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7. März 2008 |
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4+ |
Der
Krieg des Charlie Wilson
Es war leider keine
gute Idee, den Film im Original zu sehen, zum einen war ich
hundemüde und wäre fast eingeschlafen, zum anderen haben Philip
Seymour Hofmann und Tom Hanks einen derart breiten texanischen
Akzent, dass ich sehr viele ihrer Sätze nicht verstanden und dadurch
einen Großteil des Wortwitzes verpasst habe. Aber abgesehen davon:
Mir hat der Film nicht sonderlich gefallen. Hätte Hanks nicht Wilson
gespielt, ich hätte diesen aufgeblasenen, ewig betrunkenen
Playboy-Politiker gehasst, der so schleimig ist, dass er sich
mühelos jedem Versuch entziehen kann, ihn wegen seines permanenten
Fehlverhaltens zu fassen. Seine Wandlung hin zum Verfechter der
afghanischen Freiheit schien mir ebenfalls eher aufgesetzt zu sein –
wobei seine wahren Gründe im Unklaren blieben (allenfalls eine
gewisse Hörigkeit gegenüber der Roberts-Figur wurde angedeutet).
Die Handlung schleppt
sich dahin und hakt brav alle Plotpoints ab, die schon im Trailer zu
sehen waren. Die Offensive gegen Ende, wenn zu feierlicher Musik die
Anzahl der abgeschossenen Flugzeuge und Helikopter verkündet werden,
hat einen leicht anrüchigen Beigeschmack, und der saloppe
Schlusssatz, dass sie „das Endspiel“ versaut (und damit Taliban und
die Anschläge vom 11. September möglich gemacht) haben, ist Zynismus
pur. |
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3 |
8 Blickwinkel
Keine schlechte Idee,
ein Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen, um so ein
immer vielschichtigeres Gesamtbild zu liefern. Anfangs funktioniert
das auch ganz prima, es zeigt sich aber bald, dass sich das Konzept
nicht dauerhaft durchhalten lässt. Der Spannung tat das jedoch
keinen Abbruch, die Story wird rasant erzählt, die Schnitttechnik
erinnert an die Bourne-Filme, und angesichts des atemberaubenden
Tempos hat man kaum Zeit, sich über all die vielen kleinen und
großen (Logik-) Fehler zu ärgern. So ist das Vergnügen während des
Films wesentlich größer als danach, wenn man über das Gesehene
nachdenkt. Das größte Ärgernis ist aber der Trailer, der sämtliche
Plotpoints verrät oder zumindest andeutet, so dass sie sich einem
während des Kinobesuchs sehr schnell erschließen. |
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3- |
Alibi - Ihr kleines
schmutziges Geheimnis ist bei uns sicher!
Ray liefert
zahlungskräftigen Kunden Alibis, damit diese unbesorgt fremdgehen
können. Dummerweise kommt bei den Sexspielchen eines Kunden eine
junge Frau ums Leben, und Ray gerät in Schwierigkeiten: Die Polizei
und der Freund der Toten wollen den Mord aufklären, sein Klient
spielt ein falsches Spiel, und schon bald ist ein Profikiller hinter
Ray her, der sich obendrein in seine neue Mitarbeiterin verguckt hat
und von seiner kriminellen Vergangenheit eingeholt wird. Ein
bisschen viel Plot für knapp 90 Minuten, aber sehr flott inszeniert
und bis in die kleinste Nebenrolle prominent besetzt. Es dauert
leider ziemlich lange, bis man das Personal sortiert und die
Handlungsfäden entwirrt hat, aber dann wird man mit einem hübschen
Finale belohnt. Allein Steve Coogan wirkt als Ray etwas blass und
überfordert, und auf große Überraschungen sollte man auch nicht
warten, aber für einen kurzweiligen Abend reicht es allemal. |
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15. März 2008 |
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3 |
Die Welle
Napola
hat mir gut gefallen, und so war ich auf den neuen Film von Dennis
Gansel sehr gespannt – vielleicht ein wenig zu sehr. Das Buch bzw.
das reale Experiment kenne ich zwar nicht so genau, meine aber, dass
es viel weiter ging, als der Film uns vermittelt. Wenn ich mich
recht entsinne, wurde im Buch eine Gruppe ausgegrenzt und später
unterdrückt, was die Parallelen zum Faschismus deutlicher machen
würde. Hier wurde z.B. am Ende Disziplin mit Faschismus
gleichgesetzt, was ein wenig am Thema vorbeigeht.
