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MARK G.'s KÖNIG FUSSBALL?
Leserbriefe
Besucherzahlen der Top Ten-Filme
Fußball-WM 1. WE 2. WE 3. WE 4. WE 5. WE Gesamt
2010 vom 11.6.-11.7. in Südafrika 512.955 708.774 259.762 569.725 760.823 2.812.039
2006 vom 9.6.-9.7. in Deutschland 454.261 537.321 263.788 241.603 865.591 2.362.564
2002 vom 31.5.-30.6. in Südkorea/Japan 1.306.172 2.233.840 1.464.669 1.222.982 1.563.598 7.791.261
1998 vom 10.6.-12.7. in Frankreich 988.307 405.928 724.946 819.851 920.401 3.869.433
1994 vom 17.6.-17.7. in den USA 480.973 287.576 296.701 558.712 573.724 2.197.686
1990 vom 8.6.-8.7. in Italien 544.511 643.840 463.365 384.998 722.213 2.758.927
 
Die oben stehende Tabelle verdeutlicht es einmal mehr:
Seitdem deutsche Besucherzahlen gemeldet werden, fanden sechs Weltmeisterschaften statt und sie haben alle eines bewirkt: Mit Ausnahme von 2002 (als die Spiele am Vormittag übertragen wurden) wurden an vielen Wochenenden mehr oder weniger die schlechtesten Zahlen aller Zeiten gemeldet. Wochenenden, an denen die Top Ten-Filme gerade einmal eine Viertelmillion Besucher zählen, sind keine Seltenheit.

Wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarren die Filmverleiher in Panik und starten während dieser Zeit kaum nennenswerte Filme. Natürlich handelt es sich dabei immer wieder um selbsterfüllende Prophezeiungen. Denn was sollen sich die Besucher im Kino ansehen, wenn dort nichts gestartet wird?

Als die Starttermine für das vergangene Wochenende (und das Wochenende zuvor) festgezurrt wurden, konnte man noch nicht wissen, dass es ein rein deutsches Championsleague Finale geben würde. Dieses Finale wurde allein im ZDF und auf Sky von 22,5 Mio. Zuschauern gesehen - Quoten, wie wir sie eigentlich nur von Fußball Welt- oder Europa-Meisterschaften kennen.

Doch was ist der große Unterschied zur WM?
Diesmal nahm alles seinen gewohnten Gang - attraktive Filme aus den Vorwochen und ein großer Neustart bereicherten das Programm und sorgten für über 1,6 Mio. Besucher an diesem Wochende. Fast & Furious 6 hat sogar mit fast 800.000 Besuchern den besten Start des Jahres geschafft.

Sicher, das CL-Finale hat am Samstag für Einbußen gesorgt, keine Frage. Statt dem üblichen Plus am Samstag gegenüber dem Freitag, ging es diesmal um etwa 20 % runter. Wir können also davon ausgehen, dass am Samstagabend bis zu 250.000 Besucher fehlten.

Aber was ist denn die Alternative? Hätte Universal auf den Start von "F&F6" verzichten sollen? Hätten WB, Sony und Fox "Der große Gatsby", "Evil Dead" und "Epic" zu einem späteren Starttermin starten sollen, weil es an einem Tag im Mai zu Einbußen kommen wird?

Die Antwort lautet: Natürlich nicht - allein am Samstag wurden über 400.000 Besucher gezählt - trotz CL-Finale. Das sind an einem einzigen Fußball-Tag mehr Besucher als an manch einem gesamten WM-Wochenende! 1,6 Mio. Besucher liegen deutlich über den katastrophalen Viertelmillion Besuchern, die wir manchmal bei Welt- und Europa-Meisterschaften erleben müssen.

Genauso wenig wie die Verleiher wissen konnten, dass es ein rein deutsches CL-Finale geben würde, wissen sie nicht, ob es die deutsche Mannschaft in die letzten Runden einer WM oder EM schafft. Doch sie behandeln jede WM oder EM, als ob dies der Fall wäre. Dabei ist ausgeschlossen, dass die deutsche Mannschaft - wenn sie es in die letzten Runden schafft - mehr als einmal am Wochenende spielen würde. Selbst bei einem deutschen WM-Finale ist also nur eine von zwanzig Vorstellungen am Wochenende betroffen.

Stattdessen ziehen es die Verleiher vor, die ohnehin schon angespannte Terminsituation zu verschärfen, indem sie ihre Erfolg versprechenden Filme nicht auf 52 Wochen verteilen, sondern in 47 WM-lose Wochen pressen. Selbstredend bedeutet der verschärfte Konkurrenzdruck in diesen 47 Wochen Umsatzeinbußen, die sich leider nicht genau beziffern lassen.

Die Kinobranche verliert wegen dieser Startpolitik also nicht nur Millionen Besucher während einer WM, sondern auch noch unzählige weitere Besucher nach der WM, da die danach im Wochentakt gestarteten Blockbuster um Besucher und Kinosäle gegeneinander kämpfen.

Ich will ja nicht gleich, dass eine WM von den Verleihern völlig ignoriert wird - aber eines ist auf jeden Fall dieses Wochenende klar geworden: Zumindest einen Blockbuster kann man sicherlich auch während einer WM starten, zusätzlich kann einer der vielen großen Animationsfilme ohne Probleme während einer WM laufen, schließlich sind bei animierten Filmen die Abendvorstellungen (während die Spiele im TV zu sehen sind) ohnehin nicht die wichtigsten Vorstellungen (und die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass sich die Animationsfilme im zweiten Halbjahr aufgrund der Termindichte schon jetzt gegenseitig kannibalisieren).

Die Kinos, die Nicht-Fußballfans (knapp 60 Mio. Deutsche haben das Fußball-Spiel am Samstag nicht gesehen) und die Filmfans würden es danken, wenn sich die Verleiher aus ihrer Schockstarre befreien könnten...


Aus Liebe zum Kino,
Mark G.
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