|
|
||||||||||||||||||
Quick Links |
||||||||||||||||||
Unverhofft kommt oft: Mitten im unangenehmsten Septemberwetter erreicht uns eine Einladung von unseren Bekannten aus Rom, und natürlich gibt es da kein Halten mehr. Mit fünf Leuten in einem BMW, der von Kilometer zu Kilometer kleiner und beengter zu werden scheint, düsen wir gen Süden, lassen bald die Alpen und das schlechte Wetter hinter uns und erfreuen uns an der Sonne Italiens. Den kurvenreichen Weg über die Dörfer kennen wir inzwischen ja schon fast im Schlaf, und so empfängt uns nach über zehn Stunden Fahrt endlich das vertraute Powackeln der Prostituierten am Straßenrand. Noch rasch den Berg hinauf, wo die Tore der Villa sich bereits einladend für uns öffnen, dann fallen die vier Hunde über uns her und versuchen uns abzuschlecken. Der jüngste von ihnen, im Mai noch ein Welpe, ist ziemlich gewachsen – und ganz schön frech geworden. Einen neuen Esel gibt es auch, leider eifersüchtig bewacht von seiner Mutter, so dass wir nicht viel von ihm zu sehen bekommen. Im Kamin prasselt bereits ein Feuer, und im großen Saal ist festlich die Tafel gedeckt. Dazu ein perfekter glutroter Sonnenuntergang über Rom und am Horizont, gleißend hell, das Meer. So muss ein Urlaub anfangen …
Blick von Poli auf Sant'Angelo im Abendrot - Paul G. mit Freunden - der junge Esel
Der zweite Tag beginnt mit einem üppigen Frühstück und einem Rundgang über den Berg, mit süßen Wildfeigen direkt vom Baum und dem Blick auf den Petersdom, ganz klein, aber funkelnd weiß in weiter Ferne. Gegen Mittag machen wir uns dann mit dem Wagen auf nach Rom, am Sonntag ein nicht ganz so riskantes Unternehmen. Zuerst geht es in die Kirche, in die imposante Santa Maria Maggiore. Unser Blick schweift noch über die weite eindrucksvolle Piazza mit ihrem Obelisken – da pinkelt uns ein Betrunkener beinahe auf die Schuhe, auch das ist eben Rom … Durch einen Park geht es vom Esquilin hinunter ins Zentrum, zum Kolosseum und den Kaiserforen. Die breite Via dei Fori Imperiali ist heute für den Verkehr gesperrt und wie geschaffen zum Flanieren. Für wenige Stunden können sogar die Römer, die hier mit ihren Kindern spazieren gehen, ihre Stadt von den Touristen zurückerobern. Da Bee G. und Paul G. seit fast zwanzig Jahren nicht mehr hier waren, mussten wir natürlich zum Pantheon und zum Petersdom, Erinnerungen auffrischen. Vor zwei Jahren hatten wir durch Zufall eine wunderbare Locanda entdeckt, in der es sich gut speisen ließ, doch leider war sie nicht mehr auffindbar. Stattdessen essen wir in einem anderen, beinahe ebenso guten Lokal, das ein paar Tische in die engen Gassen gequetscht hat, was zwar gemütlich und romantisch ist, aber auch ein wenig lästig, weil sich immer wieder Passanten an unserem Tisch vorbeidrängen, so dicht, dass sie mir ohne weiteres die Salami von der Pizza klauen könnten. Bevor es wieder zurück auf den Berg geht, bummeln wir noch durch das nächtliche Rom, das seine ganz eigene Magie besitzt, auch wenn die Luft nicht mehr so lau ist wie im Sommer. Die Spanische Treppe – zum ersten Mal seit Jahren wieder ohne Gerüste – ist langweilig wie immer, die Fontana di Trevi dagegen wirkt mit Beleuchtung beinahe noch romantischer und geradezu verzaubert, wenn nur die Menschenmassen nicht wären. Aber das ist eben Rom, ein Magnet für alle auf der Suche nach dem Besonderen, nach den mythischen Plätzen, die wir aus Erzählungen und Filmen kennen. Anita Ekberg würde heute hier garantiert nicht mehr planschen …