Ein paar Dinge haben
mich gestört: Es passiert alles viel zu schnell, die Ereignisse
finden innerhalb von nur fünf Tagen statt, was nicht sehr
glaubwürdig ist. Zu viele Figuren stehen im Mittelpunkt, sie bleiben
deshalb lediglich Abziehbilder (der Außenseiter, der Sportler, die
Schüchterne, die Zicke, der Witzbold usw.) und werden keine
lebendigen Charaktere. Letztlich wird der Film keinem von ihnen
wirklich gerecht; so ist die Wandlung der Cara nicht ganz
nachvollziehbar, und auch der Konflikt des Lehrers mit seiner Frau
ist nicht wirklich stimmig. Das Finale wirkt irgendwie aufgesetzt
und ist ziemlich vorhersehbar, aber alles ist spannend gemacht, sehr
gut gespielt und solide inszeniert. Ich hatte nur irgendwie mehr
erwartet. |
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3 |
Lars und die Frauen
Lars ist ein
schüchterner, introvertierter Mann Ende 20, der seiner Familie eines
Tages seine Freundin vorstellt: Bianca ist schön, herzensgut und
fromm, aber auch stumm und gelähmt – und sie ist eine (Sex-)Puppe.
Die Grundkonstellation gehört zu den schrägsten der letzten Jahre
(ausgenommen die Charlie-Kaufman-Filme), und das Erstaunlichste ist,
dass man den Film, je länger man ihn in Gedanken Revue passieren
lässt, immer besser findet.
Ryan Gosling geht
völlig in seiner Rolle auf und beweist wieder einmal, dass er das
Zeug zu einem der ganz Großen dieser Branche hat. Leider bietet ihm
das Drehbuch nur wenig Raum zur Entfaltung, die Darstellung des
introvertierten Lars ist zwar gut gelungen, geht aber leider nicht
in die Tiefe. Die Story ist schon sehr vorhersehbar, nur bedingt
glaubwürdig und weicht seinen Konflikten weitgehend aus. Doch das
Resultat ist trotz dieser Schwächen ein liebenswerter und
warmherziger Film, der das capraeske Hohelied vom Kleinstadtleben
ins 21. Jahrhundert transportiert. |
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3 |
Das Waisenhaus
Woran liegt es, dass
im Moment aus Spanien so viele Horror- und Gruselfilme kommen? Ein
Großteil dieses Verdienstes gebührt sicherlich Guillermo del Toro,
der auch diesen Streifen produziert hat. Die Ausgangssituation
strotzt nicht gerade vor Originalität: Ein Ehepaar mit Kind zieht in
ein ehemaliges Waisenhaus, in dem unheimliche Dinge geschehen. Ein
bisschen erinnert die Story an andere Filme dieses Genres wie z.B.
Hide and Seek oder The Baby's Room, die Umsetzung ist
jedoch atmosphärisch ungeheuer dicht und besticht durch seine
schönen Bilder. In der Mitte gibt es ein paar Längen, und richtig
gruseln kann man sich auch nicht, dafür gibt es ein paar fiese
Schockmomente und eine Ekelszene. Das Ende bietet zuerst eine
bittere Überraschung, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht,
und dann eine – weniger überraschende, aber dafür sehr bewegende –
Wendung zum Melodramatischen.) |
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3+ |
Love and Other
Disasters
Frauen und Männer auf
der Suche nach der Liebe ihres Lebens, verzweifelte
Großstadt-Singles, peinliche Mütter, jede Menge Verwechselungen und
witzige Pannen – der Film unterscheidet sich also kaum von anderen
dieses Genres. Doch es gibt Brüche und bebilderte Tagträume der
Protagonisten, die für ironische Distanz sorgen, einige satirische
Seitenhiebe auf die typische Hollywood-RomCom, die ungewöhnlich
sind, und wunderbar schräge Typen. Die Geschichte erinnert an Liebe
und andere Grausamkeiten, aber auch an Vier Hochzeiten und ein
Todesfall und macht einfach nur Spaß. Hier und da schwächelt er in
punkto Dramaturgie, und die Botschaft, dass Liebe wachsen muss, ist
auch nicht unbedingt neu. Aber im Laufe des Films beginnt man, seine
Helden immer mehr zu lieben, bis man sich am Ende fast nicht mehr
von ihnen trennen möchte. |
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3 |
27 Dresses
Katherine Heigl ist
auf dem besten Weg, die neue Meg Ryan zu werden. Diesmal spielt sie
eine junge, viel zu gute und gutmütige Assistentin, die unsterblich
in ihren Boss verliebt ist, der sich unglücklicherweise in ihre
eigene Schwester verknallt. Es scheint, als würde sie ihr Leben lang
die Brautjungfer bleiben, aber niemals die Braut werden, doch da
gibt es ja noch den charmanten Journalisten, den Zyniker, der sich
als Romantiker ausgibt, und den sie überhaupt nicht ausstehen kann
...
