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1. Februar
2009 |
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3+ |
Madagascar 2
Der
Trailer hat richtig Appetit auf den zweiten Teil gemacht, und
zum Glück auch nicht viel verraten. Von Madagaskar aus wollen
der Löwe Alex und seine Freunde nun wieder Richtung Heimat
starten, doch die Pinguine (so knuffig wie eh und je) lassen das
Flugzeug abstürzen (das kommt davon, wenn man einen
Billigflieger nimmt …). Die vier tierischen Freunde landen im
tiefsten Afrika, wo es zu einer unverhofften
Familienzusammenführung kommt. So routiniert wie der erste Teil
ist auch die Fortsetzung des Animationshits, die wie eine
Variante von Der König der Löwen wirkt. Die Geschichte
ist diesmal noch episodenhafter als beim Vorgänger, hat aber
einen recht netten Showdown und einen witzigen running gag.
Nicht der ganz große Wurf, aber auch nicht schlechter als der
erste Teil.
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4+ |
Bedtime Stories
Als Skeeters Vater das
Familienmotel verkaufte, verlangte er, dass sein Sohn irgendwann der
Manager des Hotels werden solle. Doch der neue Besitzer hat ihn
lediglich als Hausmeister behalten, und etliche Jahre später ist Skeeter
sogar mehr oder weniger zufrieden mit dieser Position. Das ändert sich
jedoch, als er eines Tages entdeckt, dass die Gute-Nacht-Geschichten,
die er sich zusammen mit seiner Nichte und seinem Neffen ausdenkt, wahr
werden. Plötzlich hat er große Träume, aber natürlich kommt alles anders
als er denkt …
Ich bin nun wirklich kein Fan
von Adam Sandler, aber diese Geschichte ist so nett gemacht, dass man
deshalb niemandem ernsthaft böse sein kann. Schauspielerische
Glanzleistungen sollte man allerdings nicht erwarten, feinen Humor auch
nicht, aber insgesamt kommt man trotz einer sehr schwachen Dramaturgie
und einigen eher einfallslosen Momenten doch noch auf seine Kosten.
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3+ |
Australia
Lady Sarah (Nicole
Kidman) reist nach Australien, um ihren Mann zum Verkauf der in
Schwierigkeiten geratenen Farm zu bewegen, doch als sie ankommt,
ist er bereits tot. Um zu Geld zu kommen, muss sie nun selbst
die Rinder der Farm nach Darwin treiben, kein leichtes
Unterfangen, denn ihre Gegner haben ihr einige Fallen gestellt.
Doch zum Glück gibt es den Viehtreiber Drover (Hugh Jackman),
der ihr hilft.
Natürlich ist es nicht
überraschend, dass die anfänglich zickige Lady gezähmt wird und
dem rauen Charme des Naturburschen ebenso verfällt wie der
Schönheit der australischen Landschaft. Baz Luhrman stand der
Sinn nach einem großen Epos, ganz in der Tradition von Vom
Winde verweht, Doktor Schiwago oder Jenseits von
Afrika. Letzter hat ganz eindeutig Pate gestanden, aber der
Regisseur zitiert auch sehr ausgiebig das Westerngenre. Im
zweiten Teil des Films wandelt sich die Geschichte dann zum
Kriegsfilm, und hier dominiert der Einfluss von Pearl Harbor,
aber auch, zumindest in einer Sequenz, von Die Herberge zur
sechsten Glückseligkeit.
Australia
ist bildgewaltig, bombastisch, gegen Ende sogar mitreißend und
spannend, wirkt aber leider nicht authentisch, der Funke will
einfach nicht überspringen. Zum Teil liegt das sicherlich daran,
dass man alles schon mal in einem anderen Film gesehen hat, zum
Teil auch an Nicole Kidman, die ihre Rolle etwas lieblos
abspult. Zwischen ihr und Jackman spürt man einfach nicht die
große Leidenschaft, die andere Leinwandpaare unsterblich gemacht
hat. Das ist schade, denn so hat der Film vor allem große Bilder
zu bieten, aber das ist immerhin auch schon etwas.
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3 |
Severance - Ein
blutiger Betriebsausflug
Die
Mitarbeiter eines britischen Waffenproduzenten machen einen
Betriebsausflug nach Osteuropa, um ihren Teamgeist zu stärken.
