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Corner vom November 2007

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8. Dezember 2007

Die Unterhaltungsqualität eines Films lässt sich leicht daran messen, ob man das Verlangen hat, ihn ein zweites oder sogar drittes Mal zu sehen. Wenn man einen Film immer wieder sehen könnte, avanciert er schon zum Lieblings- oder Kultfilm – doch davon gibt es leider viel zu wenige.

 

 

2

Ab durch die Hecke

Ab durch die Hecke hat schon beim ersten Mal Spaß gemacht, auch wenn die Lobpreisung familiärer Werte ein klein wenig zu aufdringlich war. Doch bei der zweiten Sichtung wusste man ja, was einen erwartet, man konnte sich auf die Highlights freuen und wurde von dem, was weniger gelungen war, nicht mehr überrascht. Insgesamt ein äußerst kurzweiliges, zwerchfellstrapazierendes Vergnügen.

Note 2 (rauf von 2-)

  2+

King Kong

King Kong war natürlich weniger lustig als vielmehr beeindruckend, selbst auf dem kleinen Bildschirm entfalten Jacksons Bilder noch ihre ganze Kraft, lassen einen die Kämpfe der Urzeitmonster den Atem anhalten und lösen die vielen ekelhaften Insekten einen unwillkürlichen Juckreiz aus. Wie schon beim ersten Mal wäre ich durchaus zufrieden gewesen, wenn der Film mit der Abreise von der Insel zuende gewesen wäre, bis dahin ist die Geschichte rund, spannend und durch und durch gelungen, danach allerdings fällt die Spannung ab, schleichen sich Ungenauigkeiten ein, und das Ende – so klassisch-schön es auch ist – ist einfach nicht so atemberaubend wie die Kämpfe auf der Insel.

 

  3-

John Carpenter's Cigarette Burns

Die einzelnen Episoden der Reihe Masters of Horror sind nicht von gleichbleibender Qualität, die mäßig spannende Folge von John Landis über eine mordende Indianerdämonin hätte auch in die Serie Supernatural gepasst, und auch Carpenter, dessen Geschichte insgesamt gelungener war, hatte nicht seinen besten Tag. Interessant war jedoch der Aufhänger: Der Held wird von einem schwerreichen und todkranken Sammler (Udo Kier diesmal weniger chargierend) beauftragt, einen rätselhaften Film zu suchen, der sein Publikum in mörderische Raserei zu versetzen vermag. Die Suche erinnert ein bisschen an Sakrileg, die Geschichte selbst sehr stark an den Roman Schattenlichter. Roman über die grösste Verschwörung aller Zeiten von Theodore Roszak, nur ein bisschen platter und geradliniger. Das Ende hält ein paar ziemlich ekelhafte Einstellungen (z.B. von Udo Kiers „persönlichstem Film“, der quasi sein Inneres auf die Leinwand bannt) parat, setzt aber mehr auf blutige Details denn auf subtilen Horror.

Wer dicke Wälzer nicht scheut und ein Faible für Filme hat, der sollte besser den Roman lesen.

  3

Konflikt

In meinem PREMIERE-losen sauerländischem „Exil“ bleibt nicht viel, was man sich anschauen kann. Am Montag habe ich es mit dem ZDF-Fernsehfilm Eine folgenschwere Affäre versucht, der von der Kritik als durchweg spannender Krimi mit tollen Darstellern gelobt wurde (wie eigentlich jeder Film), aber vor lauter Spannung bin ich mittendrin eingeschlafen. War ziemlich langweilig, belanglos und gegen Ende überkonstruiert.

Im Spätprogramm der letzten Tage (wo sonst?) lief ein alter Film mit Humphrey Bogart: Konflikt. Bogie spielt diesmal nicht den aufrechten Helden, sondern einen Mann, der seine Frau tötet, weil er in ihre Schwester verliebt ist. Doch dann tauchen Beweise dafür auf, dass seine Frau womöglich überlebt hat – oder verliert unser Held am Ende gar den Verstand? Das Ganze wird als psychologisches Drama erzählt und ist ziemlich gut konstruiert, für heutige Zuschauer, die schon zig Filme zu diesem Thema gesehen haben, aber leider von Anfang an durchschaubar. Trotzdem ist das Zusehen ein Vergnügen, und das Ende dank Bogart so zynisch wie man es sich nur wünschen kann.

 

10. Dezember 2007

Früher, als ich noch brav jeden Tag ins Büro gedackelt bin, um als Lohnsklave zu schuften, war die am häufigsten gestellte Frage am Montagmorgen: „Und – wie war dein Wochenende?“ Meine Antwort war immer dieselbe: „Viel zu kurz.“ Wenn man freiberuflich arbeitet, hat man ja leider kein Wochenende mehr, glücklicherweise aber auch keine Kollegen, die dumme Fragen stellen ...

Muss ich also selber fragen – wie war denn das Wochenende, so ganz allgemein und fernsehtechnisch?

Normalerweise mache ich nie den Fehler, an einem Adventswochenende in die Stadt zu gehen. Am Samstag war es jedoch aufgrund einer Verabredung zum gemeinschaftlichen Weihnachtsgeschenkekaufen unvermeidlich. Wir sagen zwar immer, dass wir uns nichts schenken, um den Stressfaktor möglichst gering zu halten, aber dann werden doch wieder Ausnahmen gemacht und Sondervereinbarungen getroffen. Allmählich wird Weihnachten so kompliziert wie eine UNO-Vollversammlung.