Blick auf das Kolosseum - Berninis "Floh" vor Santa Maria sopra Minerva
Blick auf den Vatikan bei Nacht - ein Engel vor der Engelsburg
Nach dem Großstadtrummel am Sonntag (und den ca. zwanzig zurückgelegten Kilometern auf dem römischen Pflaster) wollen wir es heute etwas ruhiger angehen. Gegenüber von Sant’ Angelo liegt Frascati, berühmt für seine süffigen Weißweine, weshalb wir für unsere Gastgeber auch ein paar Flaschen bei einem befreundeten Winzer besorgen sollen. Praktisch wie wir sind, nehmen wir jedoch die Autobahn – und können das Weingut ums Verrecken nicht finden. Noch Tage später müssen wir uns unseren Fauxpas vorwerfen lassen („Niemand fährt über die Autobahn nach Frascati!“). Nach einer Stunde frustrierender Suche, vergeblichen Versuchen, mit unserem rudimentären (Speisekarten-)Italienisch nach dem Weg zu fragen, und abenteuerlichen Irrfahrten dank der verwirrenden italienischen Schilderführung, erklären wir unsere Mission für gescheitert und essen Porchetta. Das ist ein berühmtes Gericht, das im Grunde aus einer Scheibe von einem gegrillten Schwein besteht, die zwischen zwei Weißbrotscheiben gepappt wird. Zu viel Brot und zu wenig Schwein für meinen Geschmack und auch viel zu trocken. Und natürlich weit und breit kein Weißwein in Sicht … Frascati ist im Grunde ein hübsches Fleckchen, besitzt aber nicht den natürlichen Charme anderer Dörfer. Alles wirkt eine Spur zu bemüht, und nachdem uns nacheinander mehrere Luxuskarossen (darunter sogar ein Rolls Royce) begegnet sind, bin ich überzeugt, dass der Ort seinen Mythos endgültig an den Kommerz verhökert hat. Über gewundene Bergstraßen (in denen uns manchmal beinahe schlecht wurde, weil Paul G. bei Michael Schumacher fahren gelernt und den Ehrgeiz entwickelt hat, jede auch noch so enge Kurve in einem ebenso halsbrecherischen Tempo zu nehmen wie jeder italienische Autofahrer) geht es weiter zum Lago Albano und Castel Gandolfo, wo unser Papst Urlaub macht. Warum ausgerechnet dort, ist mir nicht ganz klar geworden, denn so hübsch ist es dort nämlich nicht. Aber wer weiß, was sich noch alles hinter den hohen Mauern seiner Residenz verbirgt? Er wird bestimmt auch nicht oft in den Ort hinunter gehen, um ein Eis zu essen, wie wir Normalsterblichen. Der Blick über den See ist den hohen Preis für die vielen Kalorien aber schon fast wieder wert … Einige Kilometer weiter liegt der Lago Nemi, ein wirklich pittoresker kleiner Vulkansee, umgeben von hübschen Bergdörfern. Im Reiseführer steht, dass er geradezu zu Spaziergängen einlädt, aber leider nicht, wie man an den ganzen Privatgrundstücke vorbei ans Wasser kommt. Nach einer endlosen Fahrt über handtuchschmale Straßen (mit Gegenverkehr), erreichen wir über eine Schotterpiste (die wir irrtümlich für die Zufahrt zu einer Schrebergartenkolonie halten) endlich ein winziges Stück frei zugängliches Ufer. Kaum ausgestiegen, müssen wir uns aber schon wieder auf den Heimweg machen, denn in Sant’ Angelo wird pünktlich gegessen …
Lago di Nemi - der Sommer ist vorüber ...
