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Corner vom Dezember 2008

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Februar 2009

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1. Februar 2009

 

3+

Madagascar 2

Der Trailer hat richtig Appetit auf den zweiten Teil gemacht, und zum Glück auch nicht viel verraten. Von Madagaskar aus wollen der Löwe Alex und seine Freunde nun wieder Richtung Heimat starten, doch die Pinguine (so knuffig wie eh und je) lassen das Flugzeug abstürzen (das kommt davon, wenn man einen Billigflieger nimmt …). Die vier tierischen Freunde landen im tiefsten Afrika, wo es zu einer unverhofften Familienzusammenführung kommt. So routiniert wie der erste Teil ist auch die Fortsetzung des Animationshits, die wie eine Variante von Der König der Löwen wirkt. Die Geschichte ist diesmal noch episodenhafter als beim Vorgänger, hat aber einen recht netten Showdown und einen witzigen running gag. Nicht der ganz große Wurf, aber auch nicht schlechter als der erste Teil.

4+

Bedtime Stories

Als Skeeters Vater das Familienmotel verkaufte, verlangte er, dass sein Sohn irgendwann der Manager des Hotels werden solle. Doch der neue Besitzer hat ihn lediglich als Hausmeister behalten, und etliche Jahre später ist Skeeter sogar mehr oder weniger zufrieden mit dieser Position. Das ändert sich jedoch, als er eines Tages entdeckt, dass die Gute-Nacht-Geschichten, die er sich zusammen mit seiner Nichte und seinem Neffen ausdenkt, wahr werden. Plötzlich hat er große Träume, aber natürlich kommt alles anders als er denkt …

Ich bin nun wirklich kein Fan von Adam Sandler, aber diese Geschichte ist so nett gemacht, dass man deshalb niemandem ernsthaft böse sein kann. Schauspielerische Glanzleistungen sollte man allerdings nicht erwarten, feinen Humor auch nicht, aber insgesamt kommt man trotz einer sehr schwachen Dramaturgie und einigen eher einfallslosen Momenten doch noch auf seine Kosten.

3+

Australia

Lady Sarah (Nicole Kidman) reist nach Australien, um ihren Mann zum Verkauf der in Schwierigkeiten geratenen Farm zu bewegen, doch als sie ankommt, ist er bereits tot. Um zu Geld zu kommen, muss sie nun selbst die Rinder der Farm nach Darwin treiben, kein leichtes Unterfangen, denn ihre Gegner haben ihr einige Fallen gestellt. Doch zum Glück gibt es den Viehtreiber Drover (Hugh Jackman), der ihr hilft.

Natürlich ist es nicht überraschend, dass die anfänglich zickige Lady gezähmt wird und dem rauen Charme des Naturburschen ebenso verfällt wie der Schönheit der australischen Landschaft. Baz Luhrman stand der Sinn nach einem großen Epos, ganz in der Tradition von Vom Winde verweht, Doktor Schiwago oder Jenseits von Afrika. Letzter hat ganz eindeutig Pate gestanden, aber der Regisseur zitiert auch sehr ausgiebig das Westerngenre. Im zweiten Teil des Films wandelt sich die Geschichte dann zum Kriegsfilm, und hier dominiert der Einfluss von Pearl Harbor, aber auch, zumindest in einer Sequenz, von Die Herberge zur sechsten Glückseligkeit.

Australia ist bildgewaltig, bombastisch, gegen Ende sogar mitreißend und spannend, wirkt aber leider nicht authentisch, der Funke will einfach nicht überspringen. Zum Teil liegt das sicherlich daran, dass man alles schon mal in einem anderen Film gesehen hat, zum Teil auch an Nicole Kidman, die ihre Rolle etwas lieblos abspult. Zwischen ihr und Jackman spürt man einfach nicht die große Leidenschaft, die andere Leinwandpaare unsterblich gemacht hat. Das ist schade, denn so hat der Film vor allem große Bilder zu bieten, aber das ist immerhin auch schon etwas.

