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Update: 23.07.11

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PI-JAYs VIELE MÄUSE, WENIG KASSE - DAS KINOJAHR 2005

 

 

Die besten Filme des Jahres

1

Hotel Ruanda

2

Wenn Träume fliegen lernen

3

King Kong

4

Krieg der Welten

5

Mathilde

6

Harry Potter und der Feuerkelch

7

Final Call - Wenn er auflegt, muss sie sterben

8

In den Schuhen meiner Schwester

9

Garden State

10

Star Wars: Episode I - Die Rache der Sith

 

Die schlechtesten Filme des Jahres

1

Barfuss

2

Verliebt in eine Hexe

3

After the Sunset

4

Hautnah

5

Robots

 

Bester deutscher Film

1

Sophie Scholl - Die letzten Tage

Es ist eine alte Frage, wer denn mehr vom Leben hat, der Optimist oder der Pessimist? Vermutlich ist es für die seelische Gesundheit besser, voller Zuversicht nach vorn zu blicken und in allem das beste zu sehen, frei nach dem Motto: Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Daiquiris draus. Andererseits sind Pessimisten besser vor unliebsamen Überraschungen gefeit. Wer immer mit dem Schlimmsten rechnet, ist selten enttäuscht, aber oft angenehm überrascht.

Aber egal welcher Lebensweise man auch zuneigt, das Filmjahr 2005 scheint sie zu bestätigen. Unsere Mitmenschen mit den rosa Brillen auf der Nase können sagen, dass die Qualität doch alles in allem gestimmt hat, während die notorischen Schwarzseher unter uns erleichtert aufatmen – es hätte alles noch viel schlimmer kommen können. War 2005 also ein gutes Jahr?

Gemessen an der Qualität der Filme spricht einiges dafür. So ein richtiger Stinker à la Hulk war heuer nicht dabei, zumindest nicht im kühl kalkulierten Popkornkino. Glücklicherweise wurde man durch manche Trailer auch vor dem Schlimmsten bewahrt, und wer sich trotzdem Die Daltons gegen Lucky Luke oder Clever & Smart angetan hat, war selber schuld.

Bei den heimischen Celluloid-Katastrophen stünde gewiss Vom Suchen und Finden der Liebe ganz oben auf meiner Liste, aber da ich die ersten zwanzig Minuten vorab sehen durfte, konnte ich bleibende Schäden vermeiden. Dafür hat es nun Barfuss erwischt, der einen schon kurz nach dem Vorspann nicht mehr interessierte, der aber dank eines gelungenen Trailers wenigstens noch ordentlich Kasse gemacht hat.

Der schlechteste Film international ist Verliebt in eine Hexe, der einzig und allein aufgrund der Leistungen von Shirley MacLaine (in diesem Jahr so gut wie nie zuvor) und Michael Caine (zu selten zu sehen) noch stellenweise erträglich war, bei dem ansonsten aber auch rein gar nichts gestimmt hat.

Erfreulich ist ebenfalls, dass es in diesem Jahr relativ wenige Enttäuschungen gab: Robots zum Beispiel, dessen charmanter Retrostil leider nicht darüber hinwegtrösten kann, dass seine Geschichte von vorgestern ist, oder Hautnah, der einen trotz guter Darsteller vollkommen kalt lässt. Andererseits waren die Erwartungen aber auch sehr gering. Am meisten habe ich mir im Vorfeld noch von Madagascar sowie den neuen Abenteuern von Wallace und Gromit sowie Harry Potter versprochen, die dann zwar ein wenig enttäuschten, aber nicht wirklich schlecht waren. Man hätte mehr daraus machen können – ebenso wie aus Kiss Kiss Bang Bang, Königreich der Himmel oder Wächter der Nacht – filmische Katastrophen sehen aber anders aus.