Um angesichts des guten Essens und der vielen Kugeln Gelato nicht kugelrund nach Hause zurück zu rollen, fahren Mark G. und ich am Dienstag wieder nach Rom. Diesmal mit dem Bus über die Dörfer, inmitten plaudernder Hausfrauen und schlafender Rentner. Durch den Circus Maximus geht es zur Kirche Santa Maria in Cosmedin, wo ich natürlich meine Hand in den Mund der Wahrheit (Bocca della Verità) stecken muss – zusammen mit ungefähr fünfzig kichernden Japanern im Teenageralter. Irgendwie peinlich, sich so touristenmäßig aufzuführen ... Durch malerische Gassen und über romantische Piazzi geht es weiter zum Campo de Fiori, dem Blumenmarkt von Rom, der vor einigen Jahrzehnten vielleicht wirklich etwas Besonderes war, inzwischen aber nur noch von seinem berühmten Namen lebt. Weil Mark G. unbedingt in ein Internetcafé will, muss ich mich allein auf den Weg machen. Um ehrlich zu sein, mein Orientierungssinn ist so wenig ausgeprägt, dass ich mich selbst in einer Telefonzelle verirren würde, weshalb ich auch diesmal wieder in die falsche Richtung gehe. Aus diesem Grund habe ich leider nicht das sehen können, was ich eigentlich sehen wollte, dafür aber sehr viel vom Tiber. Hübsche Gegend, ganz besonders im Herbstlicht, die Luft aber leider ziemlich abgasgeschwängert. Glücklicherweise finde ich wenigstens den Weg zurück. Zu zweit wandern wir dann hinüber nach Trastevere, in das ursprüngliche, volksnahe Rom, aber auch hier bekommt man den Eindruck, fünf Jahrzehnte zu spät dran zu sein. Die engen Gassen sind immer noch wunderschön, die Kirchen sehenswert (besonders die byzantinischen Fresken in Santa Maria in Trastevere), aber zu vieles wurde modernisiert und aufgemotzt. In einem netten Lokal bekommen wir immerhin sehr gute, hausgemachte Nudeln und eine Torta di Ricotta, nach der man sich die Finger lecken kann. Von Trastevere geht es dann den Gianicolo hinauf, von dem man einen tollen Blick auf die Ewige Stadt hat, auch wenn der Aufstieg etwas beschwerlich ist. Müde, aber glücklich wollen wir uns anschließend auf den Heimweg machen und mit dem Bus ins Zentrum hinunterfahren. Dank meines Reiseführers weiß ich auch, welche Linie wir nehmen müssen, eine Haltestelle ist schnell gefunden, aber damit beginnt unser Abenteuer: Es gibt nämlich nirgends Fahrpläne, und die Haltebucht ist vollkommen zugeparkt. Wir entschließen uns zu warten, lassen zwei falsche Busse passieren – die nicht einmal ansatzweise für uns halten wollen – und geben schließlich nach zwanzig Minuten genervt auf. Im Zentrum der nächste Versuch, einen Bus zu irgendeiner U-Bahnstation zu finden. Immerhin warten diesmal auch einige Italiener an der Haltestelle. Mit einem Mikrobus mit nur acht Sitzplätzen geht es dann quer durch die historische Innenstadt, in einem Affenzahn, allen panisch flüchtenden Touristen und parkenden Autos in den engen Gassen zum Trotz.
