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Corner vom September 2007

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4. November 2007

Was ist nur mit dem Fernsehen los? Die Filme werden immer flacher, die Wiederholungen kommen noch häufiger als sonst und sind mittlerweile nicht mehr nur auf den Sommer beschränkt (was ja irgendwie Sinn macht), sondern ganzjähriger Programmbestandteil. Das einzige, was sich ändert, sind die Gebühren – die werden immer höher …

Vergangenes Wochenende war ich bei meiner Mutter. Früher wurde an den Sonntagen immer „Tatort“ geguckt, aber seit einiger Zeit nicht mehr, weil sie von ganz ordentlichen Krimis zu larmoyanten Betroffenheitsstudien verkommen sind. Todlangweilig, aber sozial halt ach so relevant.

Während ich gelesen habe, lief also „Unsere kleine Farm in Irland“ (oder so ähnlich), was fast dasselbe war wie eine Pilcherverfilmung, nur noch vorhersehbarer. Natürlich kommt von den (weiblichen) Zuschauern immer das Argument, man sehe sich das ja vor allem wegen der schönen Landschaft an, was soviel wie die weibliche Retourkutsche ist zur typisch männlichen Antwort in den 90ern, dass man „Baywatch“ guckt, um was über Lebensrettung zu lernen …

Viel habe ich von dem Film nicht mitbekommen, aber es reichte für ein gelegentliches Stirnrunzeln, worauf ich mir anhören musste, dass ich „zu kritisch“ sei. Klar, wenn man davon ausgeht, dass man bei einem ZDF-Film am Sonntagabend keinerlei Anspruch oder gute Unterhaltung erwarten darf, bin ich wohl in der Tat zu kritisch. Aber irgendwie verbinde ich das zweite Programm nur noch mit schlechten Krimis und seichten Melodramen, was zur Folge hat, dass ich es nie einschalte. Was mittlerweile in gewisser Weise auch für die ARD gilt, die sich denselben Pilcherparasiten eingefangen hat, und unweigerlich zu der Frage führt: Wofür brauchen wir zwei öffentlich-rechtliche Programme?

Vor ein paar Tagen habe ich zudem gelesen, dass gerade neue GEZ-Modelle diskutiert werden und eines eine pauschale Abgabe pro Haushalt vorsieht – egal ob es überhaupt TV- oder Radiogeräte gibt. Das wäre dann fast so, als müsste jeder Bürger Tabaksteuer zahlen, egal ob er nun Zigaretten kauft oder nicht, da ja auch Passivrauchen zu Gesundheitsschäden führen kann ...

 

2

Der Sternwanderer

Lachen ist ansteckend. Wenn man sich im Kino Komödien ansieht, sollte der Saal also möglichst voll sein, damit man sich gegenseitig zum Lachen bringen kann. Als ich mir neulich Sternwanderer angesehen habe, waren leider nur sechs Leute mit dabei, aber zum Glück war meine gute Freundin C. darunter, die so gern, so häufig und herzhaft lacht, dass jede Komödie mit ihr gleich doppelt so gut ist (oder wenigstens so scheint).

Märchen sind einfach gestrickt und vorhersehbar, und so gab es in dem Film keine Überraschungen. Aber das war nicht schlimm, denn der Weg ist bekanntlich das Ziel, und die Reise mit unseren Helden durch eine groteske Märchenwelt hat richtig Spaß gemacht. Michelle Pfeiffer wirkte so entspannt wie schon seit Jahren nicht mehr, Robert de Niro hatte sichtlich Freude daran, erst ein grimmiges Piratenimage aufzubauen und es dann lustvoll zu brechen, und auch der Held, der am Anfang noch reichlich blass und nichtssagend gewirkt hat, bekam zum Schluss hin ein paar Konturen. Die einzige, die nicht überzeugen konnte, war Sienna Miller als Dorfschönheit, aber wahrscheinlich war sie nur so müde von ihrer anstrengenden Arbeit (shoppen und Partys besuchen), dass sie ihrem Hobby nicht ihre volle Kraft widmen konnte.

Wir haben viel gelacht, jedenfalls mehr als alle anderen im Saal, und sind äußerst zufrieden nach Hause gegangen. Mir hat der Film besser gefallen als Die Braut des Prinzen, weil er nicht ganz so überzogen und albern war, und abgesehen von einem etwas überhasteten Finale kann ich an dem Streifen nicht viel aussetzen. Es ist ein amüsanter Zeitvertreib, genau das richtige für den Herbst oder die beginnende Weihnachtszeit.


