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3+ |
Gran Torino
Walt hat gerade seine
Frau beerdigt, seine Söhne wollen ihn am liebsten in eine
Seniorenresidenz umsiedeln, und der Pfarrer nervt ihn mit seiner
Fürsorglichkeit. Dabei kommt der rüstige, aber etwas einsame
Rentner gut allein zurecht, einzig die vielen Vietnamesen, die
die Häuser in der Nachbarschaft übernommen haben, sind dem
Koreakriegsveteran ein Dorn im Auge. Doch eines Tages beschützt
er den jungen Tao von nebenan vor einer Schlägerbande, und damit
fängt der Ärger erst richtig an ...
Eastwood erzählt die
Geschichte eines in die Jahre gekommenen „harten Kerls“, der
erkennen muss, dass die Welt um ihn herum sich stark verändert
hat, dass die Werte seiner Jugend ebenso an Bedeutung verloren
haben wie sein Vorurteile. Walt lebt nach seinem eigenen Kodex,
und er ist zu alt und zu störrisch, um sich noch anzupassen.
Dass er andere mit seinen rassistischen Bemerkungen und seiner
rüden Art verletzt, nimmt er achselzuckend zur Kenntnis, obwohl
er durchaus weiß, dass er in seinem Leben, besonders in der
Beziehung zu seinen Söhnen, viele Fehler begangen hat. Aber Walt
steht zu dem, was er ist (was auch der Priester oft genug zu
spüren bekommt), was der Krieg und das Leben aus ihm gemacht
haben. Er mag sich politisch nicht unbedingt korrekt verhalten,
aber er weiß immer noch, richtig und falsch zu unterscheiden,
und er ist auch bereit, für die Werte, an die er glaubt,
einzutreten. Notfalls im Alleingang.
Dieser Walt ist ein
Mensch, den man nicht mag, den man aber im Laufe des Films zu
schätzen lernt. Eastwoods knurrige Art ist sehr vergnüglich zu
beobachten, und wie der unbeholfene Held sich allmählich seiner
exotischen Nachbarschaft öffnet, dabei aber ganz er selbst
bleibt, ist sehr schön erzählt. Das Tempo ist wie immer sehr
gemächlich, wodurch sich auch die eine oder andere Länge
einstellt. Die Geschichte ist ganz auf ihr Ende hin konzipiert,
wodurch manch anderer Aspekt leider viel zu kurz kommt. Der
Showdown fällt zum Glück etwas anders aus, als man es zunächst
vermutet, kann aber in seiner Eingeschränktheit nicht wirklich
befriedigen. Die Erzählweise ist – wie in den meisten von
Eastwoods Filmen – erstaunlich unemotional.
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2 |
Star Trek
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3 |
Water
Chuyia ist erst acht,
als ihr Mann stirbt und sie, sowohl von der Familie ihres Mannes
als auch ihrer eigenen, in ein Haus für Witwen abgeschoben wird.
Immerhin wird man so einen unnützen Esser los, denn heiraten
darf eine Witwe nicht mehr. Das Indien des Jahres 1938 ist nicht
nur fest im Griff der Briten, sondern auch der Traditionen. Doch
beides gerät ins Wanken, als immer öfter von einem Mann namens
Ghandi erzählt wird.
Das Leben als Witwe ist
sehr hart, voller Armut, Elend und Erniedrigung. Das bekommt
auch die bildschöne Kalyani zu spüren, die sich prostituieren
muss, um das Überleben der Schicksalsgemeinschaft zu
finanzieren. Eines Tages lernt sie jedoch den jungen, gebildeten
und aufgeklärten Narayan kennen, und sie verlieben sich. Er will
sie sogar heiraten, allen Konventionen zum Trotz – aber kann
ihre Liebe auch bestehen?
Wasser spielt eine große
Rolle in der heiligen Stadt. Es ist nicht nur Grundlage des
Lebens, sondern auch wichtig für die spirituelle Reinigung, der
Fluss nimmt die Asche der Toten auf, schließt aber auch die
Lebensmüden in seine Arme. Das Leben ist hart und brutal, die
Hoffnung richtet sich oft auf ein zukünftiges Leben, und der
größte Wunsch der Witwen ist es, als Mann wiedergeboren zu
werden.
Der Film schwankt ein
wenig unentschlossen zwischen Sozialdrama und Liebestragödie,
zwischen Chuyias und Kalyanis Geschichten und wird so weder dem
einen noch dem anderen hundertprozentig gerecht. Das ist schade,
denn die Figuren sind sympathisch, ihre Schicksale berührend.
Der Film ist nie langweilig, aber auch nicht so fesselnd wie man
es erwarten könnte. Für Exotik sorgen neben den schönen
Aufnahmen vor allem die Songs und die Musik von A.R. Rahman.
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3+ |
Ich habe keine Angst
Süditalien 1978: Michele
ist zehn, vielleicht elf Jahre alt und führt ein beschauliches
Leben in einem kleinen, bitterarmen Dorf. Zusammen mit den
anderen Kindern durchstreift er die endlosen Kornfelder und
schlägt irgendwie die Zeit tot. Durch Zufall entdeckt er eines
Tages in einem Erdloch ein Kind: Filippo ist in Micheles Alter
und wurde entführt. Halb verrückt vor Angst, verdreckt, nahezu
blind durch die Dunkelheit und fast nackt an den Feld gekettet,
vegetiert das Kind vor sich hin. Nach und nach erschließt sich
Michele, wer der Junge ist, warum er eingesperrt ist – und dass
die Menschen, die er liebt und mit denen er Tag für Tag zusammen
ist, etwas damit zu tun haben ...