Wie in Horrorfilmen üblich, ist der Weg blockiert, so dass die
Helden einen Umweg nehmen müssen, der sie direkt zu einem
heruntergekommenen Haus (ein ehemaliges Gefängnis? eine geheime
psychiatrische Einrichtung?) und in die Arme durchgeknallter
Söldner führt. Bis zum blutigen Finale ist der neueste Streich
des Creep-Regisseurs Christopher Smith schon arg
vorhersehbar, aber dank des feinsinnigen britischen Humors
höchst unterhaltsam. Oder anders gesagt: Ich habe bei dieser Art
von Film noch nie so oft so laut gelacht. Wer Slasherfilme mag,
muss Severance gesehen haben.
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3 |
Operation Kingdom
Der Vorspann, in dem die
Geschichte Saudi-Arabiens erzählt wird, ist so gut gemacht, dass
man ihn sich ruhig noch ein paar Mal ansehen kann. Auch der
Anfang ist mehr als gelungen und erzeugt eine enorme Spannung:
In einer amerikanischen Siedlung in Saudi-Arabien wird ein
perfider Terroranschlag verübt, bei dem viele Menschen sterben.
FBI-Agent Fleury (Jamie Foxx) setzt gegen große Widerstände eine
Ermittlung am Tatort durch, stößt aber schnell auf versteckte
Ressentiments und offene Ablehnung durch die Saudis. Einzig in
Colonel Faris hat er einen Verbündeten, und gemeinsam macht sich
das Team (zu dem auch Jennifer Garner und Chris Cooper gehören)
auf die Suche nach den Hintermännern.
Nach einem soliden
Thrillerstart, tritt die Handlung für eine ganze Weile nahezu
auf der Stelle, um dann in den letzten fünfzehn Minuten noch
einmal anzuziehen und für große Spannung zu sorgen. Wäre der
gesamte Film so gut gewesen wie das letzte Drittel, es hätte ein
Meisterwerk des Suspense werden können. So ist es aber immer
noch gute Unterhaltung. Immerhin auch schon etwas.
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2- |
Die History Boys -
Fürs Leben lernen
Acht Jungen von einer
öffentlichen Schule in Sheffield haben so gute Noten, dass sie
die Chance auf ein Studium an einer der beiden britischen
Eliteunis haben. In ihrem letzten Semester werden sie von dem
beliebten, aber schrulligen Lehrer Hector und dem jungen
Freigeist Irwin auf diese Prüfung und den Ernst des Lebens
vorbereitet.
Der Film spielt 1983 und
basiert auf einem bekannten Theaterstück. Letzteres merkt man
der Inszenierung deutlich an, wobei die Darsteller so
überzeugend sind, dass die geschliffenen Dialoge weniger
unnatürlich erscheinen als sie sind. Für Teenager wirken diese
jungen Männer einfach viel zu reif, und auch ihre Alltagssorgen
werden weitgehend ausgeblendet. Es geht um den Stellenwert der
Geschichte im Allgemeinen, um den Wert von Wissen und Bildung
(seit der Pisa-Studie auch bei uns von großem Interesse) und die
hochphilosophische Frage, wie man sein Leben führen soll. Nicht
nur die Lehrer vermitteln dabei ihre Ansichten, auch die Schüler
lernen im Laufe der Monate einiges über sich und die Welt um sie
herum. Das Ganze ist ungeheuer klug und tiefsinnig erzählt, mit
viel britischem Witz und einem Ende, das einen ziemlich
nachdenklich stimmt. Insgesamt ein sehr schöner Film.
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8. Februar
2009 |
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2 |
Der seltsame Fall des
Benjamin Button
Während der
Hurrikane Katrina auf New Orleans zurast, liegt in einem
Krankenhaus die 80jährige Daisy (Cate Blanchett) im Sterben.
Von ihrer Tochter (Julia Ormond) lässt sie sich ein letztes
Mal aus dem Tagebuch jenes ungewöhnlichen Mannes vorlesen,
den sie ihr ganzes Leben lang geliebt hat, jenes Mannes, der
als Greis zur Welt kam und als Baby starb: Benjamin Button
(Brad Pitt).
