Normalerweise sind
es ja die Frauen, die von dieser TV-Serie begeistert sind,
während Männer sie gerne verurteilen, ohne mehr als nur ein paar
Ausschnitte gesehen zu haben. Bei meiner Freundin C., mit der
ich am liebsten Komödien anschaue, weil sie so ein ansteckendes
Lachen hat, und mir ist es jedoch genau andersrum: Ich mag die
frechen Charaktere, die flotten Sprüche und frivolen Szenen – so
ist das also, wenn Frauen unter sich sind, sie lästern unentwegt
über Männer und den Sex, den sie mit ihnen haben (oder auch
haben möchten). „Erzähl mir doch was Neues“, war alles, was C.
dazu meinte. Ihr waren Carrie & Co. zu neurotisch, das Ganze
viel zu unrealistisch: Wie können die Vier sich all die
Markenklamotten und schicken Restaurants leisten, noch dazu in
New York?
Tja, ich fürchte,
diese Fragen werden auch nach dem Kinofilm ein Geheimnis bleiben
…
Eine TV-Serie aus
dem kleinen Kasten auf die große Leinwand zu befördern, ohne das
zu zerstören, was sie im Kern ausmacht, ist sehr schwierig, und
so war meine Erwartungshaltung gedämpft. Doch schon nach dreißig
Minuten wurde mir klar: Das hier steuert auf eine Katastrophe
zu. Wo ist hier bitteschön der Sex? Wo sind die scharfzüngigen
Dialoge zur schönsten Nebensache der Welt, wo all die Dildos und
sonstigen Spielzeuge, die ständig in der Serie zu sehen waren?
In den Interviews
zum Filmstart war immer zu lesen, wie intensiv sie an den
Charakteren gearbeitet haben. Ich will hier ja niemanden der
Lüge bezichtigen, aber zu merken war davon jedenfalls nichts.
Okay, die Damen sind sich treu geblieben und haben sich redlich
bemüht, aus diesem Nichts von einer Geschichte noch das Beste
rauszuholen, aber sehr schnell war klar, dass hier nur eines
zählt: die Verpackung.
Von einer
Mogelpackung zu sprechen, wäre allerdings auch nicht richtig,
obwohl die Hauptabsicht der Produzenten sicherlich die war,
möglichst viel Geld aus den Guccitäschchen dieser Welt auf ihr
Bankkonto zu befördern. Vielmehr hat sich Michael Patrick King,
Autor und Regisseur des Films, schlicht und ergreifend
künstlerisch übernommen.
Für eine Serie,
die Sex and the City heißt und einen gewissen Standard
gesetzt hat, gab es, von zwei, drei fürs US-Kino recht
freizügigen Beischlafmomenten abgesehen, erstaunlich wenig Sex.
Nicht einmal verbal. Irgendwann wird das Dilemma auf den Punkt
gebracht, wenn Charlotte die anderen bittet, in der Gegenwart
ihrer kleinen Tochter nicht das S-Wort zu benutzen. Dann schickt
das Balg doch raus …
Das Hauptproblem
ist jedoch ein anderes: Die Serie endete damit, dass alle Mädels
im Hafen einer festen Beziehung landeten. In den 93 Folgen davor
waren sie noch auf der Suche nach dem Mann fürs Leben oder
wenigstens fürs Bett, mit allen hochnotpeinlichen Date-Momenten,
Sexunfällen und Geschlechterkämpfen, die frau sich vorstellen
kann. Dazu die gepfefferten Dialoge und freizügigen Szenen – und
fertig war ein Hit. Der Film dagegen handelt von vier
Luxusweibchen mit mehr oder weniger ernsten Beziehungsproblemen.
Eher weniger ernsten. Und die Männer spielen dabei praktisch
keinerlei Rolle, allenfalls als Stichwortlieferant.
Hätte King sich
nun auf das Schlachtfeld Ehe konzentriert, wäre vielleicht noch
was daraus geworden, aber die Konflikte, die in der Geschichte
auftauchen, sind so flach, dass sie mühelos in die winzigste
Abendhandtasche passen würden. Der Plot hätte in der Serie
allenfalls für zwei (30minütige) Folgen gereicht, wurde aber auf
142 endlose Minuten ausgewalzt, die damit gefüllt werden, dass
die Damen ein Designeroutfit nach dem anderen präsentieren.
Gähn!
Vielleicht ist es
ja wirklich ein geschlechtsspezifisches Problem, vielleicht
lieben die Frauen diesen Film, weil er ein reales Märchen ist,
das in einer Traumstadt spielt, die zufällig so heißt wie eine
große US-Ostküstenmetropole (von der man freilich fast nichts zu
sehen bekommt). Zusammen mit den besten Freundinnen und ein,
zwei (Dutzend) Cosmopolitans kann man dem Ganzen dann vielleicht
doch noch das eine oder andere abgewinnen, und wenn es nur der
Look für den kommenden Sommer ist. Alle Männer seien jedoch
hiermit gewarnt: Der Film ist so spannend wie ein stundenlanger
Einkaufsbummel mit der besseren Hälfte.
5+ (das Plus gibt
es für die wenigen Lacher und die Chance, ein paar alte
Freundinnen wiederzusehen)