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EIN PAAR KURZE GEDANKEN ZUR SCHIZOPHRENIE IN DER FILMBRANCHE
12. Dezember 2005 Liebe Filmbranche,
Nach einer langen Durststrecke geht es nun endlich wieder bergauf in den Kinos. Ich will gar nicht lange auf die bisherigen Zahlen verweisen, denn die sind ja hinlänglich bekannt. Trotz des Jahres-Endspurts durch Harry Potter, Die Chroniken von Narnia und hoffentlich auch King Kong wird es sich leider nicht vermeiden lassen, dass die Gesamtbesucherzahl in Deutschland in etwa auf das Niveau des Jahres 1996 zurückfällt.
Natürlich gibt es viele Ursachen für den Rückgang und mit Rückschlägen musste man schon immer zu Recht kommen. Das Kino wurde schon mehr als einmal totgesagt – während des Siegeszugs des Fernsehens in den 50er und 60er Jahren, während des Videobooms in den 80er Jahren und der damals weit verbreiteten Video-Piraterie (heute wird gerne vergessen, dass die Branche schon einmal in den 80er Jahren gegen eine grassierende Piraterie zu kämpfen hatte) sowie während des Siegeszugs der Privatsender in den 90er Jahren. Und nun wird das Kino, das wir alle so lieben, wieder einmal aufgrund einer langen Liste an Faktoren (Piraterie, DVD-Boom, Heimkino u.v.m.) totgesagt, von manchen Medien sogar schon begraben.
Besonders prekär am Rückgang auf das Niveau des Jahres 1996 ist die Tatsache, dass wir heute in Deutschland 4.875 Kinosäle haben, 1996 waren es noch 4.070. Dies bedeutet also, dass sich die durchschnittliche Kinoauslastung sogar noch weit unter der des Jahres 1996 befindet. Aber auf diesen Punkt will ich ja eigentlich gar nicht hinaus…
Denn ich erinnere mich noch sehr gut an viele Münchner Filmwochen oder andere Branchentreffs in den 90er Jahren, als die Filmverleiher den versammelten Kinobesitzern erklärten, dass im Lande 1.000 Kinos fehlten und sie doch bitte, bitte, bitte, diesen Notstand beheben sollten. Nun gibt es also 4.875 Kinosäle im Land, das sind 1.217 Leinwände (+33 %) mehr als noch im Jahr 1992! Nachdem die Kinobranche diese Bitte der Verleiher mit Millioneninvestitionen beantwortet hat und so mancher Kinobetreiber dafür heute am Rande der finanziellen Möglichkeiten steht, was machen da die gleichen Filmverleiher bzw. deren Filmstudios heute als Dankeschön? Richtig, sie verkürzen immer weiter den Abstand zwischen Kinostart und DVD Release. Damit nicht genug, manche kündigen schon Zeiten an, in denen der Kinostart und der DVD Release zeitgleich erfolgen soll. Kurz gesagt, als ehemaliger Kinomacher und als ganz normaler Mensch, finde ich ein solches Verhalten schlicht und einfach schäbig…
Aber es kommt noch besser! Die Filmverleiher sagen den Kinomachern immer wieder, dass die Ticketpreise in Deutschland zu niedrig sind und verweisen auf andere europäische Länder, in denen höhere Eintritte verlangt werden. Gleichzeitig senken die gleichen Filmstudios die Preise für DVDs immer weiter, im ersten Halbjahr 2005 laut FFA um 6,2 % auf nur noch 13,25 Euro pro Silberling! Da wird man doch von Schizophrenie reden dürfen, oder?
