zu einem Gastspiel in Paris eintrifft, fängt er sie ab, um zusammen mit seinen alten Weggefährten die Reise an die Seine anzutreten …

Auf den ersten Blick ein klassische Cheerie-Movie à la Ganz oder gar nicht, erzählt der Film auf einer privaten Ebene auch noch die anrührende Geschichte der Violinistin Anne-Marie, die auf der Suche nach ihren Eltern ist, sowie in vielen kleinen Episoden, was mit den Musikern passiert, wenn sie in Paris sind. So entsteht ein buntes Konglomerat von Szenen, die bald lustig, bald grotesk oder auch sehr emotional sind. Obwohl er kaum ein Klischee auslässt, kann man dem Film nicht böse sein, denn er unterhält einen dank seiner guten Darsteller vorzüglich und überrascht immer wieder mit kleinen, amüsanten Begebenheiten.

4

The Social Network

Die Geschichte von Facebook, wie man sie bislang nicht kannte: Mark (Jesse Eisenberg) soll eigentlich für zwei snobistische Kommilitonen eine Website entwerfen, auf der Harvardstudenten den passenden (elitären) Partner fürs Leben finden, aber er hat eine eigene Idee für ein Social Network, die er dann mit seinem Freund Eduardo umsetzt. Prompt wird er verklagt…

Die erste Szene ist köstlich, ungemein witzig und gleichzeitig entlarvend, zeigt sie Mark als eigenwilligen Nerd mit hohem IQ, beziehungsunfähig, sogar sozial inkompetent, arrogant bis zur Halskrause und nachtragend. Es ist die beste Szene des gesamten Films. Schon bald darauf tauchen die ersten Anwälte auf, und in der Rahmenhandlung, die einige Jahre später spielt, werden die beiden Prozesse abgewickelt, denen Mark sich ausgesetzt sieht. Einmal geht es um den Diebstahl geistigen Eigentums, dann um das trickreiche Ausbooten seines besten (und einzigen) Freundes Eduardo. David Fincher beweist einmal mehr, dass er ein Händchen für einen tollen, manchmal aufregenden Look hat, die Bilder sind superb, der Schnitt beispielhaft, doch leider ist das Drehbuch äußerst schwach. Die Hauptfigur ist hassenswert, die übrigen Figuren meistens auch, von Eduardo abgesehen, der sich am Ende noch am ehesten als Sympathieträger erweist. In der zweiten Hälfte der langweiligen Story, in der sich viel zu viele Szenen gleichen und Mark ein ums andere Mal seine eloquente Arroganz zur Schau stellt (die zum Teil bissigen Dialoge sind eindeutig das Beste am Skript), verschwindet die antriebslose, viel zu passive Hauptfigur auch noch fast völlig aus dem Fokus. Leider liefert Fincher nicht das eingängige Psychogramm eines hochbegabten Sonderlings ab, wie man es sich erhoffen konnte, und als Lehrstunde über Kapitalismus und die Dotcom-Branche funktioniert der Film auch eher nicht. Es geht nicht um Emotionen oder Beziehungen und nur zum Teil um den Aufstieg eines studentischen Projektes zu einer milliardenschweren Internetfirma. Die einzige Botschaft, die man am Ende ein wenig ratlos mitnimmt, lautet: Traue niemandem, am wenigsten einem Nerd. Dass Facebook ein Unternehmen mit zweifelhaften Praktiken ist, wusste man auch schon vorher aus diversen Veröffentlichungen, nun weiß man, von wessen Geist die Firma beseelt ist. Wer jetzt dort noch Mitglied ist, ist also selber schuld.

4-

Salt

CIA-Agentin Evelyn Salt (Angelina Jolie) wird von einem russischen Überläufer beschuldigt, eine sowjetische Schläferagentin zu sein. Da niemand ihren Unschuldsbeteuerungen glaubt, ist sie bald auf der Flucht…

Der Anfang ist viel versprechend, und in der ersten Stunde funktioniert der Film als solider Actionkracher: eine Frau muss sich gegen die Übermacht von Staat und Geheimdienst wehren, das ist zwar nicht neu, aber sehr unterhaltsam. Klar, einige Actionszenen sind hemmungslos übertrieben und unglaubwürdig, aber wann waren sie das in diesem Genre nicht? Leider versucht der Autor, von dem, man wundert sich kaum, auch Law Abiding Citizen, Ultraviolet oder Sphere stammen, im letzten Drittel mit einigen faustdicken Überraschungen und originellen Wendungen aufzuwarten – und schießt wieder einmal weit übers Ziel hinaus. Am Ende passt nichts mehr wirklich zusammen, die Geschichte ist völlig unlogisch, reißerisch erzählt und durch und durch ärgerlich.

