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Update: 23.07.11

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Pi-Jays Must-See-Filme im März

1

Mitten ins Herz - Ein Song für Dich

2

Brücke nach Terabithia

3

Der letzte König von Schottland

4

Bobby

5

Mr. Bean macht Ferien

 

Pi-Jays Must-Reads im März

1

 

 

 

 

 

 

Mal Hand aufs Herz und kräftig gelogen: Wer kann sich noch an die Oscargewinner von letzter Woche erinnern … oder vom letzten Jahr? Das Beste, was sich über die diesjährige Veranstaltung sagen lässt, ist, dass sie endlich hinter uns liegt. Wie immer wurden einige unvermeidliche Kandidaten ausgezeichnet und ein paar krasse Fehlentscheidungen getroffen (die größte war natürlich, Children of Men nicht den mehr als verdienten Preis für die beste Kameraarbeit zu geben). Hinzu kam, dass es in diesem Jahr die wohl mit Abstand langweiligste Preisverleihung aller Zeiten war, sämtliche Dankesreden waren wirksamer als Valium, dazu gab es die vermutlich überflüssigste Montage überhaupt (Wie Amerika sich selbst im Spiegel des Films sieht von Michael Mann, der mit den üblichen Klischees aufwartete und etliche Szenen hineinschnitt, die mit dem Thema nichts zu tun hatten). Und zu lang war es sowieso. Aus irgendeinem Grund wirkten sämtliche Beteiligten irgendwie roboterhaft und desinteressiert, so als wären sie in Gedanken schon auf der After-Show-Party oder als hätten sie das Ganze schon so oft geprobt, dass sie keine Lust mehr hatten, sich noch Mühe zu geben.

Die Golden-Globes-Verleihung war jedenfalls um Klassen besser, was vielleicht daran liegen mag, dass es dort etwas zu essen und – viel wichtiger – zu trinken gibt. Außerdem gewannen in diesem Jahr sehr viele Briten, die wundervolle, witzige Dankesreden hielten. Also, bei der nächsten Oscarverleihung sollte niemand das Auditorium betreten, dessen Blutalkoholwert unter einem Promille liegt, und die Hälfte aller Preisträger sollten Briten sein oder zumindest die Reden halten. Vielleicht wird’s dann endlich wieder unterhaltsamer.

 

 

In den vergangenen Wochen habe ich zwar viele Filme gesehen, aber leider lange noch nicht alle, die ich sehen wollte. Vor allem Letters from Iwo Jima fehlt mir noch, der bedauerlicherweise in einem der schrecklichsten Kinos der Stadt zu sehen ist (mit unbequemen Sitzen und einer Leinwand von der Größe meines Schreibtisches). Der zweite Must-see-Film, der mir noch fehlt, ist La Vie En Rose, für den ich bislang einfach keine Zeit und/oder Lust hatte. (Die Frage, welchen Film man sich anschaut, hängt ja immer auch mit der jeweiligen Stimmung zusammen.)

 

Blood Diamond

Edward Zwick macht es fast nie unter zwei Stunden. Schon Last Samurai war ein langes, bildgewaltiges Epos, und sein neuer Film steht ihm in punkto Länge in nichts nach. Leonardo DiCaprio spielt darin einen Waffenhändler, der 1999 im Bürgerkrieg von Sierra Leone Aufständische mit Waffen versorgt und sich dafür mit „Blutdiamanten“ bezahlen lässt. Als er erfährt, dass der arme Fischer Solomon (Djimon Hounsou) einen riesigen Diamanten versteckt hat, bietet er ihm einen Deal an: Für den Klunker ist er bereit, Solomon dabei zu helfen, seinen von den Rebellen verschleppten Sohn zu befreien.