Die Filmstudios versprechen sich von der Zusammenführung der Starttermine eine Senkung der Werbekosten. Meine lieben Leute, so können ja nur Buchhalter denken, denn da stecken doch ein paar Logikfehler hinter dieser Idee:
1. Kinohits generieren DVD-Hits. Wenn die DVD-Filme keine Chancen hatten, im Vorfeld zu Kinohits zu werden, werden die DVD-Händler nicht wissen, welchen DVDs sie ihren kostbaren Verkaufsraum zur Verfügung stellen sollen und bestellen hauptsächlich die Filme mit der größten Werbepräsenz. Dementsprechend müssen die Filmstudios immer mehr Geld für Werbung ausgeben, damit sie von den DVD-Händlern auch geordert werden. Die vermeintliche Ersparnis verpufft, da ja auch die Kinoeinnahmen sinken. 2. Ein weiterer Grund für die Zusammenführung der Starttermine soll die Reduzierung der Piraterie sein. Ich mag ja naiv sein, aber ist es für einen Piraten nicht viel einfacher, eine Raubkopie von einer DVD zu erstellen? Und ist die Qualität von dieser geraubten DVD-Kopie für den potenziellen Käufer nicht viel attraktiver als eine abgefilmte Kinovorstellung? 3. Der DVD-Boom ist nahezu am Ende angelangt. Im ersten Halbjahr 2005 stieg der Umsatz durch Vermietung und Verkauf laut FFA nur noch um 4,5 %, hauptsächlich getragen von TV-Serien-Boxen. Wenn also die Einnahmen aus der DVD-Auswertung von Kinofilmen nicht mehr steigen, dann macht es doch absolut keinen Sinn, gleichzeitig die Einnahmen aus der Kinoverwertung einbrechen zu lassen, oder? 4. Die Filmstudios verdienen einen Batzen Geld mit Videosequels zu erfolgreichen Kinofilmen. Wenn es keine erfolgreichen Kinofilme mehr gibt, woher sollen dann die Fortsetzungen kommen? Ohne Kinos - und seien wir mal realistisch - ein gleichzeitiger DVD-Release würde wohl mindestens der Hälfte der Kinos das Genick brechen, gäbe es auch keine Kinofilme mehr. Die Studios würden dann eigentlich nur noch Fernsehware unters Volk bringen - und da können sie dann an den Produktionskosten wirklich Geld sparen...
Noch sind wir nicht beim gleichzeitigen DVD-Release angelangt - auch wenn Steven Soderbergh damit experimentiert, aber wir kommen dieser bedrohlichen Situation Stück für Stück näher. Noch besteht die Möglichkeit diesen Unfug abzuwenden und uns einfach an dem Kinojahr 2006 erfreuen, das in meinen Augen nur besser werden kann als 2005 - oder 1996...
Aus Liebe zum Kino,
Euer Mark G.
P.S. Wie immer ist jede Mail zum Thema willkommen und wird auf dieser Seite veröffentlicht. |
Tom R. meint:
Hallo,
auch ich möchte mich gerne diesem Thema annehmen und meine Meinung kundtun.
Der Rückgang der Besucherzahlen kommt für mich in keinster Art und Weise überraschend und es gibt ganz klar einen Schuldigen für diese Misere - Die Verleiher und Produktionsfirmen !!!!
Die die mir Leid tun sind die großen Kinoketten , die in den 90ziger Jahren Kinopaläste mit viel Geld aufgebaut haben, in Berlin, gerade im Ostteil ist dies sehr deutlich zu erkennen (Cinemaxx 2 Kinos, UCI 2 Kinos, CineStar/Ufa 3 Kinos um nur die großen Ketten im Ostteil zu nennen). Die Eintrittspreise sind aufgrund der großen Konkurrenz sehr stabil geblieben, zBsp UCI 5,50 EUR am Wochenende plus Parkplatz kostenfrei, und trotzdem bekommen die keine Unterstützung von den Verleihern. Im Gegensatz jetzt sollen DVD Veröffentlichungen früher erfolgen, gleichzeitig werden bei Blockbustern hohe Gebühren genommen und das wichtigste es fehlt an Werbung und Marketingmaßnahmen, die man fast nur noch bei sehr großen Filmen wiederfindet. Aber wie oft startet ein US-Hit hier mit kaum TV-Teasern bzw. anderem Starrummel, selbst bei Narnia und King Kong fand ich dies schon sehr dürftig. Auch deutsche Produktionen wie der "Elch" oder "Merry Christmas" laufen nur durch Mundpropaganda. Desweiteren sind Kopienstarts um die 200 fast zum Standart geworden, so das man teilweise lange fahren muss um seinen Film zu sehen. Man merkt richtig wie man sich aus diesem Segment zurückzieht und der DVD dadurch zum Erfolg verhelfen will. Aber ganz ehrlich , so wie Mark schon schreibt, ohne Kinohit gibt es auch ganz selten einen großen DVD Erfolg und gerade bei denen gibts doch ehrlicher Weise nur ein Problem mit der Piraterie. Denn echte Kinofans wissen doch was Sie am Kino haben und würden keine Original- oder Internet DVD bevorzugen. Das Qualität wichtig für den Zuschauer ist erkennt man ja auch am Erfolg der DVD TV-Boxen. Dort wäre es ja noch einfacher die Serie gleich im TV aufzunehmen und zu sammeln. Also muss es doch dem Zuschauer wichtig sein eine gewisse Qualität des Produktes zu haben und die hat er bei Kinofilmen eben nur im Kino. Aber dies muss man dem Verbraucher auch aufzeigen und nicht auf Rückzug gehen. Also gebt dem Kino eine Chance indem Ihr ein Event daraus macht und der Zuschauer es kaum noch erwarten kann diesen Film auf der großen Leinwand zu sehen.