7. November 2007

Normalerweise gibt es im Herbst immer jede Menge Filme, die ich unbedingt sehen möchte, aber da die meisten Streifen in diesem Jahr so schwach ausfielen, habe ich meine Erwartungen immer weiter zurückgeschraubt und von vornherein auf vieles verzichtet, um nicht noch mehr enttäuscht zu werden. Als großer Fan von Jane Austen war Geliebte Jane gewissermaßen Pflichtprogramm, aber da die Kritiken so schlecht ausfielen, wusste ich lange nicht, ob ich ihn überhaupt sehen will. Außerdem ist der Film mit so wenigen Kopien gestartet, dass mein Multiplex nicht dabei war, so hatte ich erst jetzt überhaupt die Chance, ihn mir anzusehen.

 

3

Geliebte Jane

Der Anfang ist zäh, obwohl Anne Hathaway ziemlich überzeugend spielt und dem Film Charme und Anmut verleiht. Leider haben die Macher sich zu sehr an Stolz und Vorurteil orientiert (sogar einige Dialoge aus dem Roman wurden wortgetreu übernommen), so dass das Ganze wie ein unfreiwilliges Remake wirkt. Aber in der zweiten Hälfte, wenn sich langsam die Liebesgeschichte entwickelt, kommt langsam Schwung in die Handlung, und es entwickelt sich ein Konflikt, der durchaus tragfähig ist. Leider wird das Ende dann wieder zu sehr in die Länge gezogen, obwohl es durchaus anrührend ist.

Natürlich sollte man nicht glauben, wirklich etwas über Jane Austen zu erfahren, der Film spielt mit einem möglichen Erlebnis ihrer Jugendzeit, das nicht eindeutig belegt ist, und schreckt auch vor den üblichen Klischees nicht zurück, aber die Darsteller machen das eine oder andere Manko des Buches wieder wett. Insgesamt kein großer Wurf, aber durchaus sehenswert.

 

9. November 2007

Was würde ich nur ohne Serien tun? Wahrscheinlich nur noch Nachrichten und hier und da eine nette Doku anschauen. Außerdem kann ich nur froh sein, dass Mark G. PREMIERE hat und mir die tollen Serien dort (Medium, The Black Donnellys, Deadwood und Rom) aufnimmt.

Leider beginnen einige Serien gerade zu schwächeln. Es begann schon vor zwei Jahren mit den Gilmore Girls, die immer unter ihren Möglichkeiten blieben, aber die erfrischendsten Dialoge und schrägsten Charaktere seit Ally McBeal besaßen. Inzwischen sind sie aber nur noch ein Schatten ihrer selbst, was sehr schade ist. Alias ist auch so ein Fall – nie wirklich gut, aber mit einer entzückenden Hauptdarstellerin (wegen Jennifer Garner habe ich mir vor zehn Jahren sogar diese blöde New-York-Soap mit der schrecklichen Jennifer Love Hewitt angesehen), aber da Pro 7 es einem ja leicht macht, auf Serien zu verzichten, weil sie die Ausstrahlungszeiten immer weiter in die Nacht verschieben, bin ich zu Beginn der vierten Staffel ausgestiegen. Es war einfach immer irgendwie dasselbe.

Erschreckend schnell geht es zur Zeit mit Prison Break bergab. Die erste Staffel war durchgehend spannend, aber seit sie auf der Flucht sind, schlingern sie von einer schwachen Folge zur nächsten. Es gibt Fehler über Fehler, die Spannung ist völlig verpufft, und man wird das Gefühl nicht los, dass die Macher nie damit gerechnet hätten, dass ihr Produkt überhaupt ins zweite Jahr geht, und sie nicht wissen, was sie nun eigentlich erzählen sollen. Sie hätten besser eine Miniserie daraus gemacht und diese vielleicht nach ein, zwei Jahren mit einer weiteren ergänzt.

So wie Rom. Die erste Staffel war als Miniserie konzipiert, die zweite ist daher so etwas wie Bonusmaterial. Man merkte in den ersten Folgen, dass sie die Qualität der ersten Staffel nicht halten können, aber dann haben sie zum Glück noch die Kurve gekriegt. Die letzten Folgen waren so gut wie jene der ersten Staffel und warteten mit düsteren politischen Intrigen, viel Sex und Gewalt auf – manchmal starker Tobak, aber immer wieder mit Sinn für absurden Witz und Ironie gebrochen. Dazu opulent ausgestattet und mit tollen Darstellern besetzt. James Purefoys Mark Anton würde vor Vitalität selbst jede Leinwand sprengen, und Polly Walker als intrigantes und völlig skrupelloses Miststück, das immer wieder eine äußerst verletzliche Seele aufblitzen lässt, ist absolut hinreißend. Dieses Stück Fernsehen ist besser als alles, was in diesem Jahr im Kino zu sehen war.

Und nächste Woche startet die lang erwartete dritte Staffel von Battlestar Galactica ...