Zweieinhalb
Stunden lang verfolgen wir Benjamins Leben, von seiner
Kindheit in einem Altersheim, seinen Abenteuern auf hoher
See und im Krieg, bis hin zu jenen Jahren mit Daisy in der
Mitte ihrer beider Leben. Doch abgesehen von der Tatsache,
dass Benjamin immer jünger wird, während alle um ihn herum
altern und sterben, ist sein Leben gar nicht so
außergewöhnlich. Man erfährt nicht viel über diesen Mann,
außer dass er ein Suchender bleibt, dass er schon früh
erkennt, wie vergänglich die Schönheit und das Leben sind.
Wie ein Schiff auf ruhiger See gleitet er durch das bewegte
20. Jahrhundert, das aber nur von ferne grüßt. Benjamin und
Daisy wirken durch ihre Liebe wie von allem entrückt, was
diese schnöde Wirklichkeit ausmacht, wie gefangen in den
traumhaft schönen Bildern. Immer wieder gerät man dabei ins
Staunen, wie perfekt die digitale Verjüngung wirkt, aber
auch die Altersmasken sind außerordentlich gut gelungen. Der
Film ist ein langer, melancholischer Abschied, die
Liebesgeschichte, die er erzählt, von Anfang an poetisch,
bittersüß und todtraurig.
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3- |
December Boys
Als besondere Geburtstagsüberraschung dürfen vier
im Waisenhaus lebende Jungs (darunter Daniel Radcliffe) für
einige Tage verreisen. Am Meer erleben sie unbeschwerte Tage,
die erste Liebe, aber auch die ernsten Seiten des Lebens. Als
sich herausstellt, dass ein Ehepaar einen der Jungen adoptieren
möchte, werden aus Freunden jedoch Rivalen.
Der Film ist ein klassisches Coming-of-age-Drama
mit nostalgischer Note, das in den 1960er Jahren in Australien
angesiedelt ist. Die etwas langatmige Geschichte erreicht aber
trotz guter Ansätze und wunderschöner Bilder nur in seltenen
Momenten die Intensität, die möglich gewesen wäre, gewinnt aber
im letzten Drittel und besitzt ein sehr berührendes Ende.
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3- |
S.H.I.T. - Die
Highschool GmbH
Der Titel ist irreführend, denn in der Geschichte geht es
um einen Loser, der von sämtlichen Colleges abgelehnt wird und daraufhin
sein eigenes gründet. Da es außer ihm noch sehr vielen anderen
Außenseitern so geht, kann er sich bald vor Bewerbern nicht mehr retten.
Plötzlich muss er einen Lehrplan erstellen und sich um die mehr oder
weniger lernwilligen Kommilitonen kümmern – was ungeahnte kreative
Kräfte freisetzt und zu einem Studienbetrieb führt, der sich originell
von den üblichen Einrichtungen unterscheidet.
Die Grundidee ist recht nett, die Umsetzung, wie zu
erwarten war, einem klamaukigen Highschoolmovie (insofern ist das
Missverständnis verständlich) angemessen, auch wenn ich mehr Fäkalhumor
befürchtet hatte. Justin Long gelingt es, den Film mehr oder weniger zu
stemmen, denn die meisten anderen Figuren sind eher äußerst schräge
Gestalten, die für die nötige Würze sorgen. Nicht jeder Gag sitzt, aber
insgesamt unterhält der Film auf eine angenehm plätschernde Art.
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4- |
W.
Um die wichtigste Frage gleich zu beantworten:
Ja, es ist zu früh für ein Biopic über George W. Bush. Obwohl
Oliver Stone sich um Objektivität bemüht und nur hin und wieder
satirisch wird, fehlt es ihm doch an historischer Distanz.
Deshalb ist es auch unmöglich, anhand ausgewählter Episoden den
Werdegang des 43. US-Präsidenten adäquat darzustellen und seinem
Wesen und seinen politischen Entscheidungen gerecht zu werden.
Manche Entwicklungen, die er angestoßen hat, werden uns noch
lange begleiten, und in welchem Umfang sich seine (Kriegs)Politik
auf das Weltgeschehen auswirkt und noch weiter auswirken wird,
werden wohl erst künftige Generationen abschließend bewerten
können.
Jeder von uns hat den realen Mann noch gut vor
Augen, schließlich hat er uns die vergangenen acht Jahre
begleitet und oft genug aufgeregt. Man kennt sein Gesicht, seine
Gesten, seine sprachlichen Aussetzer, weil man sie einfach zig
Mal gesehen hat. Josh Brolin agiert zwar gut, kann dem Original
aber nur sehr begrenzt gerecht werden. Die schlechte Synchro tut
dann noch ein Übriges dazu.