Dass DiCaprio einen skrupellosen Waffenhändler spielt, ist zunächst ungewöhnlich, aber natürlich weiß man schon in den ersten Minuten, dass er langsam eine Wandlung zum Besseren durchlaufen wird. Dennoch: Die Sympathien liegen allein bei Solomon, und die ergreifendsten Szenen sind jene, in denen er endlich seine Familie wiederfindet. Ansonsten ist das packende Drama, das durch spannende Action und tolle darstellerische Leistungen besticht, jedoch seltsam unemotional inszeniert. Zum einen liegt das sicher am zwiespältigen Charakter, den DiCaprio spielt und mit dem man nicht so recht warm wird, zum anderen aber an Jennifer „der Roboter“ Connelly, die mit dem Helden anbandelt. Leider stimmt die Chemie zwischen ihnen nicht, und die Tatsache, dass die Macher ihr in ihrer emotionalsten Szene eine digitale Träne ins Gesicht zaubern mussten, spricht eigentlich Bände …

Note: 3+

 

Déjà vu – Wettlauf gegen die Zeit

Manchmal weiß man am Samstagabend nicht so recht, was man tun soll, und weil man nicht bügeln will, kommt man plötzlich auf die Idee, sich einen Film anzuschauen, auf den man eigentlich nicht sonderlich scharf ist. Doch Tony Scott ist ein solider Actionregisseur, Denzel Washington mag ich auch, und Geschichten über Zeitreisen finde ich faszinierend. Dass ich den Film trotzdem nicht sehen wollte, lag vor allem am Trailer, der uninspiriert und für meinen Geschmack zu patriotisch war (also wie alle Bruckheimer-Produktionen). So schlimm war es dann zwar doch nicht, aber richtig begeistern konnte mich der Film auch nicht. Zeitreisen sorgen immer für paradoxe Momente, und je länger man über die Geschichte nachdenkt, desto schlechter passt alles zusammen. Die größte Sünde, die Scott allerdings begangen hat: Der Film ist langweilig – ich hätte wohl doch besser bügeln sollen …

Note: 4 -

 

Sie sind ein schöner Mann

Kaum hat Aymé (Michel Blanc) seine Frau durch einen grotesken Unfall verloren, versucht er schon, eine neue Partnerin zu finden – allerdings nicht aus romantischen Gründen, sondern weil er die viele Arbeit auf dem Bauernhof allein nicht bewältigen kann. Die Agentur, die er bemüht, schickt ihn auf Brautschau nach Rumänien. Doch all die schick zurechtgemachten Frauen, die ihn schamlos anlügen (daher der Titel) interessieren ihn nicht – wie wollen sie denn mit manikürten Nägeln arbeiten … Erst die unkomplizierte und gnadenlos ehrliche Elena erscheint ihm als die Richtige, und er lädt sie zu sich nach Frankreich ein. Natürlich wissen seine Freunde und Nachbarn nichts von seinen Heiratsabsichten, und so kommt es zu einigen amüsanten Verwicklungen.

Die Geschichte vom grantelnden Bauer, der langsam sein Herz öffnet, ist weder neu noch originell, aber sehr charmant erzählt. Das liegt vor allem an den Darstellern, wobei Medeea Marinescu als Elena eine echte Entdeckung ist und mit ihrer verschmitzten, irrlichternen Fröhlichkeit sofort das Herz der Zuschauer erobert. Die Regie ist sehr behäbig, das Tempo könnte auch flotter sein, aber hinreißend komische Szenen machen dieses Manko wieder wett. Wirklich bedauernswert ist dagegen der auffällige Mangel an Musik.

Note: 3 -

 

Mitten ins Herz – ein Song für Dich

Anlässlich des Valentinstags gab es eine Preview und für uns eine Gelegenheit, diesen Film Wochen vor dem Start zu sehen. Schon der Anfang mit dem Videoclip einer fiktiven Popgruppe der 80er (Wham lässt grüßen) war absolut hinreißend. Hugh Grant spielt den abgehalfterten Ex-Popstar Alex, der dringend neuen Erfolg nötig hätte und plötzlich eine Chance erhält: Er soll ein Duett für eine angesagte Sängerin (ein Britney-Spears-Klon) schreiben – doch er hat nur wenige Tage dafür Zeit. Zum Glück läuft ihm eine talentierte junge Texterin (Drew Barrymore) über den Weg, doch sie ist anfangs nicht sehr kooperativ ...

