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MARK G.'s BIS ZUR UNENDLICHKEIT UND NOCH VIEL WEITER
Forum, Leserbriefe
 
Kaum ist der Weltuntergang 2012 ausgelieben, ist ein neues Phänomen ausgebrochen: Die Studios denken weit in die Zukunft!

Als ich vor ziemlich genau dreißig Jahren die ersten Verleihstaffeln in den Händen hielt und die ersten Startlisten zu sehen bekam, war das noch recht übersichtlich. Zum einen wurden damals wesentlich weniger Filme in den Kinos gestartet, zum anderen hatten 99,9 % der angekündigten Filme einen Starttermin innerhalb der nächsten 18 Monate, die allermeisten davon in den nächsten 12 Monaten.

Die Situation heute ist eine ganz andere. Die Disney Company und 20th Century Fox haben schon bis zum 21. Dezember 2018 (!) die wichtigsten Termine abgesteckt. Dieser Termin liegt 5 1/2 Jahre oder 66 Monate oder 290 Wochen in der Zukunft! In diesem Zeitraum kann der Studiochef schon zweimal ausgetauscht werden...

Für diese Weitsicht gibt es zwei Gründe:

Nr. 1:
Fast alle Studios schwören hauptsächlich auf sogenannte Tentpole Pictures. Das sind in der Regel extrem teure Megaproduktionen, die auf den bewährten Startterminen für Umsatz sorgen sollen.
Kein Studio praktiziert diese Politik so konsequent wie die Disney Company. Mit den für über $15 Mrd. eingekauften Firmen Marvel, Lucasfilm und Pixar sowie der Partnerschaft mit dem Überproduzenten Jerry Bruckheimer hat das Traditionsstudio eigentlich überhaupt keinen Platz mehr für "normale" Filme und auch kein Geld für sie übrig. Das unglaublichste Jahr der Firmengeschichte dürfte wohl 2015 werden, wenn für Disney Avengers 2 und Ant-Man (Marvel), Star Wars Episode 7 (Lucasfilm), Pirates of the Caribbean 5 (Bruckheimer) sowie Inside Out und Findet Dory (Pixar) ins Rennen gehen. Diese Firmenstrategie steht im völligen Kontrast zur Strategie von Disney Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre, als das Studio dreimal so viele Filme produzierte, die in der Regel unter den durchschnittlichen Produktionskosten lagen. Filme wie Pretty Woman oder Der Club der toten Dichter hätten heute keine Chance, bei Disney unterzukommen.
Da diese Tentpole Filme meist Produktionskosten zwischen $150-250 Mio. aufweisen und die (vermeintlich) besten Starttermine spärlich gesät sind, beeilt sich natürlich jedes Studio, diese Termine für die eigenen Produktionen zu "reservieren". So ist zum Beispiel der lukrative Sommereröffnungstermin am ersten Mai-Wochenende in den Jahren 2014, 2015, 2016 und 2017 schon mit Marvel-Comicverfilmungen belegt.

Nr. 2:
Vorbei sind die Zeiten, als es alle drei bis vier Jahre zu Weihnachten in Deutschland oder im Sommer in den USA einen neuen Disney-Zeichentrickfilm gab und in den Jahren dazwischen alte Disney-Klassiker wiederaufgeführt wurden. Inzwischen gibt es allein bei Disney drei Quellen für Animationsfilme (Walt Disney Animation Studios, Pixar und DisneyToon Studios), und auch fast alle anderen Studios sind in das Animationsgeschäft eingestiegen: 20th Century Fox hat Blue Sky und einen Auswertungsvertrag mit DreamWorks Animation, für Universal malt Illumination Entertainment und für Sony Sony Pictures Animation.
Inzwischen kommt es also zu einer regelrechten Animationsschwemme, die kaum noch durch das langfristige Terminieren entzerrt werden kann. Oft liegen nur noch zwei Wochen zwischen den Animationsstarts, manchmal sogar nur eine. Der Termin am 16. Juni 2017 ist momentan sogar von zwei Trickfilmen belegt! Bitter ist natürlich auch die Tatsache, dass die Produktionskosten der Animationsflime meistens zwischen $100-175 Mio. liegen.
Bei allen bislang bekannten acht Terminen im Startplan 2018 handelt es sich um Animationsfilme. Kein einziger davon hat bislang einen Titel, bei den fünf Filmen von 20th Century Fox weiß das Studio noch nicht mal, ob es sich um einen Blue Sky- oder um einen DreamWorks-Film handeln wird - aber die Termine sind reserviert!

Die langfristige Strategie der US-Majors zeigt allerdings auch eine deutliche Chance auf: Wenn sich die US-Studios fast nur noch auf Großproduktionen und Animationsfilme konzentrieren, bleibt viel Spielraum für Independent-, deutsche und europäische Produktionen.
In einer Welt, in der alle ein bis zwei Wochen ein Megablockbuster und alle drei Wochen ein Animationsfilm startet, sticht ein Film wie Ziemlich beste Freunde als einzigartig heraus. Diese einzigartigen Stoffe müssen produziert werden - mit den Megabudgets aus Amerika können wir sowieso nicht mithalten...


Aus Liebe zum Kino,
Mark G.
Leserbriefe
 
Mark G.'s  BIS ZUR UNENDLICHKEIT UND NOCH VIEL WEITER

 

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