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3- |
Der Mann, der niemals
lebte
CIA Agent Roger
Ferris (Leonardo DiCaprio) kämpft im Krieg gegen den Terror an
vorderster Front. Der Krieg ist schmutzig, die Methoden des
Geheimdienstes zweifelhaft, die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt.
Mittels Dronen und Satelliten beobachtet Rogers Vorgesetzter Ed
Hoffman (Russel Crowe) vom sicheren Bürostuhl aus, was im Nahen
Osten vor sich geht, den Bezug zur Realität hat er dabei schon
beinahe verloren, Menschen sind für ihn nur Variablen in einer
Gleichung mit Unbekannten. Die CIA jagt den Kopf einer neuen
Terrororganisation, die in Europa mehrere Anschläge verübt, und
sie geht dabei alles andere als zimperlich vor. Sogar
befreundete oder verbündete Geheimdienste werden manipuliert und
ausgenutzt, mit fatalen Folgen ...
Es dauert lange,
bis sich so etwas wie eine Geschichte herauskristallisiert, und
selbst dann bleibt sie bruchstückhaft wie vieles andere auch.
Nicht immer sind die Handlungen nachvollziehbar, Herkunft und
Identität der vielen Figuren erkennbar, vieles bleibt im Dunkeln
oder wird erst sehr spät geklärt. Das macht es nicht leicht, dem
Film zu folgen, aber man bleibt dran an diesem Roger Ferris, der
zwar ein Held ist, aber nicht edelmütig, der mit aller Kraft
kämpft, auch wenn er immer wieder von seinen ignoranten
Vorgesetzten im Stich gelassen wird. Leider mangelt es dem Film
insgesamt an Spannung, denn das, worum es geht, hat man so oder
so ähnlich alles bereits einmal gesehen.
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3+ |
Die Zwillinge
Als Kinder werden sie,
nach dem Tod der Eltern, getrennt und zu verschiedenen Verwandten
geschickt. Die eine wächst wohlbehütet in einem gutbürgerlichen Haushalt
in Holland auf, die andere muss schwer auf dem Bauernhof ihres Onkels in
Deutschland schuften, darf nicht zur Schule gehen und wird misshandelt.
Die eine verliebt sich in einen jüdischen Pianisten, die andere in einen
SS-Offizier. Nach vielen Jahren sehen sie sich wieder, aber da haben sie
sich schon auseinander gelebt. Es folgt der Krieg, der beiden einen
großen Verlust beschert und schließlich der endgültige Bruch. Erst
viele, viele Jahre später sollen sie sich wiedersehen ...
Obwohl der Film für den
Oscar nominiert war und auch das Buch von Tessa de Loo einigermaßen
bekannt ist, ist der Film hierzulande untergegangen, im Kino sowieso,
aber auch im Fernsehen. Denn natürlich läuft ein solcher Streifen nicht
zur besten Sendezeit, sondern irgendwann im Spät- oder in einem
Spartenprogramm. Dabei ist die Geschichte gut erzählt, vorhersehbar und
ein wenig oberflächlich, aber doch auch eindringlich. Die Schauspieler
sind gut, besonders Nadja Uhls Leistung ist bemerkenswert.
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3 |
Kronprinzessin
Und noch ein
Fernsehfilm, den man im Dickicht des Programms suchen muss.
Wieder wird man bei Arte fündig, dem einzigen Sender, der noch
zu hundert Prozent seinem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag
gerecht wird und bei dem Qualität mehr zählt als die Quote. In
diesem schwedischen Film geht es um die engagierte
Umweltaktivistin Charlotte, die unvermittelt zur
Umweltministerin ernannt wird. Sie startet mit Elan und hehren
Zielen, erreicht aber nicht viel, da Intrigen und
parteipolitische Entscheidungen sie hemmen. Die Presse liebt sie
– und macht sie später dennoch gnadenlos fertig. Durch ihre
Naivität macht sie Fehler, vertraut den falschen Menschen, und
auch privat gerät ihr Leben immer mehr in eine Schieflage.
In Zeiten von
Politik- und Politikerverdrossenheit kommt ein Barrack Obama
beinahe wie ein Messias daher, und auf ähnliche Weise wirkt auch
Charlotte auf die schwedische Bevölkerung. Sie verkörpert einen
volksnahen, charismatischen Typ „Laienpolitiker“, der weniger an
Parteiproporz und die nächste Wahl denkt, sondern tatsächlich
noch Ideale besitzt. Natürlich passiert, was passieren muss:
Gegen Charlotte wird intrigiert, man macht sie fertig und
denunziert sie. Politik ist, wir haben es ja schon immer
gewusst, ein verdammt schmutziges Geschäft.
Sehr realitätsnah
wird hier das politische Leben Stockholms porträtiert, das
problemlos auf jede andere westeuropäische Hauptstadt
übertragbar ist. Man kann sich gut vorstellen, dass auch in
Berlin auf ähnliche Weise intrigiert und gekungelt wird, und das
macht den Film so interessant. Leider werden zu viele Themen
angeschnitten und dann nicht gekonnt zu Ende erzählt, die
Geschichte verästelt sich zu sehr in Nebenstränge, vieles ist
auch vorhersehbar, und das Happy End wirkt aufgesetzt. Dennoch
ein bemerkenswerter Film.
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