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Die Unterhaltungsqualität eines Films lässt sich leicht daran
messen, ob man das Verlangen hat, ihn ein zweites oder sogar drittes Mal zu
sehen. Wenn man einen Film immer wieder sehen könnte, avanciert er schon zum
Lieblings- oder Kultfilm – doch davon gibt es leider viel zu wenige.
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Früher, als ich noch brav jeden Tag ins Büro gedackelt bin, um als Lohnsklave zu schuften, war die am häufigsten gestellte Frage am Montagmorgen: „Und – wie war dein Wochenende?“ Meine Antwort war immer dieselbe: „Viel zu kurz.“ Wenn man freiberuflich arbeitet, hat man ja leider kein Wochenende mehr, glücklicherweise aber auch keine Kollegen, die dumme Fragen stellen ... Muss ich also selber fragen – wie war denn das Wochenende, so ganz allgemein und fernsehtechnisch? Normalerweise mache ich nie den Fehler, an einem Adventswochenende in die Stadt zu gehen. Am Samstag war es jedoch aufgrund einer Verabredung zum gemeinschaftlichen Weihnachtsgeschenkekaufen unvermeidlich. Wir sagen zwar immer, dass wir uns nichts schenken, um den Stressfaktor möglichst gering zu halten, aber dann werden doch wieder Ausnahmen gemacht und Sondervereinbarungen getroffen. Allmählich wird Weihnachten so kompliziert wie eine UNO-Vollversammlung. Am Sonntag stand dann das adventliche Kaffeetrinken auf dem Programm, um den familiären Kampfeinsatz zum Fest der Liebe zu planen. Um alles möglichst einfach zu halten, haben wir uns vor Jahren darauf verständigt, dass sich alle betroffenen Familien (also diverse Eltern und Schwiegereltern sowie Großmütter und –väter) an einem Tag treffen, der vom Terminplan der örtlichen Feuerwehr bestimmt wird (d.h. vom Einsatzplan meines Neffen). Inzwischen sind es elf Personen, deren unterschiedliche kulinarische Neigungen berücksichtigt werden müssen. Der eine isst nichts, was schwimmt oder fliegt, der andere liebt Wild, steht damit aber ziemlich alleine da, während wieder ein anderer nichts mehr hasst als Sahnesoßen. Der Vorschlag, Sauerbraten zu machen, wurde dann von mir abgeschmettert: „Ja, sind wir denn hier im Rheinland?!“ Wenn man den klassischen Gänsebraten oder Karpfen ausschließt, bleibt nicht mehr viel Weihnachtliches übrig. Da kann man nur hoffen, dass es Pizza in Weihnachtsbaumform gibt ...
Im Fernsehen war wie immer nichts los. Am Samstag habe ich in Kyle XY reingeschaut und mich ziemlich gut unterhalten. Es geht um einen geheimnisvollen Jungen ohne Bauchnabel, der besondere Fähigkeiten hat und sich in unserer mitunter bedrohlichen Umwelt zurechtfinden muss: Hatten wir alles schon, aber nicht in jüngster Zeit. Ich werde mal am Ball bleiben und schauen, was sich daraus entwickelt. Der Fernsehabend fiel bei mir aus, erst gegen 22 Uhr habe ich mal bei Gottschalk reingeschaut, mehr aus Langeweile als aus Interesse. Wetten dass? habe ich schon seit zwanzig Jahren nicht mehr von Anfang bis Ende gesehen, und die wenigen Ausschnitte, die ich in dieser Zeit mitbekommen habe, haben mich nur in meinem Vorurteil bestärkt, dass sich unser Fernsehprogramm sowieso nie ändert. Die Wetten, die ich noch gesehen habe, waren doof, die Promis (u.a. Til Schweiger, Renée Zellweger und Jerry Seinfeld) schienen genervt oder vollkommen ratlos angesichts der seltsamen Dinge, die hier vor sich gehen. Aber sie kommen ja sowie nur, um ihre Produkte zu bewerben, und nicht, weil Gottschalk so ein begabter Interviewer ist. Am Sonntagabend war es noch schlimmer. Je näher die besinnliche Weihnachtszeit