  3-

Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft

Vom ungeliebten Vater in ein Waisenhaus abgeschoben, schlägt sich Gabrielle „Coco“ Chanel (Audrey Tautou) mit ihrer Schwester als Sängerin in schäbigen Kneipen sowie als Näherin durch. Eher halbherzig beginnt sie eine Affäre mit dem schwerreichen Balsan, durch den sie Kontakt zur lebenslustigen Elite der Gesellschaft erhält. Doch erst als sie den Briten Boy Chapel kennen lernt, erfährt sie, was wahre Liebe ist.

Wer auf ein glamouröses Biopic über die vielleicht berühmteste Modeschöpferin aller Zeiten hofft, sollte den deutschen Untertitel nicht außer acht lassen. In dem französischen Film geht es vor allem um den Beginn (ihrer Karriere), weniger um die Leidenschaft, am wenigsten allerdings um die Frage, wie aus einem armen Waisenmädchen eine märchenhafte Modekönigin wurde. Das ist zunächst einmal ernüchternd, aber dank der guten Darsteller recht unterhaltsam. Die erste Hälfte zieht sich leider ziemlich in die Länge, da Coco nicht weiß, was sie will, und die Geschichte ziellos verplätschert. Erst mit Auftauchen ihrer großen Liebe, gespielt von Alessandro Nivola, wird die Story interessanter, aber dann ist sie auch schon beinahe wieder vorbei. Schade, aber vielleicht gibt es ja mal einen zweiten Teil…

  4

Verliebt in die Braut

Tom (Patrick Dempsey) ist ein Casanova wie er im Buche steht, nur zu einer Frau hat er ein rein freundschaftliches Verhältnis: Hannah (Michelle Monaghan). Als sie von einer Schottlandreise einen Verlobten (Kevin McKidd) mitbringt, erkennt Tom, dass er sie sogar liebt…

Der Weg ist das Ziel. Es gibt wohl kaum ein Genre, das vorhersehbarere Geschichten liefert als das der RomCom. Im Grunde geht es immer wieder um dieselbe alte Story, aber die sollte wenigstens unverwechselbar, möglichst witzig und mit etlichen originellen Einfällen gespickt erzählt werden. Das ist bei diesem Film, der stark an Die Hochzeit meines besten Freundes erinnert, nicht der Fall. Immerhin, die Darsteller sind sympathisch, und zwei, drei Mal kann man sogar lachen. Verliebt in die Braut ist das, was ich gerne einen „Bügelfilm“ nenne, insgesamt zwar recht nett, aber so belanglos, dass nebenbei wunderbar einige Dinge erledigen kann, die schon lange liegen geblieben sind …

  5+

Die nackte Wahrheit

Abby (Katherine Heigl) produziert eine TV-Morgenshow, die bald Zuwachs erhält in Gestalt von Mike (Gerard Butler), einem chauvinistischen Frauenhelden, der mit zotigen Sprüchen für Quote sorgt. Da Abby ständig Pech mit den Männern hat, die ihren zu hohen Ansprüchen nicht genügen, greift Mike ihr unter die Arme, um ihr zu helfen, ihren sexy Nachbarn Colin zu verführen.

Auch wenn es nicht überraschend ist, dass Abby und Mike sich am Ende bekommen, sollte man doch wenigstens so viel Glaubwürdigkeit von der Geschichte erwarten können, dass man diese Wendung nachvollziehen kann. Leider sind die beiden Charaktere so unsympathisch (die snobistische Zicke auf der einen Seite und der großmäulige Macho auf der anderen) und lassen zudem keinerlei Wandlung erkennen, dass man sich fragt, ob ihre Zuneigung wirklich echt ist. Aber eigentlich ist es einem auch egal, denn die Irrungen und Wirrungen der beiden Figuren interessieren einen ohnehin nicht, und lustig ist das Ganze ebenfalls nicht, im Gegenteil, manche Szenen sind einfach nur peinlich. Katherine Heigl agiert so schlecht wie nie und scheint wildes Grimassieren und albernes Herumgezappel für eine Form der Komik zu halten.

 

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