Es dauert schon ein
klein wenig zu lange, bis Michele begreift, was jedem Zuschauer
sofort klar ist, und die Gedanken, die er sich über dieses
Verbrechen oder die Doppelgesichtigkeit der Menschen in seinem
Umfeld macht oder auch nicht macht, bleiben außen vor. Erst ganz
zum Schluss wird ersichtlich, dass der Junge durchaus wertet und
bereit ist, einzuschreiten, auch wenn er sich damit selbst in
Gefahr bringt. So birgt der Film einige Längen, aber dank einer
wunderbaren Kamera und einer exzellenten Musik fallen diese kaum
ins Gewicht. Das ende ist – ohne hier etwas von der tragischen
Wucht zu verraten – großartig, allerdings nicht perfekt.
Interessanterweise fällt
in den gesamten 90 Minuten nicht einmal das Wort „Mafia“, obwohl
man es als Zuschauer oft denkt. So wird sehr beiläufig ein
Gesellschaftsbild gezeichnet, da von Elend und Ausweglosigkeit
geprägt ist, ohne dabei ins Klischee abzugleiten oder zu werten.
Es wäre durchaus wünschenswert gewesen, mehr auf diese
Lebensumstände und die Befindlichkeiten der Erwachsenen
einzugehen.
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4+ |
First Daughter - Ein
Date mit Hindernissen
Smantha (Katie Holmes)
ist als Tochter des US-Präsidenten (Michael Keaton) eine
öffentliche Person, die vom Secret Service beschützt wird und
entsprechend ein eingeengtes Leben führt. Sie will aber so
„normal“ wie möglich leben, was nicht so einfach ist, wenn einem
auf Schritt und Tritt nicht nur etliche Leibwächter, sondern
auch Journalisten folgen. An der Uni hat sie es entsprechend
schwer, Anschluss zu finden und zu erkennen, wer ein wirklicher
Freund ist und wer sie nur ausnutzt. Doch dann trifft sie eines
Tages einen netten Studenten und verliebt sich in ihn, aber
James ist nicht, was er vorgibt zu sein ...
Katie Holmes ist
entzückend und rettet dieses belanglose Filmchen vor dem Absturz
in die Bedeutungslosigkeit, auch wenn ihre schauspielerischen
Fähigkeit recht begrenzt sind. Aber man mag diese Samantha
einfach, und dass Holmes hier den Medienrummel durchaus als
Fluch begreift, ihn in der Realität in ihrer Ehe mit Tom Cruise
aber regelrecht sucht, kann man fast als Ironie begreifen.
Die Geschichte
plätschert ziemlich ereignislos dahin, was vor allem am
schwachen Drehbuch liegt. Mehrere Handlungsstränge werden
entwickelt, verschiedene Themen angeschnitten, aber nicht
gekonnt zu Ende erzählt. Die Regie hat immerhin der
Ausnahmeschauspieler Forest Whitaker übernommen, warum auch
immer. Eine eigene Handschrift ist nicht unbedingt erkennbar,
allenfalls ein Faible für flüssige Szenenübergänge und die Farbe
Lila.
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4+ |
Invasion
Als ein Space Shuttle
abstürzt, entdecken Wissenschaftler auf den Wrackteilen einen
außerirdischen Organismus, der nach und nach die Menschen
infiziert und sie in emotionslose, fremdgesteuerte Wesen
verwandelt. Psychologin Carol (Nicole Kidman) schöpft als erste
Verdacht, und gemeinsam mit ihrem Kollegen (Daniel Craig) geht
sie der Sache auf den Grund – da gerät ihr Sohn in Gefahr …
Das x-te Remake ist
streng genommen völlig überflüssig und schafft es auch nicht,
der Geschichte eine zeitgemäße Variante hinzuzufügen. Aber so
schlecht, wie überall zu lesen war, ist der erste US-Film von
Oliver Hirschbiegel nun auch wieder nicht, im Gegenteil, die
erste Hälfte fällt recht ordentlich aus. Wie sich die
Gesellschaft verändert, wie immer mehr Menschen zu emotionslosen
Robotern mutieren und sich langsam das Netz um die Heldin
zuzieht, ist gekonnt in Szene gesetzt. Problematisch wird es
erst, wenn Carol auf der Flucht ist, denn plötzlich steht die
Geschichte nahezu still, um immer wieder unvermittelt in
formelhafte Action zu verfallen, die sich eher auf Fernsehniveau
bewegt. Das Ende wirkt zwar zusammengestückelt und aufgesetzt,
dennoch kommt keine große Enttäuschung auf – vielleicht weil
angesichts der schlechten Kritiken die Erwartungshaltung gering
war.
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3+ |
Volver - Zurückkehren
Raimunda (Penélope Cruz)
hat es nicht leicht, sie schlägt sich mühsam mit schlecht
bezahlten Jobs durch, hat ein uneheliches Kind und einen faulen
Freund, der sie ausnutzt. Und als der sich an ihre Tochter
heranmacht und diese ihn in Notwehr umbringt, hat sie auch noch
seine Leiche am Hals …
Wie (fast) immer dreht
sich auch in diesem Film von Almodovar alles um starke Frauen,
die es schaffen, auch die schwierigsten Probleme zu meistern und
die schlimmsten Schicksalsschläge zu verkraften. Es gibt
durchweg spannende, warmherzig geschilderte Figuren, an deren
Leben man gerne Anteil nimmt, humorvolle Dialoge und auch einige
witzige Einfälle. Leider kann sich die Geschichte nicht
entscheiden, ob sie nun Krimi, Komödie oder Melodram sein will,
sie ist überdies auch nicht stringent erzählt, sondern in viele
Einzelbestandteile zersplittert, die sich nicht zu einem großen
Ganzen fügen. Aber auch wenn nicht alles wie aus einem Guss
wirkt, die sympathischen Darsteller machen solche Mängel wieder
wett.
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