rückt, desto brutaler wird bei den Privaten das Programm: letzte Woche 7 Zwerge und XXX, diesmal die Fortsetzung XXX² - und Amnesty protestiert nicht mal. Aus Verzweiflung habe ich mir den Tatort angesehen, der diesmal „politisch brisant“ daherkam. Ein Politiker wird ermordet, aber anstatt daraus einen spannenden Thriller zu machen, endet das Ganze doch nur als langweiliger Krimi. Dabei war das Thema gut gewählt, nur die Umsetzung war denkbar schlecht, das Drehbuch leider völlig uninspiriert, während die Regie die Darsteller zu albernen Possen animierte und anfangs eine wirre Kamera einsetzte, um so etwas wie Spannung zu suggerieren. Der einzige Verdächtige war die böse Pharmaindustrie, der man ja sowieso jede Schweinerei zutraut, die tatsächliche Mörderin aber von Anfang an aufgrund ihrer schuldbewussten Mimik zu erkennen. Dabei war das noch das Highlight. Im Anschluss habe ich zum Promidinner gezappt, weil ich immerhin von drei der vier „Berühmtheiten“ schon mal was gehört hatte. Erstaunlicherweise entpuppte sich die Episode als höchst amüsant, weil sich Franklin (Magier und Moderator von abgesetzten Sendungen) sturzbetrunken zum Affen gemacht hat. Peinlich, aber witzig. Kabel 1 dagegen hat seine Kochoffensive wohl schon eingestellt, beim Werbepausen-Zappen wurde auf dem Sender jedenfalls wieder ausgewandert (anscheinend sind Kochen und Auswandern im Augenblick die beliebtesten Beschäftigungen der Deutschen, was vermutlich mehr über unser Land sagt als jede Meinungsumfrage).
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In der besinnlichen Weihnachtszeit, wenn man sentimental wird und zu viel Schokolade isst, sehe ich gern Filme mit phantastischen oder märchenhaften Elementen. Seit der Trilogie Der Herr der Ringe hat es leider nicht mehr viel gegeben, was diese Gelüste befriedigen konnte – bis die Trailer zu Der goldene Kompass auftauchten. Neugierig geworden, habe ich mir deshalb die Bücher bestellt und den ersten Band in wenigen Tagen verschlungen. Das Buch ist ziemlich spannend, aber auch kindgerecht (also recht einfach) geschrieben und macht Appetit auf mehr. Es ist aber nicht ganz so gut wie die Potter-Bücher, obwohl die Welt Philip Pullmans sich in punkto Einfallsreichtum und Skurrilität nicht hinter der magischen Welt einer J.K. Rowland zu verstecken braucht. Ein Schwachpunkt ist eindeutig der ganze moralisch-theologische Unterbau der Geschichte. Hier wirft Pullman munter Begriffe durcheinander, argumentiert teilweise widersprüchlich und bringt die ganze Thematik – zumindest für seine jüngsten Leser – nicht verständlich genug auf einen Punkt. Dass die unverblümte Kirchenkritik bei manchen Geistlichen sauer aufstößt, kann man durchaus verstehen, auch wenn die Forderung, die Bücher und Filme zu boykottieren, überzogen ist. Doch abgesehen davon ist die Geschichte absolut lesenswert und sehr unterhaltsam.
Ich war mit meiner Freundin C. im Kino, mit der man wunderbar über Schauspieler, Filme und Trailer lästern kann. Schon bei Alvin und die Chipmonks bot sich uns eine tolle Angriffsfläche, denn diese widerlich putzigen Fellknäuel, die einen peinlich aufgesetzten Jugendslang sprechen und sich wie die Schlümpfe mit Stirnhöhlenkatarrh anhören, sind einfach nur gruselig. Auch der kleine Affe Dodo stieß bei uns nicht gerade auf Begeisterung, aber wir sind ja auch nicht das Zielpublikum. Der goldene Kompass hat bei uns unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen: C. fand ihn im allgemeinen und das abrupte Ende im besonderen unbefriedigend und unverständlich.