Stone will viel, vielleicht zu viel, und wird
deshalb weder der privaten Person W. noch dem Präsidenten
wirklich gerecht.
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4+ |
Das Beste kommt zum
Schluss
Milliardär Edward (Jack Nicholson) und Mechaniker Carter (Morgan
Freeman) teilen sich beide zufällig ein Krankenzimmer. Beide
haben nur noch wenige Monate zu leben und beschließen daher
einen Pakt: Bevor sie den Löffel abgeben, wollen sie noch all
die Dinge tun, für die sie bislang nie Zeit hatten. Auf ihrer
Liste stehen Fallschirmspringen und Autorennen fahren, und wir
sehen den beiden dabei zu, wie sie einen Wunsch nach dem anderen
abarbeiten. Besonders spannend ist das leider nicht, die Dialoge
sind auch eher bemüht, die Witze sanfte Kalauer. Wären da nicht
diese beiden sympathischen, gut aufgelegten Mimen, das Ganze
wäre schneller tot gewesen als einer der beiden Helden. Immerhin
gewinnt die Geschichte gegen Ende ein klein wenig an Tiefgang
und Emotion, hätte insgesamt aber wesentlich besser sein können.
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4- |
Die Fremde in Dir
Selbstjustizdramen sind seit einiger Zeit schwer
in Mode. Warum eigentlich? Liegt es an der Ohnmacht des
einzelnen angesichts einer chaotischen, von potentiellen
Terroranschlägen bedrohten Welt? Oder ist 24 mit seinem
folterwilligen Einzelkämpfer Jack Bauer Schuld daran?
Auch diesmal beginnt die Geschichte mit einem
netten Paar (Jodie Foster und Naveen Andrews), das brutal
überfallen wird. Er stirbt, sie überlebt schwer verletzt und
leidet fortan unter Panikattacken und Angstzuständen. So weit,
so realistisch. Dann wird es sehr amerikanisch, denn das Opfer
kauft sich eine Waffe – und gerät prompt in eine
lebensbedrohliche Situation …
Die Geschichte ist schon sehr plakativ
inszeniert, und New York erscheint als großstädtischer Moloch,
in dem hinter jeder dunkler Ecke ein Monster lauert. Interessant
wird es erst, als ein Polizist unserer Heldin auf die Spur
kommt; wer jetzt aber ein spannendes Katz-und-Maus-Spielchen
erhofft, wird bitter enttäuscht, denn aus dieser hübschen, wenn
auch nicht besonders originellen Idee entwickelt sich leider
nichts. Viel schlimmer, am Ende wird es sogar richtig ärgerlich.
Leider ist weder die Regie sonderlich gelungen
noch ist es das Spiel von Jodie Foster, die es diesmal nicht
gelingt, die Fremde, die nach und nach das Leben ihrer Figur
übernimmt, begreifbar zu machen. Insgesamt zweifelhaft und
uninspiriert.
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15.
Februar 2009 |
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3+ |
Frost/Nixon
Zwei Jahre nach
seinem spektakulären Rücktritt interviewt der als Playboy
und Moderator alberner Spielshows bekannte David Frost den
schurkischen Ex-Präsidenten. Ein Rededuell, das
Fernsehgeschichte schrieb.
Peter Morgan schrieb
bereits das Theaterstück, das die Vorlage für den Film
bildet, und es gelingt ihm in seinem Skript auch, den
strengen Rahmen der Bühne zu sprengen und die Handlung in
ein glaubwürdiges Zeitgeschichtsdrama zu verwandeln. Die
beiden Darsteller agieren brillant, aber man muss schon
ziemlich lange warten, bis es zu dem packenden Rededuell
kommt, das man sich von dem Film versprochen hat. Es ist wie
ein Boxkampf – zuerst umkreisen sich die Opponenten, dann
gibt es die ersten Geplänkel, lange Zeit behält einer der
beiden Gegner die Oberhand, doch am Ende ist alles offen.
Insgesamt hätte es ein wenig intensiver sein können, aber
Frank Langella gibt einen so charismatischen, abgründigen
Nixon, das man sich keine Minute langweilt.
