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KINO - EIN KNOCHENJOB!

Leserbriefe

 

9. Januar 2007

 

Liebe Kinofans,

 

in diesem Monat ist es nun schon sechs Jahre her, dass ich mit dem aktiven "Kinomachen" aufgehört habe. Es gibt immer wieder Tage, an denen ich dies auch vermisse. Schließlich gab es für mich nichts Schöneres, als in einen vollen Saal zu spitzeln, in dem ein paar Hundert Menschen gleichzeitig gelacht oder gleichzeitig nach dem Taschentuch gegriffen haben. Deswegen wird auch My Girl - Meine erste Liebe immer mein Lieblingsfilm als Kinomacher bleiben, da dies einer der wenigen Filme war, wo man beide Extreme beobachten konnte: In der ersten Hälfte des Films schallendes Gelächter, in der zweiten Hälfte kollektives Schluchzen.

 

Diese Momente waren es immer wieder wert, die negativen Aspekte dieses Berufs zu ignorieren und zu verdrängen. Denn Kinomachen ist ein Job, der auf die Knochen geht und viel Energie verbraucht. Und ich bin der beste Beweis, dass dem so ist, denn in den sechs Jahren seit meiner letzten Vorstellung habe ich 25kg (!) zugenommen und diese Kilos erinnern mich daran, wie gemütlich ich es doch jetzt im Gegensatz zu meiner Kinozeit habe...

 

Da wäre schon mal als Erstes der Freizeitaspekt. Es ist verdammt schwierig, ein erfülltes Familienleben zu haben und viele Freundschaften zu pflegen, wenn man immer dann arbeitet, während die Familienmitglieder oder Freunde Freizeit haben (also Wochenende, Feiertage, Ferien, Abende)...

 

Dann kommt der Fitnessaspekt. Die Architektur der meisten Kinos verlangt viel Treppensteigen, zudem schleppt man immer wieder mal einen Sack Mais, einen Eimer Kokosfett oder eine Filmkopie mit Überlänge. Dekoration oder hektische Saalreinigungen zwischen den Vorstellungen trainieren ebenfalls viele verschiedene Muskelgruppen...

 

Außerdem wäre da noch der Stressfaktor: Sonderveranstaltungen und Premieren verursachen viel Stress, müssen gut geplant werden und sind bis zur letzten Minute ein Nervenkitzel, da man natürlich immer hofft, dass gerade dann, wenn die Presse oder die TV und Radio-Crews anwesend sind, kein Malheur passiert.

 

Dann wäre da noch der Psychoterror. Egal wie vorbildlich man versucht, sein Kino zu führen, es gibt immer wieder unangenehme Begegnungen mit dem Publikum. Wie erklärt man einem Besucher, dass er nicht ins Kino gehen kann, da er - sagen wir's mal so: eine körpereigene Duftnote ausstrahlt, die manche Damen des 19. Jahrhunderts in Ohnmacht hätte fallen lassen? Ich hatte schon Fälle, wo ich einem Kinnhaken gerade noch ausweichen konnte, da ich einem Sturzbesoffenen den Eingang zum Kino verwehrt habe.

Und dann gibt es ja noch dieses eine Prozent der Menschheit, das immer mit Allem unzufrieden ist und einem gerne mal eine halbe Stunde Lebenszeit durch überflüssige Diskussionen raubt...

 

Und schließlich wäre da noch der wahre Psychoterror, der jeden Montag bei der Programmgestaltung von den Verleihern ausgeht. Wie oft habe ich mir mein Programm für die kommende Spielwoche am Sonntag Abend zurecht gelegt, zufrieden, ein Programm entwickelt zu haben, dass die Bedürfnisse des Publikums, meines Kinos und der Filmverleiher unter einen Hut bringt, nur um dann beim montäglichen Dispositionspoker von den Verleihern zu erfahren, dass Kompromisse in der Regel nicht zu deren Wortschatz gehören. So war es denn auch kein Wunder, dass ich als zarter Mittzwanziger meine ersten grauen Haare gleich im Dutzend bekam...

 

Aber all diese Faktoren waren es wert, denn ich war Teil der Magie, die das Kino ausstrahlt. Und um Nichts in der Welt, möchte ich diese magischen Momente des Kinos missen. Ich werde diese ewig in meinem Herzen tragen und wohl auch in Zukunft noch ab und an bedauern, kein aktiver Kinomacher mehr zu sein...

 

 

Aus Liebe zum Kino,

 

Euer Mark G.

 

P.S.

Mein Ziel für 2007: Mindestens zwanzig der fünfundzwanzig Kilo wieder abzutrainieren. Seit einem Monat sieht mich nach drei Jahren Pause wieder ein Fitness-Studio von innen...

P.P.S.

Wie immer ist jede Mail zum Thema willkommen und wird auf dieser Seite veröffentlicht.

 

Dean Keaton:

Das hat mich schon immer interessiert, wie es im Kino für die Leute hinter den Kinokassen und Vorführräumen ist. Wenn ich manchmal sehe, was da für Leute reingehen, die sich wegen Kleinigkeiten mit den Angestellten rumstreiten, empfinde ich tiefstes Mitleid für die Angestellten.

Nur einmal habe ich es verstanden, über was sich eine Mutter aufgeregt hat. Bei Disneys Dinosaurier kamen Trailer für Filme, die ab 16 oder sogar ab 18 waren.

Ich habe großen Respekt vor den Angestellten, vor allem an Kino/Start und Wochenendtagen. Was da los ist, ist echt hart und die schaffen das trotzdem.

 

Robert B:

Hallo Mark!

Vielen Dank für den Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen eines Kinos. Ich selbst fand es früher fürchterlich aufregend mal einen Blick in den Raum mit den Projektoren zu werfen (aber nur weil zufällig die Tür offen war). Und wenn ich mal jemanden eine Filmrolle schleppen sah, fragte ich mir nur, wie wichtig dieser Mann wohl sein muss und beneidete ihn, dass er jeden Film sooft er will ansehen kann. Zugegeben, damals war ich noch etwas jünger - aber auch jetzt geht es mir manchmal so. Und um diese Erfahrungen (mögen sie auch oft hart gewesen sein) beneide ich dich schon.

Vor allem habe ich gerade in der jüngsten Vergangenheit in der aktuellen regionalen Presse (Pforzheim und Enzkreis) gelesen, dass in meiner direkten Umgebung zwei Kinos übernommen bzw. wieder eröffnet wurden - und zwar von Privatpersonen. Das macht Hoffnung, dass auch die Vielfalt gerade bei uns (bisher waren 12 von 13 Kinos in einer Hand) wieder Einzug hält.

Beruhigend, dass du weiterhin dem Thema Kino treu geblieben bist und die Erfahrungen nicht allzu abschreckend waren.

Schwarzwaldgrüßle

 

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