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Weihnachten rückt immer näher und sorgt für seltsame Anwandlungen. Im Kaufhaus ertappt man sich dabei Weihnachtslieder mitzusummen, Schokoladentafeln verschwinden auf unerklärliche Weise, und plötzlich hat man große Lust, einen rührseligen Film zu sehen. Vor ein paar Tagen musste ich an Bette Midler denken, die sich ja leider aus dem Filmgeschäft zurückgezogenen hat, und dann fiel mir Freundinnen ein, einer meiner liebsten Filme mit ihr, den man nur in der Vorweihnachtszeit ertragen kann oder vielleicht noch, wenn man krank ist und vor Selbstmitleid zerfließt.
Man könnte sich natürlich auch fragen, wo die eigene Jugend geblieben ist oder die Karriere von Barbara Hershey, oder man überlässt das Fragen Maybrit Illner (na, das war jetzt aber ein gewagter Übergang). Im Anschluss habe ich mir nämlich ihre Talkshow über die neuentdeckte Spiritualität unserer Zeit angesehen, die dank der betagten, aber immer noch enorm streitlustigen Uta Ranke-Heinemann ein richtiges TV-Highlight war. Gregor Gysi und Hape Kerkeling waren ebenfalls mit von der Partie, wobei mich erstaunt hat, dass der Chef der Linken wesentlich witziger war als der bekannte Komiker. Wer reinschauen will, die Sendung wird am Wochenende wiederholt.
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Welcher Film ist der ultimative Weihnachtsfilm? Für die ARD sicherlich Der kleine Lord, zumindest gemessen an der Zahl der Wiederholungen, dann natürlich die diversen Versionen von Dickens Ein Weihnachtslied in Prosa mit einem der berühmtesten Bösewichter der Literaturgeschichte, Ebenezer Scrooge (leider läuft meistens die schlechteste davon, mit Bill Murray in der Hauptrolle). Mein Favorit ist eindeutig Frank Capras Ist das Leben nicht schön?, den ich mir zwar nicht jedes Jahr anschauen kann, aber immer wieder.
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Ausflüge in die Vergangenheit sind die billigsten Urlaube, die man machen kann. Manchmal genügt eine Lieblingsspeise aus der Kindheit, ein alter Song oder ein Film, den man früher sehr gemocht hat, und plötzlich ist man 20 Jahre jünger – zumindest gedanklich ...
Fernsehen bildet, heißt es gerne, besonders die Öffentlich-Rechtlichen schmücken sich mit ihrem „Bildungsauftrag“ und senden viele Dokus, auf dass wir die Welt, in der wir leben, besser kennen und begreifen lernen. Und manchmal erfährt man ganz nebenbei auch noch etwas über die eigene Familie. Vor einigen Tagen lief im WDR Fernsehen Man(n) isst Hund über Essgewohnheiten in China, eine recht sehenswerte, kurzweilige Reportage aus dem Reich der Mitte. Als ich mit meiner Mutter darüber sprach, erzählte sie mir eine Geschichte von ihrem Vater, der im Ersten Weltkrieg in russische Gefangenschaft geraten und in ein Lager im tiefsten Sibirien gebracht worden war. Trotz eines strikten Verbots hielten sich die Männer einen Hund, und eines Tages wurde er geschlachtet und gegessen. Mein Großvater meinte, das Fleisch sei außergewöhnlich lecker gewesen ... Die Verhältnisse im Lager wurden schlechter, die Rote Armee rückte immer näher, und die zaristischen Bewacher überlegten, ihre Gefangenen zu töten. Mein Großvater gelang jedoch unter abenteuerlichen Umständen die Flucht. Er schlug sich bis Japan durch und brauchte noch etliche Jahre, bis er die halbe Welt umrundet hatte und wieder nach Hause zurückgekehrt war. Das Leben ging wieder seinen Gang, aber hin und wieder träumte er von einem leckeren Hundebraten. Eines Tages überredete er meine Großmutter schließlich, ihm ein Stück Hundefleisch zuzubereiten (woher es stammte, wollte ich gar nicht so genau wissen). Mit Todesverachtung tat meine Großmutter ihm den Gefallen, wobei sie das benutzte Kochgerät angeekelt fortwarf. Doch meinem Opa hat der Braten nicht so gut geschmeckt, wie er ihn in Erinnerung hatte, und seine Essgewohnheiten wichen danach nie wieder vom durchschnittlichen mitteleuropäischen Geschmack ab. Und was lernen wir daraus? – Manche Ausflüge in die Vergangenheit sollten wohl besser nur in Gedanken erfolgen ...