Am Sonntag stand dann das adventliche Kaffeetrinken auf dem Programm, um den familiären Kampfeinsatz zum Fest der Liebe zu planen. Um alles möglichst einfach zu halten, haben wir uns vor Jahren darauf verständigt, dass sich alle betroffenen Familien (also diverse Eltern und Schwiegereltern sowie Großmütter und –väter) an einem Tag treffen, der vom Terminplan der örtlichen Feuerwehr bestimmt wird (d.h. vom Einsatzplan meines Neffen).

Inzwischen sind es elf Personen, deren unterschiedliche kulinarische Neigungen berücksichtigt werden müssen. Der eine isst nichts, was schwimmt oder fliegt, der andere liebt Wild, steht damit aber ziemlich alleine da, während wieder ein anderer nichts mehr hasst als Sahnesoßen. Der Vorschlag, Sauerbraten zu machen, wurde dann von mir abgeschmettert: „Ja, sind wir denn hier im Rheinland?!“ Wenn man den klassischen Gänsebraten oder Karpfen ausschließt, bleibt nicht mehr viel Weihnachtliches übrig. Da kann man nur hoffen, dass es Pizza in Weihnachtsbaumform gibt ...

 

Im Fernsehen war wie immer nichts los. Am Samstag habe ich in Kyle XY reingeschaut und mich ziemlich gut unterhalten. Es geht um einen geheimnisvollen Jungen ohne Bauchnabel, der besondere Fähigkeiten hat und sich in unserer mitunter bedrohlichen Umwelt zurechtfinden muss: Hatten wir alles schon, aber nicht in jüngster Zeit. Ich werde mal am Ball bleiben und schauen, was sich daraus entwickelt.

Der Fernsehabend fiel bei mir aus, erst gegen 22 Uhr habe ich mal bei Gottschalk reingeschaut, mehr aus Langeweile als aus Interesse. Wetten dass? habe ich schon seit zwanzig Jahren nicht mehr von Anfang bis Ende gesehen, und die wenigen Ausschnitte, die ich in dieser Zeit mitbekommen habe, haben mich nur in meinem Vorurteil bestärkt, dass sich unser Fernsehprogramm sowieso nie ändert. Die Wetten, die ich noch gesehen habe, waren doof, die Promis (u.a. Til Schweiger, Renée Zellweger und Jerry Seinfeld) schienen genervt oder vollkommen ratlos angesichts der seltsamen Dinge, die hier vor sich gehen. Aber sie kommen ja sowie nur, um ihre Produkte zu bewerben, und nicht, weil Gottschalk so ein begabter Interviewer ist.

Am Sonntagabend war es noch schlimmer. Je näher die besinnliche Weihnachtszeit rückt, desto brutaler wird bei den Privaten das Programm: letzte Woche 7 Zwerge und XXX, diesmal die Fortsetzung XXX² - und Amnesty protestiert nicht mal. Aus Verzweiflung habe ich mir den Tatort angesehen, der diesmal „politisch brisant“ daherkam. Ein Politiker wird ermordet, aber anstatt daraus einen spannenden Thriller zu machen, endet das Ganze doch nur als langweiliger Krimi. Dabei war das Thema gut gewählt, nur die Umsetzung war denkbar schlecht, das Drehbuch leider völlig uninspiriert, während die Regie die Darsteller zu albernen Possen animierte und anfangs eine wirre Kamera einsetzte, um so etwas wie Spannung zu suggerieren. Der einzige Verdächtige war die böse Pharmaindustrie, der man ja sowieso jede Schweinerei zutraut, die tatsächliche Mörderin aber von Anfang an aufgrund ihrer schuldbewussten Mimik zu erkennen.

Dabei war das noch das Highlight. Im Anschluss habe ich zum Promidinner gezappt, weil ich immerhin von drei der vier „Berühmtheiten“ schon mal was gehört hatte. Erstaunlicherweise entpuppte sich die Episode als höchst amüsant, weil sich Franklin (Magier und Moderator von abgesetzten Sendungen) sturzbetrunken zum Affen gemacht hat. Peinlich, aber witzig.

Kabel 1 dagegen hat seine Kochoffensive wohl schon eingestellt, beim Werbepausen-Zappen wurde auf dem Sender jedenfalls wieder ausgewandert (anscheinend sind Kochen und Auswandern im Augenblick die beliebtesten Beschäftigungen der Deutschen, was vermutlich mehr über unser Land sagt als jede Meinungsumfrage).

 

11. Dezember 2007

In der besinnlichen Weihnachtszeit, wenn man sentimental wird und zu viel Schokolade isst, sehe ich gern Filme mit phantastischen oder märchenhaften Elementen. Seit der Trilogie Der Herr der Ringe hat es leider nicht mehr viel gegeben, was diese Gelüste befriedigen konnte – bis die Trailer zu Der goldene Kompass auftauchten. Neugierig geworden, habe ich mir deshalb die Bücher bestellt und den ersten Band in wenigen Tagen verschlungen. Das Buch ist ziemlich spannend, aber auch kindgerecht (also recht einfach) geschrieben und macht Appetit auf mehr. Es ist aber nicht ganz so gut wie die Potter-Bücher, obwohl die Welt Philip Pullmans sich in punkto Einfallsreichtum und Skurrilität nicht hinter der magischen Welt einer J.K. Rowland zu verstecken braucht.