 

2

Mein Kind vom Mars

Als ich vor einigen Wochen mit Mark G. über die kommenden Filme gesprochen habe, erwähnte er Mein Kind vom Mars, von dem ich bislang noch nichts gehört hatte. Die Grundidee klang ziemlich nett, John Cusack sehe ich auch sehr gern, aber ich wollte dennoch nicht zu viel von dem Film erwarten, nachdem ich zuletzt schon von Imaginary Heroes (ebenfalls ein Film über eine problematische Kindheit) etwas enttäuscht war.

Doch Mein Kind vom Mars hat mich gepackt. Er ist klug, witzig und warmherzig, er schildert einfühlsam und mit psychologischem Feingefühl eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung, bricht eine Lanze für Nonkonformismus und schafft es, nie ins Rührselige abzudriften. Die Schauspieler agieren souverän und zurückhaltend (sogar die auf schräge Charaktere abbonierte Joan Cusack), und besonders Bobby Coleman als „Marsianer“ ist eine Entdeckung.

Trotz einiger kleiner Längen und einer vorhersehbaren Handlung eine runde, harmonische Sache.

 

10. November 2007

Ein fauler Samstagabend und zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein können.

 

 

4-

Ein Schuss im Dunkeln

Zuerst Ein Schuss im Dunkeln aus der Der-Rosarote-Panther-Reihe mit Peter Sellers. Ich teile Mark Gs Bewunderung für Blake Edwards und seinem Lieblingsschauspieler nur bedingt, was sicherlich auch daran liegt, dass ich kein großer Slapstickfan bin und mir manche Späße einfach zu albern sind. Dann ist der Film auch über 40 Jahre alt und wie viel Streifen aus den 60ern und 70ern wirkt er altmodischer und langsamer auf mich als z.B. manche Screwballcomedy aus den 30ern.

Der Film funktioniert für mich weder als Komödie noch als Krimiparodie überzeugend, Peter Sellers’ Darstellung ist zwar gut, aber auch nicht umwerfend, von Elke Sommer, die hauptsächlich wegen ihres koketten Augenaufschlags berühmt ist, wollen wir lieber schweigen.

Aus purer Nostalgie: 4-

  5+

Stay

Der zweite Film war Stay, der seit Monaten neben dem Videorecorder lag und zu jenen Filmen gehört, die man sich zwar irgendwann mal anschauen will, aber bitte nicht heute. Und davon gibt es eine Menge …

Schon nach den ersten Minuten war klar, wo die Geschichte hinsteuert. Die Atmosphäre ist zwar dicht, die Inszenierung gekonnt durchdacht und mit kluger Bildsymbolik durchsetzt, aber alles wirkt fürchterlich kalt und indifferent. Die gewollte Orientierungslosigkeit, die die Verlorenheit der Figuren unterstreichen soll, sorgt nur für Irritation und zunehmende Distanz von den handelnden Charakteren.

Da die Emotionen gewissermaßen tiefgekühlt werden, geht einem auch das Schicksal der Figuren überhaupt nicht nahe. Das „überraschende“ Ende, das man zwar nicht im Detail, aber doch grundsätzlich schon von der ersten Szene an kommen sieht, sorgt daher nur für Erleichterung. Immerhin: die gute Bildgestaltung macht die deutlichen Schwächen ein kleines bisschen wett, insbesondere die visuellen Transitionen, also Szenenübergänge, sind großartig – nur das Buch taugt nichts.

 

11. November 2007

 

 

3

Lovesong für Bobby Long

Ein verregneter Sonntagnachmittag auf der Couch und dazu ein Film, der den Blues hat – eine fast perfekte Kombination. Scarlett Johansson erbt in Ein Love Song für Bobby Long ein Haus inklusive zweier schräger Vögel (sprich: Schnapsdrosseln). Einer davon ist John Travolta, der hingebungsvoll einen versoffenen Ex-Literaturprofessor mit tragischer Vergangenheit spielt. Die Expressivität, die Vitalität, mit der er für gewöhnlich seine Figuren ausstattet, hat er hier stark zurückgenommen, was einerseits schade ist, andererseits aber gut zu seinem gebrochenen Charakter passt.

Der Film handelt vom Erwachsenwerden einer jungen Frau, von Wunden in der Vergangenheit, die nie verheilen, und von der Suche eines Mannes nach Erlösung. Das sind große Themen, denen der Film aber nicht zur Gänze gerecht wird. Vieles wird nur angedeutet, mancher Konflikt nicht konsequent genug ausgetragen. Dennoch folgt man den Figuren gern auf ihrem Weg, auch wenn der Film hier und da eine Abkürzung nimmt. Das Ganze ist solide gespielt, durchweg unterhaltsam, aber nicht der große Wurf. Für einen Regennachmittag aber genau das Richtige.