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Das Kinojahr 2007
„Ich hab’s ja gleich gesagt“, ist ein Satz, den man nicht gerne hört. Als ich Anfang des Jahres die Filme eingeschätzt und bewertet habe, die in den nächsten zwölf Monaten starten würden, war ich ziemlich skeptisch, was 2007 anging: Abgesehen von Elizabeth – Das Goldene Zeitalter gab es keinen einzigen Film, auf den ich richtig heiß war, und vom Rest schien man auch nicht viel erwarten zu können. Immerhin versprach das Popcornkino mit den neuen Abenteuern bekannter Serienhelden (Spidey und Shrek, Jack Sparrow, Jason Bourne und Harry Potter) einige Abwechselung, ein paar interessante Oscarkandidaten warteten bei uns noch darauf, die große Leinwand zu erobern, aber sonst ...? Die Aussichten schienen also nicht besonders rosig zu sein, und was die Umsätze angeht, hat sich meine Skepsis zumindest bewahrheitet. Aber als ich jetzt die Filme des Jahres Revue passieren ließ und meine persönliche Top Ten aufgestellt habe, war ich doch überrascht, dass 2007 gar nicht mal so übel war - qualitativ gesehen. Bis jetzt habe ich ein Dutzend Filme mit der Note gut bewertet, und einige vielversprechende Kandidaten wie Little Children, Across the Universe, Letters from Iwo Jima, Irina Palm oder Gone Baby Gone, die ich nicht im Kino sehen konnte, fehlen noch. Warum stellt sich bei mir trotzdem das Gefühl ein, dass 2007 kein besonders tolles Kinojahr war? Statistisch gesehen gab es in jedem Monat einen guten Film, damit sollte man doch zufrieden sein. Mit Statistiken ist das aber nun mal so eine Sache, meistens stimmen ihre Aussagen nicht mit dem eigenen Gefühl überein. Da kann man noch so oft hören, dass der durchschnittliche Preisanstieg bei knapp 2 Prozent lag, im Portemonnaie ist trotzdem nur die Hälfte drin. 2007 war ein typisches Jahr: Zuerst gab es eine Menge Arthousehits zu goutieren, dass man wie bei einem üppigen Büffet schon gar nicht mehr wusste, was man zuerst genießen soll, dann folgte eine ziemlich lange Durststrecke, in der man sich mit Popcornkino begnügen musste, bevor die Tafel im Herbst wieder reichlich gedeckt wurde. Im Juli war ich zum Beispiel nicht ein einziges Mal im Kino, und da wir nicht einmal einen tollen Sommer hatten, war die Sehnsucht nach einem guten Film schon bisweilen groß. Und hier stoßen wir auf einen ersten, wesentlichen Grund für meinen cineastischen Frust in 2007: die große Schwäche des Popcornkinos.
Im Kapitalismus geht es ja bekanntlich immer nur um eine Frage: Wie kommt dein Geld in meine Tasche? Die Studios habe da ihre eigene Strategie entwickelt, indem sie immer mehr vom Immergleichen anbieten und das dann Sequels nennen. In einem Markt, der immer unübersichtlicher wird, sucht der Zuschauer gerne nach vertrauten Produkten. Wenn ich mich bei Fluch der Karibik über Johnny Depp kringelig gelacht habe, gehe ich auch in den zweiten oder dritten Teil, in der Hoffnung, noch einmal so gut unterhalten zu werden. Das könnte man dann auch Fluch der Serie nennen ... Geflucht habe ich auch – nämlich beim dritten Film der Piratenreihe, der den Untertitel Am Ende der Welt trug, aber auch sonst ziemlich am Ende war. Auch die Fortsetzung Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer zeigte deutlich, dass es wesentlich mehr als eine erfolgreiche Vorlage oder einen gelungenen ersten Teil braucht, um eine gute Kinoserie zu