 

3

Severance - Ein blutiger Betriebsausflug

Die Mitarbeiter eines britischen Waffenproduzenten machen einen Betriebsausflug nach Osteuropa, um ihren Teamgeist zu stärken. Wie in Horrorfilmen üblich, ist der Weg blockiert, so dass die Helden einen Umweg nehmen müssen, der sie direkt zu einem heruntergekommenen Haus (ein ehemaliges Gefängnis? eine geheime psychiatrische Einrichtung?) und in die Arme durchgeknallter Söldner führt. Bis zum blutigen Finale ist der neueste Streich des Creep-Regisseurs Christopher Smith schon arg vorhersehbar, aber dank des feinsinnigen britischen Humors höchst unterhaltsam. Oder anders gesagt: Ich habe bei dieser Art von Film noch nie so oft so laut gelacht. Wer Slasherfilme mag, muss Severance gesehen haben.

 

3

Operation Kingdom

Der Vorspann, in dem die Geschichte Saudi-Arabiens erzählt wird, ist so gut gemacht, dass man ihn sich ruhig noch ein paar Mal ansehen kann. Auch der Anfang ist mehr als gelungen und erzeugt eine enorme Spannung: In einer amerikanischen Siedlung in Saudi-Arabien wird ein perfider Terroranschlag verübt, bei dem viele Menschen sterben. FBI-Agent Fleury (Jamie Foxx) setzt gegen große Widerstände eine Ermittlung am Tatort durch, stößt aber schnell auf versteckte Ressentiments und offene Ablehnung durch die Saudis. Einzig in Colonel Faris hat er einen Verbündeten, und gemeinsam macht sich das Team (zu dem auch Jennifer Garner und Chris Cooper gehören) auf die Suche nach den Hintermännern.

Nach einem soliden Thrillerstart, tritt die Handlung für eine ganze Weile nahezu auf der Stelle, um dann in den letzten fünfzehn Minuten noch einmal anzuziehen und für große Spannung zu sorgen. Wäre der gesamte Film so gut gewesen wie das letzte Drittel, es hätte ein Meisterwerk des Suspense werden können. So ist es aber immer noch gute Unterhaltung. Immerhin auch schon etwas.

 

2-

Die History Boys - Fürs Leben lernen

Acht Jungen von einer öffentlichen Schule in Sheffield haben so gute Noten, dass sie die Chance auf ein Studium an einer der beiden britischen Eliteunis haben. In ihrem letzten Semester werden sie von dem beliebten, aber schrulligen Lehrer Hector und dem jungen Freigeist Irwin auf diese Prüfung und den Ernst des Lebens vorbereitet.

Der Film spielt 1983 und basiert auf einem bekannten Theaterstück. Letzteres merkt man der Inszenierung deutlich an, wobei die Darsteller so überzeugend sind, dass die geschliffenen Dialoge weniger unnatürlich erscheinen als sie sind. Für Teenager wirken diese jungen Männer einfach viel zu reif, und auch ihre Alltagssorgen werden weitgehend ausgeblendet. Es geht um den Stellenwert der Geschichte im Allgemeinen, um den Wert von Wissen und Bildung (seit der Pisa-Studie auch bei uns von großem Interesse) und die hochphilosophische Frage, wie man sein Leben führen soll. Nicht nur die Lehrer vermitteln dabei ihre Ansichten, auch die Schüler lernen im Laufe der Monate einiges über sich und die Welt um sie herum. Das Ganze ist ungeheuer klug und tiefsinnig erzählt, mit viel britischem Witz und einem Ende, das einen ziemlich nachdenklich stimmt. Insgesamt ein sehr schöner Film.

 

8. Februar 2009

 

2

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Während der Hurrikane Katrina auf New Orleans zurast, liegt in einem Krankenhaus die 80jährige Daisy (Cate Blanchett) im Sterben. Von ihrer Tochter (Julia Ormond) lässt sie sich ein letztes Mal aus dem Tagebuch jenes ungewöhnlichen Mannes vorlesen, den sie ihr ganzes Leben lang geliebt hat, jenes Mannes, der als Greis zur Welt kam und als Baby starb: Benjamin Button (Brad Pitt).