 

Am Abend ging es doch noch hinaus in den Regen, um im Kino um die Ecke Abbitte anzusehen.

 

2-

Abbitte

Ian McEwans Romane stehen seit Jahren auf meiner Leseliste, aber seine Themen sind immer so düster, dass ich mich bislang nicht überwinden konnte, es mit einem zu versuchen.

In dieser Geschichte geht es um die Lüge eines jungen Mädchens, die das Leben dreier Menschen für immer verändert. Die Story entwickelt sich langsam und wird aus verschiedenen Blickwinkeln, teilweise mit kurzen Rückblenden erzählt, und am Anfang wird man dadurch gezwungen, das zuvor Gesehene zu hinterfragen – genau wie die Figuren.

Die erste Hälfte ist intensiv, voller unterdrückter Leidenschaft, gleichzeitig sind die Figuren typisch britisch, eben ein wenig versnobt und zurückhaltend. Es ist schwer, einen Zugang zu ihren Emotionen zu finden, was durch den mehrfachen Perspektivwechsel im zweiten Teil des Films noch erschwert wird.

Die Kamera ist großartig (die endlose Fahrt am Strand von Dünkirchen die beste seit Children of Men), die Schauspieler agieren toll, und manche Szenen gehen unter die Haut, aber es gibt auch einige Längen. Das Ende ist traurig und hat mich beinahe zu Tränen gerührt – aber auch nur beinahe, und genau das ist das Problem.

Trotz einiger Schwächen: 2-

 

13. November 2007

Manchmal geht man in ein Arthauskino und entdeckt unter den Trailern ein paar nette Filme, die man nicht auf dem Radar hatte, manchmal ist das Anschauen aber auch eine wahre Qual. Bei Wir sagen Du, Schatz! und Anderland hab ich nicht einmal verstanden, worum es überhaupt gehen soll, aus den gezeigten Ausschnitten war kaum eine verständliche Geschichte ersichtlich, und was man gesehen hat, machte nicht unbedingt Lust auf mehr. Dabei können die Filme doch nicht so schlecht sein, dass man nicht wenigstens einen halbwegs ordentlichen Trailer hinbekommt, oder vielleicht doch?

 

3

Jennas Kuchen

In den Neunzigern gehörte Hal Hartley zu meinen liebsten Regisseuren (was ich heute vielleicht nicht mehr unterschreiben würde, andererseits habe ich seine Filme auch seit Jahren nicht mehr gesehen). In mindestens zweien davon spielte Adrienne Shelly mit, und ihrem Film sieht man bisweilen an, dass sie sich bei Hartley einiges abgeguckt hat: Den spröden Charme ihrer Helden etwa, den distanzierten, aber immer humorvollen und warmherzigen Blick auf das Schicksal ihrer Figuren. Allein aus diesem Grund mochte ich den Film sofort.

Jenna ist keines dieser Püppchen, die man seit einiger Zeit nur noch in RomComs findet, sie steht mitten im Leben und hat es mit ihrem Kotzbrocken von Ehemann wirklich nicht leicht. Sie ist auch kein bisschen romantisch, ihre Affäre mit dem neuen Arzt passiert einfach so, sie hätte genauso gut auch von einem Auto angefahren werden oder eine plötzliche Leidenschaft für Kricket entdecken können. Vielleicht sind es aber auch nur ihre Schwangerschaftshormone, die Amok laufen. Und am Ende geht auch nicht einfach alles nur gut aus, sondern ist ein wenig komplizierter als in den üblichen Streifen dieser Art. Ein bisschen realistischer.

Leider ist das auch gleichzeitig ein Problem: Ein Film wie aus dem Leben ist eben auch ein bisschen langweilig, teilweise vorhersehbar und spröde. Ich mochte ihn dennoch von Minute zu Minute mehr, wegen seiner bezaubernden Heldin, ihrem unbeholfenen Lover (Nathan Fillion brilliert wieder einmal als charmanter Dussel) und ihrem hassenswerten Ehemann (Jeremy Sisto ist perfekt als narzisstischer Egomane).

 

16. November 2007

Endlich hat das lange Warten ein Ende – Battlestar Galactica ist wieder da! Es soll das Düsterste sein, was je in der Sciene Fiction gezeigt wurde, hieß es in einer Vorankündigung, und gleich die erste Folge der dritten Staffel hatte es mit ihren deutlichen Parallelen zum Irakkrieg in sich. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis sie komplett zur alten Form zurückfindet, der Look war auch schon mal besser, und gekämpft wurde ebenfalls nicht viel, aber trotzdem war es ein guter Anfang. Dass die erste Folge nur halb so lang schien wie sie war, ist immer ein gutes Zeichen …

 

Mann, ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal auf eine SciFi-Serie freuen würde, aber vor Deadwood hätte ich dasselbe auch nicht von einem Western gedacht – zwei Genres, die ich eigentlich nicht besonders mag.