Mark G. am Schildkrötenbrunnen - Piazza Farnese
Die Nacht zum Mittwoch ist voller seltsamer Geräusche: Die Hunde heulen um die Wette und verhalten sich so unruhig wie noch nie, dann weckt uns auch noch ein dumpfes Hämmern am Tor. Einbrecher? Die Geister der hier vor Jahrhunderten hingemeuchelten Fraticelli? Am Morgen erfahren wir, dass es wohl ein Wildschwein war, das sich aufs Gelände verirrt hat. Wie schön, dass es nahe Rom noch so viel Natur gibt … So langsam stellt sich bei mir Routine ein: Tisch decken, Orangen auspressen, dann – aber nur heute – mit dem Gastgeber ins Dorf hinunter zum Einkaufen. Kleine vollgestellte Läden mit Tonnen von Nudeln, Theken voller dicker Salamis und Schinken, Käsestücken und eingelegten Oliven, und trotz der kühlen Morgenstunde präsentiert uns die schöne Adelaide bereits ihr üppiges Dekolleté. Im Gemüseladen ein kleiner Streit um die perfekte Melone. Die Besitzerin schneidet resolut eine Frucht auf, um uns probieren zu lassen. Mein Gastgeber ist immer noch nicht ganz überzeugt, aber mein „bene“ gibt wohl den Ausschlag – und wir bekommen die angeschnittene Melone mit (ganz schön geschäftstüchtig und nicht dumm, die Senora …). Nach einem Kaffee in einer Bar geht es dann wieder zurück auf den Berg, zum eigentlichen Frühstück. Sant’ Angelo liegt ca. in 600 Metern Höhe, aber der uns gegenüberliegende Berg ist beinahe doppelt so hoch und daher ein beliebtes Ausflugsziel. Über enge Serpentinen geht es hoch in die Berge, wo plötzlich weiße Kühe mit spitzen Hörnern auf der Straße auftauchen und die üppige grüne Vegetation in eine karge Steinwüste übergeht. Guadagnola (für Mark G., der immer mehr Vokale als nötig in die Namen packt, schier unmöglich auszusprechen) ist ein winziges Kaff auf der Spitze des Berges. Abgesehen von der phantastischen Aussicht gibt es nicht viel hier oben, nur eine riesige Radaranlage (oder was auch immer so viele Antennen benötigt) und eine potthässliche Jesusstatue. Früher stand hier ein klobiger Mussolini in Granit, die Trümmer liegen teilweise noch herum und laden zum Klettern ein, insofern stellt dieser Jesus ein deutliche Verbesserung dar, auch wenn er aussieht, als wollte er sich lebensmüde in die Tiefe stürzen. Weil wir schon mal in der Gegend sind, machen wir noch einen Abstecher nach Palestrina, wo wir im Mai so leckere Kekse gekauft hatten. Diesmal haben wir Glück und finden das Geschäft auf Anhieb. Mark G. steht wie ein glückliches Kind vor der Scheibe und deutet auf all die Köstlichkeiten, mit den Fingern die Anzahl der Plätzchen anzeigend, die er zu kaufen gedenkt. Die Verkäuferin lacht nur. Unterwegs gibt es dann als Snack ein mit Zitronencreme gefülltes Teilchen, das Puderzuckerspuren auf unseren Nasen zurücklässt. Mit unseren Sonnenbrillen sehen wir jetzt aus wie kolumbianische Drogenbarone. Zurück in der Villa dann eine Tasse Tee und Gebäck im Patio, im Gesicht die letzten Sonnenstrahlen. Die Hunde betteln am Tor um die Krümel, die Myriaden fliegender Ameisen, die gerade geschlüpft sind, fallen einfach darüber her … Nach einem kleinen Nickerchen lasse ich den Nachmittag im Schaukelstuhl ausklingen. Die letzten Sonnenstrahlen fallen durch die französischen Türen und lassen die üppigen Grünpflanzen golden aufleuchten. Mir gegenüber steht ein wurmstichiger, fast mannshoher Bischof, der ein verblüfftes Gesicht macht und eine Hand erschrocken an die Brust presst. Zwei Leuchter, von denen die Farbe blättert, rahmen ihn ein, und von den Wänden starren hochmütige Adelige in prunkvollen Gewändern herab. Aus der Küche dringt der verführerische Geruch des Abendessens – ach, Urlaub kann so schön sein!
eine Antenne nach oben? - frische Feigen, ist ja wie im Garten Eden ...