Das weitere Problem ist die Qualität der Kinofilme in 2005. Selten gab es soviele Startwochen wo so viel Mist angeboten wurde. Natürlich gab es auch ein paar Hits, aber wie in keinem anderen Jahr wurden soviel Großproduktionen abgestraft wie in diesem, und das verständlicher Weise. Achtet mehr auf die Drehbücher, bezahlt diese Leute besser, statt nur das Geld an die Stars zu verprassen und schon wird sich das rumsprechen und das Kinojahr nicht mehr von Einzelproduktionen abhängig sein. Auch sollten Independentproduktionen nicht mehr mit 70 Kopien oder ähnlich starten, denn dort schlummert Potenzial.
Auch der Kinozeitschrift "Cinema" habe ich schon einen netten Leserbrief zukommen lassen, die in Ihrer neuen Aufmachung den DVD Teil dermaßen vergrößert haben, das ich schon schauen musste ob ich noch eine Kinozeitschrift in der Hand habe. Auch so etwas hilft der Branche nicht weiter. Ich hoffe das man sich dort auch wieder auf seine Aufgabe besinnt und bin froh das es solche Internet Seiten wie InsideKino gibt, die unsere Interessen vertreten.
In diesem Sinne auf eine bessere Zukunft !
Wolfgang D. meint:
Nach
Tom R.'s Ansichten will ich auch meine in eine andere Richtung gehende Meinung
ausführen.
"[...]es fehlt an Werbung und Marketingmaßnahmen"
Ich frage mich, wie die Marketingmaßnahmen vor drei, vier Jahren ausgesehen
haben sollen? Wenn auf Taschentuch-, Müsli- und zahllosen anderen Verpackungen "Narnia"
und "King Kong" Bilder zu finden sind, Happy Meal und Co. das Spielzeug
reinstecken und nahezu jede Primetime-Sendung mit einem Trailer ausgestattet
wird, dann weiß zumindest ich nicht, was man noch an Marketinggeschützen
auffahren soll.
"Also gebt dem Kino eine Chance indem Ihr ein Event daraus macht[...]"
Aber genau das ist es ja! Kino ist Event - kaum einer ist mehr bereit 8 Euro
(plus Parkgebühren und 4 Euro für 0,5 Liter Evian, dass es im Supermarkt für 70
Cent gibt) zu zahlen für einen Fetzen, der auch als ZDF-Sonntagsfilm durchgehen
würde. Ich zitiere einen Freund von mir: "Ich geh ins Kino, wenn es sich
wirklich lohnt".
Diese ewige Verteufelung der DVDs scheint mir das einzige Argument zu sein, auf
das sich immer alle festfahren. Eine DVD hält mich nicht vom Kinobesuch ab, wenn
ich einen Film wirklich sehen will - immerhin sind 20 Euro für eine DVD auch
immer noch teurer als ein Kinobesuch, also ist die zumindest die Logik, dass vor
allem kleine Independentfilmchen darunter zu leiden haben in meinen Augen völlig
hanebüchen.
Man kann es niemanden übel nehmen, dass er für einen gähnend langweiligen
Fernsehfilm wie "Wo die Liebe hinfällt" acht Euro ausgibt. Auch ich habe meine
Kinobesuche nach einer ganzen Reihe von Enttäuschungen in diesem Jahr
zurückgefahren - und das hat sicher nichts mit vielleicht bald erscheinenden
DVDs zu tun. Man kann doch nicht jede Neuerung gleich als teuflische Bedrohung
auffassen und mit Heugabeln wie wild auf sie losgehen. Früher hatte nun einmal
niemand einen Beamer oder einen Großbildfernseher - warum sollte man gegen das
Heimkino sein, wenn es die Masse will? Eines wird man auch in der Kinobranche
irgendwann feststellen müssen: Man kann langfristige Entwicklungen im Interesse
und der Erwartungen der breiten Masse nicht verhindern. Das einzige was man mit
solchen in keinster Weise konstruktiven, konservativen Geschimpfe und Boykott
verhindert sind Filme selbst. Man konnte den eigenen Fernseher in jedem Haushalt
nicht verbieten, man konnte die Videokassette nicht aufhalten und ganz sicher
auch nicht das eigene Heimkino - ob einem das nun schmeckt oder nicht. Die Rolle
des Kinos hat sich seit einer Schaffung immer wieder verändern MÜSSEN, nun aber
tut man so, als gäbe es ein "alles oder nichts". Mit solchen "Bewahret das
Alte"-Sprüchen wird man das Kino sicher nicht retten...