Ein Schwachpunkt ist eindeutig der ganze moralisch-theologische Unterbau der Geschichte. Hier wirft Pullman munter Begriffe durcheinander, argumentiert teilweise widersprüchlich und bringt die ganze Thematik – zumindest für seine jüngsten Leser – nicht verständlich genug auf einen Punkt. Dass die unverblümte Kirchenkritik bei manchen Geistlichen sauer aufstößt, kann man durchaus verstehen, auch wenn die Forderung, die Bücher und Filme zu boykottieren, überzogen ist. Doch abgesehen davon ist die Geschichte absolut lesenswert und sehr unterhaltsam.

 

Ich war mit meiner Freundin C. im Kino, mit der man wunderbar über Schauspieler, Filme und Trailer lästern kann. Schon bei Alvin und die Chipmonks bot sich uns eine tolle Angriffsfläche, denn diese widerlich putzigen Fellknäuel, die einen peinlich aufgesetzten Jugendslang sprechen und sich wie die Schlümpfe mit Stirnhöhlenkatarrh anhören, sind einfach nur gruselig. Auch der kleine Affe Dodo stieß bei uns nicht gerade auf Begeisterung, aber wir sind ja auch nicht das Zielpublikum.

Der goldene Kompass hat bei uns unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen: C. fand ihn im allgemeinen und das abrupte Ende im besonderen unbefriedigend und unverständlich.

 

 

 

3+

Der goldene Kompass

Ich dagegen habe mich gut unterhalten, allerdings mit Abstrichen. Die Umsetzung ist weitgehend gelungen, Pullmans Welt wurde ganz wunderbar bebildert, und auch die Tierfiguren sind nahezu perfekt animiert, wenngleich mich dabei einige Synchronstimmen ziemlich gestört haben (vor allem die von Pantalaimon).

Es gibt einige deutliche Änderungen gegenüber dem Buch, die teilweise der filmischen Umsetzung geschuldet sind, z.B. die „Abkürzung“ bei der Fahrt zu den Gyptern, teilweise aber auch völlig unnötig sind, etwa die neuen, überflüssigen Personen im Magisterium. Dann wurden Figuren gestrichen oder sind miteinander verschmolzen, es gab einige Freiheiten in den Backstorys usw., die bei den Fans für Unverständnis sorgen dürften. Wirklich gestört hat mich das alles nicht, es hat die Geschichte aber auch ein bisschen ärmer gemacht und in ein, zwei Punkten unverständlicher.

Im Gegensatz zur Regie ist das Drehbuch (beides Chris Weitz) deutlich schwächer ausgefallen. Ein, zwei weitere Fassungen hätten der Geschichte sicherlich gut getan, etwas mehr Humor hätte nicht geschadet und weniger Tempo wäre an manchen Stellen auch besser gewesen. Die Handlung wird permanent vorangetrieben, und es gibt kaum Ruhephasen, in denen man einmal über all die vielen Informationen nachdenken kann (zumindest wenn man das Buch nicht kennt). Wie im Roman ist die ganze Staub-Thematik ziemlich komplex, wird dafür aber erstaunlich gut verdichtet und aufs Wesentliche konzentriert, bleibt trotzdem aber auch problembehaftet.

Im letzten Drittel gibt es die massivsten Änderungen gegenüber der Vorlage. Ganze Handlungsstränge wurden vertauscht, um eine dramatische Zuspitzung zu erreichen und die visuell eindrucksvollsten Szenen ans Ende zu setzen. Wie im Buch gibt es bei der Hauptfigur eine doppelte, fast schon dreifache Motivation und Zielstellung, was immer ein großes Problem darstellt. Dass am Ende der Film abbricht, bevor eine der Aufgaben erfüllt ist, hat – zumindest bei meiner Freundin – für die meiste Verärgerung gesorgt. Auch wenn man den Roman kennt, ist diese Entscheidung nicht wirklich nachvollziehbar, denn das Ende des Buches ist deutlich runder und gelungener. Irgendwie erinnert der Film hier an den ersten Teil von Der Herr der Ringe, auch dort ist Frodos Mission ja noch lange nicht erfüllt – und gerade dadurch wird eine ungeheure Lust auf mehr geweckt. Bei Der goldene Kompass funktioniert das leider nicht im selben Maße: Meine Freundin will auf die nächsten Teile verzichten, ich freue mich hingegen mehr auf die beiden Bücher ...

 

Wer den Film gut fand und wissen will, wie es weitergeht, oder wer sich genauer mit der komplizierten Materie, die in der Story eine Rolle spielt, auseinandersetzen will, dem seien die Bücher empfohlen: Gerade die dreibändige Taschenbuch-Komplettausgabe ist äußerst preiswert und ein ideales Weihnachtsgeschenk ...


14. Dezember 2007

 
 

3

Sterben für Anfänger

Komödien über Familien im Ausnahmezustand sind immer klasse, sei es ein Geburtstag, eine Hochzeit oder wie in diesem Fall eine Beerdigung – wenn unterschiedliche Charaktere, die in einer Zwangsgemeinschaft stecken, aufeinanderprallen, bleibt oft kein Auge trocken. Neben der Trauerfeier geht es in Sterben für Anfänger noch um pikante Familiengeheimnisse, eine Erpressung und diverse Drogen, die abhanden kommen. Hat man teilweise alles schon gesehen, ist aber in der Kombination trotzdem immer noch lustig.

Leider kommt die Komödie erst im letzten Drittel richtig in Fahrt, bis dahin zieht es sich stellenweise, ein wenig mehr Dialogwitz hätte mir auch gefallen, und die Schauspieler wurde auch nicht wirklich gefordert. Doch für etliche Lacher reicht es allemal ...