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3- |
Zeiten des Aufruhrs
April (Kate Winslet) und Frank
Wheeler (Leonardo DiCaprio) sind um die Dreißig, seit einigen Jahren
verheiratet und Eltern zweier Kinder. Sie leben den amerikanischen
Mittelsstandstraum der 1950er Jahren mit trautem Eigenheim in der
Vorstadt; finanziell gesehen geht es ihnen gut. Doch hinter dieser
perfekten Fassade kriselt es: April wollte einmal Schauspielerin werden,
war aber nicht talentiert genug, Frank hasst seine Arbeit in einem Büro,
und ihr ganzes Leben scheint ihnen leer und vorprogrammiert zu sein –
hoffnungslos. Als sie die Idee haben, einfach alles hinter sich zu
lassen und nach Paris zu ziehen, spüren sie zum ersten Mal seit Jahren
wieder Zuversicht, aber bekanntlich kommt ja immer alles anders als man
denkt …
Fremden Paaren beim Streiten
zuzusehen, ist immer ein wenig befremdlich, manchmal sogar verstörend.
April und Frank streiten von Anfang an, ihr Kennenlernen, die
romantische Phase ihrer Beziehung, wird nahezu komplett ausgeblendet. So
bleibt einem nur, sie beim Scheitern zu beobachten. Auf Dauer ist das
ziemlich ermüdend und vor allem deprimierend. Die Hölle, in der sie
schmoren, ist natürlich selbstgemacht, aber anstatt nach Auswegen zu
suchen, suhlen sie sich nur in ihrem Elend. Kate Winslet spielt die
verzweifelte Hausfrau mit beeindruckender Intensität, wodurch der Film
immer interessant bleibt, und auch DiCaprio agiert wie immer gut, aber
trotz ihrer guten Leistungen kann man sich für ihre Figuren nur sehr
schwer erwärmen.
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1- |
Kaltes Blut - Auf den
Spuren von Truman Capote
Truman Capote (Toby
Jones) war schon ein bekannter Schriftsteller, als er auf eine
wahre Geschichte stieß, die ihn zum berühmtesten Autor Amerikas
machen sollte, dem Mord an einer Farmerfamilie in Kansas. Bei
seinen Recherchen muss er jedoch zunächst das Misstrauen des
Sheriffs (Jeff Daniels) und der Einwohner jener Kleinstadt
überwinden, was ihm mit Witz und Charme auch gelingt. Als die
beiden Täter gefasst werden, will er auch diese dazu bewegen,
ihm ihre Geschichte zu erzählen. Es entwickelt sich eine
einzigartige Beziehung zu den jungen Männern, vor allem zu Perry
(Daniel Craig) …
Wer zu spät kommt, den
bestraft das Leben. Leider hatte Kaltes Blut das Pech,
nach Capote zu erscheinen, der dieselbe Geschichte erzählt.
Während letzterer Oscarnominierungen erhielt und Philip Seymour
Hoffman die begehrte Trophäe sogar gewann, verschwand ersterer
praktisch in der Versenkung. Nachdem ich bereits eine Verfilmung
des Romans Kaltblütig kannte und von Capote alles
andere als begeistert war (Note 4), hatte ich keine große Lust,
mir die Geschichte ein weiteres Mal anzutun. Aber da es hieß,
der Film sei gut, wollte ich ihm wenigstens eine Chance geben.
Oft weiß man schon in
der ersten Viertelstunde, ob ein Film funktioniert und ob er
einem gefällt oder nicht. Diesmal dauerte es nicht einmal so
lange. Er beginnt mit einer Szene in einem Restaurant, Capote
und seine Busenfreundin Babe Paley (Sigourney Weaver) sitzen
unter all den anderen essenden, trinkenden und plaudernden
Gästen und schauen einer Sängerin (Gwyneth Paltrow) zu, die Cole
Porters What Is This Thing Called Love singt. Plötzlich wird sie
immer leiser, und die Musik verstummt. Man spürt in dieser
Sekunde ganz deutlich den (Liebes-)Schmerz der Sängerin – und im
Restaurant wird es mit einem Mal mucksmäuschenstill. Ein
magischer Moment …
Nach diesem starken
Anfang wird der Film besser und besser. Capote ist ein kleiner,
extravaganter (um das Wort exzentrisch zu vermeiden) Mann mit
schriller Stimme, aufgrund der ihn viele für eine Frau halten
(ein running gag, der glücklicherweise nicht überstrapaziert
wird). Die Geschichte etabliert den Helden in seiner natürlichen
Umgebung, der New Yorker High Society, und die Cast, die hier
aufmarschiert, ist beeindruckend: Isabella Rosselini, Hope
Davies und Sandra Bullock gehören u. a. zu seinen Freunden.