Die
Grundkonstellation ist seit den 50ern bekannt und bietet nun
wirklich nichts Neues mehr. Von Anfang bis Ende ist alles
vorhersehbar, aber zum Glück recht witzig geschrieben und flott
inszeniert, und die Darsteller agieren so herzerfrischend, dass sie
einem schnell ans Herz wachsen.
Ironische Randnotiz:
Verglichen mit Love and other Disasters (den ich direkt davor
gesehen habe) ist dies jedoch genau jene Art von glattgebügelter
Hochglanz-RomCom, die von ersterem auf die Schippe genommen wird ... |
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19. März 2008 |
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3 |
Horton hört ein Hu
Elefanten sind niedlich, besonders
im Zeichentrickfilm. Nach Dumbo kommt nun Horton, der zwar etwas
einfältig ist, aber eine Frohnatur, die man gernhaben muss, dazu
wendig wie Wiesel und grazil wie eine Gazelle – nicht gerade
typische Eigenschaften für einen Dickhäuter. Eines Tages findet
Horton ein Staubkorn, von dem Geräusche kommen, und er entdeckt
darauf eine komplette, winzig kleine Welt. Natürlich glaubt ihm
niemand, besonders nicht das fiese Känguru, und so hat Horton bald
den ganzen Dschungel auf den Fersen, die ihm beweisen wollen, dass
er spinnt, indem sie das „sprechende Staubkorn“ vernichten.
Der Kinderbuchklassiker von Dr.
Seuss behandelt gängige Themen des Genres, es geht darum, dass man
anders sein darf, dass man sich für eine rege Phantasie nicht zu
schämen braucht – und dass jedes Leben, auch wenn es noch so klein
ist, schützenswert ist. Die Moral wird nicht aufdringlich
vermittelt, die Erlebnisse des Elefanten sind turbulent und witzig,
selbst für Erwachsene ist der Streifen erträglich, wenn auch nicht
so gut wie z.B. Ice Age, der von denselben Machern stammt.
Insgesamt hätte der Film für meinen Geschmack mehr Wortwitz für die
Erwachsenen und weniger Dr. Seuss vertragen können, aber für einen
vergnüglichen Nachmittag reicht es allemal. |
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4+ |
Michael Clayton
Wie immer werden alle
Oscarkandidaten nahezu zeitgleich gestartet, und man hat kaum die
Chance, sie auch alle zu sehen. Auf Michael Clayton war ich
sehr gespannt, da ich Filme dieser Art mag, und vielleicht ist
deshalb die Enttäuschung umso größer. Denn der Film ist über weite
Strecken … bemüht, um nicht zu sagen langweilig. George Clooney
spielt zwar gut, genauso wie Tom Wilkinson oder Tilda Swinton (die
ihren Oscar eher für kontinuierlich gute Arbeit in den letzten
Jahrzehnten als für diese Leistung bekommen haben dürfte), aber
irgendwie hat man das alles schon zu oft gesehen – und besser, z.B.
in Erin Brokovich oder Der Regenmacher. |
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3+ |
Dan - Mitten im Leben
Ein Witwer mit drei Töchtern
verliebt sich in die neue Freundin seines Bruders. So simpel die
Geschichte ist, so nuanciert ist die darstellerische Leistung von
Steve Carell und der zauberhaften, von Film zu Film besser werdenden
Juliette Binoche. Leider kommen die Nebenrollen etwas zu kurz, und
die Geschichte hätte auch ein wenig mehr Humor und ein flotteres
Tempo vertragen können, aber man unterhält sich bis zum Ende
vorzüglich. |
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3 |
Lucky # Slevin
Tarantino ist
an allem Schuld. Reservoir Dogs und Pulp Fiction haben
nicht nur Kultstatus errungen, sondern gleich ein ganzes Subgenre
kreiert, und so werden Jahr für Jahr ein paar Gangsterfilme mit
schrägen Typen und flotten, zynischen Dialogen auf den Markt
geworfen, von denen manche gut sind, viele jedoch nicht, aber alle
wollen eines sein: genauso cool wie Tarantino.