Interessanterweise gab es sogar einige Filme, die eindeutige Schwächen hatten, denen man aber trotzdem nicht so recht böse sein konnte. Stolz und Vorurteil ist ein Beispiel dafür – solide an der literarischen Vorlage vorbeiinszeniert, aber dennoch herzerwärmend und nett anzuschauen. Elizabethtown, Wimbledon und L. A. Crash sind ebenfalls relativ schwach, und trotzdem bereut man es nicht, sie gesehen zu haben, weil sie zumindest starke Momente oder gute Schauspieler haben.

2005 war sicherlich kein schlechtes, aber war es deshalb automatisch gleich ein gutes Kinojahr? Meine Top drei Platzierungen wären sicherlich auch in einem Spitzenjahr ziemlich weit oben angesiedelt: Hotel Ruanda war der bewegendste Film des Jahres, dicht gefolgt von Wenn Träume fliegen lernen, während King Kong auf spannende Art und mit grandiosen Bildern den klassischen Abenteuerfilm wiederauferstehen ließ.

Vor allem das Mittelfeld ist stark vertreten, denn es gab sehr viele Filme, die solide inszeniert und unterhaltsam waren – aber leider auch nicht mehr. Besonders schwach vertreten waren dabei die Großproduktionen Hollywoods. Blockbuster-Kandidaten wie Per Anhalter durch die Galaxis, Königreich der Himmel, Mr. und Mrs. Smith, Fantastic Four, Die Insel, Die Chroniken von Narnia und noch einige andere mehr konnten bedauerlicherweise nicht oder nur teilweise halten, was sie uns vorab versprochen hatten. Bombastische Trailer, lärmende Werbekampagnen, aber hinter der schrillen Verpackung verbarg sich dann oft nur ein billiges Spielzeug. Der Berg kreißte und gebar eine Maus – und das geschah in diesem Jahr in schöner Regelmäßigkeit.

Doch all die vielen Mäuse machten nur wenig Kasse. Fragt man die Kinobetreiber, wie sie dieses Jahr (betriebswirtschaftlich) bewerten, fällt die Antwort eindeutig aus. Wenn ich so zurückblicke, komme ich auf mehr als sechzig Kinobesuche – das ist soviel wie der Durchschnittsdeutsche in 30 Jahren schafft und mehr als im vergangenen Jahr. Aber sehr viele Streifen hätte ich mir nicht unbedingt auf der großen Leinwand ansehen müssen, und andere Besucher mögen ähnlich gedacht und auch danach gehandelt haben.

Früher hieß es, das Fernsehen sei schuld, aber so einfach ist das heutzutage nicht mehr. Gewiss, bei über dreißig frei empfangbaren Programmen ist die Konkurrenz fürs Kino sicherlich groß, aber wenn man mal ehrlich ist: Meisten läuft doch auf allen Kanälen nichts als Schrott. Der Fernsehfilm ist keine Konkurrenz fürs Kino, und wenn es wirklich mal einen guten gibt, landet er – wie Alles auf Zucker! – im Kino. Der beste heimische Film des Jahres war für mich Sophie Scholl, das allerdings nur wegen seiner aufwühlenden Geschichte und der brillanten darstellerischen Leistung von Julia Jentsch. Die Regie dagegen bewegte sich eher auf Fernsehniveau. So fehlte 2005 zwar ein deutscher Toptitel, der die Millionen in die Kinos lockte, aber zumindest die Qualität hat sich gebessert.

Es besteht also noch Hoffnung, nicht nur für den deutschen Film, sondern auch für das Kino insgesamt. Mit Brokeback Mountain kehrt, wenn die Gerüchte stimmen, Ang Lee endlich wieder zu alter Form zurück, und X Men 3 verspricht, ebenso unterhaltsam und spannend zu werden wie seine Vorgänger. Auch die ersten Bilder von Die Geisha, The Fountain  und München sehen viel versprechend aus, und der CGI-Film feiert 2006 wohl seinen größten Triumph – zumindest quantitativ. Klar, wenn man lange genug sucht, findet man immer ein Haar in der Suppe, aber seien wir doch mal optimistisch und setzen die rosa Brillen auf: Alles wird gut – oder zumindest besser als in diesem Jahr.

 

 

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