 

15. Dezember 2007

Weihnachten rückt immer näher und sorgt für seltsame Anwandlungen. Im Kaufhaus ertappt man sich dabei Weihnachtslieder mitzusummen, Schokoladentafeln verschwinden auf unerklärliche Weise, und plötzlich hat man große Lust, einen rührseligen Film zu sehen. Vor ein paar Tagen musste ich an Bette Midler denken, die sich ja leider aus dem Filmgeschäft zurückgezogenen hat, und dann fiel mir Freundinnen ein, einer meiner liebsten Filme mit ihr, den man nur in der Vorweihnachtszeit ertragen kann oder vielleicht noch, wenn man krank ist und vor Selbstmitleid zerfließt.

 

 

2-

Freundinnen

Da der Donnerstag fernsehtechnisch immer trostloser wird und Prison Break erst zu vorgerückter Stunde startet, war die Entscheidung, den Film aus dem Jahr 1988 wiederzusehen, eine sehr spontane. Erstaunlicherweise hat er sich ziemlich gut gehalten, was vielleicht auch daran liegt, dass er in Rückblenden die Zeit von den 50ern bis zur (damaligen) Gegenwart abdeckt. Erzählt wird die Geschichte zweier ungleicher Freundinnen, der reichen Hillary (Barbara Hershey) und der flippigen C.C. Bloom (Midler), die allen Widerständen zum Trotz Dekaden überdauert und bis zum traurigen Ableben der einen bestehen bleibt. Ein Wiedersehen mit dem jungen John Heard, der bei Prison Break ja erst kürzlich das Zeitliche gesegnet hat, gab es übrigens auch.

Midler sorgt für Pep und Humor in der Geschichte und auch (aber leider weniger nach meinem Geschmack) für die Musik. Es gibt Eifersüchtelein, den märchenhaften Aufstieg einer Broadwaykönigin - Absturz und Comeback inklusive -, deprimierende Ehen und eine tragische Krankheit. Also alles, was das sentimentale Herz begehrt. Nach zwei Stunden kann man dann erleichtert in sein Taschentuch heulen (na ja, bei mir hat es nur zu einer gewissen Rührung gereicht, aber der erklärte Wille war da) und sich fragen, wo eigentlich die ganze Schokolade geblieben ist ...

 

Man könnte sich natürlich auch fragen, wo die eigene Jugend geblieben ist oder die Karriere von Barbara Hershey, oder man überlässt das Fragen Maybrit Illner (na, das war jetzt aber ein gewagter Übergang). Im Anschluss habe ich mir nämlich ihre Talkshow über die neuentdeckte Spiritualität unserer Zeit angesehen, die dank der betagten, aber immer noch enorm streitlustigen Uta Ranke-Heinemann ein richtiges TV-Highlight war. Gregor Gysi und Hape Kerkeling waren ebenfalls mit von der Partie, wobei mich erstaunt hat, dass der Chef der Linken wesentlich witziger war als der bekannte Komiker. Wer reinschauen will, die Sendung wird am Wochenende wiederholt.

 

21. Dezember 2007

Welcher Film ist der ultimative Weihnachtsfilm? Für die ARD sicherlich Der kleine Lord, zumindest gemessen an der Zahl der Wiederholungen, dann natürlich die diversen Versionen von Dickens Ein Weihnachtslied in Prosa mit einem der berühmtesten Bösewichter der Literaturgeschichte, Ebenezer Scrooge (leider läuft meistens die schlechteste davon, mit Bill Murray in der Hauptrolle). Mein Favorit ist eindeutig Frank Capras Ist das Leben nicht schön?, den ich mir zwar nicht jedes Jahr anschauen kann, aber immer wieder.

 

 

1+

Ist das Leben nicht schön?

James Stewart spielt George Bailey, den gutherzigen Chef einer privaten Bausparkasse, der sich unermüdlich für die kleinen Leute einsetzt, weil es sonst keiner tut, obwohl er sich nichts mehr wünscht, als „den Staub dieser Stadt von den Füßen zu schütteln“ und in der weiten Welt große Dinge zu vollbringen. Doch das ist Capra, seine Welt ist die amerikanische Kleinstadt, deren Loblied er immer wieder singt, und hier, im Kleinen, vollbringen seine Helden Großes.

Im Kino war der Film Ende der 40er Jahre ein Flop. So richtig erfolgreich und beliebt wurde er eigentlich nur aufgrund eines Fehlers: Das Studio vergaß nämlich, sich die TV-Rechte zu sichern oder erneuern zu lassen, so dass der Film in den 60ern plötzlich kostenlos von allen Fernsehsendern gezeigt werden konnte. Was alle Kanäle auch fleißig taten. Aber der Film gefiel den Menschen auch, sonst hätte sicher auch die millionste Ausstrahlung nichts gebracht, er gefiel sogar so gut, dass er Einfluss auf andere Sendungen nahm. Zum Beispiel wurden zwei witzige Nebenfiguren, ein Polizist und ein Taxifahrer, Namensgeber zweier weltberühmter Charaktere: Ernie und Bert aus der Sesamstraße ...