Lucky Number
Slevin gehört ebenfalls in diese Kategorie und hat mit Bruce Willis immerhin
einen Helden aus dem Tarantinouniversum im Gepäck. Morgan Freeman
und Ben Kingsley sind ebenfalls keine Unbekannten, und Lucy Liu,
Josh Hartnett und Stanley Tucci runden die beeindruckende Cast noch
ab. Schauspielerisch kann man dem Streifen nichts vorwerfen, die
Darsteller haben sichtlich Spaß an der Freud, die Dialoge sind
treffsicher und stellenweise richtig komisch, die Situationen
absurd. Wie bei Filmen dieser Art üblich ist die Story ein wenig
over the top, ein bisschen märchenhaft, ein wenig wie ein Pulp-Roman
(hieß früher Groschenheft) und dazu total verworren. Zweidrittel des
Films machen richtig Spaß, aber dann driftet der dritte Akt in eine
platte Gangstergeschichte ab, wie man sie zu oft gesehen hat, und
verliert obendrein jeglichen Humor. Natürlich muss der Plot
wendungsreich und voller Twists sein, aber alles ist viel zu
übertrieben und dadurch arg bemüht. Schade, es hätte ein richtig
schöner Film werden können ...
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3- |
Der versteinerte Wald
Bette Davis spielt in
diesem Film von 1936 eine junge Frau, die mit Vater und Großvater
eine einsam gelegene Tankstelle und Raststätte in der Wüste betreibt
und davon träumt, zu ihrer in Frankreich lebenden Mutter ziehen zu
können. Eines Tages taucht ein gescheiterter Schriftsteller (Leslie
Howard) bei ihnen auf, der sich ziellos durchs Leben treiben lässt
und unterwegs zum Pazifik ist, um sich umzubringen – oder auch
nicht. Die beiden verlieben sich ineinander, aber Howard weiß, dass
er dem jungen, hoffnungsvollen Mädchen nichts zu bieten hat.
Plötzlich erscheint ein von der Polizei gesuchter Gangster (Humphrey
Bogart), der an dieser Raststätte mit seiner Freundin verabredet ist
und bis zu deren Eintreffen kurzerhand alle Gäste als Geiseln nimmt.
Die Einheit von Zeit
und Raum weist auf ein Theaterstück hin (leider hab ich den Vorspann
verpasst und kann’s nicht mit Sicherheit sagen), die mitunter
gestelzten Dialoge ebenfalls. Das Ganze ist über weite Strecken ein
metaphorisches Kammerspiel über geplatzte Träume und
Hoffnungslosigkeit und passt gut in die Zeit der großen Depression,
driftet gegen Ende aber zu sehr ins Melodram ab. Sehenswert ist der
Film allein wegen der Darsteller, die ihre teilweise arg
klischeehaften Figuren mit Leben erfüllen, aber leider nicht über
einige Längen hinwegtrösten können. |
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20. März 2008 |
Als Mark G. mich vor einiger Zeit fragte, ob ich nicht eine
Kolumne auf InsideKino haben wolle, war mein erster Gedanke: „Wer würde das
schon lesen?“ Es ist schön, dass ich mich geirrt habe und die Rubrik so
viele Leser gefunden hat, die sich Gedanken darüber machen und mir dies auch
hin und wieder mitteilen.
Um eines gleich noch einmal klarzustellen: Ich sehe mich
nicht als professionellen Kritiker, sondern allenfalls als Insider, der
seine (unmaßgebliche) Meinung zu den jeweiligen Filmen abgibt. Außerdem sind
Kritiken grundsätzlich sehr subjektiv geprägt – letztlich geht es um
Geschmack, über den man sich bekanntlich nicht streiten soll, es aber sehr
vergnüglich tun kann. Ich „streite“ mich gern über Filme, weil man dadurch
gezwungen wird, genauer über sie nachzudenken, und durch die Sichtweise
seines Gegenübers vielleicht sogar Dinge erkennt, die man zuvor nicht
wahrgenommen hat.
Dass einige Leser sich über meine Kommentare ärgern, kann ich
nicht ganz nachvollziehen. Wer anderer Meinung ist, kann dies gerne im Forum
kundtun – ich werde es mit Interesse lesen, auch wenn ich leider selten die
Zeit habe darauf einzugehen.