Auch bei diesem Film weiß man von Anfang an, wie es weitergeht und endet, aber das ist nicht entscheidend. Bei einer RomCom geht es vor allem um die Chemie zwischen den Hauptdarstellern und den Witz. Hugh und Drew passen einfach perfekt zusammen, sie spielen sich die Worte zu und zelebrieren jede komische Verwicklung, dass es eine Freude ist. Das Liebespaar nimmt man ihnen zwar nicht unbedingt ab, aber als Filmpartner sind sie nahezu perfekt. Viele witzige Dialoge, ein paar gute Nebendarsteller und vor allem die richtige Musik (die falschen Hits von gestern klingen verdammt echt) runden das Ganze ab. Endlich mal wieder eine RomCom, bei der man sich nicht langweilt, sondern amüsiert!

Note: 2

 

Das Streben nach Glück

Es gibt Trailer, die so viel über den Film verraten, dass man einfach keine Lust hat, ihn sich anzusehen. Auch der neueste Film von Will Smith gehört in diese Kategorie, zudem war der Trailer ungefähr ein Dutzend Mal zu oft im Einsatz - dabei mag ich eigentlich Geschichten von Tellerwäschern, die zum Millionär aufsteigen. Aber da Smith oscarnominiert war, der Film sich lange Zeit gut gehalten hatte und auch über gute Mundpropaganda verfügte, war es einen Versuch wert. Um es nun kurz zu machen: Man kann ihn sich ansehen, aber der Trailer allein würde auch genügen, denn in ihm sind bereits alle relevanten Szenen und die gesamte Struktur der Story enthalten. Es gibt keine Überraschungen, keine überwältigende Performance, sondern nur solide Mittelware, von A bis Z vorhersehbar und leider viel zu redundant. Wenn am Ende natürlich alles gut ausgeht, ist man wie Smith erleichtert – aber nur weil der Film endlich vorbei ist …

Note: 4

 

Brücke nach Terrabithia

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen guten Kinderfilm gesehen habe (Fantasystoffe wie die Harry-Potter-Filme einmal ausgenommen). Der Trailer zu Brücke nach Terrabithia ließ auch nicht gerade ein Highlight erwarten, im Gegenteil, es stand zu befürchten, einen ähnlichen Quark wie Die Chroniken von Narnia präsentiert zu bekommen. Doch es gab auch das Gerücht, dass der Film eher wie My Girl sei und mächtig auf die Tränendrüse drücke. Die Geschichte von zwei Kindern, die in eine Phantasiewelt flüchten, ist nun wirklich nicht neu, aber hier sehr zurückhaltend inszeniert; man wächst wie die beiden Protagonisten langsam hinein. Die Wendung zum Tragischen kommt überraschend, passt aber sehr gut zur Geschichte – und ist wirklich so traurig, dass der gesamte Kinosaal in kollektives Schluchzen verfiel. Wer also mal wieder so richtig weinen will, sollte den Film nicht verpassen – und sich vor allem nicht von der bescheidenen Qualität der Effekte beeinflussen lassen.

Note: 2

 

Tagebuch eines Skandals

Sheba (Cate Blanchett) ist neu an der Schule, bei den Schülern beliebt und aufgeschlossen, Barbara (Judi Dench) gehört zu jenen verbitterten Pädagogen, die mit eiserner Hand durchgreifen und moderne Erziehungsmethoden verdammen. Als Barbara herausfindet, dass die Jüngere ein Verhältnis mit einem Schüler hat, nutzt sie ihr Wissen, um sie zu erpressen. Aber Barbara will kein Geld oder Gefälligkeiten, sie will Shebas Freundschaft, ihre Zuneigung, ihr Herz …

Das Duell der beiden Frauen, das sich langsam entspinnt, ist von einer Kraft und Leidenschaft, die nur ganz große Schauspieler entwickeln können. Judi Dench ist beängstigend gut, bitterböse und so herzzerreißend einsam zugleich, dass man nie weiß, ob man sie hassen oder bemitleiden soll. Ihre Auftritte haben eine ungeheure Wucht, dagegen setzt Cate Blanchett auf die leichten Töne, ihre Sheba ist ein zartes Wesen, das von Unsicherheit und dem Bedürfnis nach Zuneigung geprägt ist, ein Schmetterling, der das Feuer umtanzt. Die Geschichte an sich hat nicht das Zeug zum großen Drama, aber die beiden fantastischen Schauspielerinnen machen das mehr als wett.