Für mich ist es der ultimative Weihnachtsfilm, weil er die Themen des Festes in den Vordergrund stellt, ohne gleich die Moralkeule zu schwingen, Capras Helden leben Nächstenliebe, Menschlichkeit und gesellschaftliche Solidarität ganz selbstverständlich, auch wenn die Welt um sie herum ganz anders aussieht. Denn die raue Wirklichkeit wird keinesfalls ausgespart, die Auswirkungen von Weltwirtschaftskrise, Zweitem Weltkrieg (der in für damalige Verhältnisse ungewöhnlicher Form integriert wird, indem Ausschnitte aus Wochenschauen in einer Montage auftauchen) und zügellosem Kapitalismus (beim Bösewicht Potter stand eindeutig Scrooge Pate) spielen eine wichtige Rolle, wobei Capra den Wert und die Möglichkeiten des Einzelnen betont: Im letzten Drittel, wenn George an der Welt verzweifelt und sich wünscht, nie geboren zu sein, greifen himmlische Mächte in Form eines tapsigen Engels ein und führen ihm vor, um wie viel ärmer und trostloser die Welt ohne ihn wäre: Es gibt eben nichts Gutes, außer man tut es.

Klar, das Ganze ist rührend, aber ohne dabei kitschig zu sein, es wird ganz schön dick aufgetragen mit den Engeln, die sich ihre Flügel verdienen, und all den netten Menschen, die es wohl nur in Capras Kleinstadtamerika gibt (wobei der Bösewicht immerhin ungeläutert bleibt). Hier folgt die Geschichte dem literarischen Ideal des 19. Jahrhunderts, nach dem Gutes am Ende immer belohnt wird, aber ist es nicht genau das, woran wir Weihnachten gerne glauben möchten?

Aber auch wenn jemand mit all dem nichts anzufangen weiß, der Film bietet „nebenbei“ auch gute Unterhaltung: Er hat nicht nur Wärme, sondern auch Humor, und die Inszenierung ist grandios, sie lebt vor allem von ihren Details – im Hintergrund gibt es auch nach der zweiten oder dritten Sichtung immer wieder etwas zu entdecken, und winzige Details oder Gesten verraten mehr über die Figuren als alles andere (zum Beispiel die Napoleon-Büste in Potters Büro).

Capra, der bei Ist das Leben nicht schön? übrigens auch am Buch mitschrieb, war einer der ganz Großen seiner Zunft, und ohne seine Filme wäre unsere Welt sicherlich sehr viel ärmer ...

 

23. Dezember 2007

Ausflüge in die Vergangenheit sind die billigsten Urlaube, die man machen kann. Manchmal genügt eine Lieblingsspeise aus der Kindheit, ein alter Song oder ein Film, den man früher sehr gemocht hat, und plötzlich ist man 20 Jahre jünger – zumindest gedanklich ...

 

 

3+

Das Geheimnis des verborgenen Tempels

Ein Film, den ich als Teenager toll fand, ist Das Geheimnis des verborgenen Tempels, und dank des schlechten Fernsehprogramms bot sich mir die Gelegenheit, in meiner Videosammlung zu kramen und dieses alte Schätzchen hervorzuholen. Der Film hat sich ganz gut gehalten und kann in punkto Ausstattung und Bildgestaltung sogar mit vielen heutigen Produktionen konkurrieren. Natürlich wirken manche Trickeffekte für heutige Augen antiquiert, aber damals waren sie das Beste, was für Geld zu haben war. Besonders der Angriff des „Glasfenster-Ritters“ (der von einer kleinen Firma namens Pixar stammte) hat die Zuschauer ziemlich beeindruckt.

Die Geschichte selbst ist akzeptabel (sie orientiert sich an den Sherlock-Holmes-Büchern, die ja ebenfalls ziemlich altmodisch anmuten), besitzt aber die eine oder andere Schwäche, über die man als völlig unkritischer Teenager großzügig hinwegsieht. Alles in allem begeistert er mich nicht mehr so wie früher, vermag einen aber immer noch gut zu unterhalten.

 

Fernsehen bildet, heißt es gerne, besonders die Öffentlich-Rechtlichen schmücken sich mit ihrem „Bildungsauftrag“ und senden viele Dokus, auf dass wir die Welt, in der wir leben, besser kennen und begreifen lernen. Und manchmal erfährt man ganz nebenbei auch noch etwas über die eigene Familie.

Vor einigen Tagen lief im WDR Fernsehen Man(n) isst Hund über Essgewohnheiten in China, eine recht sehenswerte, kurzweilige Reportage aus dem Reich der Mitte. Als ich mit meiner Mutter darüber sprach, erzählte sie mir eine Geschichte von ihrem Vater, der im Ersten Weltkrieg in russische Gefangenschaft geraten und in ein Lager im tiefsten Sibirien gebracht worden war. Trotz eines strikten Verbots hielten sich die Männer einen Hund, und eines Tages wurde er geschlachtet und gegessen. Mein Großvater meinte, das Fleisch sei außergewöhnlich lecker gewesen ...

Die Verhältnisse im Lager wurden schlechter, die Rote Armee rückte immer näher, und die zaristischen Bewacher überlegten, ihre Gefangenen zu töten. Mein Großvater gelang jedoch unter abenteuerlichen Umständen die Flucht. Er schlug sich bis Japan durch und brauchte noch etliche Jahre, bis er die halbe Welt umrundet hatte und wieder nach Hause zurückgekehrt war. Das Leben ging wieder seinen Gang, aber hin und wieder träumte er von einem leckeren Hundebraten.