Zweieinhalb Stunden lang verfolgen wir Benjamins Leben, von seiner Kindheit in einem Altersheim, seinen Abenteuern auf hoher See und im Krieg, bis hin zu jenen Jahren mit Daisy in der Mitte ihrer beider Leben. Doch abgesehen von der Tatsache, dass Benjamin immer jünger wird, während alle um ihn herum altern und sterben, ist sein Leben gar nicht so außergewöhnlich. Man erfährt nicht viel über diesen Mann, außer dass er ein Suchender bleibt, dass er schon früh erkennt, wie vergänglich die Schönheit und das Leben sind. Wie ein Schiff auf ruhiger See gleitet er durch das bewegte 20. Jahrhundert, das aber nur von ferne grüßt. Benjamin und Daisy wirken durch ihre Liebe wie von allem entrückt, was diese schnöde Wirklichkeit ausmacht, wie gefangen in den traumhaft schönen Bildern. Immer wieder gerät man dabei ins Staunen, wie perfekt die digitale Verjüngung wirkt, aber auch die Altersmasken sind außerordentlich gut gelungen. Der Film ist ein langer, melancholischer Abschied, die Liebesgeschichte, die er erzählt, von Anfang an poetisch, bittersüß und todtraurig.

 

3-

December Boys

Als besondere Geburtstagsüberraschung dürfen vier im Waisenhaus lebende Jungs (darunter Daniel Radcliffe) für einige Tage verreisen. Am Meer erleben sie unbeschwerte Tage, die erste Liebe, aber auch die ernsten Seiten des Lebens. Als sich herausstellt, dass ein Ehepaar einen der Jungen adoptieren möchte, werden aus Freunden jedoch Rivalen.

Der Film ist ein klassisches Coming-of-age-Drama mit nostalgischer Note, das in den 1960er Jahren in Australien angesiedelt ist. Die etwas langatmige Geschichte erreicht aber trotz guter Ansätze und wunderschöner Bilder nur in seltenen Momenten die Intensität, die möglich gewesen wäre, gewinnt aber im letzten Drittel und besitzt ein sehr berührendes Ende.

 

 

3-

S.H.I.T. - Die Highschool GmbH

Der Titel ist irreführend, denn in der Geschichte geht es um einen Loser, der von sämtlichen Colleges abgelehnt wird und daraufhin sein eigenes gründet. Da es außer ihm noch sehr vielen anderen Außenseitern so geht, kann er sich bald vor Bewerbern nicht mehr retten. Plötzlich muss er einen Lehrplan erstellen und sich um die mehr oder weniger lernwilligen Kommilitonen kümmern – was ungeahnte kreative Kräfte freisetzt und zu einem Studienbetrieb führt, der sich originell von den üblichen Einrichtungen unterscheidet.

Die Grundidee ist recht nett, die Umsetzung, wie zu erwarten war, einem klamaukigen Highschoolmovie (insofern ist das Missverständnis verständlich) angemessen, auch wenn ich mehr Fäkalhumor befürchtet hatte. Justin Long gelingt es, den Film mehr oder weniger zu stemmen, denn die meisten anderen Figuren sind eher äußerst schräge Gestalten, die für die nötige Würze sorgen. Nicht jeder Gag sitzt, aber insgesamt unterhält der Film auf eine angenehm plätschernde Art.

 

4-

W.

Um die wichtigste Frage gleich zu beantworten: Ja, es ist zu früh für ein Biopic über George W. Bush. Obwohl Oliver Stone sich um Objektivität bemüht und nur hin und wieder satirisch wird, fehlt es ihm doch an historischer Distanz. Deshalb ist es auch unmöglich, anhand ausgewählter Episoden den Werdegang des 43. US-Präsidenten adäquat darzustellen und seinem Wesen und seinen politischen Entscheidungen gerecht zu werden. Manche Entwicklungen, die er angestoßen hat, werden uns noch lange begleiten, und in welchem Umfang sich seine (Kriegs)Politik auf das Weltgeschehen auswirkt und noch weiter auswirken wird, werden wohl erst künftige Generationen abschließend bewerten können.

Jeder von uns hat den realen Mann noch gut vor Augen, schließlich hat er uns die vergangenen acht Jahre begleitet und oft genug aufgeregt. Man kennt sein Gesicht, seine Gesten, seine sprachlichen Aussetzer, weil man sie einfach zig Mal gesehen hat. Josh Brolin agiert zwar gut, kann dem Original aber nur sehr begrenzt gerecht werden. Die schlechte Synchro tut dann noch ein Übriges dazu.