Der leichte Ton des
Films und der scharfzüngige Witz der Hauptfigur bestimmen den
ersten Teil. Man mag die Figuren vom ersten Augenblick an, und
wenn der Film sich dann seiner eigentlichen Geschichte zuwendet
und düsterer, aber auch leidenschaftlicher wird, hat man sie
bereits fest in sein Herz geschlossen. Das ist der Unterschied
zu Capote, der kalt und unzugänglich bleibt, dessen Figuren
bestenfalls interessant, aber niemals liebenswert sind.
Kaltes Blut erlaubt uns einen Blick in ihr Herz und ihre
Seelen, und mehr kann ein Film nicht bieten. Nur ein, zwei Mal
kommt es zu kleinen Widersprüchen in Capotes Charakter, die
nicht präzise genug ausgeleuchtet werden, Szenen, in denen er
plötzlich fremd erscheint, aber das ist auch der einzige
Kritikpunkt.
Es gäbe noch vieles mehr
zu loben, Daniel Craig zum Beispiel, der die beste Performance
seiner Karriere bietet und es schafft, dass man sich vor ihm
fürchtet und ihn gleichzeitig zutiefst bedauert. Und wer hätte
gedacht, dass der Mann sogar singen kann? Oder das kluge
Drehbuch und die souveräne Regie von Douglas McGrath oder die
wunderbare Musik von Rachel Portman, um nur ein paar Dinge zu
nennen. Es sind aber vor allem die Schauspieler, die den Film zu
einem eindringlichen, leidenschaftlichen Meisterwerk machen.
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3+ |
Felon
Wade (Stephen Dorff)
rackert sich ab für seinen amerikanischen Traum: Aus dem Nichts
hat er eine kleine Baufirma aufgebaut, die er nun vergrößern
will, außerdem steht er kurz vor der Hochzeit mit der Mutter
seines kleinen Sohnes. Doch dann wird in sein Haus eingebrochen,
er stellt den Übeltäter, verfolgt ihn nach draußen und schlägt
ihn nieder. Leider stirbt der Mann an den Folgen dieses
Schlages, und weil er sich nicht mehr im Haus befand, kann Wade
aus juristischen Gründen nicht auf Notwehr plädieren. Er muss
für drei Jahre ins Gefängnis, aber damit fangen seine Probleme
erst an …
Kennt man einen
Knastfilm, kennt man im Grunde alle. Das Leben mit den bösen
Jungs ist gefährlich, und sehr schnell kann selbst aus dem
harmlosesten Kerl im Knast ein Mörder werden. Hier herrscht
Krieg und das brutale Gesetz des Dschungels, und die
sadistischen Wärter machen den Insassen das Leben zusätzlich zur
Hölle. Natürlich kommen private Probleme hinzu, denn eine lange
Trennung, der psychische Druck und die unwillkürlichen
Veränderungen des Charakters, der durch das Leben hinter Gittern
deformiert wird, hält auch die beste Ehe nicht lange aus. Felon
bietet all das, was andere Filme dieses Subgenres auch bieten,
aber zugleich auch viel mehr: differenziertere Charaktere als
üblich, sehr ordentliche schauspielerische Leistungen (besonders
Val Kilmer zeigt eine beeindruckende Präsenz) und einen
semi-dokumentarischen Stil, durch den alles authentischer und
noch beklemmender wirkt.
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3 |
Mimzy - Meine Freundin
aus der Zukunft
Der elfjährige Noah und
seine kleine Schwester Emma finden am Strand eine seltsame
Metallkiste mit Kristallen und einem Stoffhasen darin. Daraufhin
entwickeln die beiden Kinder erstaunliche Fähigkeiten wie
Telekinese und eine beeindruckende Intelligenz. Doch schon bald
wird die Terrorabwehr auf sie aufmerksam …
Der Trailer hat schon
ziemlich neugierig gemacht, und die vielen Rätsel und
merkwürdigen Geschehnisse der ersten Stunde sorgen dafür, dass
man von dem Geschehen regelrecht gebannt ist. Leider wird der
Film in seiner zweiten Hälfte schwächer und variiert gegen Ende
ein wenig den Plot von E.T., dennoch ist das Ganze – vom arg
dick aufgetragenen Schluss einmal abgesehen – eine runde,
unterhaltsame Kindergeschichte.
