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MARK G.'s ALLERLEI
10. Juni 2006 Bevor im Juni diese Kolumne vorübergehend durch Mark G. in Old Europe ersetzt wird, hole ich noch ein paar Kurzkritiken meiner drei letzten Kinobesuche nach.
4. Mai 2006 Ich hatte mal wieder Lust auf eine Mitternachtspreview und so ging es heute ins hiesige Cinemaxx, um Mission: Impossible III zu sehen. Der größte Saal war mit knapp 70 Besuchern gefüllt (80-90 % davon Männer), was gar nicht so schlecht ist wenn man bedenkt, dass die Vorstellung quasi erst in letzter Sekunde angesetzt wurde (im Wochenprogramm gab es keinerlei Hinweise oder Inserate). Die Trailer habe ich verpasst, der Hauptfilm schien sehr gut anzukommen, es gab einen relativ langen Schlussapplaus...
28. April 2006 Ich muss ja eigentlich noch meine Impressionen von den Oscar-Filmen wiedergeben, die ich in den Wochen nach der Verleihung gesehen habe. Da inzwischen viel Zeit vergangen ist, gibt's nur Kurzkritiken...
Auf Einladung der Bauhaus Universität verbrachte ich die letzte Nacht in Weimar, wo ich den Vortrag Totgesagte leben länger - Kino im Jahr 2006, den ersten Vortrag der Reihe Guru Talk - Die Filmindustrie im 21. Jahrhundert an der Professur für Marketing und Medien, hielt. Die vierstündige Zugfahrt nach Weimar war weniger erfreulich, da ich kurz vorm Zielort beobachten musste, wie ein junger Mitreisender auf seinem Laptop Mord und Margaritas in deutscher Fassung sah, der erst letzte Woche in den Kinos angelaufen ist. Obwohl ich mich maßlos ärgerte, verzichtete ich aus Zeitgründen auf eine Anzeige, selbst für ein "ernstes Wort" mit dem Verbrecher gab es keine Gelegenheit, da zwischen meiner Ankunft und dem ersten Termin nur zehn Minuten lagen (hoffentlich verfolgt mich meine Milde nicht noch wochenlang im Schlaf...). Nach der sehr netten Begrüßung durch Dozent Victor H. und Professor Thorsten HT. ging es in den Veranstaltungsraum, wo statt der erwarteten 25-30 Studenten etwa 60 Studenten saßen. Nach meinen Worten, die ich gefühlsmäßig viel zu schnell vorgetragen habe, folgte eine lebhafte Diskussion, die mir viel Spaß gemacht hat und die ich gerne noch länger fortgeführt hätte. Während des gemeinsamen Abendessens mit den Veranstaltern gab es ausreichend Gelegenheit, über die jeweilige Liebe zum Film bzw. filmische Vorlieben zu sprechen. Ach, wie ich die jungen Leute beneide, die noch so viele gute Filme (Klassiker) nicht gesehen haben... Zurück im Hotel folgte der übliche Reise-Schock: Es kam zwar eine Online-Verbindung zustande, aber ohne den Hauch eines Datentransfers, deswegen waren keine Updates möglich (Gott sei Dank zeigte sich das Hotel kulant und verzichtete darauf, die erfolglosen Verbindungen in Rechnung zu stellen). Den nächsten Morgen nutzte ich für einen Stadtrundgang im hübschen Goethe-Städtle, durch das überraschend viele Touristen spazierten, bevor es mittags zurück nach Augsburg ging...
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Flug 93 Note 1 Nachdem ich bei dem Film nichts auszusetzen habe, bleibt mir eigentlich nichts anderes übrig, als ihm die Bestnote zu geben. Regisseur Paul Greengrass schafft es, Spannung, Emotionen und Informationen in einer atemberaubenden Mischung zu präsentieren, die sehr "unterhaltsam" und gleichzeitig sehr bedrückend ist. Unbedingt ansehen!
C.R.A.Z.Y. - Verrücktes Leben Note 3 Dieser kanadische Blockbuster bleibt viel zu brav, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Da gibt es wesentliche effektivere coming-of-age und Familien-Geschichten. Aber sympathisch ist der Film allemal...