Dominik P. meint:
Ich muss ehrlich sagen: Die die mir am wenigsten leid tun sind die großen Multiplex Kinos.
Oft ist das Angebot wirklich sehr schlecht und noch schlechter positioniert, sodass ein Saal dümmlich belegt wird (Im UCI Hürth lief Lavagirl sogar um 20:00 und 23:00, statt für diese beiden Vorstellungen den eigentlich erfolgreichen NVA einzusetzen, der nie eingesetzt wurde), so kann man sich Vielfalt selbst zerstören. Außerdem sind die Preise bei uns brutal hoch( 8€ + ), dafür, dass teilweise Leinwände oder Sitze kaputt sind. Zusätzlich stören unglaublich hohe Kosten für Popcorn und CO., die zu akzeptieren wären, wenn die Sachen qualitativ hochwertig wären. So schmeckt das Popcorn für stolze 5€ wie Gummi, weil es wohl mehrere Tage, wenn nicht Wochen alt ist. Außerdem kommt in solch einem Kino keine Atmosphäre zum Vorschein, sodass EVENT Kino überhaupt nicht zutrifft, denn ein Event ist nicht seelenlos.
Leid tun mir kleine Kinos, die sich um gutes Programm bemühen und um einen guten Service. Das auch dort die Besucher wegbleiben ist traurig, wobei ich den Eindruck habe, dass in den traditionellen Kinos der Verlust geringer ausfällt. 2 einfache Beispiele aus meiner Gegend. Das Berli in Hürth zeigt am Wochenende immer nur einen Film, der meist sogar 4-5 Wochen alt ist. 3€ und 3,50€ ist der Eintrittspreis. Durch den zusätzlichen Nostalgieeffekt ist das Kino sehr beliebt, sodass eigentlich zu jeder Vorstellung 70-100 Leute anwesend sind, obwohl der Film schon etwas in den Kinos ist. Welches Kino kann in der 5. Woche für einen Film solch einen Schnitt vorweisen? Atmosphäre schadet nicht. Oder das Capitol in Kerpen: Ein altes Service Kino, was Kultstatus hat und die Getränke in Gläsern frisch serviert. Das Popcorn ist täglich frisch gemacht zu geringen und fairen Preisen. Eintritt: Jeden Tag (auch am Wochenende) 5€ (kleiner Filme laufen manchmal ein paar Wochen zeitversetzt an, Blockbuster wie KONG laufen am Starttag)
Warum geht das???
Ich denke die großen Kinos sollten gemütlicher werden und vielleicht die Schuld auch bei sich suchen und nicht nur bei Raubkopierern. Denn wer bezahlt schon 15-20 € um Kino Kong inkl. Popcorn und Getränk zu sehen? Klar ist der Eintrittspreis bei 8 Euro noch geringer als beim Kauf der DVD. Nur wer geht schon regelmäßig alleine ins Kino, also schon mal 16 Euro oder nicht?? Wer kann dann nicht verstehen, dass einige den Kinobesuch ausfallen lassen und sich die DVD zulegen, die ja eh 3-5 Monate später erscheint, was z.B. bei Madagascar bedeutet, dass die DVD 3 Wochen nach der letzten Vorstellung im Kino zu kaufen ist und spätestens weiter 3-5 Monate später für 7-10 Euro im Angebot gibt (siehe Hitch: Film VÖ im März, DVD für 20€ im August, im November 7,99€, nur 8 Monate später für den Preis einer Kinokarte). Da soll mir jemand erklären, dass diese Politik nicht schädigend ist, wo doch mittlerweile Filmerfolge durch Mundpropaganda Seltenheit geworden sind. Schließlich werden Filme nach 1 oder 2 mäßigen Wochen abgesetzt. Nicht jeder Mensch hat wöchentlich Zeit um ins Kino zu gehen. Da wäre es doch ratsam die Filme seltener am Tag zu spielen, dafür länger im Kino zu behalten? Die Vielfalt wäre auch wieder größer!!