Eines Tages überredete er meine Großmutter schließlich, ihm ein Stück Hundefleisch zuzubereiten (woher es stammte, wollte ich gar nicht so genau wissen). Mit Todesverachtung tat meine Großmutter ihm den Gefallen, wobei sie das benutzte Kochgerät angeekelt fortwarf. Doch meinem Opa hat der Braten nicht so gut geschmeckt, wie er ihn in Erinnerung hatte, und seine Essgewohnheiten wichen danach nie wieder vom durchschnittlichen mitteleuropäischen Geschmack ab.

Und was lernen wir daraus? – Manche Ausflüge in die Vergangenheit sollten wohl besser nur in Gedanken erfolgen ...

 

28. Dezember 2007

Das Kinojahr 2007

 

„Ich hab’s ja gleich gesagt“, ist ein Satz, den man nicht gerne hört. Als ich Anfang des Jahres die Filme eingeschätzt und bewertet habe, die in den nächsten zwölf Monaten starten würden, war ich ziemlich skeptisch, was 2007 anging: Abgesehen von Elizabeth – Das Goldene Zeitalter gab es keinen einzigen Film, auf den ich richtig heiß war, und vom Rest schien man auch nicht viel erwarten zu können. Immerhin versprach das Popcornkino mit den neuen Abenteuern bekannter Serienhelden (Spidey und Shrek, Jack Sparrow, Jason Bourne und Harry Potter) einige Abwechselung, ein paar interessante Oscarkandidaten warteten bei uns noch darauf, die große Leinwand zu erobern, aber sonst ...?

Die Aussichten schienen also nicht besonders rosig zu sein, und was die Umsätze angeht, hat sich meine Skepsis zumindest bewahrheitet. Aber als ich jetzt die Filme des Jahres Revue passieren ließ und meine persönliche Top Ten aufgestellt habe, war ich doch überrascht, dass 2007 gar nicht mal so übel war - qualitativ gesehen. Bis jetzt habe ich ein Dutzend Filme mit der Note gut bewertet, und einige vielversprechende Kandidaten wie Little Children, Across the Universe, Letters from Iwo Jima, Irina Palm oder Gone Baby Gone, die ich nicht im Kino sehen konnte, fehlen noch.

Warum stellt sich bei mir trotzdem das Gefühl ein, dass 2007 kein besonders tolles Kinojahr war? Statistisch gesehen gab es in jedem Monat einen guten Film, damit sollte man doch zufrieden sein. Mit Statistiken ist das aber nun mal so eine Sache, meistens stimmen ihre Aussagen nicht mit dem eigenen Gefühl überein. Da kann man noch so oft hören, dass der durchschnittliche Preisanstieg bei knapp 2 Prozent lag, im Portemonnaie ist trotzdem nur die Hälfte drin.

2007 war ein typisches Jahr: Zuerst gab es eine Menge Arthousehits zu goutieren, dass man wie bei einem üppigen Büffet schon gar nicht mehr wusste, was man zuerst genießen soll, dann folgte eine ziemlich lange Durststrecke, in der man sich mit Popcornkino begnügen musste, bevor die Tafel im Herbst wieder reichlich gedeckt wurde. Im Juli war ich zum Beispiel nicht ein einziges Mal im Kino, und da wir nicht einmal einen tollen Sommer hatten, war die Sehnsucht nach einem guten Film schon bisweilen groß. Und hier stoßen wir auf einen ersten, wesentlichen Grund für meinen cineastischen Frust in 2007: die große Schwäche des Popcornkinos.

 

Im Kapitalismus geht es ja bekanntlich immer nur um eine Frage: Wie kommt dein Geld in meine Tasche? Die Studios habe da ihre eigene Strategie entwickelt, indem sie immer mehr vom Immergleichen anbieten und das dann Sequels nennen. In einem Markt, der immer unübersichtlicher wird, sucht der Zuschauer gerne nach vertrauten Produkten. Wenn ich mich bei Fluch der Karibik über Johnny Depp kringelig gelacht habe, gehe ich auch in den zweiten oder dritten Teil, in der Hoffnung, noch einmal so gut unterhalten zu werden. Das könnte man dann auch Fluch der Serie nennen ...

Geflucht habe ich auch – nämlich beim dritten Film der Piratenreihe, der den Untertitel Am Ende der Welt trug, aber auch sonst ziemlich am Ende war. Auch die Fortsetzung Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer zeigte deutlich, dass es wesentlich mehr als eine erfolgreiche Vorlage oder einen gelungenen ersten Teil braucht, um eine gute Kinoserie zu kreieren. Dabei hätte ich bei den vier Helden im Latexstrampler eigentlich gewarnt sein sollen, denn schon ihr Einstand war völlig verpfuscht, aber dass der zweite Teil dann noch schlechter wurde, ist auch schon wieder eine Leistung.

Das neue Abenteuer des grünen Ogers habe ich mir, von schlechten Kritiken und dem ziemlich mauen Vorgänger gewarnt, deshalb gleich ganz gespart, und ich hoffe sehr, dass aus dem grauslichen Ghost Rider niemals eine Serie werden wird. Lieblos zusammengeschustert und als reine Abzocke der Fans geplant, kann man da nur sagen und auf das Fernsehen verweisen, das auch ohne berühmte Comicvorlage eine spannende Serie über Heroes hinbekommt.

Apropos reine Abzocke: Als die Macher von Transformers über den ersten Ideen brüteten, dürften in ihren Augen vermutlich kleine Dollarzeichen zu sehen gewesen sein, und der Spielzeughersteller hat wohl gleich einen neuen Geldspeicher bauen lassen. Doch selten wurde wohl so viel Geld für so viel Mist ausgegeben; sicherlich einer der schlechtesten Filme des Sommers.