Mein Urteil über Der Krieg des Charlie Wilson hat
einige wohl etwas irritiert und ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür,
einmal zu erklären, wie es zu einer Kritik kommen kann – und dass man die
Meinungen von Kritikern auf keinen Fall überbewerten sollte. Ich war an
diesem Tag wahnsinnig müde und dadurch unkonzentriert. Mark G. und ich
mussten zwei Mal zum Kino gehen, weil der Streifen ausgerechnet an dem Tag
zu geänderten Zeiten lief (was unsere Schuld war, da wir das Programm nicht
aufmerksam genug studiert hatten). Bei der Vorführung gab es technische
Schwierigkeiten, die dazu führten, dass der Ton mehrmals zwischen Original-
und Synchronfassung hin- und hersprang, was extrem störend war. Dazu sind
mir ein paar witzige Dialoge entgangen, weil ich Probleme hatte, den Dialekt
der Darsteller zu verstehen (dasselbe Problem hatte ich übrigens bei Wer
früher stirbt, ist länger tot auch). Das wichtigste aber: Mir hat der
Film – aus vielen Gründen – einfach nicht gefallen. Außerdem habe ich ihn
mit „voll ausreichend“ bewertet, ein Verriss sieht bei mir anders aus. Und
vielleicht werde ich ihn bei einer zweiten Sichtung sogar besser beurteilen,
es kommt ja oft genug vor, dass man das Potential eines Films nicht gleich
erkennt, aber ich glaube, dass ich den Stoff mehr zu schätzen gewusst hätte,
wenn er nicht fiktionalisiert worden wäre, sondern wenn man eine Doku daraus
gemacht hätte, gerade weil sich die Ereignisse so oder so ähnlich zugetragen
haben sollen. Aber auch das ist eben Geschmackssache.
Kommen wir zum schwierigsten Punkt: der Unterhaltung. Ich
weiß, in gewissen Kreisen ist dieser Begriff geradezu verpönt. Die Frage
nach dem Unterhaltungswert ist gewissermaßen die Gretchenfrage in der
deutschen Kulturszene, und das gilt ganz besonders für das Medium Film. Ich
bin kein Anhänger der Lessing’schen Lehre, die den Nutzen eines Werkes höher
bewertet als das Vergnügen, das es bereitet. Für mich ist die Unterhaltung
allein aber auch kein „Leitmotiv bei der Bewertung von Filmen“, wie ein
Leser meinte.
Natürlich kann man es bedauerlich finden, dass der Film
primär ein Unterhaltungsmedium ist und im Grunde auch immer war, seit die
ersten One-Reeler auf Jahrmärkten gezeigt wurden. Natürlich kann man auch
bedauern, dass die meisten Zuschauer zu reinen Konsumenten geworden sind,
ändern wird sich daran jedoch nichts. Die meisten (und auch die
erfolgreichsten) Filme sind nun einmal Unterhaltungsware. Nehmen wir
Transformers. Der Film will unterhalten und nichts als unterhalten – wie
soll ich ihn dann anders bewerten als nach seinem Unterhaltungswert (außer
vielleicht nach der Qualität seiner Spezialeffekte, die ebenfalls im
Mittelpunkt stehen)?
Ein Film, der „nur“ unterhaltsam ist, ist für mich aber nicht
zwangsläufig ein guter Film, auch wenn er sein Primärziel voll und ganz
erreicht hat. Umgekehrt ist jeder „schwierige“ Film für mich noch lange
nicht gut, nur weil er vielleicht handwerklich gut gemacht ist.
Aufklärerische Tendenzen sind sicherlich löblich, aber sie allein sind
ebenfalls unzureichend. Ich kann einen Film vom Intellekt her ansprechend
finden, ich kann seine innovative Kameraführung oder den Bruch mit
erzählerischen Konventionen und Sehgewohnheiten loben (wie bei No Country
for Old Men), aber das allein ist mir zu wenig.
Gute Filme müssen gut gemacht sein, Schauspieler, Regie,
Kamera, Buch, Musik – es gibt viele Aspekte, die dabei zu berücksichtigen
sind. Gute Filme müssen anders sein, origineller als der Durchschnitt, sie
müssen eine andere Bildsprache haben, etwas Neues erzählen (sofern dies
überhaupt noch möglich ist), sie müssen überraschen. Gute Filme sollten mich
aber auch berühren, entweder durch die einfühlsame Schilderung der
Charaktere oder dadurch, dass sie mich dazu bringen, mich mit Themen
auseinander zu setzen, über die ich noch nicht viel nachgedacht habe. Gute
Filme müssen für mich aber auch unterhaltsam sein, d.h. ich will mich nicht
langweilen. Erst wenn all dies gegeben ist, ist ein Film für mich wirklich
ein guter Film – und davon gibt es leider nicht sehr viele. Gerade deshalb
bin ich bei der Notenvergabe auch relativ streng, zumindest nach der Meinung
einiger Leser.
Sehr vereinfacht gesagt, gute Filme sollten nicht nur den
Kopf, sondern auch das Herz ansprechen. Schlechte Filme sind einfach nur
gestohlene Lebenszeit.