Ich allerdings bleibe Kinogänger, wenn auch das Stammkino jetzt gewechselt ist: Lieber 2-3 Wochen auf den Film warten, dafür aber auch wirklich einen schönen Abend genießen. Und das geht dann auch immer noch 60 Mal im Jahr. Denn Kino wird nie durch Heimkino zu ersetzen sein! Der Freundeskreis bestätigt: Wäre Abenteuer Kino in den großen Kinos, wo Otto Normalverbraucher ja auch hingeht, nicht so teuer (also insgesamt inkl. Verpflegung) würden sie öfters ins Kino gehen! Denn Ins-Kino-Gehen ist nicht out. Wirklich nicht!
Uwe B. meint:
Andreas meint:
Wie
immer gibt es 2 Seiten einer Medaille: die der Kinobetreiber und die der
Verleiher - der Kinozuschauer nimmt meistens nur eine Facette des komplexen
Wechselspiels zwischen beiden Seiten wahr.
Ohne Zweifel wurde der kurze Boom der 90er Jahre von allen Beteiligten maßlos
überschätzt und so wurden viel zu viele und vor allem zu teure Multiplexe aus
dem Boden gestampft. Inzwischen haben Demografie und anhaltende Konsumschwäche
ihre Wirkung gezeigt: Die früher vergraulten Zielgruppen jenseits der 30 rücken
nun wieder ins Visier der Branche, weil die Daddelgeneration und die Twens
aufgrund eines überreichen Alternativprogramms zwar noch ins Kino gehen, aber
seltener und immer öfter nicht zwingend wegen der Filme, sondern als generellen
Treffpunkt zur weiteren Abendgestaltung.
Seit 1-2 Jahren werden im DVD-Markt nun schon größere Umsätze und Gewinne
generiert, als im Kino selbst und obschon mir davor graut, finde ich die
Vorstellung vom Kino als vorgelagertes Marketinginstrument nicht mehr allzu
unrealistisch. Kino besitzt weiterhin einen besonderen Aufmerksamkeitseffekt,
denn sonst würden nicht zu viele Filme die Leinwände verstopfen, nur damit sie
sich später erfolgreicher auf dem Home Entertainmentmarkt verkaufen. Das wird
sich auch nicht ändern, da Lizenzverträge immer öfter vorsehen, dass der Film im
Kino starten muss, um die HE- oder die lukrativen TV-Rechte überhaupt erst zu
bekommen.
Natürlich betrachtet Mark in seiner Darstellung die Situation der immer kürzer
werdenden Verleihfenster aus der Sicht der Kinobetreiber - das ist sein gutes
Recht. Ich will mal die Verleiherperspektive einbringen:
Inzwischen kann man froh sein, wenn ein Film in der 10. Spielwoche noch mit
einer nennenswerten Kopienzahl läuft - oftmals ist (bei der B-Ware nicht
überraschend) nach 6 Wochen schon kein regulärer Einsatz mehr zu verzeichnen.
Warum soll der Verleih oder DVD-Produzent noch weitere 4 Monate warten, um
endlich schwarze Zahlen zu schreiben? Vergessen wir nicht, dass kaum ein Film
bereits in der Erstverwertung Kino einen Gewinn abwirft - sehr oft brauchen
Filme zusätzlich noch die TV-und DVD-Verkäufe, um überhaupt rentabel zu werden.
Ärgerlich und kontraproduktiv ist selbstverständlich die Zweitverwertung, wenn
der Film auch noch im 3. oder 4. Monat gut in der Schiene läuft (zumeist Kinder-
oder Familienfilme) - hier sind die neuen Mietmodelle mit geringeren Mietsätzen
sicherlich ein guter Anfang, um Verluste im Kino zu kompensieren.
Ich möchte aber noch auf einen anderen Punkt hinweisen, der von den
Kinobetreibern beim Pokern um Mietsätze gern vergessen wird: Leider lassen sich
viele Kinos inzwischen ALLES vom Verleiher bezahlen und wundern sich dann über
hohe Prozentsätze! Wer für die Platzierung von POS-Material, für das Spielen der
Trailer (als bezahlte Werbung!), für das Einsetzen und Auslegen von Filmflyern,
Gewinnspielen und give aways die Hand aufhält, hat meiner Meinung nach nicht das
Recht, mit Steinen zu werfen! Ich nehme von dieser Kritik ausdrücklich die
zahlreichen engagierten Kinobetreiber aus, die sich um ihre Kundschaft bemühen.