kreieren. Dabei hätte ich bei den vier Helden im Latexstrampler eigentlich gewarnt sein sollen, denn schon ihr Einstand war völlig verpfuscht, aber dass der zweite Teil dann noch schlechter wurde, ist auch schon wieder eine Leistung. Das neue Abenteuer des grünen Ogers habe ich mir, von schlechten Kritiken und dem ziemlich mauen Vorgänger gewarnt, deshalb gleich ganz gespart, und ich hoffe sehr, dass aus dem grauslichen Ghost Rider niemals eine Serie werden wird. Lieblos zusammengeschustert und als reine Abzocke der Fans geplant, kann man da nur sagen und auf das Fernsehen verweisen, das auch ohne berühmte Comicvorlage eine spannende Serie über Heroes hinbekommt. Apropos reine Abzocke: Als die Macher von Transformers über den ersten Ideen brüteten, dürften in ihren Augen vermutlich kleine Dollarzeichen zu sehen gewesen sein, und der Spielzeughersteller hat wohl gleich einen neuen Geldspeicher bauen lassen. Doch selten wurde wohl so viel Geld für so viel Mist ausgegeben; sicherlich einer der schlechtesten Filme des Sommers. Dabei habe ich gerade nur die Filme aufgezählt, die mir gar nicht gefallen haben. Es gab aber auch noch jede Menge Streifen, die ganz in Ordnung waren, aber leider nicht so gut, wie man es sich erhofft hatte: Spider-Man 3 zum Beispiel war nicht schlecht, reichte an den grandiosen Auftakt dieser Serie aber lange nicht heran. Auch bei Harry Potters fünftem Streich war etwas die Luft raus, was jedoch schon an der mauen Vorlage lag. Eine Katastrophe sieht anders aus, gute Unterhaltung aber auch. In meinen Augen sollte eine Reihe nicht nur das Altbewährte pflegen, sondern immer auch etwas Neues wagen, sich weiterentwickeln. Doch genau dies scheuen die Verantwortlichen meist, da sie glauben, ihre Zuschauer zu verprellen, wenn sie zu viele Veränderungen zulassen. Wenn der Film dann wenigstens gut gemacht ist, reicht es oft schon für einen neuen Erfolg: Das Bourne Ultimatum unterschied sich inhaltlich ja kaum von seinem Vorgänger, und die James-Bond-Filme haben dieses System zur Vollendung gebracht (einzig übertroffen vom ZDF und seinen Rosamunde-Pilcher-Filmen). Doch wenn man nichts Neues zu erzählen hat, muss man es zumindest besser, effektiver als beim letzten Mal gestalten. Am Ende regiert dann schnell das Spektakel, da reicht ein einfaches Seegefecht nicht mehr, dann muss es schon in einem riesigen Strudel stattfinden ... Dass ausgerechnet ein Uraltsequel wie Stirb langsam 4.0 den Sommer und die Ehre des Popcornkinos retten würde, hätte ich auch nicht gedacht. Aber Bruce Willis hat es eben immer noch drauf, und sogar Sylvester Stallone hat in Rocky Balboa eine erstaunlich gute Figur gemacht. Retten die Recken von gestern am Ende noch die Zukunft des Actionkinos? Vermutlich nicht, obwohl sie im Moment fast eine neue Blüte zu erleben scheinen. Auch Harrison Ford verweigert sich ja seit Jahren konsequent der Verrentung und schwingt im nächsten Jahr sogar wieder die Peitsche. Da ist es fast schade, dass Arnie nur noch regieren will. Leider gab es ansonsten kaum Filme dieser Art, die sich gelohnt haben. Shoot ’Em up, der für viele ja der beste Actionfilm des Jahres sein mag, fand ich nur zynisch, kindisch und unerträglich prätentiös. Ansonsten gab es viel Lärm um nichts an der Actionfront: Ich weiß, dass ich Smokin’ Aces gesehen habe, aber erinnern kann ich mich beim besten Willen nicht daran ...