Die eigentliche Frage, die sich hinter dieser ganzen
Argumentation verbirgt, lautet jedoch wohl eher: Wie viel kann und soll eine
Filmkritik leisten? Ist sie lediglich eine Form der Meinungsäußerung oder
eher eine Richtschnur für den (intellektuellen) Umgang mit einer Kunstform,
für die Einordnung eines Werkes in seinen sozialen und zeithistorischen
Kontext? Pi-Jays Corner ist eine Kolumne, in der ich meine Meinung zu
Filmen, Serien und der Branche ganz allgemein äußere. Ich bin kein
Filmtheoretiker, meine Kritiken sind subjektiv und tagesformabhängig und
spiegeln dabei auch meine Interessen, Ansichten und Vorlieben wider.
Natürlich kann man sich über meine Äußerungen ärgern, aber – ganz ehrlich –
es lohnt sich nicht …
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24. März 2008 |
Leider nicht auf DVD erhältlich! |
2- |
Die Verdammten der
Meere
Mark G.
hat mir diesen Sechziger-Jahre-Streifen sehr ans Herz gelegt. Es ist
ein Film unter der Regie von Peter Ustinov, der auch eine Rolle
übernommen hat, und die Verfilmung eines Romans von Melville.
Natürlich hat er ein maritimes Thema, es geht um Billy Budd, einen
jungen, einfältigen Matrosen mit einem lauteren Charakter, der von
seinem Handelsschiff wegrekrutiert und auf ein Kriegsschiff gebracht
wird. Die Geschichte spielt Ende des 18. Jahrhunderts während des
Krieges gegen Frankreich, die Schiffe waren kleine, schwimmende
Diktaturen, und auch in diesem Fall gibt es einen sadistischen
Offizier, der die Mannschaft bis aufs Blut quält.
Einfühlsam
und klug inszeniert, ohne dabei allzu sehr den moralischen
Zeigefinger zu erheben, hat Ustinov eine Parabel über
gesellschaftliche Missstände geschaffen. Leider hat der Film einige
Längen, und mit dem Ende bin ich auch nicht ganz glücklich, aber
dank der guten Schauspieler ist der Streifen auch heute noch
sehenswert. |
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3 |
Milagro - Der Krieg im
Bohnenfeld
Noch ein alter Streifen, den ich
endlich nachgeholt habe. Robert Redfords Film von 1988 erzählt von
einem kleinen, armen Dorf, das sich gegen einen Großkonzern
behauptet, der in der Nähe ein Luxus-Wellnesscenter errichten will
und sich bereits das meiste Land und die Wasserrechte gesichert hat.
Als ein Bauer nun trotz des Verbotes beginnt, sein Bohnenfeld zu
bewässern und zu bepflanzen, entbrennt ein grotesker Kampf David
gegen Goliath.
Die Geschichte ist charmant erzählt,
besitzt märchenhafte Züge (z.B. tritt ein mexikanischer Engel auf)
und lebt von seinen schrulligen Figuren. Einige Dialoge sind
wunderbar witzig, die Regie einfühlsam, aber leider nicht frei von
Längen. Eine stärkere Konzentration auf die Figuren oder eine
stringentere Erzählweise wären wünschenswert gewesen, dennoch bleibt
man mit einem guten Gefühl zurück. |
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4+ |
Rent
Eine
Gruppe junger Künstler kämpft in New York ums Überleben. Es geht um
Freundschaft, Liebe, künstlerische und moralische Integrität, aber
auch um Aids und den Tod. Nicht unbedingt eine heitere
Ich-singe-und-tanze-vergnügt-durch-den-Regen-Geschichte, aber trotz
des traurigen Endes auch kein Downer. Musicals leben natürlich von
ihrer Musik, und die schlägt hier teilweise recht rockige Töne an,
ohne dabei ihre Herkunft von einer Theaterbühne verleugnen zu
können. Mir haben die meisten Nummern nicht besonders gefallen,
obwohl die Sänger und auch die Inszenierung ganz ordentlich waren.