„Wir sind halt in Italien“, lautet einer unserer Lieblingssätze, und er passt irgendwie immer, egal ob es um verrückte Autofahrer – besonders die gemeingefährlichen Mofafahrer – geht, die eigenwillige oder fehlende Beschilderung oder die nichtvorhandene Mülltrennung. Alles, was unserer deutschen Mentalität seltsam oder befremdlich, manchmal sogar kriminell oder lebensmüde erscheint, erklärt dieser eine Satz, der von uns Nachsicht und Schicksalsergebenheit fordert und uns daran erinnert, alles mit landestypischer Gelassenheit zu betrachten. Verkehrschilder sind eben nur Vorschläge, bei Rot muss man nicht halten, wenn man gerade keine Lust dazu hat, und wo drei Autos Platz haben, passt sicherlich auch noch ein viertes dazwischen und ein Dutzend Mofas obendrein. Schrammen im Lack gehören einfach dazu, wegen einer solchen Kleinigkeit hält doch keiner an. Mit unserer Gastgeberin geht es am Donnerstag nach Rom – mit dem Wagen das reinste Himmelfahrtskommando für uns Deutsche, aber, halt – wir sind ja in Italien ... Es ist nur eine Stippvisite, reicht gerade für einen Besuch im Museo Nazionale Etrusco in der Villa Giulia. Die Ausstellung ist nicht groß, aber sehenswert, besteht vor allem aus antiker Töpferware und wunderschönem Schmuck. Durch die Parks schlendern wir hinunter zur Piazza del Popolo, und nach einem kleinen Spaziergang über die Einkaufsmeilen Roms fahren wir wieder zurück nach Poli. Etwas wehmütig wird mir schon, aber immerhin sichert meine Münze in der Fontana di Trevi meine Wiederkehr. Vielleicht liegt es ja an den vielen langen Wanderungen der letzten Tage, vielleicht ist aber auch irgendetwas im Wasser, das uns so müde macht. Am Abend sitzen wir wie die Zombies im oberen Salon und spielen Karten, gähnen dabei um die Wette. Lange nach Mitternacht (gefühlte Zeit, tatsächlich ist es erst kurz nach neun) müssen wir uns schlafen legen. Dafür stehen wir auch sehr früh auf …
Das Etruskermuseum in der Villa Giulia mit neckischen Fresken und antiken Statuen
Rings um Rom führt die GRA, kurz Anulare genannt, eine Ringautobahn, die die Verkehrsmassen aus der Stadt raushalten soll. An und für sich eine prima Sache, wenn sie nicht permanent vor dem Verkehrsinfarkt stehen würde. Das Ganze ist ein Alptraum für jeden Autofahrer, Dantes Inferno auf Rädern. Schon nach kurzer Zeit stecken wir im Stau und fragen uns, ob all die Italiener um uns herum denn nicht arbeiten müssen und stattdessen ihre Tage damit verbringen, ununterbrochen im Kreis zu fahren. Nach hundert Minuten (gefühlten drei Jahren) erreichen wir endlich die Ausfahrt und kommen nach drei Stunden an unser nur wenige Kilometer von Poli entferntes Ziel. Tarquinia war vor über zweieinhalbtausend Jahren eine blühende Etruskermetropole, von der nicht viel übrig geblieben ist. Sehenswert ist auf jeden Fall die Nekropolis, die von außen nach nichts aussieht, unter Tage aber wahre Schätze birgt: Wundervolle Fresken voller wilder Tiere, Musikanten und Tänzer spiegeln die lebensfrohe Kultur der Etrusker wieder. In der mittelalterlichen Altstadt machen wir ein tolles Restaurant aus, das eine vorzügliche Pizza bietet, aber leider kein gutes Dessert. Am meisten beeindruckt hat uns jedoch das Klo. Dazu muss man wissen, dass italienische