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3+ |
Ein perfekter Platz
Jessica (die entzückende
Cécile de France) macht sich von der Provinz auf nach Paris, wo
sie schon bald einen Job in einem Café findet, das in der Nähe
eines Kulturzentrums liegt. Hier begegnen sich die
unterschiedlichsten Menschen – ein Konzertpianist, der genug vom
Ruhm und dem Stress seiner Karriere hat, ein Kunstsammler, der
am Ende seines Lebens beschließt, seine Schätze zu versteigern,
eine Schauspielerin und Star einer Soap, die unbedingt im
anspruchsvollen Film eines berühmten Hollywoodregisseurs (Sidney
Pollack) spielen will. Es geht um die Tücken des Lebens,
erfüllte und enttäuschte Erwartungen und – wir sind schließlich
in Paris – die Liebe …
Der Film lief im
Nachtprogramm, und eigentlich war ich auf dem Weg ins Bett, aber
dann fesselten mich der Charme der Darsteller und die
locker-luftig-leichte Inszenierung derart, dass ich mir den
Streifen bis zum Ende ansah. Die Geschichten sind keine großen
Dramen, sondern „nur“ feinsinnige Beobachtungen alltäglichen
Lebens, aber warmherzig erzählt und liebevoll gespielt.
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4 |
Death Proof -
Todsicher
Stuntman Mike (Kurt
Russell) macht mit seinem Wagen Jagd auf junge Frauen und tötet
sie, doch eines Tages trifft er auf ein Damentrio, das ihm
gewachsen ist …
Tarantino hat ein Faible
für schräge, trashige Filme und Geschichten. In diesem Fall geht
es um die Grindhousemovies der Sechziger und Siebziger, und wie
immer ist sein Film angereichert mit cooler Musik und noch
cooleren Posen. Der Mann hat ein besonderes Händchen für
Kameraarbeit und Dialoge, aber seit Pulp Fiction hat mich keines
seiner Werke mehr überzeugen können. Auch hier sind seine
Dialoge nicht mehr so pointiert wie früher, sondern gehen
nahtlos in langweiliges Geschwätz über. Das würde nicht weiter
stören, wenn die Handlung wenigstens mit Spannung oder Tempo
aufwarten würde, aber weit gefehlt – erst die letzten zwanzig
Minuten sind wirklich unterhaltsam. Aber was kann man schon
erwarten, wenn jemand eine Hommage an das Trashkino macht?
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4- |
Planet Terror
Eine Kleinstadt in Texas
erlebt eine Zombieepidemie …
Zweiter Teil des
Grindhouse-Double-Features, diesmal eine Persiflage auf die
Horror-B-Filme der Sechziger und Siebziger vom Tarantino-Kumpel
Robert Rodriguez, der es schon immer ein wenig wüster und
gewalttätiger mochte als andere Regisseure. Wie schon in From
Dusk Til Dawn ist er im Splatter-Genre ganz in seinem
Element und kann so richtig schön in Blut und Eingeweiden
wühlen. Der Film kommt langsam in Gang, spielt lustvoll mit den
Versatzstücken des Genres (verrückte Militärs, einsame Frauen
auf der nächtlichen Landstraße) und steigert sich dann immer
mehr in ein wüstes Actionspektakel. Auch hier sind die Anklänge
an die Schmuddelkinos überdeutlich, gibt es absichtlich
eingebrachte Laufspuren, Tonaussetzer und sogar eine fehlende
Filmrolle. Aber ist ein Film nur deshalb gut, weil er es
geschickt versteht, eine grottenschlechte Vorlage zu kopieren
und durch hemmungslose Übertreibung zu parodieren? Er hat seine
Absicht wohl erreicht, schießt dabei aber weit übers Ziel
hinaus, obwohl er durchaus einen abseitigen Unterhaltungswert
besitzt. Auf die innere Logik, die selbst für die abstruseste
Handlung unabdingbar ist, wird über lange Zeit verzichtet, aber
dann versucht der Film zum Schluss dennoch, so etwas wie eine
Erklärung zu liefern, und das ist dann richtig peinlich. Aber
vielleicht gehört auch das irgendwie dazu.
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