Dabei habe ich gerade nur die Filme aufgezählt, die mir gar nicht gefallen haben. Es gab aber auch noch jede Menge Streifen, die ganz in Ordnung waren, aber leider nicht so gut, wie man es sich erhofft hatte: Spider-Man 3 zum Beispiel war nicht schlecht, reichte an den grandiosen Auftakt dieser Serie aber lange nicht heran. Auch bei Harry Potters fünftem Streich war etwas die Luft raus, was jedoch schon an der mauen Vorlage lag. Eine Katastrophe sieht anders aus, gute Unterhaltung aber auch.

In meinen Augen sollte eine Reihe nicht nur das Altbewährte pflegen, sondern immer auch etwas Neues wagen, sich weiterentwickeln. Doch genau dies scheuen die Verantwortlichen meist, da sie glauben, ihre Zuschauer zu verprellen, wenn sie zu viele Veränderungen zulassen. Wenn der Film dann wenigstens gut gemacht ist, reicht es oft schon für einen neuen Erfolg: Das Bourne Ultimatum unterschied sich inhaltlich ja kaum von seinem Vorgänger, und die James-Bond-Filme haben dieses System zur Vollendung gebracht (einzig übertroffen vom ZDF und seinen Rosamunde-Pilcher-Filmen). Doch wenn man nichts Neues zu erzählen hat, muss man es zumindest besser, effektiver als beim letzten Mal gestalten. Am Ende regiert dann schnell das Spektakel, da reicht ein einfaches Seegefecht nicht mehr, dann muss es schon in einem riesigen Strudel stattfinden ...

Dass ausgerechnet ein Uraltsequel wie Stirb langsam 4.0 den Sommer und die Ehre des Popcornkinos retten würde, hätte ich auch nicht gedacht. Aber Bruce Willis hat es eben immer noch drauf, und sogar Sylvester Stallone hat in Rocky Balboa eine erstaunlich gute Figur gemacht. Retten die Recken von gestern am Ende noch die Zukunft des Actionkinos? Vermutlich nicht, obwohl sie im Moment fast eine neue Blüte zu erleben scheinen. Auch Harrison Ford verweigert sich ja seit Jahren konsequent der Verrentung und schwingt im nächsten Jahr sogar wieder die Peitsche. Da ist es fast schade, dass Arnie nur noch regieren will.

Leider gab es ansonsten kaum Filme dieser Art, die sich gelohnt haben. Shoot ’Em up, der für viele ja der beste Actionfilm des Jahres sein mag, fand ich nur zynisch, kindisch und unerträglich prätentiös. Ansonsten gab es viel Lärm um nichts an der Actionfront: Ich weiß, dass ich Smokin’ Aces gesehen habe, aber erinnern kann ich mich beim besten Willen nicht daran ...

 

Das Schauspielkino konnte 2007 wenigstens meine Freude an starken Charakteren und großen Emotionen befriedigen – nur war leider keine richtige Überraschung dabei. Die Queen, Tagebuch eines Skandals, Der letzte König von Schottland und Abbitte waren alle auf ihre Art gut gemacht und toll gespielt, aber eben auch genau das, was man im Vorfeld von ihnen erwartet hatte und mehr nicht. Richtig gepackt haben sie mich nur in wenigen Momenten, und ein Wow-Film wie Children of Men, der einen umhaut und die Augen dafür öffnet, was Kino sein und leisten kann, war leider, leider nicht dabei. Immerhin hatte Abbitte eine grandiose Szene und Die Queen dank Helen Mirren starke Augenblicke, aber das war dann auch schon alles.

Die einzige wirkliche Überraschung in diesem Jahr war für mich Mein Kind vom Mars. Vielleicht weil ich nicht damit gerechnet habe, dass er mir so gut gefällt, vielleicht hat er mich auch einfach nur im richtigen Moment erwischt, auf jeden Fall war es die Geschichte, die mich am meisten berührt hat. Am meisten geweint habe ich allerdings in Brücke nach Terabithia – doch darauf war er ja schließlich auch angelegt.

Damit sind wir bei der Familienunterhaltung, die in 2007 ganz gut weggekommen ist. Ratatouille und Der Sternwanderer waren gut gemachte, witzige Filme, aber leider liefen sie beide erst im letzten Jahresdrittel, während es davor nichts gab, was mich interessiert hätte. Ein wenig hoffe ich hier noch auf Verwünscht.

Auch das Feld der Komödie wurde nur sehr spärlich beackert. Es gab mit Mitten ins Herz endlich mal wieder eine gelungene RomCom, mit Beim ersten Mal aber auch einen Film, der nicht gehalten hat, was der Trailer an Komik versprach. Immerhin konnte man noch etwas über die Simpsons lachen, und Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis war trotz seiner Splattermomente ein großes Vergnügen, aber abgesehen davon war der Rest eher ein Trauerspiel.

 

Alles in allem kann man sagen, gab es jede Menge solider Unterhaltung, Filme, die einen zwar nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben, bei denen man sich aber auch kaum gelangweilt hat. Bei vielen dieser Streifen hatte ich jedoch aufgrund ihrer Trailer oder der guten Mundpropaganda höhere Erwartungen und wurde enttäuscht – manchmal mehr, manchmal weniger. Die Liste der Filme, von denen ich mir mehr versprochen hatte, ist lang: Das Streben nach Glück, Prestige – Meister der Magie, Schräger als Fiktion, La vie en rose, Pans Labyrinth, Bobby, Mr. Bean macht Ferien, Sunshine, Shoppen, Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt, Harry Potter und der Orden des Phönix, Beim ersten Mal, 28 Weeks later, Das Bourne Ultimatum, Zimmer 1408.