Ist eben Geschmackssache. |
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4 |
Triff die Robinsons
Eine nette Idee: Ein
begabter Waisenjunge mit Hang zu skurrilen Erfindungen trifft einen
Jungen mit Zeitmaschine und reist mit ihm in die Zukunft, wo er auf
eine verrückte Familie trifft. Die Umsetzung ist jedoch ziemlich
schwach, die Geschichte stolpert von einer grotesken Nummer zu
nächsten und fängt sich erst in den letzten Minuten wieder. Das
größte Problem ist jedoch der Bösewicht, der überhaupt nicht erst zu
nehmen ist. Leider nur einigermaßen erträglich und kaum witzig. |
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4 |
Spartan
David Mamet macht kein
gefälliges Theater/Kino, und das ist auch gut so. Spartan ist
seine Version eines Thrillers, in dem die Tochter des Präsidenten
entführt und zum Opfer politischer Machtspiele wird. Val Kilmer
spielt den Geheimagenten, der sie befreien will und dabei mitten in
die Intrigen seiner eigenen Leute gerät. Das Ergebnis ist leider
nicht sehr spannend, unnötig kompliziert und stellenweise schlecht
erzählt. Man hat Mühe, den verworrenen Handlungsfäden zu folgen,
herauszufinden, wer eigentlich wer ist und welche Ziele er verfolgt,
und eigentlich ist es einem auch egal. Dazu wartet Mamet mit einigen
Behauptungen auf, die nur sehr schwer zu schlucken sind, belohnt
aber mit einem netten, zynischen Ende. |
|
3- |
When the Levees Broke
Spike Lees Doku über den
Hurricane Katrina schildert nahezu ausschließlich die Berichte
Überlebender dieser Katastrophe und prangert dabei die vielen Fehler
und Versäumnisse der Regierung an – sowohl was die Prävention und
den Dammbau im Vorfeld betrifft als auch die erschreckend
inkompetenten und mangelhaften Hilfsmaßnahmen nach der Flut. Viel zu
späte und vollkommen unzureichende Rettungsaktionen und
Hilfsmaßnahmen, das komplette Versagen des Katastrophenschutzes, der
Zynismus der Regierenden - das meiste kannte man schon aus den
Medien, aber die Erlebnisse aus der Sicht der Betroffenen
nachzuvollziehen, macht alles viel greifbarer und unmittelbarer.
Teilweise ist diese über
vier Stunden lange Doku ungeheuer bewegend, teilweise macht sie
einen wahnsinnig wütend. Aber sie hat auch einige Schwächen: Lee
wiederholt sich oft, reiht einen Opferbericht an den anderen, ohne
dabei diejenigen zu Wort kommen zu lassen, deren Versagen er
anprangert. Es wäre schön gewesen, auch die Berichte der Hilfskräfte
zu hören, der Polizei, Feuerwehr oder eines Arztes in einem
Krankenhaus. Doch Lee schildert vor allem das Schicksal der Farbigen
und macht wieder einmal deutlich, wie weit verbreitet der Rassismus
in den USA ist und wie sehr er auch das Handeln der Politik
bestimmt. Damit hat er natürlich recht – obwohl gerade in diesem
Fall deutlich wird, dass die Menschen von ihrer Regierung vor allem
deshalb im Stich gelassen wurden, weil sie arm waren (und das sind
nun mal eben die meisten Farbigen). |
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30. März 2008 |
|
3 |
Die Schwester der
Königin
Die Tudors und kein
Ende. Diesmal stehen (wieder mal) die Boleynschwestern und Heinrich
VIII. im Mittelpunkt, wobei sowohl die literarische Vorlage als auch
der Film historisch so korrekt sind wie Emmerichs 10.000 B.C..
Die erste Hälfte der Geschichte ist gut gelungen, hier geht es um
die Machtspiele und Intrigen einer Familie, die dem König ihre
Töchter als Mätressen anbietet als wären es reife Feigen, die man
ihm zum Dessert kredenzt. Die Kamera, die sich immer wieder hinter
Gittern, Vorhängen oder angelehnten Türen verbirgt, fängt dabei die
Heimlichkeiten geschickt und voyeuristisch ein, Scarlett Johanson
(als Mary) und Natalie Portman (Ann) agieren wunderbar, und auch
Kristin Scott Thomas als ihre Mutter besticht mit einer großartigen
Performance.