Note: 2 -

 

Ghost Rider

Wie wichtig eine gute Schulbildung sein kann, beweist dieser Film: Hätte Johnny (Nicolas Cage spielt den älteren Johnny) die Geschichte von Dr. Faust gekannt, hätte er gewusst, dass ein Pakt mit dem Teufel (Peter Fonda) niemals gut ausgehen kann. So nimmt das Unglück seinen Lauf: Johnny verkauft seine Seele, um das Leben seines Vaters zu retten, und muss dafür den undankbaren Job des satanischen Kopfgeldjägers übernehmen und gegen flüchtige Dämonen kämpfen. Außerdem soll er auf die Liebe seines Lebens (Eva Mendes) verzichten.

In der Welt der Comichelden gehört der Ghost Rider zu den düsteren Gestalten, die zwar auf der Seite des Guten stehen, aber nicht unbedingt so aussehen: Allnächtlich verwandelt Johnny sich in ein brennendes Skelett. Die Story, die sich aus allerlei Mythen zusammensetzt, ist nicht sonderlich originell, und auch die Umsetzung ist nicht gerade perfekt. Gerade der brennende Totenkopf wirkt wie aus einem Computerspiel herauskopiert, und auch der Rest kommt nicht über den Animationsdurchschnitt hinaus. Zudem ist die Geschichte der Bösewichte und ihrer Ziele reichlich dünn und verworren; worum es eigentlich geht, wird nie so richtig klar – interessiert aber auch nicht besonders. Man lässt sich einlullen von der Teufelsmär und wird dabei das Gefühl nicht los, alles irgendwo schon mal besser gesehen zu haben.

Note: 4

 

 

Was bringt uns aber nun der März, außer den langersehnten Frühling? Zwei Filme, die ich bereits besprochen habe, sind unbedingt empfehlenswert: Mitten ins Herz – ein Song für Dich

und Brücke nach Terabithia. Der Film, den ich mir unbedingt ansehen muss, von dem ich aber nicht weiß, ob er nicht wieder in einem jener „gruseligen“ Kinos laufen wird, ist Der letzte König von Schottland. Allein Forest Whitaker wird schon den Kauf der Kinokarte wert sein, zudem scheint es im Kino gerade einen Afrika-Trend zu geben …

Die Kritiken sind zwar widersprüchlich, aber ich möchte mir trotzdem Bobby ansehen, allerdings nicht weil er mir einmal die Hand geschüttelt hätte (was, glaube ich, der Grund war, warum Estevez den Film gemacht hat), sondern um mehr über die Zeit zu erfahren, in der aus den USA beinahe ein tolles Land geworden wäre. Und um nach diesen beiden Feel-good-Movies die Reste meiner Winterdepression so richtig auszukosten, sollte ich mir noch Fast Food Nation reinziehen und zum Vegetarismus konvertieren.

Unentschlossen bin ich noch bei Smokin’ Aces. Tarantinos Meisterwerke der Neunziger und Bube, Dame, König, Gras haben mir damals zwar gefallen, aber alles, was danach kam, war nichts als müder Abklatsch. Brauchen wir noch so ein obercooles Ballerfilmchen? Mal sehen, vielleicht bin ich ja an einem Abend in der richtigen Stimmung.

Mr. Bean macht Ferien ist auch so ein Film, bei dem ich mich nicht entscheiden kann, ob ich ihn sehen will. Die Serie war toll, der erste Film einfach nur doof. Die Ausschnitte, die wir in München zu sehen bekommen haben, waren nicht schlecht, vor allem weil Bean nicht gesprochen hat. Vielleicht gibt es noch Hoffnung, und ich möchte endlich mal wieder richtig herzhaft lachen.