Stone will viel, vielleicht zu viel, und wird deshalb weder der privaten Person W. noch dem Präsidenten wirklich gerecht.

 

4+

Das Beste kommt zum Schluss

Milliardär Edward (Jack Nicholson) und Mechaniker Carter (Morgan Freeman) teilen sich beide zufällig ein Krankenzimmer. Beide haben nur noch wenige Monate zu leben und beschließen daher einen Pakt: Bevor sie den Löffel abgeben, wollen sie noch all die Dinge tun, für die sie bislang nie Zeit hatten. Auf ihrer Liste stehen Fallschirmspringen und Autorennen fahren, und wir sehen den beiden dabei zu, wie sie einen Wunsch nach dem anderen abarbeiten. Besonders spannend ist das leider nicht, die Dialoge sind auch eher bemüht, die Witze sanfte Kalauer. Wären da nicht diese beiden sympathischen, gut aufgelegten Mimen, das Ganze wäre schneller tot gewesen als einer der beiden Helden. Immerhin gewinnt die Geschichte gegen Ende ein klein wenig an Tiefgang und Emotion, hätte insgesamt aber wesentlich besser sein können.

 

4-

Die Fremde in Dir

Selbstjustizdramen sind seit einiger Zeit schwer in Mode. Warum eigentlich? Liegt es an der Ohnmacht des einzelnen angesichts einer chaotischen, von potentiellen Terroranschlägen bedrohten Welt? Oder ist 24 mit seinem folterwilligen Einzelkämpfer Jack Bauer Schuld daran?

Auch diesmal beginnt die Geschichte mit einem netten Paar (Jodie Foster und Naveen Andrews), das brutal überfallen wird. Er stirbt, sie überlebt schwer verletzt und leidet fortan unter Panikattacken und Angstzuständen. So weit, so realistisch. Dann wird es sehr amerikanisch, denn das Opfer kauft sich eine Waffe – und gerät prompt in eine lebensbedrohliche Situation …

Die Geschichte ist schon sehr plakativ inszeniert, und New York erscheint als großstädtischer Moloch, in dem hinter jeder dunkler Ecke ein Monster lauert. Interessant wird es erst, als ein Polizist unserer Heldin auf die Spur kommt; wer jetzt aber ein spannendes Katz-und-Maus-Spielchen erhofft, wird bitter enttäuscht, denn aus dieser hübschen, wenn auch nicht besonders originellen Idee entwickelt sich leider nichts. Viel schlimmer, am Ende wird es sogar richtig ärgerlich.

Leider ist weder die Regie sonderlich gelungen noch ist es das Spiel von Jodie Foster, die es diesmal nicht gelingt, die Fremde, die nach und nach das Leben ihrer Figur übernimmt, begreifbar zu machen. Insgesamt zweifelhaft und uninspiriert.

 

15. Februar 2009

 

3+

Frost/Nixon

Zwei Jahre nach seinem spektakulären Rücktritt interviewt der als Playboy und Moderator alberner Spielshows bekannte David Frost den schurkischen Ex-Präsidenten. Ein Rededuell, das Fernsehgeschichte schrieb.

Peter Morgan schrieb bereits das Theaterstück, das die Vorlage für den Film bildet, und es gelingt ihm in seinem Skript auch, den strengen Rahmen der Bühne zu sprengen und die Handlung in ein glaubwürdiges Zeitgeschichtsdrama zu verwandeln. Die beiden Darsteller agieren brillant, aber man muss schon ziemlich lange warten, bis es zu dem packenden Rededuell kommt, das man sich von dem Film versprochen hat. Es ist wie ein Boxkampf – zuerst umkreisen sich die Opponenten, dann gibt es die ersten Geplänkel, lange Zeit behält einer der beiden Gegner die Oberhand, doch am Ende ist alles offen. Insgesamt hätte es ein wenig intensiver sein können, aber Frank Langella gibt einen so charismatischen, abgründigen Nixon, das man sich keine Minute langweilt.