Dabei ist Deadwood ein echtes Phänomen. In einer Folge passiert meist nicht sehr viel, dafür wird umso mehr geredet, und was gesagt wird, ist einerseits sehr umständlich formuliert, strotzt andererseits aber auch nur so von Schimpfwörtern. Die Serie lebt von ihren Charakteren, die origineller und eigenwilliger sind als in vielen anderen Formaten, und von ihrem unvergleichlichen Witz.

 

Ein kleines Juwel lief in den letzten Monaten ebenfalls auf PREMIERE: The Black Donnellys. Paul Haggis erzählt die Geschichte von vier irischen Brüdern in New York, die sich gleichzeitig mit der irischen und italienischen Mafia anlegen. Das Ganze ist ungemein witzig und spannend erzählt, die Handlung ist äußerst komplex, die Charaktere liebevoll gezeichnet. Leider wird vom Zuschauer viel verlangt, deshalb ist die Serie in den USA schon nach sechs Folgen eingestellt worden. Dreizehn gibt es insgesamt, aber die sind großartig. Meister Mim und ich haben nur noch zwei oder drei Folgen bis zum (vermutlich viel zu abrupten) Ende, und es wird immer besser und spannender …

So ähnlich ging es uns schon mit der Irakserie Over There. Brillant gespielt, gute Geschichten, hochspannend, aber – diesmal verständlicherweise – in den USA ein Flop. Hierzulande könnte man froh sein, wenn die Topserien soviel Qualität hätten wie die US-Flops …

 

17. November 2007

 
 

3-

Glück in kleinen Dosen

Seit der Erfindung der amerikanischen Vorstädte gibt es wohl diese feinen, satirisch angehauchten Auseinandersetzungen mit den Neurosen der saturierten Mittelschicht. Seit American Beauty scheint sich ihre Zahl aber explosionsartig vergrößert zu haben.

Dieser Film ist bis in die Nebenrollen mit hochkarätigen Stars (Glenn Close, Carrie-Ann Moss, Ralph Fiennes u.v.m.) besetzt, die viel aus ihren Rollen herausholen, auch wenn das Drehbuch sie bisweilen im Stich lässt. Dean (wird immer besser: Jamie Bell) steht dabei im Mittelpunkt; er trauert um seinen besten Freund, während alle anderen nur ihren Dealer vermissen. Um an die Drogen des Toten zu kommen, entführen ein paar Kids einen Jungen, den sie für Deans Bruder halten, und damit beginnen die Schwierigkeiten erst.

Die Grundkonstellation erinnert an Alpha Dog, aber die Geschichte ist deutlich als Satire angelegt. Besonders die Erwachsenen kommen dabei schlecht weg, sie hören ihren Sprösslingen nie zu, denken nur an sich oder rennen wie Zombies durch die Gegend.

Dass die Story trotz ihres Humors, ihrer grotesken Entwicklungen und tollen Darsteller nicht so richtig in Fahrt kommt, liegt wohl daran, dass die einzelnen Handlungsstränge nicht wirklich harmonisch zusammengehen, einige Einfälle nicht zünden und die Satire nicht so beißend ist wie es das Thema hergeben würde. Am Ende gibt es aber eine tolle, bewegende Szene abseits eines etwas klamaukigen Finales. Insgesamt sehenswert.

 

 

3

Indiana Jones und der Tempel des Todes

Obwohl ich zu der Zeit, als der Film herauskam, schon regelmäßig ins Kino ging, habe ich den Streifen damals nicht gesehen (vielleicht lag’s auch an der Altersfreigabe). Irgendwann Anfang der Neunziger habe ich dann mit Freunden alle drei Teile auf Video nachgeholt (allerdings in der falschen Reihenfolge) – und war ziemlich enttäuscht. Sie haben mir einfach nicht gefallen, waren mir zu kindisch, zu albern, obwohl ich manche Szenen durchaus gelungen fand.

Heute sehe ich das weniger kritisch. Es ist ordentliches Popcornkino, stellenweise rasant, immer amüsant, aber auch inzwischen ein wenig veraltet (besonders der peinliche Machismo).