The Da Vinci Code - Sakrileg Note 4 Eine Schnitzeljagd, die völlig auf Spannung verzichtet und vom einfallslosen Drehbuch behindert wird. Bei sorgfältigerer Vorbereitung hätte er den Riesenerfolg auch qualitativ verdient. Während Tom Hanks gequält gelangweilt wirkt, haucht einzig Ian McKellen mal wieder Leben in die Bude...
Tsotsi Note 3 Ein sehr unspektakulärer Oscar-Gewinner, der hauptsächlich von den guten Darstellern und der ungewohnten Kulisse lebt, aber eine viel zu kleine Geschichte erzählt. Nichtsdestotrotz versöhnt das emotionale Finale.
Mission: Impossible III Note 2- Eigentlich kann ich kaum ein besseres Lob für einen Actionfilm aussprechen, wenn ich erwähne, dass ich währenddessen völlig vergessen hatte, meinen Snack zu goutieren... Denn J.J. Abrams (Lost, Alias) hat es mit seinem Kinoregiedebüt tatsächlich geschafft, einen überaus rasanten, spannungs-, action- und stunt-geladenen Reißer zu inszenieren, gegen den James Bond oder Jason Bourne fast wie gemütliche Urlauber am Strand wirken. Sicher, es ist nicht alles perfekt, vor allem fehlt Abrams noch der Blick für große Kinobilder, zudem ist die Rolle von Philip Seymour Hoffman als Oberschurke zu kurz geraten (da hätte es mindestens noch eine Hammer-Szene gebraucht, um ihn in die Kategorie der besten Schurken aller Zeiten á la Hannibal Lecter zu wählen), aber nichtsdestotrotz kann man sich ohne weiteres ins Getümmel stürzen und die Achterbahnfahrt genießen. Selbst mit Tom Cruise, mit dem ich seit seinem grandiosen Over-Acting in Vanilla Sky so meine Probleme habe, stört kaum - im Gegenteil, es scheint so, als ob ihm die Rolle des Ethan Hunt auf den Leib geschrieben wurde. In einer Szene zeigt sich übrigens deutlich der Unterschied zwischen De Palmas und Abrams' Ansatz (John Woos missglückten Teil II lasse ich mal unter den Tisch fallen...). Während die beste Szene im ersten Film der inzwischen berühmte Einbruch am Hängeseil war, waren sich die Autoren von Teil III wohl einig, dass diese Szene nicht zu toppen wäre, deswegen findet ein ähnlicher Einbruch hier nur im Off statt, schließlich wartet ja schon die nächste Actionsequenz...
Brokeback Mountain Note 2- Sicherlich ein schöner, tragischer Liebesfilm mit durchwegs guten Darstellern und einer schönen Kamera (warum nicht Cinemascope?), aber er war mir einfach nicht emotional genug (Ang Lee so gefühlskalt wie in Eissturm), da haben einige kleinere Längen sicherlich mit dazu beigetragen.
Capote Note 4 Truman Capote hat Jahre gebraucht, um seinen berühmtesten Roman Kaltblütig zu schreiben, und es scheint so, als ob der Regisseur dies in Echtzeit wiedergeben wollte. Der Film ist dermaßen laaaaaangatmig, dass man sich nicht mal mehr an Philip Seymour Hoffmans Schauspielkunst erfreuen kann...
Good Night, and Good Luck Note 2- Von den fünf für den Besten Film nominierten Filmen hat mich dieser Film am wenigsten enttäuscht. Hauptproblem des Clooney-Films ist aber seine Kürze. Da ich mich in amerikanischer Innenpolitik und Geschichte recht gut auskenne, hatte ich keine Schwierigkeiten, den Begebenheiten zu folgen, die außerhalb der Leinwand stattfanden, aber ein bisschen mehr, halt - wesentlich mehr - Hintergrundinformationen hätten dem Film sicherlich gut getan und bestimmt für ein besseres Box Office Ergebnis gesorgt.
Weimar-Impressionen:
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