3-

Zeiten des Aufruhrs

April (Kate Winslet) und Frank Wheeler (Leonardo DiCaprio) sind um die Dreißig, seit einigen Jahren verheiratet und Eltern zweier Kinder. Sie leben den amerikanischen Mittelsstandstraum der 1950er Jahren mit trautem Eigenheim in der Vorstadt; finanziell gesehen geht es ihnen gut. Doch hinter dieser perfekten Fassade kriselt es: April wollte einmal Schauspielerin werden, war aber nicht talentiert genug, Frank hasst seine Arbeit in einem Büro, und ihr ganzes Leben scheint ihnen leer und vorprogrammiert zu sein – hoffnungslos. Als sie die Idee haben, einfach alles hinter sich zu lassen und nach Paris zu ziehen, spüren sie zum ersten Mal seit Jahren wieder Zuversicht, aber bekanntlich kommt ja immer alles anders als man denkt …

Fremden Paaren beim Streiten zuzusehen, ist immer ein wenig befremdlich, manchmal sogar verstörend. April und Frank streiten von Anfang an, ihr Kennenlernen, die romantische Phase ihrer Beziehung, wird nahezu komplett ausgeblendet. So bleibt einem nur, sie beim Scheitern zu beobachten. Auf Dauer ist das ziemlich ermüdend und vor allem deprimierend. Die Hölle, in der sie schmoren, ist natürlich selbstgemacht, aber anstatt nach Auswegen zu suchen, suhlen sie sich nur in ihrem Elend. Kate Winslet spielt die verzweifelte Hausfrau mit beeindruckender Intensität, wodurch der Film immer interessant bleibt, und auch DiCaprio agiert wie immer gut, aber trotz ihrer guten Leistungen kann man sich für ihre Figuren nur sehr schwer erwärmen.

 

1-

Kaltes Blut - Auf den Spuren von Truman Capote

Truman Capote (Toby Jones) war schon ein bekannter Schriftsteller, als er auf eine wahre Geschichte stieß, die ihn zum berühmtesten Autor Amerikas machen sollte, dem Mord an einer Farmerfamilie in Kansas. Bei seinen Recherchen muss er jedoch zunächst das Misstrauen des Sheriffs (Jeff Daniels) und der Einwohner jener Kleinstadt überwinden, was ihm mit Witz und Charme auch gelingt. Als die beiden Täter gefasst werden, will er auch diese dazu bewegen, ihm ihre Geschichte zu erzählen. Es entwickelt sich eine einzigartige Beziehung zu den jungen Männern, vor allem zu Perry (Daniel Craig) …

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Leider hatte Kaltes Blut das Pech, nach Capote zu erscheinen, der dieselbe Geschichte erzählt. Während letzterer Oscarnominierungen erhielt und Philip Seymour Hoffman die begehrte Trophäe sogar gewann, verschwand ersterer praktisch in der Versenkung. Nachdem ich bereits eine Verfilmung des Romans Kaltblütig kannte und von Capote alles andere als begeistert war (Note 4), hatte ich keine große Lust, mir die Geschichte ein weiteres Mal anzutun. Aber da es hieß, der Film sei gut, wollte ich ihm wenigstens eine Chance geben.

Oft weiß man schon in der ersten Viertelstunde, ob ein Film funktioniert und ob er einem gefällt oder nicht. Diesmal dauerte es nicht einmal so lange. Er beginnt mit einer Szene in einem Restaurant, Capote und seine Busenfreundin Babe Paley (Sigourney Weaver) sitzen unter all den anderen essenden, trinkenden und plaudernden Gästen und schauen einer Sängerin (Gwyneth Paltrow) zu, die Cole Porters What Is This Thing Called Love singt. Plötzlich wird sie immer leiser, und die Musik verstummt. Man spürt in dieser Sekunde ganz deutlich den (Liebes-)Schmerz der Sängerin – und im Restaurant wird es mit einem Mal mucksmäuschenstill. Ein magischer Moment …

Nach diesem starken Anfang wird der Film besser und besser. Capote ist ein kleiner, extravaganter (um das Wort exzentrisch zu vermeiden) Mann mit schriller Stimme, aufgrund der ihn viele für eine Frau halten (ein running gag, der glücklicherweise nicht überstrapaziert wird). Die Geschichte etabliert den Helden in seiner natürlichen Umgebung, der New Yorker High Society, und die Cast, die hier aufmarschiert, ist beeindruckend: Isabella Rosselini, Hope Davies und Sandra Bullock gehören u. a. zu seinen Freunden.