18. November 2007

Sexy Beast und K-19 – ein Versuch

Irgendwie hatte ich nach Indy noch Lust, einen Film zu sehen; fürs Kino war es zu spät, im Fernsehen lief nichts, also habe ich mir meine Liste mit Filmen, die ich irgendwann mal sehen will, vorgenommen. Vor ein paar Tagen sprach ich mit Mark G. und Meister Mim über Sexy Beast, die Wahl lag also nahe. Leider stand mir der Film nur im Original ohne Untertitel zur Verfügung …

Anfangs dachte ich tatsächlich, das Gebrummel des Helden ist Spanisch, weil ich kein Wort verstanden habe. Nachdem ich die Lautstärke hochgedreht hatte, konnte man immerhin erahnen, dass es eine Form von Englisch ist. In den ersten zehn Minuten habe ich dennoch nur ein Wort verstanden: „Truck“.

Es dauerte, bis ich mich an die vernuschelte, mit Slang durchsetzte Sprechweise des Helden gewöhnt hatte. Am besten konnte ich ihn mit geschlossenen Augen und auf die Sprache konzentriert verstehen, aber bei einem Film ist das wenig empfehlenswert. Ben Kingsley war besser zu verstehen, aber alles in allem habe ich bald das Interesse verloren. Die wichtigen Sachen habe ich zwar mitbekommen, doch falls es einen besonders ausgefeilten Dialogwitz gab, ist der mir entgangen.

Nach 42 Minuten habe ich aufgegeben. Optisch machte der Streifen bislang nicht viel her, die Geschichte war auch nicht besonders originell (da gab es schon wesentlich bessere schmutzige Gangsterfilme wie Bube, Dame, König, GrAs oder Layer Cake). Vielleicht hole ich den Rest mal nach.

Hinter dem Film kam noch K-19, und ich dachte mir, dass ich ihm mal eine Chance gebe. Obwohl ebenfalls im Original ohne Untertitel, habe ich diesmal jedes Wort verstanden – eine echte Wohltat. Nur wurde ich nach zehn Minuten so furchtbar müde, dass ich den Film ein anderes Mal nachholen muss.

 

Mir war ja nicht so ganz wohl dabei, mich einfach in ein fremdes Kino zu schleichen, aber Mark. G. hat mich genötigt …

Nein, im Ernst: Ich habe damals, als wir Ratatouille in einer Sneakpreview gesehen haben, sehr bedauert, dass der Vorfilm Lifted nicht dabei war. Vielleicht lag es an meiner zu hohen Erwartungshaltung, aber so toll fand ich ihn jetzt nicht. Okay, er hat Spaß gemacht und ist ganz nett geraten, aber laut gelacht habe ich nicht. Die Animation ist jedoch ziemlich gelungen (besonders die Mimik der Aliens ist perfekt), und irgendwie musste ich die ganze Zeit über an meine Fahrprüfung denken …

 

 

3

Von Löwen und Lämmern

Ich wusste nicht viel über den Film, als ich ins Kino ging, aber die Tatsache, dass Meryl Streep mitspielt, reichte als Grund eigentlich schon aus, um die Eintrittskarte zu lösen. Nach einer halben Stunde dachte ich dann allerdings: Oh Gott, ein Laberfilm …!

Zugegeben, die Umsetzung ist spröde, man sieht fast nur zwei Gesprächspartner, die sich gegenübersitzen und Meinungen austauschen, das Ganze brav in üblicher Schuss-Gegenschuss-Manier abgefilmt. Dazwischen – fast schon als eine Art von Action-Feigenblatt – ein Einsatz in Afghanistan, der aber ebenfalls nur über drei Schauplätze verfügt: Sieht nach einem Low-Budget-Film von einem Regienovizen aus, ist aber das Werk eines alten Hasen.

Robert Redford bezeichnet sich gern als Aktivist, und der Film ist auch gewissermaßen vom Geist und den Tugenden der Alt-68er erfüllt, ein leidenschaftliches Plädoyer für kritisches Denken und bürgerliches Engagement. Je länger die Diskussionen dauern, desto spannender wird der Film, und auch der Kriegseinsatz erscheint schon bald in einem anderen Licht, steht mit den anderen beiden Handlungssträngen im Zusammenhang. Nur die pathetische Heldenpose am Ende hat mir überhaupt nicht gefallen.

Natürlich wird Redford niemanden mit seinem Film „bekehren“, er erzählt auch überhaupt nichts Neues, liefert aber eine interessante Bestandsaufnahme der gegenwärtigen amerikanischen Denkweise, und er macht eines unmissverständlich klar: Solange die US-Politiker glauben, den Krieg gegen den Terror mit Waffengewalt gewinnen zu können, wird sich an dem Dilemma nichts ändern.

 

20. November 2007

 

3+

American Gangster

Vor einiger Zeit lief im Fernsehen eine mehrteilige Doku über das organisierte Verbrechen in den USA. Darin wurden alle Personen und Ereignisse vorgestellt, die den amerikanischen Gangsterfilm der letzten Jahre und Jahrzehnte geprägt haben: Sowohl Coppolas Pate-Trilogie als auch Scorseses Good Fellas oder Casino, French Connection, Donnie Brasco und einige andere Filme haben sich in diesem Fundus bedient.