Im zweiten Teil
häufen sich dann die Schwächen: Ann rückt immer mehr in den
Mittelpunkt, aber leider kann man sich für dieses intrigante,
gefühllose Miststück kein bisschen erwärmen, während die tragische
Mary, bei der alle Sympathien liegen, fast völlig von der Bildfläche
verschwindet. Die Geschichte will viel zu viel, sie schildert den
Machtkampf der Familie, die politischen Verwicklungen, die zur
Loslösung von Rom und Gründung der englischen Staatskirche führen,
den Aufstieg und Niedergang Anns, die Königin wird und am Ende in
Ungnade fällt. Die Regie wird leider nicht einem Punkt davon
wirklich gerecht, die Ereignisse überstürzen sich, Motive und
Absichten bleiben undurchsichtig, manche Handlungsstränge sinken
dabei fast auf das Niveau einer Seifenoper. Das größte Problem für
mich war jedoch, dass weder Buch, noch Regie, noch Erik Bana als
Heinrich VIII. die leidenschaftliche, beinahe schon verhängnisvolle
Liebe des Königs zu Ann wirklich glaubhaft vermitteln können. |
|
2- |
Unternehmen Petticoat
Im Gegensatz zu Mark
G. bin ich kein großer Fan von Blake Edwards, weshalb ich
Unternehmen Petticoat bisher noch nicht kannte. Leider, kann ich
nur sagen, denn der Film über einen Kommandanten (Cary Grant), der
darauf brennt, in den gerade ausgebrochenen Zweiten Weltkrieg zu
ziehen, und verzweifelt versucht, sein völlig marodes U-Boot flott
zu kriegen, ist ungemein witzig. Das Tempo ist mir – wie immer bei
Blake Edwards, allerdings für jene Zeit (1959) auch nicht gerade
ungewöhnlich – zwar ein wenig zu langsam, aber dafür besitzt der
Film herrlich pointierte Dialoge („Mit diesem Gesicht könnten wir
den Krieg verlieren.“). Grants stoische Miene angesichts der
zahlreichen Katastrophen ist köstlich, der Einfaltsreichtum enorm –
neben fünf weiblichen Sanitätsoffizieren, etlichen Schwangeren und
einer Ziege, die auf dem Boot landen und für Turbulenzen sorgen,
gibt es noch die üblichen amourösen Verwicklungen und ein paar
wirklich gelungene Gags. Abgesehen von Grant ist die
schauspielerische Leistung der Cast jedoch eher mittelmäßig, und
auch eine Anleihe an Lubitsch (oder sollte es eine Hommage sein?)
wirkte eher befremdlich, doch alles in allem ist es eine wunderbare
Komödie. |
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3- |
Lady Henderson
präsentiert
Ein netter, sehr
britischer Film über eine verwitwete Lady, die als Hobby ein
Revuetheater betreibt und als erste nackte Mädchen auf die Bühne
bringt. Lady Henderson und ihr Theater hat es in den 1930er Jahren
wirklich gegeben, und genau das ist ein Problem: Im Grunde ist das
Ganze nur eine kleine historische Anekdote, die auf Spielfilmlänge
aufgeblasen und mit zahllosen Revuenummern gestreckt wurde. Gerade
dadurch ergeben sich in der Mitte zahlreiche Längen, die ein
bewegendes Ende nur teilweise wieder wettmachen können. Das erste
Drittel ist jedoch mit seinen witzigen Dialogen absolut sehenswert
und lebt allein von Judy Dench und Bob Hoskins. |
|
4- |
Das Mädchen aus dem
Wasser
Shyamalan schafft es
immer wieder, einen mit seinen Trailern neugierig zu machen und dann
mit den Filmen zu enttäuschen. Abgesehen von The Sixth Sense
war alles mehr oder weniger schwach, und nachdem über Das Mädchen
aus dem Wasser nur schlechtes zu hören war, wollte ich ihn
zuerst auch nicht sehen. Aber neugierig war ich dann doch …
Ums kurz zu machen:
Er ist nicht die Katastrophe, die andere in ihm sehen, was
vielleicht auch an meinen sehr geringen Erwartungen lag. Die Idee,
eine Gutenachtgeschichte Wirklichkeit werden zu lassen, ist ganz
nett, es hapert jedoch entschieden an der Umsetzung. Vieles ist
nicht richtig durchdacht und lieblos zusammengeschustert, einige der
unzähligen Figuren sind völlig überflüssig, und zum ersten Mal fand
ich Shyamalans Regie stellenweise richtig schlecht. Trotzdem kann
man dem Film durchaus einige magische Momente abgewinnen. |
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3 |
Die Super Ex
Auch eine im Grunde
schöne Idee, deren Umsetzung nicht ganz gelungen ist. Ein Normalo
(Luke Wilson) verliebt sich in eine Superheldin (Uma Thurman),
trennt sich nach einigen Schwierigkeiten von ihr – und bekommt ihre
ganze Wut zu spüren. Das größte Problem in der Geschichte sind die
Charaktere, die flach und eindimensional wirken und die der Autor
einfach nicht ernst genommen hat. Uma Thurman ist eine dermaßen
gestörte Nervensäge, dass man kaum Sympathien für sie entwickelt,
und Luke Wilson agiert zu schlafmützig, um großes Interesse zu
wecken. Ein paar gelungene Gags und ein ganz nettes Ende
entschädigen einen zwar ein bisschen, aber man hätte so viel mehr
aus dem Stoff herausholen können. |
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