Ich gehe sehr oft ins Kino und kann das Lamentieren über die Eintrittspreise
beim besten Willen nicht nachvollziehen. Für den Preis eines Longdrinks erhält
man an den meisten Tagen eine Kinokarte und (je nach Geschmack) 2 Stunden
Unterhaltung oder Eskapismus. Das Addieren von Getränken oder Speisen bzw.
Parkgebühren finde ich unzulässig, da dies bei anderen Freizeitaktivitäten ja
auch zum Tragen kommt. Beschwert sich jemand über die Garderobenpreise im
Theater, über die Abzocke im Fußballstadion, über die Getränkepreise in der
Disco oder über die Fahrkosten zur Videothek, zur Sauna oder zum Fitneßstudio?
Das ganze erinnert mich an den O-Ton in einer der letzten Jugendumfragen zum
Konsumverhalten. Dort wurde als Grund fürs illegale Downloaden von Musik oder
Filmen angegeben, dass die 50€ (sic!) Taschengeld nicht reichen würden, um
sich neben Kleidung, Disko, Games etc. auch noch 2-3 neue Musikalben oder DVDs
im Monat kaufen zu können. Hat denen schonmal jemand gesagt, dass man im
normalen Leben Prioritäten setzen muss und nicht alles haben kann?
Ich würde gern zu einzelnen Punkten meiner Vorschreiber noch etwas hinzufügen,
aber leider fehlt der Platz dafür. Nur zu Tom R.: Gerade für die von dir
erwähnten Filme haben die Verleiher enorm viel Geld ins Marketing fließen
lassen! Zum Thema Startkopien muss ich sagen, dass es natürlich immer Schade
ist, wenn man einen potentiellen Kinobesucher nicht erreicht, weil in dessen
Nähe keine Kopie zum Einsatz komme, ABER: Die Kopien kosten einen Batzen Geld
und für 100 Personen in Ort XY lohnt es sich einfach nicht, eine Kopie
herzustellen. Das hat nichts mit Ignoranz oder mit Fehlern des Verleihs zu tun,
sondern folgt einfach wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten!
Enrico S. meint:
Hallo
Mark,
es ist wieder einmal sehr interesant, zu sehen wie weit die Meinungen doch
auseinader gehen. Sicher gibt es immer 2 Seiten der Medalie, aber die Verleiher
als die Armen darzustellen, wie es hier manch einer tut, ist glaube ich auch
nicht ganz richtig. Bitte fühlt euch nicht angegriffen ich gebe hier lediglich
meine Meinung kund.
Zu dem DVD Auswertungsproblem die Andreas angesprochen hat. Du hast irgendwie
Recht aber auch irgendwie nicht. Natürlich sollte man bei Filmen die nicht
besonders gut sind und nicht gut laufen, die Möglichkeit haben wenigstens auf
dem DVD Markt zu punkten, das ist denke ich auch nicht der Punkt, der Punkt ist
der, dass Verleiher mittlerweile schon VOR dem Filmstart im Kino sagen, wann die
DVD im Laden steht. Wenn es da wie in manchen Fällen nur ein paar Monate bis zum
DVD Release sind, warum dann erst ins Kino gehen? Den Leuten wird hier teilweise
klar gemacht das es sich nicht lohnt, erst ins Kino zu gehen, da der Film ja
quasi bald auf DVD raus kommt. (Ich höre hier viele Leute aus meinem
Bekanntenkreis sagen, was den gibts jetzt schon auf DVD der kam doch erst im
Kino) Wie bitte? Hallo, das ist 6 Monate her, also fast ne Ewigkeit. Wieso
vermittelt man den Leuten nicht viel mehr, dass es ziemlich lange dauert bis der
Film auf DVD rauskommt? Weil man es gar nicht will, Richtig. Man müsste ja quasi
doppelt Werbung machen und ein Produkt, zu diesem Zeitpunkt (nur dem Kino)
zuschreiben und das wollen die Verleiher ja nicht, denn der Film kommt ja noch
auf DVD und da will man da auch mitkassieren ohne eine große Werbekampagne.