Der leichte Ton des Films und der scharfzüngige Witz der Hauptfigur bestimmen den ersten Teil. Man mag die Figuren vom ersten Augenblick an, und wenn der Film sich dann seiner eigentlichen Geschichte zuwendet und düsterer, aber auch leidenschaftlicher wird, hat man sie bereits fest in sein Herz geschlossen. Das ist der Unterschied zu Capote, der kalt und unzugänglich bleibt, dessen Figuren bestenfalls interessant, aber niemals liebenswert sind. Kaltes Blut erlaubt uns einen Blick in ihr Herz und ihre Seelen, und mehr kann ein Film nicht bieten. Nur ein, zwei Mal kommt es zu kleinen Widersprüchen in Capotes Charakter, die nicht präzise genug ausgeleuchtet werden, Szenen, in denen er plötzlich fremd erscheint, aber das ist auch der einzige Kritikpunkt.

Es gäbe noch vieles mehr zu loben, Daniel Craig zum Beispiel, der die beste Performance seiner Karriere bietet und es schafft, dass man sich vor ihm fürchtet und ihn gleichzeitig zutiefst bedauert. Und wer hätte gedacht, dass der Mann sogar singen kann? Oder das kluge Drehbuch und die souveräne Regie von Douglas McGrath oder die wunderbare Musik von Rachel Portman, um nur ein paar Dinge zu nennen. Es sind aber vor allem die Schauspieler, die den Film zu einem eindringlichen, leidenschaftlichen Meisterwerk machen.

 

3+

Felon

Wade (Stephen Dorff) rackert sich ab für seinen amerikanischen Traum: Aus dem Nichts hat er eine kleine Baufirma aufgebaut, die er nun vergrößern will, außerdem steht er kurz vor der Hochzeit mit der Mutter seines kleinen Sohnes. Doch dann wird in sein Haus eingebrochen, er stellt den Übeltäter, verfolgt ihn nach draußen und schlägt ihn nieder. Leider stirbt der Mann an den Folgen dieses Schlages, und weil er sich nicht mehr im Haus befand, kann Wade aus juristischen Gründen nicht auf Notwehr plädieren. Er muss für drei Jahre ins Gefängnis, aber damit fangen seine Probleme erst an …

Kennt man einen Knastfilm, kennt man im Grunde alle. Das Leben mit den bösen Jungs ist gefährlich, und sehr schnell kann selbst aus dem harmlosesten Kerl im Knast ein Mörder werden. Hier herrscht Krieg und das brutale Gesetz des Dschungels, und die sadistischen Wärter machen den Insassen das Leben zusätzlich zur Hölle. Natürlich kommen private Probleme hinzu, denn eine lange Trennung, der psychische Druck und die unwillkürlichen Veränderungen des Charakters, der durch das Leben hinter Gittern deformiert wird, hält auch die beste Ehe nicht lange aus. Felon bietet all das, was andere Filme dieses Subgenres auch bieten, aber zugleich auch viel mehr: differenziertere Charaktere als üblich, sehr ordentliche schauspielerische Leistungen (besonders Val Kilmer zeigt eine beeindruckende Präsenz) und einen semi-dokumentarischen Stil, durch den alles authentischer und noch beklemmender wirkt.

 

3

Mimzy - Meine Freundin aus der Zukunft

Der elfjährige Noah und seine kleine Schwester Emma finden am Strand eine seltsame Metallkiste mit Kristallen und einem Stoffhasen darin. Daraufhin entwickeln die beiden Kinder erstaunliche Fähigkeiten wie Telekinese und eine beeindruckende Intelligenz. Doch schon bald wird die Terrorabwehr auf sie aufmerksam …

Der Trailer hat schon ziemlich neugierig gemacht, und die vielen Rätsel und merkwürdigen Geschehnisse der ersten Stunde sorgen dafür, dass man von dem Geschehen regelrecht gebannt ist. Leider wird der Film in seiner zweiten Hälfte schwächer und variiert gegen Ende ein wenig den Plot von E.T., dennoch ist das Ganze – vom arg dick aufgetragenen Schluss einmal abgesehen – eine runde, unterhaltsame Kindergeschichte.