Toiletten, sagen wir mal, speziell sind und eine besondere Herausforderung für Frauen darstellen. Meist in Untergeschossen gelegen, die nur über halsbrecherisch steile Treppen zu erreichen sind, verfügen sie zwar über mehr oder weniger saubere sanitäre Anlagen, aber nie über Klobrillen. Die Hölle für Frauen mit Blasenentzündung, aber ideal, um die Oberschenkelmuskulatur zu stärken. Diese Toilette war jedoch nicht nur sauber, sondern dazu auch hübsch eingerichtet mit einem antikisierten Holzstuhl, einem Spiegel, Kerzen, einem Blütenpotpourri und, man glaubt es kaum, einer Klobrille. Nach einem Zwischenstopp am Strand – wir sind am Meer!!! – geht es weiter nach Cerveteri, wo sich weitere Etruskergräber befinden. Die sogenannten Tumuli sind grasbewachsene Grabhügel, die sich in einem endlosen Labyrinth aneinanderreihen und in deren Tiefen muffige Kammern auf den interessierten Besucher warten. Fresken gibt es diesmal keine zu sehen, aber die Anlage an sich ist ungeheuer beeindruckend, ein verwunschener Ort (und die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm …). Der Rückweg – erneut über die Anulare – ist dagegen weniger zauberhaft, denn wir stehen natürlich wieder im Stau. Haben diese Italiener denn kein Zuhause?! Erst später erfahren wir, dass man die Ringautobahn unbedingt zwischen sechs Uhr früh und zehn Uhr abends meiden sollte. Vor einem prasselnden Feuer ist der Stress jedoch bald vergessen.
San Francesco in Tarquinia - ein Zwischenstopp am Meer ...
die Etruskergräber in Cerveteri
Samstag, unser letzter Tag, leider. Ein ausgiebiges Frühstück, danach faulenzen im Schaukelstuhl mit Blick auf Rom, das sich unter schweren Gewitterwolken duckt. Hin und wieder prasseln auch bei uns Regen- und sogar Hagelschauer gegen die Fenster, unterbrechen unsere Wanderung über das Gelände, wo wir die letzten Feigen genießen und mit den Hunden um die Wette rennen. Die knorrigen Zweige der Olivenbäume biegen sich schwer unter den reifen Früchten, die Ernte steht kurz bevor. Bei unserer Rückkehr erwarten uns im Haus Trauben, Brot und süßer Parmesan. Am Abend findet in Poli ein Fest statt, aber das kühle Wetter hält leider viele Besucher fern. Wir treffen den zweiten Bürgermeister Maurizio und seine Frau, beides Freunde unserer Gastgeber, die uns zu sich nach Hause einladen. Bei einem Glas von seinem vorzüglichen Wein aus eigenem Anbau plaudern wir in Englisch-Italienisch über Gott und die Welt, während Leopoldo, ihr Hund, wie ein Wirbelwind um uns herumtobt.
die malerische Hauptstraße von Poli - Mark G. und sein neuer bester Freund Leopoldo (er will doch nur spielen ...)
Die Woche ist wieder einmal viel zu schnell vergangen, aber irgendwie freut man sich trotzdem auf zu Hause. Wenn nur die endlose Fahrt nicht wäre, die diesmal dank einiger Staus noch drei (!) Stunden länger dauert. Mit schmerzenden Hinterteilen kommen wir am Abend endlich an, glücklich, sonnengebräunt und um viele tolle Eindrücke reicher. Auf dem Brenner liegt bereits der erste Schnee, und der Wind ist ziemlich frisch, aber in unseren Herzen scheint noch die Sonne Italiens …
Weitere Bilder in Mark G.'s Allerlei!
|
||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||
* |
||||||||||||||||||
|
© INSIDEKINO.COM