American Gangster behandelt ein weiteres Kapitel, in dem es um den ersten großen farbigen Mafiaboss geht, gut gespielt von Denzel Washington. Sein Gegenspieler Russel Crowe ist der einzige nicht korrupte Polizist, der ihn über Jahre verfolgt und am Ende zur Strecke bringt.

Die Geschichte ist geradlinig erzählt und auch ebenso umgesetzt: Tolle Bilder, einfallsreiche Schnitte oder sonstige filmische Kühnheiten fehlen, was die Story leicht konsumierbar macht, leider aber auch nicht vom Durchschnitt abhebt. Beide Schauspieler agieren erstklassig, besonders Washingtons ruhige, bedächtige Art ist trügerisch, wird immer wieder von explosiven Gewalteruptionen in Frage gestellt. Man spürt sofort, dass der Mann nicht nur weiß, was er will, sondern es sich auch nimmt, ohne Rücksicht auf Verluste. Crowe dagegen spielt den getriebenen, strengen moralischen Prinzipien unterworfenen Gesetzeshüter, der seinem Kampf gegen das Verbrechen auch die Familie opfert. Beide Charaktere sind ambivalent, man mag sie meistens, aber man liebt sie nicht.

Insgesamt ist der Film zu lang, zu gemächlich, er bietet keinerlei Überraschungen und erzählt, zumindest wenn man o.g. Doku kennt, überhaupt nichts Neues.

 

24. November 2007

Rom – das Finale

Leider war die zweite Staffel (oder besser gesagt, die zweite Miniserie) zwei Folgen kürzer als die vorherige. Die ersten Folgen konnten auch nicht ganz an das Niveau der alten anschließen, aber ab der dritten Episode wurde es besser und besser. Der Stoff – der Untergang der Römischen Republik – wurde weitgehend historisch korrekt dargestellt, üppig ausgestattet und mit tollen Charakteren besetzt. Es gab Action, Drama und Humor – was will man als Zuschauer mehr?

Herz und Seele der Produktion waren Polly Walker und James Purefoy, die ihre zwiespältigen Charaktere mit solcher Lust am Spiel zum Leben erweckt haben, dass jeder Auftritt von ihnen zum Ereignis wurde. Das Ende war natürlich jedem historisch interessierten Zuschauer schon bekannt, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tat. Schade nur, dass es jetzt vorbei ist …

 

 

3-

Outland - Planet der Verdammten

Es ist einer dieser älteren Filme, die ich noch nicht gesehen hatte, von denen man aber hört, dass man sie gesehen haben sollte. An einem wie immer schlecht bestückten samstäglichen Fernsehabend (miese Shows, wohin das Auge blickt) also so etwas wie ein Hoffnungsschimmer im Spätprogramm. Um eines gleich vorweg zu schicken: Der Film ist fast dreißig Jahre alt, was man nicht unbedingt sieht, aber spürt ...

Der Look ist noch das Beste an dieser Produktion, die wie Alien ausschaut und wie High Noon konzipiert ist. Für den geübten Zuschauer bietet die Handlung jedoch keinerlei Überraschungen; schon nach den ersten Minuten kapiert man, worum es geht, wofür der Held (gut, aber nicht gefordert: Sean Connery) jedoch fast die Hälfte des Films benötigt. Der Rest schleppt sich bis zum leider viel zu kurzen, aber dafür schön bebilderten Finale.

Meine zunehmende Müdigkeit und die unendlich langen, das sich allmählich steigernde Tempo immer wieder ausbremsenden Werbepausen haben das Zusehen noch weiter erschwert, daher erfolgt die Bewertung eher aus nostalgischer Sicht.

 

30. November 2007

PREMIERE verführt (leider) dazu, dass man viel zu viele Filme aufnimmt und ansieht – vor allem solche, die nur durchschnittlich sein sollen – mit dem Resultat, dass sich die Kassetten stapeln und man trotzdem nicht weiß, was man sich ansehen soll …

Aus Mangel an Alternativen und um den SUV (Stapel ungesehener Videos) abzubauen, habe ich mir ein paar Sachen angeschaut, auf die ich getrost hätte verzichten können. Im werbefinanzierten Free-TV wäre mir das nicht passiert, denn da schalte ich bei Nichtgefallen konsequent in der Werbepause aus.