 

3+

Ein perfekter Platz

Jessica (die entzückende Cécile de France) macht sich von der Provinz auf nach Paris, wo sie schon bald einen Job in einem Café findet, das in der Nähe eines Kulturzentrums liegt. Hier begegnen sich die unterschiedlichsten Menschen – ein Konzertpianist, der genug vom Ruhm und dem Stress seiner Karriere hat, ein Kunstsammler, der am Ende seines Lebens beschließt, seine Schätze zu versteigern, eine Schauspielerin und Star einer Soap, die unbedingt im anspruchsvollen Film eines berühmten Hollywoodregisseurs (Sidney Pollack) spielen will. Es geht um die Tücken des Lebens, erfüllte und enttäuschte Erwartungen und – wir sind schließlich in Paris – die Liebe …

Der Film lief im Nachtprogramm, und eigentlich war ich auf dem Weg ins Bett, aber dann fesselten mich der Charme der Darsteller und die locker-luftig-leichte Inszenierung derart, dass ich mir den Streifen bis zum Ende ansah. Die Geschichten sind keine großen Dramen, sondern „nur“ feinsinnige Beobachtungen alltäglichen Lebens, aber warmherzig erzählt und liebevoll gespielt.

 

4

Death Proof - Todsicher

Stuntman Mike (Kurt Russell) macht mit seinem Wagen Jagd auf junge Frauen und tötet sie, doch eines Tages trifft er auf ein Damentrio, das ihm gewachsen ist …

Tarantino hat ein Faible für schräge, trashige Filme und Geschichten. In diesem Fall geht es um die Grindhousemovies der Sechziger und Siebziger, und wie immer ist sein Film angereichert mit cooler Musik und noch cooleren Posen. Der Mann hat ein besonderes Händchen für Kameraarbeit und Dialoge, aber seit Pulp Fiction hat mich keines seiner Werke mehr überzeugen können. Auch hier sind seine Dialoge nicht mehr so pointiert wie früher, sondern gehen nahtlos in langweiliges Geschwätz über. Das würde nicht weiter stören, wenn die Handlung wenigstens mit Spannung oder Tempo aufwarten würde, aber weit gefehlt – erst die letzten zwanzig Minuten sind wirklich unterhaltsam. Aber was kann man schon erwarten, wenn jemand eine Hommage an das Trashkino macht?

 

4-

Planet Terror

Eine Kleinstadt in Texas erlebt eine Zombieepidemie …

Zweiter Teil des Grindhouse-Double-Features, diesmal eine Persiflage auf die Horror-B-Filme der Sechziger und Siebziger vom Tarantino-Kumpel Robert Rodriguez, der es schon immer ein wenig wüster und gewalttätiger mochte als andere Regisseure. Wie schon in From Dusk Til Dawn ist er im Splatter-Genre ganz in seinem Element und kann so richtig schön in Blut und Eingeweiden wühlen. Der Film kommt langsam in Gang, spielt lustvoll mit den Versatzstücken des Genres (verrückte Militärs, einsame Frauen auf der nächtlichen Landstraße) und steigert sich dann immer mehr in ein wüstes Actionspektakel. Auch hier sind die Anklänge an die Schmuddelkinos überdeutlich, gibt es absichtlich eingebrachte Laufspuren, Tonaussetzer und sogar eine fehlende Filmrolle. Aber ist ein Film nur deshalb gut, weil er es geschickt versteht, eine grottenschlechte Vorlage zu kopieren und durch hemmungslose Übertreibung zu parodieren? Er hat seine Absicht wohl erreicht, schießt dabei aber weit übers Ziel hinaus, obwohl er durchaus einen abseitigen Unterhaltungswert besitzt. Auf die innere Logik, die selbst für die abstruseste Handlung unabdingbar ist, wird über lange Zeit verzichtet, aber dann versucht der Film zum Schluss dennoch, so etwas wie eine Erklärung zu liefern, und das ist dann richtig peinlich. Aber vielleicht gehört auch das irgendwie dazu.

 

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