Wenn mir nicht schon von den ersten Ausschnitten schwindelig geworden wäre, würde ich mir auch noch Am Limit ansehen, aber ich fürchte, dafür fehlt mir einfach der Mut …

 

 

 

DVD

 

Mit Meister Mim zusammen habe ich mir noch einmal Thank You for Smoking angesehen, der mir auch beim zweiten Mal gut gefallen hat. Schade, dass Christopher Buckley schon lange kein neues Buch mehr geschrieben hat. Dann haben wir zu dritt den Versuch unternommen, die Langfassung von Königreich der Himmel zu schauen, sind aber aus Zeitmangel bisher nicht über die erste DVD hinausgekommen, obwohl der Film durch die neuen und längeren Szenen wirklich gewonnen hat.

 

The Weather Man

Kann man den Wetteransager verantwortlich machen, wenn es regnet? In Chicago scheinen die Leute das zu denken, denn oft genug wird Dave Spritz (Nicolas Cage) mit Milchshakes und anderem Fast Food beworfen. Dabei hat der Arme wahrlich genug andere Probleme: Seine Ehe ist kürzlich gescheitert, seine Kinder bereiten ihm nichts als Sorgen, und sein Vater, ein überragender Literat, in dessen Schatten er sein Leben lang stand, wird in kurzer Zeit sterben. Dave hasst sein Leben und will es wieder auf die Reihe bekommen, steht sich dabei aber stets selbst im Weg. Das Resultat ist ein anrührendes Drama mit herrlich komischen und absurden Momenten. Absolutes Highlight ist Michael Caine als Über-Vater, der mit einem einzigen Blick mehr sagt als andere Schauspieler in einer ganzen Szene. Wer American Beauty oder Der Eissturm mochte, wird hier gut bedient (und sogar Meister Mim, der beide Filme hasste, mochte The Weather Man). Der Film wird auf jeden Fall in meine Top Ten einziehen!

 

Slithers

Seit Jahren muss ich mir von Mark G. und Meister Mim anhören, dass ich immer noch nicht Im Land der Raketenwürmer gesehen habe, deshalb führte kein Weg daran vorbei, diesen anderen Würmern „voll auf den Schleim“ zu gehen. Nun, es war lustig, aber auf eine … sagen wir mal, etwas schlüpfrige Art (was jetzt nicht doppeldeutig gemeint war). Die Story von einem außerirdischen Parasiten, der Menschen befällt und sie zu Zombies macht, kommt einem schließlich nicht von ungefähr bekannt vor, und die Handlung setzt sich aus vielen Storyelementen zusammen, die man schon woanders gesehen hat. Immerhin ist es recht lustig, dazu flott erzählt, so dass man trotz der Kürze auf seine Kosten kommt. Außerdem gab es ein nettes Wiedersehen mit Nathan Fillion aus der Firefly-Serie und Serenity.

 

 

Fernsehen

 

Ach, wie immer ein Trauerspiel. Inzwischen bin ich schon von den Nachrichten so genervt, dass ich sie mir nur noch hin und wieder anschaue (ja, ja, ich schäme mich, aber das Gerangel um die Gesundheitsreform war nun wirklich nervtötend). An guten Fernsehfilmen war in diesem Jahr auch noch nichts zu entdecken. Ich habe sogar den Versuch unternommen, mir Die Flucht anzuschauen, bin aber eingeschlafen, bevor es überhaupt mit dem Fliehen losging, aber es war eh’ wieder derselbe Event-Movie-Eintopf.