Viele der online Händler werben ja auch schon, wenn der Film gerade erst im Kino
angelaufen ist, damit das man den Film jetzt schon bei Ihnen vorbestellen kann.
(Amazon hat hierfür eine Klage von HDF bekommen, dies zu unterlassen) Also bitte
liebe Verleiher, lasst den Film doch erstmal ain paar Wochen in den Kino's
laufen bevor ihr sagt, wenn ihr den DVD Verkauf starten wollt.
Zu dem Thema das viele Filme nur kurz laufen, hat auch wieder diverse Seiten,
die man nicht pauschalisieren kann. Viele kleine Kino's haben gar nicht die
Möglichkeit Filme über mehr als 3 Wochen zu spielen, da wenn sie auch nur
halbwegs aktuell bleiben wollen, sie die Filme schon wieder absetzen müssen.
(zur Zeit starten halt ca. 2-3 Filme pro Woche) Bei einem kleinen Kino mit sagen
wir 5-7 Sälen wird es dann schon eng und sie müssen schauen was sie wo, wie,
wann einsetzen. (Du hast so schön von Rentabilität gesprochen :), also lieber
einen neuen Film einsetzen und ein paar mehr Besucher haben) Des weiteren sind
die Verleiher auch nicht ganz unschuldig an der Misere, denn wenn man dem
glauben darf was man so liest, dann gibt es diverse Sachen die, die Verleiher
gerne durchsetzen (siehe wenn ihr den Film nicht min. 3 mal am Tag spielt nehmen
wir euch die Kopie weg), da ist doch kein Wunder das manch Kinobetreiber auf
einen weiteren Einsatz verzichtet, obwohl er ihn gerne noch ein bisschen weiter
gespielt hätte. Was bitte hat ein Verleiher davon? Das er mehr Kopien auf Lager
hat? Das soll verstehen wer will. Warum vertraut man hier den Kinobetreibern
nicht etwas mehr, denn er wird sich ja bestimmt keine Besucher abjagen wollen,
im Gegenteil, er will mit jedem Einsatz den max. Erfolg erreichen.
Sicher verstehe ich die Verleiher teilweise auch, denn sie tragen bei dem Film
erstmal die größere Last, denn wenn der Film ein Flop wird, dann bleiben sie auf
den Kosten hängen. Aber Erfolg zu jedem Preis?
@ UWE B!
Erstmal ist die Bewertung ob ein Film gut oder schlecht ist sehr subjektiv zu
sehen, denn wenn du einen Film als gut erachtest muß er das für andere noch
lange nicht sein und umgekehrt. Wie soll man bitte einen Film beim Publikum
durchsetzten? Weil Leute nach einem Film fragen diesen einsetzten?
Das Problem hierbei ist, das wenn die Leute nach einem Film fragen es meist eh
schon zu spät ist sich darum noch zu kümmern. Man sollte sich viel mehr danach
fragen, warum setzt das Kino den Film nicht ein? Liegt es evtl. daran das der
Kinobetreiber nicht damit rechnet, das der Film bei ihm ein Erfolg wird (ich
kenne ein paar Leute die diverse Filme gerne gezeigt hätten, dies aber nicht
getan haben weil vermutlich keiner hingegangen wäre), und er es sich nicht
leisten kann, bei einem kleinen Kino, auch noch einen Saal für einen Film "zuverschenken"
der zwar inhaltlich/künstlerich..... top ist, den aber keiner sehen will! Für
die kleinen Kinos ist so ein Szenario ein Horror, denn das sind Kosten ohne Ende
und am Ende muß sich das Kino rechnen damit das Kino weiterhin seine
Angestellten bezahlen kann.... Große Kino's oder Programmkinos können solche
Filme ohne weiteres spielen, da sie dafür ein Klientel haben und es sich auch
evtl. "leisten" können wenn da mal nicht soviele hingehen.
@Dominik!
Grau ist alle Theorie. Du hast schöne Beispiele gebracht und ich möchte zu ein
paar etwas sagen. Warum spielt dein besagtes Kino den "Lava-Girl" Ich kenne das
Kino zwar nicht aber ich denke das es auch hier daran liegt, das sie den Film
spielen mussten, weil sie ja eigentlich den Platz dafür haben.