Verglichen damit ist die Liste der Filme, die mich positiv überrascht haben, recht kurz: Rocky Balboa, Brücke nach Terabithia, Zodiac, Stirb langsam 4.0, The Namesake, Mein Kind vom Mars und Ratatouille. Vielleicht erklärt das, warum ich 2007 als eher schwachen Jahrgang empfinde.

 

Zum Schluss noch ein Wort zu meinem Lieblingsproblemkind, dem deutschen Film. Im Zeitalter der internationalen Koproduktionen sieht mancher Film gar nicht deutsch aus, obwohl er als solcher betrachtet wird. Meine Toptitel sind demnach 2 Tage Paris und Sterben für Anfänger – einfach weil sie die beste Note (3+) haben.

Abgesehen davon habe ich 2007 nur wenige Filme aus heimischen Landen gesehen, zum Beispiel Shoppen und Das wilde Leben, die mir nicht gefallen haben. Der Rest schaffte es nicht einmal, mein Interesse zu wecken, sprich: Die Trailer haben ihren Zweck nicht erfüllt. Selbst wenn es noch eine halbwegs originelle Grundidee gab (hierzulande wirklich selten) wie bei Free Rainer oder Pornorama, sah das Resultat alles andere als überzeugend aus. Und ich glaube nicht, dass sich in den nächsten Jahren etwas daran ändern wird. Aber das ist ein anderes Thema ...

 

Top Ten

Die Queen

Der letzte König von Schottland

Mitten ins Herz

Mein Kind vom Mars

Ratatouille

Der Sternwanderer

Brücke nach Terabithia

Tagebuch eines Skandals

Abbitte

The Namesake

 

Flop Five

Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer

Shoot’em up

Transformers

Das perfekte Verbrechen

Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt

 

Die größten Enttäuschungen

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30. Dezember 2007

 

3

Across the Universe

Kurz vor dem Jahreswechsel und dem endgültigen Verschwinden von Across the Universe hab ich es doch noch geschafft, ein Kino zu finden, das den Film spielt. Leider waren sowohl Projektion als auch Ton nicht astrein (ein Drittel des Bildes war ziemlich unscharf, was sich auch trotz mehrfacher Reklamation nicht beheben ließ), so dass das Kinovergnügen doch arg getrübt wurde.

Zum Teil wird es daran gelegen haben, dass ich relativ enttäuscht nach Hause gegangen bin. Andererseits hat die Geschichte aber auch etliche Schwächen, die vor allem darauf zurückzuführen sind, dass sich Julie Taymor und ihre Co-Autoren mehr auf die Umsetzung der Songs konzentriert und die Entwicklung der Figuren darüber vernachlässigt haben. So gibt es einige ganz wundervolle Szenen mit tollen Choreografien und schönen Regieeinfällen, aber auch abrupte Sprünge und Leerlauf bei den Charakteren. Man wird mit den Figuren nicht so recht warm, und so leidet man auch nicht mit ihnen mit.

Die wunderbare Musik reißt zwar vieles raus, insgesamt bleibt aber doch ein matter, blasser Eindruck zurück.

3+

Tödliche Versprechen

Cronenberg nähert sich immer mehr dem Massengeschmack an, was ich ihm nun wirklich nicht vorwerfen will, da mir seine frühen Filme ohnehin nicht viel gegeben haben. Wie schon in History of Violence geht es auch in Tödliche Versprechen um die Spirale von Gewalt, die immer neue Gewalt erzeugt, angesiedelt in der geschlossenen Welt der russischen Mafia von London. Dabei könnte man meinen, dass es nun wirklich genug Mafiafilme gibt, aber die Themen, die diese Werke umkreisen, sind universell und beinahe schon von monumentaler Größe. Was in der Antike die Königsfamilien waren, sind heute wohl die Mafiaclans – ein Steinbruch für Tragödien.

Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist im Grunde simpel, sie handelt von Vätern und Söhnen, von enttäuschten Hoffnungen, Ehrgeiz, Machtgier und Verrat. Alles schon mal dagewesen, alles relativ unspektakulär und wie ein britischer TV-Krimi erzählt. Was diesen Film jedoch herausragend macht, sind seine exzellenten Schauspieler: Armin Müller-Stahl als liebevoller Patriarch, dessen finstere Abgründe man nur erahnt, Vincent Cassel als sein Sohn, der sein Inneres verleugnet und genau weiß, dass er niemals aus dem Schatten des übermächtigen Vaters heraustreten wird. Dann noch Viggo Mortensen als dunkler Ritter und Naomi Watts als gewappnete Unschuld in einer bösen Welt. Dank den vier Darstellern bekommt der Film einen ungeheuer starken Sog, der einen tiefer und tiefer in diese Welt hineinzuziehen scheint, obwohl die Geschichte an sich nicht besonders ist. Man ahnt sehr bald, welche Geheimnisse gehütet werden, wer was vor wem verbirgt – die Story hält leider keine Überraschung parat.

Tolle Schauspieler, etwas schwache Geschichte, für meinen Geschmack zu viel Gewalt (obwohl gerade dadurch eine Szene in die Filmgeschichte eingehen wird). Insgesamt aber sehenswert.

 

*

 

Corner vom November 2007

PI-JAYs CORNER

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