Beim ZDF ist mir aufgefallen, dass es alle paar Wochen ein Fahrerfluchtdrama gibt. Fast jedes Mal, wenn ich mir anschaue, worum es in ihrem Fernsehspiel der Woche geht, entdecke ich, dass irgendjemand ein Kind (am beliebtesten) oder ein Elternteil überfährt und sich dann meistens noch in einen der Hinterbliebenen verliebt. Wahrscheinlich werden im ZDF mehr Leute überfahren, als die Verkehrsstatistik zulässt, und dabei soll man mit dem Zweiten doch besser sehen …

Gut, dass es Premiere gibt. Nicht nur wegen der Filme, die man im Kino verpasst hat oder die man ein zweites Mal sehen will, sondern vor allem wegen der Serien. Gerade lief die zweite Staffel von Medium, die nicht ganz so gut war wie die erste, aber immer noch origineller als alles, was so auf RTL-Pro7-Sat1 kreucht und fleucht. Und sogar Criminal Minds läuft dort – anders als auf Sat 1 wenigstens in der richtigen Reihenfolge und zu zuverlässigen Zeiten …

 

Das Comeback

Im Kino wollte ich ihn nicht sehen, da ich a) keine Boxerfilme mag und b) kein großer Fan von Russell Crowe bin. Dass ich ihn mit dennoch ( ebenfalls auf Premiere) angesehen habe, lag an Rocky Balboa, den ich ganz gelungen fand, und – vor allem – am schlechten Konkurrenzprogramm (eine Erklärung für viele, viele Quotenhighlights!).

Der Film ist lang, zu lang, aber er ist gut. Crow war zwar schon überzeugender, spielt aber recht einfühlsam den (real existierenden) Boxer mit der ewigen Pechsträhne, der im New York der Wirtschaftskrise Anfang der 30er nur mit Mühe seine Familie durchbringen kann. Auch die anderen Darsteller – Renée Zellweger und Paul Giamatti – sind gut, waren aber schon mal besser. Wirklich mitreißend sind dagegen die Boxszenen, bei denen man regelrecht mitfiebert, und das Ende ist Hollywood pur. Insgesamt kein Meisterwerk, aber gute Unterhaltung.

Note: 3+

 

 

Bücher

 

Man begeht schnell den Fehler, zu glauben, dass man einen Künstler kennt, wenn man mit seinem Werk vertraut ist. Wer die Filme von Takeshi Kitano kennt, z.B. Hana-bi, wird nicht sofort auf die Idee kommen, dass er sich in erster Linie als Komiker versteht. Als Beat Takeshi hat er vor Jahrzehnten Karriere im japanischen Fernsehen gemacht und auch einige Bücher geschrieben. Eines davon ist die autobiografische Dampfplauderei Die Welt hasst mich.

Takeshi schreibt in seinem, bereits 1998 erschienenen, Werk über Gott und die Welt, also über alles, was ihm gerade durch den Kopf geht und sein Interesse geweckt hat: Sterbehilfe, soziales Engagement, Gewaltverbrechen oder Korruption. Er zeichnet dabei ein interessantes Bild der japanischen Gesellschaft und Kultur, die für uns Mitteleuropäer immer noch fremd und exotisch anmutet.

Stellenweise lesen sich seine eigenwilligen Betrachtungen wirklich amüsant, auch wenn man bei einigen Punkten (etwas beim Thema Selbstjustiz oder dem Umgang mit geisteskranken Schwerverbrechern) nur ungläubig den Kopf schütteln kann. Doch der Mann will schließlich provozieren, und das gelingt ihm auch. Kitano schreibt über die Welt und wie er sie sieht, manchmal grollend und polternd, dann wieder bissig-böse oder naiv, hin und wieder sogar scharfsinnig, aber immer mit Blick auf die Provokation und mit Sinn für die Komik in der Absurdität des Alltags. Manche Gedankengänge werden dabei satirisch auf die Spitze getrieben („Eine Theorie über den Ruin des Landes durch freiwillige Helfer“), andere („Japan, ein Paradies für Amokläufer“) gefährlich vereinfacht, und gerade gegen Ende des Buches versteigt er sich in die aberwitzigsten Thesen.

Wer mehr über Japan und Beat Takeshi Kitano erfahren und eine Antwort auf Fragen wie „Ist es moralisch, einem Erhängten noch an den Füßen zu ziehen?“ bekommen möchte, dem sei das im Angkor Verlag erschienene Buch empfohlen.

 

Soviel von mir an dieser Stelle. Die nächste Ausgabe von Pi-Jays Corner erscheint im April mit neuen Kritiken und Tipps für die mediale Freizeitgestaltung …

 

 

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