Das Schauspielkino konnte 2007 wenigstens meine Freude an starken Charakteren und großen Emotionen befriedigen – nur war leider keine richtige Überraschung dabei. Die Queen, Tagebuch eines Skandals, Der letzte König von Schottland und Abbitte waren alle auf ihre Art gut gemacht und toll gespielt, aber eben auch genau das, was man im Vorfeld von ihnen erwartet hatte und mehr nicht. Richtig gepackt haben sie mich nur in wenigen Momenten, und ein Wow-Film wie Children of Men, der einen umhaut und die Augen dafür öffnet, was Kino sein und leisten kann, war leider, leider nicht dabei. Immerhin hatte Abbitte eine grandiose Szene und Die Queen dank Helen Mirren starke Augenblicke, aber das war dann auch schon alles. Die einzige wirkliche Überraschung in diesem Jahr war für mich Mein Kind vom Mars. Vielleicht weil ich nicht damit gerechnet habe, dass er mir so gut gefällt, vielleicht hat er mich auch einfach nur im richtigen Moment erwischt, auf jeden Fall war es die Geschichte, die mich am meisten berührt hat. Am meisten geweint habe ich allerdings in Brücke nach Terabithia – doch darauf war er ja schließlich auch angelegt. Damit sind wir bei der Familienunterhaltung, die in 2007 ganz gut weggekommen ist. Ratatouille und Der Sternwanderer waren gut gemachte, witzige Filme, aber leider liefen sie beide erst im letzten Jahresdrittel, während es davor nichts gab, was mich interessiert hätte. Ein wenig hoffe ich hier noch auf Verwünscht. Auch das Feld der Komödie wurde nur sehr spärlich beackert. Es gab mit Mitten ins Herz endlich mal wieder eine gelungene RomCom, mit Beim ersten Mal aber auch einen Film, der nicht gehalten hat, was der Trailer an Komik versprach. Immerhin konnte man noch etwas über die Simpsons lachen, und Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis war trotz seiner Splattermomente ein großes Vergnügen, aber abgesehen davon war der Rest eher ein Trauerspiel.
Alles in allem kann man sagen, gab es jede Menge solider Unterhaltung, Filme, die einen zwar nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben, bei denen man sich aber auch kaum gelangweilt hat. Bei vielen dieser Streifen hatte ich jedoch aufgrund ihrer Trailer oder der guten Mundpropaganda höhere Erwartungen und wurde enttäuscht – manchmal mehr, manchmal weniger. Die Liste der Filme, von denen ich mir mehr versprochen hatte, ist lang: Das Streben nach Glück, Prestige – Meister der Magie, Schräger als Fiktion, La vie en rose, Pans Labyrinth, Bobby, Mr. Bean macht Ferien, Sunshine, Shoppen, Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt, Harry Potter und der Orden des Phönix, Beim ersten Mal, 28 Weeks later, Das Bourne Ultimatum, Zimmer 1408. Verglichen damit ist die Liste der Filme, die mich positiv überrascht haben, recht kurz: Rocky Balboa, Brücke nach Terabithia, Zodiac, Stirb langsam 4.0, The Namesake, Mein Kind vom Mars und Ratatouille. Vielleicht erklärt das, warum ich 2007 als eher schwachen Jahrgang empfinde.
Zum Schluss noch ein Wort zu meinem Lieblingsproblemkind, dem deutschen Film. Im Zeitalter der internationalen Koproduktionen sieht mancher Film gar nicht deutsch aus, obwohl er als solcher betrachtet wird. Meine Toptitel sind demnach 2 Tage Paris und Sterben für Anfänger – einfach weil sie die beste Note (3+) haben. Abgesehen davon habe ich 2007 nur wenige Filme aus heimischen Landen gesehen, zum Beispiel Shoppen und Das wilde Leben, die mir nicht gefallen haben. Der Rest schaffte es nicht einmal, mein Interesse zu wecken, sprich: Die Trailer haben ihren Zweck nicht erfüllt. Selbst wenn es noch eine halbwegs originelle Grundidee gab (hierzulande wirklich selten) wie bei Free Rainer oder Pornorama, sah das Resultat alles andere als überzeugend aus. Und ich glaube nicht, dass sich in den nächsten Jahren etwas daran ändern wird. Aber das ist ein anderes Thema ...
Top Ten Die Queen Der letzte König von Schottland Mitten ins Herz Mein Kind vom Mars Ratatouille Der Sternwanderer Brücke nach Terabithia Tagebuch eines Skandals Abbitte The Namesake
Flop Five Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer Shoot’em up Transformers Das perfekte Verbrechen Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt
Die größten Enttäuschungen Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt Pans Labyrinth Das Bourne Ultimatum Prestige – Meister der Magie Mr. Bean macht Ferien
Bester deutscher Film: 2 Tage Paris |
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