 

 

5

The I Inside - Im Auge des Todes

Roland Suso Richter hat auch in Hollywood gedreht, leider hat er schlecht gewählt, denn der Mystery-Thriller um einen jungen Mann (Ryan Philippe), der nach einem Unfall im Krankenhaus erwacht und zwischen zwei zeitlichen Stationen seines Lebens hin- und herspringt, hat ein nur mäßiges Drehbuch, das viele Schwächen aufweist. Im Fahrwasser von The Sixth Sense muss die Story natürlich auch ein überraschendes Ende haben, was einen da jedoch schon lange nicht mehr interessiert, da der Weg dorthin in zu viele Sackgassen und über noch mehr überflüssige Umwege geführt hat. Visuell bemüht, was in diesem Fall heißen soll: Angesichts des kammerspielartig angelegten Buches ist visuell sowieso nicht viel rauszuholen, aber das sieht ganz ordentlich aus.

Im Prinzip wie Stay, nur weniger eindrucksvoll umgesetzt, dafür aber zwei Jahre früher und somit ein Fünkchen origineller.

 

 

6

Bad Bad Things

Trotz des englischen Titels ein französischer Film – eine Übersetzung des Originaltitels (Mon idole – Mein Idol) wäre nicht nur ehrlicher, sondern auch treffender gewesen. Die Kurzbeschreibung der Geschichte klang noch interessant: Ein junger Produktionsassistent erregt die Aufmerksamkeit seines Chefs und wird von ihm und seiner Gattin (Diane Kruger) übers Wochenende in ihr Landhaus eingeladen. Das Ganze sollte eine rabenschwarze Mediensatire sein.

Es fing auch wie eine Satire an, doch dann passierte einfach nichts mehr. Die Handlung schleppte sich von Minute zu Minute dahin wie ein grippekranker Hundertjähriger, es gab ein paar skurrile, aber nicht besonders gute Einfälle, dummes Geschwätz und viel, viel Leerlauf. Nach einer Stunde endlich der langersehnte Wendepunkt, dessen Wirkung aber schon nach wenigen Minuten wieder verpufft. Weitere zwanzig Minuten später passiert noch etwas, das die Handlung in Gang bringt und für halbwegs kurzweilige fünf bis zehn Minuten sorgt, aber da war Hopfen und Malz schon lange verloren. Um den Film etwas zu beschleunigen, habe ich sogar weite Strecken im Schnellvorlauf geguckt …

Bad, bad movie

 
 

3-

The Woods

Manchmal hat man ja Lust, einen bestimmten Genrefilm zu sehen, einen spannenden Thriller oder auch einen sanften Gruselfilm (für die richtig harten Sachen habe ich nicht die Nerven …), nur leider läuft in solchen Momenten garantiert nichts dergleichen im Fernsehen. Doch diesmal hatte ich Glück: The Woods war genau die Art von Mysterystreifen, die ich gerade sehen wollte, außerdem mit der von mir hochgeschätzten Patricia Clarkson.

Die Story war leider nur 08/15: In einem eleganten Mädcheninternat in den Sechzigern passieren ein paar unheimliche Dinge, die mit dem düsteren Wald in Verbindung stehen, in dem das Anwesen liegt. Ein bisschen Blair Witch Project, eine Prise Sant Anges und fertig ist das Instant-Gruselmärchen. Beim Drehbuch hätten sich die Macher mehr Mühe geben können, ein paar Dinge waren unlogisch und passten nicht zusammen, aber die Atmosphäre war schön dicht, die Kamera lieferte tolle Bilder, und die Darsteller haben gut gespielt. Das Ganze ist beileibe kein Meisterwerk, aber genau das richtige für einen nebeligen Nachmittag …

 

 

3

Das Gesicht der Wahrheit

Die Kritiken und Bewertungen waren so schlecht, dass ich mir den Film gar nicht erst ansehen wollte. Aber da ich Julianne Moore und Samuel L. Jackson mag, wollte ich dem Streifen wenigstens eine Chance geben.

Moore spielt eine verzweifelte Mutter, deren Kind beim Diebstahl ihres Autos auf dem Rücksitz geschlafen hat und nun verschwunden ist. Jackson ist der Polizist, der den Fall klären soll und dabei den Verdacht hat, dass die Frau ihm nicht die ganze Wahrheit sagt. Durch ihre Anschuldigung, dass der Täter ein Schwarzer ist, kocht die Stimmung in dem Armenviertel hoch, Rassenunruhen drohen.

Das Thema ist interessant, die Umsetzung jedoch nicht so gelungen, wie es wünschenswert gewesen wäre. Manches hätte besser auf den Punkt gebracht werden können, gerade die sozialen Spannungen, die sich langsam aufbauen und schließlich entladen, hätten etwas sorgfältiger herausgearbeitet werden können. Das ist jedoch auch der einzige Nachteil des Films. Die darstellerische Leistung, besonders von Julianne Moore, ist hervorragend (wunderbar: Edie Falco in einer Nebenrolle) – alles in allem eine durch und durch solide Leistung, die vielfach unterbewertet wurde.

 

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