(Ich schätze mal Multiplex mit min. 8Leinwänden) Ich muß sagen, das die Idee mit
den paar Tagen recht gut wäre, allerdings NICHT umzusetzen geht, da kein
Verleiher (verständlicherweise) auf einen Tag verzichten will. Die Tage sind
bekannterweise unterschiedlich besucht, also wird kein Verleiher einen der stark
besuchten Tage abgeben wollen bzw. mit einem anderen Film teilen wollen, denn
der Film der viele Besucher hat, hat mehr Mund zu Mund Propaganda und zieht
demzufolge auch wieder ein paar Leute mehr an (in der Theorie)! Also nach
welchen Grundlagen sollen dann die Tage an Filme vergeben werden???
Zu den Preisen, da muß ich es wie Andreas halten und sagen das man heutzutage
überall mehr als 20€ zahlt. Disco zBsp.: pro Nase 8€
+ Getränke + Sprit = 30€ Hier regt sich auch keiner auf. (und hier gibt es
die Musik teilweise im Radio zu hören ist also nicht so exklusiv) Also wieso
bitte beim Kino immer sagen es sei zu teuer?
@Wolfgang
Du hast bei vielem was du schreibst sicher Recht. Das was Mark aber glaube ich
mit DVD meint ist der Punkt das die nach ca. 12Monaten für noch ca.8€ zu
haben sind. Der Preisverfall geht zu schnell von statten und das ist ein
Problem.
Alles in allem haben wir aber alle ein bisschen Recht und Unrecht, denn ich
denke wir sind uns alle einig das eines der größten Probleme in diesem Kinojahr
war/ist, das Qualitativ gute Filme gefehlt haben bzw. die, die durch viel
Werbung gepushed wurden am Ende viel schlechter waren wie erwartet und das ist
doch das eigentliche Problem, denn genau das schreckt viele Leute ab. Also lasst
uns das Kino nicht verteufeln und geht weiter ins Kino, denn dann wird es Kino
auch die nächsten 100Jahre geben.
Rechtschreibefehler dürfen behalten werden
mfg
Dominik P. meint:
@Enrico und den Rest
Natürlich will kein Verleiher auf einen Tag verzichten. Es waren aber auch nicht Neustarts gemeint, sondern eher Filme, die schon was länger laufen, die dennoch Besucher bekommen würden. Siehe Filmfenster Aktion in einigen Kinos. Da läuft dann jeden Mittwoch ein "besonderer" Film.
Du bist ja nicht der erste, der Getränkepreise mit anderen Freizeitmöglichkeiten vergleicht. Wenn die Kritik von mir kritisiert wird, dann bitte auch richtig. Schließlich habe ich betont, dass wenn die Preise so hoch sind, dass die Produkte dann auch frisch und hochwertig sein sollen. Sind sie meiner Meinung aber nicht und das ist das Problem. Wie gesagt: Getränke schmecken zum Teil furchtbar, da es eben Zusammensetzungen aus Sirup und Wasser sind; Popcorn ist definitiv nicht immer frisch in den Multiplexen (weiß ich aus sicherer Quelle, dass dies oft steinalt ist). Also hohe Preise für Schrott kann einfach nicht sein und die Erfahrung mache ich leider regelmäßig in den großen Kinos, dass Verhältnis zwischen Preis und Leistung nicht stimmt. Das es anders geht habe ich wie gesagt festgestellt. 1,10€ für eine 0,2l Cola im Glas ist mehr als fair (rede von dem Service Kino) und in keiner Bar billiger zu bekommen. Es geht eben beides Preis und Qualität.
Außerdem: Wollen wir jetzt einen Discobesuch mit Kino vergleichen? Dort verbringen die Leute einen ganzen Abend. Die, die abends weggehen sind am Samstag doch eh nicht fürs Kino zu gewinnen. Das die Leute aber dort weniger trinken und sich über hohe Preise beschweren ist doch jedem bewusst. Das das angeblich niemand tut, wäre mir neu? Warum gibt es denn wohl so viele 1€ Partys? Und auch die Addition des Sprits versteh ich nicht ganz. Schließlich kommt der auf jede Aktivität?! Geld fehlt überall, also sollte man die wenigen, die noch ins Kino gehen nicht immer weiter bestrafen!
Wie gesagt, ich gehe immer noch ca. 60 mal im Jahr ins Kino; an mir soll es nicht liegen! Aber wenn Kino was alltägliches bleiben soll, muss der Spaß auch bezahlbar bleiben für die, die nicht von Filmen besessen sind wie wir!
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