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Die Überraschungen:
Wie jedes Jahr gibt es ein paar Überraschungen, dieses Jahr sogar ein bisschen mehr als üblich. Die größte Überraschung ist wohl, dass München mit fünf Nominierungen inkl. Film und Regie wesentlich besser abschnitt als in den letzten Wochen erwartet. Auch L.A. Crash als "ältester" Film (Kinostart war Anfang Mai 2005) schnitt mit sechs Nominierungen hervorragend ab.
Tendenziell ist damit zwar schon im Vorfeld gerechnet worden, aber trotzdem haben politische oder sozial relevante Filme alle Bester Film-Nominierungen besetzt.
Der auffälligste Oscar-Loser ist wohl Match Point, dem man mehr als nur eine Nominierung für Woody Allen zugetraut hatte.
Obwohl William Hurt in A History of Violence nur wenige Minuten zu sehen ist, langte es (völlig zurecht und verdientermaßen) für eine Nominierung als Bester Nebendarsteller.
Die Rache der Sith ist der einzige Star Wars-Film seit 1977, der nicht für einen Spezialeffekte-Oscar nominiert wurde - in meinen Augen eine groteske Fehlentscheidung, haben doch die ersten beiden Prequels mit etwas schwächeren Effekten und Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia mit wesentlich schwächeren Effekten sehr wohl eine Nominierung geschafft.
Als Überraschung dürfte wohl auch die Kamera-Nominierung für Batman Begins gelten, der keine weiteren technischen Nominierungen erzielen konnte...
Da A Love That Never Grows Old den Akademie-Statuten nach nicht als Bester Song nominiert werden konnte, fehlt Brokeback Mountain hier eine neunte Nominierung, schließlich hat der Song auch einen Golden Globe gewonnen.
Trivia:
- Dieses Jahr gibt es gleich zwei Triple-Nominees: George Clooney (Regie, Nebendarsteller, Drehbuch) und Paul Haggis (Film, Regie, Drehbuch).
- Die Bester Ton-Nominierung von Die Geisha ist eine Nominierung der Oscar-Loser. Die vier Nominierten sind bislang 37mal leer ausgegangen, darunter auch Kevin O'Connell, der seine 18. Nominierung erhielt.
- Komponist und fünffacher Oscar-Gewinner John Williams erhielt die 44. und 45. Nominierung seiner langen Karriere.
- Steven Spielberg ist gleich mit zwei Filmen im Oscar-Rennen. Neben den fünf Nominierungen für München gibt es noch drei für Krieg der Welten. Damit erhöht sich die Anzahl der Nominierungen für seine Filme auf 105, der Abstand zu Rekordhalter William Wyler (128 Nominierungen für seine Filme) ist von 31 auf 23 verkürzt. Spielberg erhielt seine zehnte und elfte Nominierung, darunter die sechste Nominierung als Bester Regisseur (nur vier Regisseure haben in dieser Kategorie mehr Nominierungen erhalten). München ist sein siebter Film, der als Bester Film nominiert wurde (auch hier gilt: nur vier Regisseure haben mehr Best Picture Nominees im Rennen gehabt).
- Woody Allen erhielt seine 21. Nominierung (seine 14. als Autor) und ist damit mit Billy Wilder gleichgezogen. Kein Regisseur wurde öfters für einen Oscar (unabhängig von der Kategorie) nominiert als diese beiden.
- Die fünf besten Filme spielten bislang nur $186 Mio. ein, 10 % weniger als die Favoriten des Vorjahres zu diesem Zeitpunkt (s.a. Oscars & Geld).
- Mit Sophie Scholl - Die letzten Tage (bester fremdsprachiger Film) und Ausreisser (bester Kurzfilm) wurden gleich zwei deutsche Filme nominiert, außerdem wurde die Koproduktion Merry Christmas für Frankreich ebenfalls als bester fremdsprachiger Film nominiert. Deutschland wurde somit zum 15. Mal in dieser Kategorie nominiert (6x Deutschland, 8x West, 1x Ost). Die Spitzenreiter Frankreich und Italien bauten ihre Führung auf 35 bzw. 28 aus.
- Die fünf Besten Filme kosteten im Schnitt $21 Mio., wobei der Löwenanteil auf München ($72 Mio. Produktionskosten) fällt. Zieht man den Spielberg-Film ab, dann ergibt sich für die übrigen vier Filme ein Kostenschnitt von gerade einmal $8,7 Mio..
- Unter den besten Animationsfilmen befindet sich dieses Jahr kein einziger CGI-Film.
Bester Film:
Ausnahmsweise (zum vierten Mal in der Geschichte der Filmakademie) wurden nur Filme nominiert, deren Regisseure ebenfalls nominiert wurden. Brokeback Mountain ist der Favorit, da seit 1982 mit drei Ausnahmen immer der Film mit den meisten Nominierungen auch den Oscar als Bester Film des Jahres bekommen hat. Drei der nominierten Filme basieren auf echten Personen oder Ereignissen.
Beste Regie:
Keine Frage, Ang Lee, der bislang zweimal leer ausgegangen ist, ist der Favorit.
Bester Hauptdarsteller:
Sehr enges Rennen zwischen Philip Seymour Hoffman (der im Vorfeld die meisten Preise erhielt), Heath Ledger und Joaquin Phoenix.
Beste Hauptdarstellerin:
Reese Witherspoon ist der Favorit, Felicity Huffman hat aber auch Chancen.
Bester Nebendarsteller:
Völlig offenes Rennen, ich tendiere aber (momentan) zu George Clooney.
Beste Nebendarstellerin:
Rachel Weisz ist nach dem Golden Globe Gewinn wohl Favorit.
Bestes Drehbuch:
In beiden Kategorien ein Zweikampf: Bei den Originalen zwischen Good Night, and Good Luck. und L.A. Crash, bei den Adaptionen zwischen Brokeback Mountain und Capote.
"Technische" Kategorien:
In nahezu jeder Kategorie zur Zeit noch völlig offen...
Die Studios:
Focus dominiert mit 16 Nominierungen, gefolgt vom Mutterstudio Universal mit 12 Nominierungen. Sony (6) und Sony Classics (8) kommen zusammen auf 14, Warner Independent (7) und Warner Bros. (8) zusammen auf 15 Nominierungen.
Bei den deutschen Verleihern kann sich UIP über 19 Nominierungen freuen, gefolgt von Warner Bros. (17), Kinowelt (12) und Tobis und Buena Vista (je 8).
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